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- PANTERA - POWER TRIP -

- KING PARROT -

 
2025-02-09 DE – Düsseldorf - Mitsubishi Electric Halle
| Einlass: 18 Uhr | Beginn: 20 Uhr | Tickets: 99,90 Euro + Gebühren |

PANTERA. Was für eine Band. Was für eine Geschichte. 1981 in Arlington, Texas von den Abbott-Brüdern gegründet, stiegen PANTERA Anfang der Neunziger zu einer absoluten Kultband auf und zu einer der Erfolgreichsten noch dazu. 2003 dann die Auflösung, nachdem Fronter Phil Anselmo in Alkohol und Drogen versank und sich mit allen anderen (unüberwindbar) überwarf, während die Band selbst musikalisch stagnierte. 2004 dann der Mord an Dimebag Darrell auf offener Bühne und 2018 der viel zu frühe Tod von Vinnie Paul mit nur 54 Jahren. Phil Anselmo selbst machte nur noch mit seinen Drogen- und Alkohol-Eskapaden und einer Reihe faschistischer und rassistischer Vorfälle auf sich aufmerksam.

Als es 2020 dann erste Gerüchte und zwei Jahre später die offizielle Ankündigung für eine PANTERA-Reunion gab, spaltete das die Fans und Kritiker und erhitzte enorm die Gemüter. Zakk Wylde, der schon immer als Wunschgitarrist auf einer sehr kurzen Liste stand, sagte immer wieder ab, bis er sich dann doch (aus unbekannten Gründen) umentschied. Das finale Line-Up mit Charlie Benante an den Drums bekam letzten Endes grünes Licht von den Nachlassverwaltern der Abbotts, unter der Bedingung, dass es sich NICHT um eine Reunion handelt, sondern um Tribute-Shows. Vinnie Paul hatte übrigens eine Reunion zu Lebzeiten immer vehement abgelehnt und sich auch nie mit Phil Anselmo ausgesöhnt.

Es gab und gibt also viel Kritik am aktuellen Status der Band, deren Mitgliedern und deren Absichten. Das sich mit dem Namen PANTERA immer noch gut Geld verdienen lässt, dürfte jedem klar sein, egal, unter welchem Banner man hier segelt.
Auch im NH-Lager wurde darüber diskutiert, ob man PANTERA dieser Tage im Magazin eine Bühne geben sollte, was in der Hauptsache an Phil Anselmo und seinen faschistischen wie rassistischen Äußerungen und Aktionen liegt (die er, als das zu Konsequenzen führte, lapidar dem Alkohol und den Drogen in die Schuhe schob).
Es sei hier aber auch nochmal klar abgegrenzt, dass es immer nur die Person Phil Anselmo war, die politische Äußerungen kundgetan hat. Weder waren PANTERA an sich oder eine von Phils anderen Bands, noch einer der involvierten Musiker jemals an derartigen Äußerungen beteiligt, haben selbst solche getätigt oder unterstützt.
Die Diskussion, ob und wo man musikalisch die politische Grenze zieht, ist ja aktueller denn je. Man schaue über den großen Teich und dem Verhalten/Aussagen verschiedenster Musiker, seit Trump wieder an der Macht ist, oder direkt aus der Tür und um die Ecke, wenn es um heimische wie europäische Bands, Labels und Locations geht.

Auf meinem Fußmarsch vom Parkhaus zur Halle konnte ich die 5, 6 riesigen Tracks bestaunen, die hinter der Halle standen - das ließ auf eine große Bühnenproduktion schließen - und die 4, 5 Nightliner. Ob die Crew jetzt wirklich so groß war oder einzelne Personen mehr privaten Raum brauchten, wer weiß…

Und da stand ich nun, in der Düsseldorfer :: Mitsubishi Electric Halle ::, um die Helden meiner Jugend abzufeiern und mir das Spektakel aus der Nähe anzuschauen. Und ich stand da nicht alleine ;)
Neben den knapp 7500 Fans war auch das Who-is-Who der nordrheinwestfälischen Metal-Musik-Landschaft anwesend. Ich habe selten so viele bekannte Gesichter von Labels, Booking- und Promo-Agenturen, Magazinen und Medien aller Art in einer Halle zusammen gesehen ;)

Die MEH war nicht vollends ausverkauft – es gab tatsächlich noch ein paar Tickets an der Abendkasse. Jut, mit 100 Euro war das Konzert auch recht happig, von den VIP-, Meet & Greet-Geschichten gar nicht erst zu reden. Das Merchandise verursachte ebenfalls Schnappatmung: Shirts 45 Euro, Longsleeve 60 Euro und der Zipper 85 Euronen. Kann natürlich auch am Merch-Cut der MEH liegen. Große Hallen zocken den Bands ja gerne bis zu 25% ab. Die Shirts gingen trotzdem weg wie warme Semmeln.

Das größte Ärgernis an diesem Abend war - einmal mehr - die Mitsubishi Electric Halle selbst. Die Organisation dort ist einfach eine Vollkatastrophe! Das Parken auch. 10 Euro Parkplatzgebühr sind mittlerweile fällig, egal, ob vor der Tür oder im 1.5 km entfernten Parkhaus. Wer nicht ne Stunde vor Einlass da ist, kuckt in die Röhre und darf sich hinterher über teure Knöllchen freuen. Das Bier in der Halle gab es für 6.50 Euro plus 3 Euro Bechergebühr. Bei den Freßalien hab ich gar nicht erst geschaut.
Den Fotografen wurde die zweite Band, POWER TRIP, vorenthalten bis wir intervenierten. Wir wurden nicht wie angekündigt abgeholt (Fotografen sind ja sooo böse und dürfen sich mit Equipment nicht alleine in der Halle bewegen) und als wir selbständig losliefen und dann vor dem Fotograben standen, machte uns jene Dame, die uns eigentlich hätte abholen und begleiten sollen, auch noch an und nannte uns Fotografen nervig (übrigens perfekt vom Rock Hard-Fotografen gekontert ;)). Danach wurden wir von einer anderen Person „betreut“. Meine Fresse…
Oh, by the way, beide Vorbands durften wir uns live nicht ansehen! Das der eine oder andere Fotograf auch über das Konzert schreiben musste, interessierte dabvei keinen.

:: Fotos :: KING PARROT ::

Na dann… rein ins Vergnügen! :) Los ging es mit den völlig verrückten Australiern von :: KING PARROT ::. Beiden Vorbands hat man nur minimal Platz auf der Bühne gelassen. Hat die Jungs aber nicht weiter gestört. Halb nackt, anzüglich und von überbordender Energie tobten die Herren in typischer Grindcore-Manie über die Bühne. Sänger Youngy versorgte die ersten Reihen reichlich mit Wasser, zum Leidwesen der meisten Fotografen. Ich kenne KING PARROT ja, auch deren Shows (ich sag nur Battle Of The Bays mit Obituary, Exodus und Prong im Turock ;)), hab’s auch kommen sehen und blieb daher verschont ;)
Es war in der Tat lange still um die australischen „Königssittiche“, das letzte Album ist 2017 erschienen.
Aber, KING PARROT kamen nicht mit leeren Händen und präsentierten drei brandneue Tracks vom neuen und vierten Album A Young Person's Guide To, welches am 06. Mai über (das von Phil Anselmo gegründete) Housecore Records erscheinen wird.
Yep, das war ein sehr kurzweiliges Set, sorgte für diverse Lacher und hat höllisch Spass gemacht! So! (Hab mir natürlich trotzdem die Band angeschaut, wenn auch nicht das ganze Set)

Band: Matthew „Youngy“ Young (vox), Ari „Mt. White“ White (git), Andrew „Squiz“ Livingstone-Squires (git), Matthew „Slatts“ Slattery (bass), Todd „Toddy“ Hansen (drums)
Setlist: Get What Ya Given, Epileptic Butcher, Disgrace Yourself, Dead End, Bozo, Target Pig Elite, Bite Your Head Off, Ten Pounds Of Shit In A Five Pound Bag, Hell Comes Your Way, Shit On The Liver, Fuck You And The Horse You Rode In On

:: Fotos :: POWER TRIP ::

Vor :: POWER TRIP :: gab es das bereits erwähnte „nicht-fotografieren“ Chaos. Aber auch die Band hatte zu kämpfen. Erst funzte das Mikro von Sänger Seth nicht, dann war das Kabel irgendwie zu kurz, der Sound Scheiße... und, und, und… Bekamen Band und Technik zum Glück schnell in den Griff.
Auch POWER TRIP sehen sich aktuell vielschichtiger Kritik ausgesetzt. Zum einen, weil die Band mit altem Freund als neuem Sänger vier Jahre, nachdem sich Fronter Riley Scott Gale 2020 mit einer Fentanyl-Überdosis ins Jenseits geschossen hatte, wieder (Tribute) Live-Shows spielt (ohne Absprache mit Gale’s Familie) und, weil insbesondere Riley Gale Touranfragen von Phil Anselmo nach der Dimebash 2016-Sache abgelehnt hatte (als Support für Superjoint Ritual).
Aktuell spricht keiner mehr von Tribute-Shows… Ich habe aber auch noch nichts gelesen, wie es mit der Band weitergehen soll.
Musikalisch blieben POWER TRIP weitgehend beim 2017er Zweitwerk Nightmare Logic, der nachfolgenden Single, sowie zwei Stücken vom Debüt Manifest Decimation.
Auch hier gab es eine wilde, energiegeladene Show mit geilen Riffs und sehr viel Groove, so dass es kaum einen auf den Sitzen gehalten haben dürfte. Sänger Seth Gilmore macht seine Sache gut, da gibt es nix zu meckern. Ob er als Songschreiber und kreativer Geist in die Fußstapfen von Gale passt und ob POWER TRIP zukünftig in dieser Formation und unter diesem Namen so weitermachen (können), bleibt abzuwarten. Diese Show hier an diesem Abend war jedenfalls der Kracher!

Band: Seth Gilmore (vox), Blake Ibanez (git), Nick Stewart (git), Chris Whetzel (bass), Chris Ulsh (drums)
Setlist: Soul Sacrifice, Executioner's Tax (Swing Of The Axe), Firing Squad, Hornet's Nest, Nightmare Logic, Drown/Crucifixation, Waiting Around To Die, Manifest Decimation

:: Fotos :: PANTERA ::

Vor dem grande Finale mit :: PANTERA :: gab es überraschende Shenanigans mit Zakk Wylde im Fotograben, der mit lustiger Maske und einer He-Man-Figur(?) die ersten Reihen abklatschte.
Anschließend gab es auf den großen LED-Wänden Backstage-Einblicke von alten PANTERA Touren und Festivalauftritten, die von sehr viel Alkohol, Drogen und jeder Menge Blödsinn dominiert waren. Der Fokus lag selbstredend auf den Abbott-Brüdern. Und ich muss sagen, es war schon sehr schmerzlich in diese jungen Gesichter von Dimebag Darrell und Vinnie Paul zu blicken. Ich denke, viele fragen sich noch heute, was vielleicht hätte sein können, wenn nicht…
Auch sonst waren die Abbott-Brüder immer präsent, sei es auf den Drums, sei es auf den großen LED-Wänden.
Und dann fiel der Vorhang…

Für die PANTERA Show stellte sich natürlich die Frage, welche Songs live gespielt werden würden. Gut, die Setliste war kein Geheimnis und wurde auch nicht geändert, denn es gab reichlich Feuer und auch das Licht war entsprechend abgestimmt. Über die Setliste lässt sich natürlich ausgezeichnet streiten – Konsens wird es da wohl nicht geben, es sei denn, PANTERA spielen alle Songs, in einem Wochenevent. Jeden Tag ein Album oder so … ;)
Jedenfalls, das Stagesetting war schon ziemlich beeindruckend; Sound und Lichtshow waren einfach fantastisch. Drummer Charlie Benante war hinter seinem Kit kaum zu sehen, Phil Anselmo war lammfromm und agierte insgesamt sehr zurückhaltend auf der Bühne. Kann aber auch am Alter liegen ;) Seine Stimme hat sicherlich über die Jahre gelitten, aber nicht in dem Maße, dass es den Musikgenuß eingeschränkt hätte. Schnute ziehen und böse gucken, das kann er aber immer noch ;) Zakk Wylde ist halt… Zakk Wylde. Der zog sein Ding durch, so, wie man ihn von all seinen Bands her kennt. Und Rex Brown? Der verblasste irgendwie immer ein bisschen, sah ein wenig verloren aus auf der großen Bühne.
Die Show insgesamt war schon gigantisch! PANTERA präsentierten sich als absolute Macht, haben die Mitsubishi Electric Halle mal eben zerlegt und die Fans begeistert. Die Songs, der Groove… einfach der Hammer!

Phil Anselmo honorierte das junge Publikum als die neue Generation von Metalheads… Ich habe eigentlich gar nicht so viele junge Leute gesehen, dafür sehr viele alte Sä... altes Volk ;) Aber nu, ich gehöre ja selber zum alten Eisen ;) Ich habe PANTERA schließlich auch schon in den 90igern live gesehen. Ich überlege die ganze Zeit, wo? Hier in der damaligen Philipshalle? Grugahalle? Hah!…Jaaa! PANTERA hatten seinerzeit für Judas Priest (und Annihilator) auf der Painkiller-Tour eröffnet. Das war, meines Wissens nach, das erste Mal, dass PANTERA über den großen Teich gekommen sind. Und dann 92 nochmal, tatsächlich in der Philipshalle als Vorband von Megadeth. Und hinterher sicherlich noch einige Male mehr ;)
Und wie ist das jetzt mit den alten Vibes? Also... nein, die Show an diesem Abend war nicht so wie früher. Aber ich glaube, dass hat auch keiner erwartet. Wie bereits erwähnt: der Groove ist da, die Power auch, aber es ist eben… anders. Es war eine Tribute-Show, im wahrsten Sinne des Wortes, und eine sehr respektvolle dazu. Ich würde nicht sagen, dass PANTERA jetzt irre Spass auf der Bühne hatten, dafür sahen die Jungs viel zu müde aus (sind immerhin zwischen 56 und 62 und die Tour 2/3 durch). Aber sie spielten engagiert. Man hatte zu keiner Zeit das Gefühl, das hier 4 alte Säcke gelangweilt ein Set runterzockten, um die große Kohle zu scheffeln.

Alles im allen war es eine großartige Show! Die alte Magie von PANTERA schimmert immer noch durch und es macht einfach einen Heidenspass Songs wie Walk, Cowboys From Hell und Fucking Hostile noch einmal live erleben zu können und sich dabei den Schädel in die Nackenstarre zu bangen. Dafür würde ich auch 100 Euro für ein Ticket bezahlen.

Band: Philip Anselmo (vox), Rex Brown (bass), Zakk Wylde (git), Charlie Benante (drums)
Setlist: A New Level, Mouth For War, Strength Beyond Strength, Becoming, I'm Broken, Suicide Note Pt. II, 5 Minutes Alone, This Love, Floods, Walk, Domination/Hollow, Cowboys From Hell // Fucking Hostile

Vielen Dank an :: Dirk Becker Entertainment :: für die Presse-Akkreditierung :)

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography