PARADISE
LOST zählen für mich zu den wenigen Bands,
die sich zwar enorm von den Wurzeln entfernt haben, aber immer
noch sehr gute Musik bringen, bei der man auch nicht das Gefühl
hat, dass es fast ausschließlich ums Geld geht. Nachdem
die Engländer vor 2 Jahren vor einem ziemlich leeren Pepsi
Music Club spielen mussten, nachdem anscheinend promotionmäßig
einiges daneben gegangen war, war mir klar, dass wir diesen Abend
wohl in einem gesteckt vollen Planet Music verbringen werden würden
– und ich sollte recht behalten. (Dunja)
Ganz
so schlimm waren die Platzverhältnisse vor der Bühne
allerdings glücklicherweise noch nicht, als ::
TAPPING
THE VEIN :: um 20.30 loslegten und sich bereits
nach wenigen Minuten als äußerst positive Überraschung
entpuppten – das mag angesichts des sonstigen Niveaus von
PL-Vorgruppen nicht unbedingt als Großtat zu werten sein
(mit Schaudern erinnere ich mich an die wirklich üblen Liberty
43 anno `99, und zu Within Temptation sollte man ohnehin keine
Worte mehr verlieren...), soll aber die Leistung der Band keinesfalls
schmälern. Instrumental war man dabei von den neueren Werken
der Headliner gar nicht so weit entfernt, hob sich aber (no na
ned...) durch die Sängerin doch deutlich von selbigen ab.
Madame wusste jedenfalls mit einer äußerst ausgereiften
und variablen Stimme zu gefallen, die sowohl erstaunlich derbe
als auch ruhigere, gelegentlich sogar ein wenig an Beth Gibbons
(Portishead) erinnernde Parts umfasste und dadurch auch erfreulich
eigenständig wirkte. Weniger erfreulich war dagegen die deutlich
spürbare Nervosität von Frontfrau und Hintermannschaft,
die sich vor allem in dahingestammelten Ansagen und ziemlich hüftsteifen
(wär wohl nicht sehr politisch korrekt, wenn ich jetzt "spastisch"
schreiben würde, hrhr...) Tanzbewegungen manifestierte -
dabei gab’s dafür eigentlich keinen erkennbaren Grund,
denn ein Großteil des Publikums wusste die musikalischen
Qualitäten offensichtlich zu würdigen und spendete mehr
als nur Höflichkeitsapplaus. (EquimanthorN)
Mit
gemischten Gefühlen schritt ich kurz vor dem Beginn des ::
WITHIN TEMPTATION
:: Sets in die Halle – hatte Dunja mich doch
schon vor den Niederländern „gewarnt“. Hatte
ich ihre Meinung vor dem Gig noch mit einem „vielleicht
gefällt es mir ja doch“ abgetan, so musste ich kurze
Zeit später feststellen, dass sie doch einmal recht haben
sollte (wie war das mit dem blinden Huhn höhö...). Nun
gut, über die Bühnen-Deko kann man denken wie man will
– klar sieht so ne Papp-Steinimitation nicht gerade erbauend
aus, aber Ed Wood Filme sind schließlich auch Kult. Und
eine echte Marmortreppe mitbringen ist wohl auch nicht möglich.
Was soll’s, über die Treppe hinweggesehen, das na-ja
Backdrop ignoriert und dran gedacht „die Musik ist’s,
die zählt“. Dann der erste Song. Die Instrumente setzten
ein. Und dann – die Stimme. Anfangs dachte ich mir noch,
dass das vielleicht noch anders wird respektive man sich daran
gewöhnen kann, aber dem war nicht so. Egal wie sehr ich es
auch versucht habe, ich konnte nicht verstehen, warum die Frau
in dem weißen Kleid dort droben auf der Bühne ein Mikro
in der Hand hatte. Eines muss man ihr jedenfalls zugute halten
– es ist sicherlich eine Leistung, über eine so lange
Zeitspanne andauernd in so hohen Tonlagen zu singen, ohne dabei
Kopfschmerzen zu bekommen. Der Nachteil daran ist aber, dass der
Zuhörer beim „Genuss“ von WITHIN TEMPTATIONs
musikalischen Ergüssen Gefahr läuft, ebendiese zu bekommen.
Frei nach dem Motto „da oben ist die Luft dünn“
haute die gute Sharon nämlich auch desöfteren beim Treffen
der Töne daneben, was meine letzten Versuche das Dargebotene
zu verstehen im Keim erstickte. Die Instrumentalfraktion war zwar
nicht wirklich schlecht, aber aufregend war die Instrumentierung
auch nicht wirklich. Goth-Metal mit Frauenstimme halt, wie ihn
ca. 750 andere Bands auch machen, nur haben die meisten eine bessere
Sängerin. Manchmal sind die qualitativen Unterschiede zwischen
Support-Act und Headliner eben doch Quantensprünge...(Mephisto--->)
Nachdem
wir Within Temptation lieber aus sicherer Entfernung „betrachtet“
hatten , war es eine ziemliche Qual, wieder in das überfüllte
Planet zu kommen, geschweigedenn einen Platz zu finden, von dem
aus man das Treiben auf der Bühne auch beobachten konnte
– aber für eine Band wie ::
PARADISE
LOST :: nimmt man dann doch einige Drängeleien
und Quetschwunden in Kauf. Zum Glück waren die Engländer
pünktlich dran und starteten gleich mit Isolate
vom neuen Album The Symbol Of Life.
Ich war überrascht, wie vielfältig das Publikum doch
war – von den üblichen Gesichtern, die man auf Metalkonzerten
sieht bis hin zu ganz „normalen“ war hier alles versammelt
und sang bereits beim Opener zum Großteil mit. Auch das
restliche Programm sollte – wie zu erwarten war –
hauptsächlich aus Songs von TSOL bestehen.
So standen Two Worlds, Mystify, Symbol Of Life, Erased, Self
Obsessed und Small Town Boy mit auf der Songliste.
Die Engländer selbst wirkten souverän wie eh und je
– allerdings hatte ich das Gefühl, dass die Routine
auch schon ihre Schattenseiten zeigte – so vermisste ich
z.B. Nick Holmes’ sonst so zynischen Ansagen, die besonders
bei ihrem letzten Konzert das Ganze zu etwas ganz besonderem gemacht
hatten. Außerdem wurden mir eindeutig zu wenige alte Sachen
gespielt, was natürlich aufgrund der knapp bemessenen Spielzeit
nicht anders machbar ist, aber im regulären Set waren mit
Remembrance vom Icon-Album
(eine exzellente Wahl übrigens!), Enchantement von
Draconian Times und dem Klassiker As
I Die lediglich drei ältere Stücke zu finden. Allerdings
sollte dies einem guten Konzert nichts anhaben, denn obwohl ich
den Wurzeln der Band doch mehr abgewinnen kann, so hat auch das
neue Material den nötigen Reiz. Nachdem das reguläre
Set nach etwa einer Stunde Spielzeit abgeschlossen war konnte
das Publikum PARADISE LOST noch zu einer Zugabe
in Form von One Second, The Last Time und Say Just
Words bewegen, wobei besonders bei den beiden
One Second – Songs frenetisch gejubelt und
mitgesungen wurde. So ging ein doch sehr feiner Abend zu Ende
– doch wer von den Engländern nicht genug bekommen
kann, der sollte sich bereits jetzt den 23. und 24. August im
Kalender vormerken – denn da werden PARADISE LOST
am Metalfest Vienna aufgeigen. (Dunja) |