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PARADISE LOST - WITHIN TEMPTATION - TAPPING THE VEIN

 
2003-03-08 AT Wien - Planet Music
 

PARADISE LOST zählen für mich zu den wenigen Bands, die sich zwar enorm von den Wurzeln entfernt haben, aber immer noch sehr gute Musik bringen, bei der man auch nicht das Gefühl hat, dass es fast ausschließlich ums Geld geht. Nachdem die Engländer vor 2 Jahren vor einem ziemlich leeren Pepsi Music Club spielen mussten, nachdem anscheinend promotionmäßig einiges daneben gegangen war, war mir klar, dass wir diesen Abend wohl in einem gesteckt vollen Planet Music verbringen werden würden – und ich sollte recht behalten. (Dunja)

Ganz so schlimm waren die Platzverhältnisse vor der Bühne allerdings glücklicherweise noch nicht, als :: TAPPING THE VEIN :: um 20.30 loslegten und sich bereits nach wenigen Minuten als äußerst positive Überraschung entpuppten – das mag angesichts des sonstigen Niveaus von PL-Vorgruppen nicht unbedingt als Großtat zu werten sein (mit Schaudern erinnere ich mich an die wirklich üblen Liberty 43 anno `99, und zu Within Temptation sollte man ohnehin keine Worte mehr verlieren...), soll aber die Leistung der Band keinesfalls schmälern. Instrumental war man dabei von den neueren Werken der Headliner gar nicht so weit entfernt, hob sich aber (no na ned...) durch die Sängerin doch deutlich von selbigen ab. Madame wusste jedenfalls mit einer äußerst ausgereiften und variablen Stimme zu gefallen, die sowohl erstaunlich derbe als auch ruhigere, gelegentlich sogar ein wenig an Beth Gibbons (Portishead) erinnernde Parts umfasste und dadurch auch erfreulich eigenständig wirkte. Weniger erfreulich war dagegen die deutlich spürbare Nervosität von Frontfrau und Hintermannschaft, die sich vor allem in dahingestammelten Ansagen und ziemlich hüftsteifen (wär wohl nicht sehr politisch korrekt, wenn ich jetzt "spastisch" schreiben würde, hrhr...) Tanzbewegungen manifestierte - dabei gab’s dafür eigentlich keinen erkennbaren Grund, denn ein Großteil des Publikums wusste die musikalischen Qualitäten offensichtlich zu würdigen und spendete mehr als nur Höflichkeitsapplaus. (EquimanthorN)

Mit gemischten Gefühlen schritt ich kurz vor dem Beginn des :: WITHIN TEMPTATION :: Sets in die Halle – hatte Dunja mich doch schon vor den Niederländern „gewarnt“. Hatte ich ihre Meinung vor dem Gig noch mit einem „vielleicht gefällt es mir ja doch“ abgetan, so musste ich kurze Zeit später feststellen, dass sie doch einmal recht haben sollte (wie war das mit dem blinden Huhn höhö...). Nun gut, über die Bühnen-Deko kann man denken wie man will – klar sieht so ne Papp-Steinimitation nicht gerade erbauend aus, aber Ed Wood Filme sind schließlich auch Kult. Und eine echte Marmortreppe mitbringen ist wohl auch nicht möglich. Was soll’s, über die Treppe hinweggesehen, das na-ja Backdrop ignoriert und dran gedacht „die Musik ist’s, die zählt“. Dann der erste Song. Die Instrumente setzten ein. Und dann – die Stimme. Anfangs dachte ich mir noch, dass das vielleicht noch anders wird respektive man sich daran gewöhnen kann, aber dem war nicht so. Egal wie sehr ich es auch versucht habe, ich konnte nicht verstehen, warum die Frau in dem weißen Kleid dort droben auf der Bühne ein Mikro in der Hand hatte. Eines muss man ihr jedenfalls zugute halten – es ist sicherlich eine Leistung, über eine so lange Zeitspanne andauernd in so hohen Tonlagen zu singen, ohne dabei Kopfschmerzen zu bekommen. Der Nachteil daran ist aber, dass der Zuhörer beim „Genuss“ von WITHIN TEMPTATIONs musikalischen Ergüssen Gefahr läuft, ebendiese zu bekommen. Frei nach dem Motto „da oben ist die Luft dünn“ haute die gute Sharon nämlich auch desöfteren beim Treffen der Töne daneben, was meine letzten Versuche das Dargebotene zu verstehen im Keim erstickte. Die Instrumentalfraktion war zwar nicht wirklich schlecht, aber aufregend war die Instrumentierung auch nicht wirklich. Goth-Metal mit Frauenstimme halt, wie ihn ca. 750 andere Bands auch machen, nur haben die meisten eine bessere Sängerin. Manchmal sind die qualitativen Unterschiede zwischen Support-Act und Headliner eben doch Quantensprünge...(Mephisto--->)

Nachdem wir Within Temptation lieber aus sicherer Entfernung „betrachtet“ hatten , war es eine ziemliche Qual, wieder in das überfüllte Planet zu kommen, geschweigedenn einen Platz zu finden, von dem aus man das Treiben auf der Bühne auch beobachten konnte – aber für eine Band wie :: PARADISE LOST :: nimmt man dann doch einige Drängeleien und Quetschwunden in Kauf. Zum Glück waren die Engländer pünktlich dran und starteten gleich mit Isolate vom neuen Album The Symbol Of Life. Ich war überrascht, wie vielfältig das Publikum doch war – von den üblichen Gesichtern, die man auf Metalkonzerten sieht bis hin zu ganz „normalen“ war hier alles versammelt und sang bereits beim Opener zum Großteil mit. Auch das restliche Programm sollte – wie zu erwarten war – hauptsächlich aus Songs von TSOL bestehen. So standen Two Worlds, Mystify, Symbol Of Life, Erased, Self Obsessed und Small Town Boy mit auf der Songliste. Die Engländer selbst wirkten souverän wie eh und je – allerdings hatte ich das Gefühl, dass die Routine auch schon ihre Schattenseiten zeigte – so vermisste ich z.B. Nick Holmes’ sonst so zynischen Ansagen, die besonders bei ihrem letzten Konzert das Ganze zu etwas ganz besonderem gemacht hatten. Außerdem wurden mir eindeutig zu wenige alte Sachen gespielt, was natürlich aufgrund der knapp bemessenen Spielzeit nicht anders machbar ist, aber im regulären Set waren mit Remembrance vom Icon-Album (eine exzellente Wahl übrigens!), Enchantement von Draconian Times und dem Klassiker As I Die lediglich drei ältere Stücke zu finden. Allerdings sollte dies einem guten Konzert nichts anhaben, denn obwohl ich den Wurzeln der Band doch mehr abgewinnen kann, so hat auch das neue Material den nötigen Reiz. Nachdem das reguläre Set nach etwa einer Stunde Spielzeit abgeschlossen war konnte das Publikum PARADISE LOST noch zu einer Zugabe in Form von One Second, The Last Time und Say Just Words bewegen, wobei besonders bei den beiden One Second – Songs frenetisch gejubelt und mitgesungen wurde. So ging ein doch sehr feiner Abend zu Ende – doch wer von den Engländern nicht genug bekommen kann, der sollte sich bereits jetzt den 23. und 24. August im Kalender vormerken – denn da werden PARADISE LOST am Metalfest Vienna aufgeigen. (Dunja)

 
stories © Dunja, EquimanthorN & Mephisto--->