Das
Vorspiel: Auf dem neuen Album In Requiem
machten die Britischen Düsterrocker erfreulicherweise den
berühmten Schritt zurück. Natürlich nicht soweit,
um Fans der ersten Stunde beglücken zu können, aber
weit genug – nämlich ungefähr bis zur Draconian
Times – um aus diesem unsäglich soften
Pop-Rock Genre wieder herauszukommen. Eine musikalisch derart
runderneuerte Band weckt natürlich gewisse Live-Begehrlichkeiten
;) Also auf nach Kölle, wo man vor PARADISE LOST
erst noch die Labelkollegen EYES OF EDEN und
NEUROSONIC ertragen musste.
Der
Club: Die Live
Music Hall war an diesem Abend nur mäßig
besucht und die Presse an nur einer Hand abzählbar. Das Interesse
war also mäßig. Wahrscheinlich konzentrierte sich jeder
auf die Bochum Show ne Woche später…
Ansonsten war die Live Music Hall komplett mit NEUROSONIC
Postern tapeziert und der einkehrende Besucher mit dem CM-Neuzugang
quasi erschlagen. Kennen tat sie keiner und vom Aussehen her hielt
sie jeder für die Tokio Hotel der Metal Szene... Das kann
ja heiter werden…
Und dem noch nicht genug: da es eine Samstag-Show war, fing diese
schon 18:30 Uhr an und war um 22 Uhr beendet, um der nachfolgenden
Disco Platz zu machen… prima…
::
Fotos ::
Dem
entsprechend ging es auch zügig los und ::
NEUROSONIC
:: gaben sich bei düster rotem Licht die
Ehre und präsentierten ihr Debüt Drama Queen. Die Jungspunde
aus Vancouver gibt’s erst seit nem gutem Jahr, aber dafür
wissen sie schon mal ganz gut, wie man rockt! Auch an den Instrumenten
haben es die Jungs drauf, nur musikalisch konnte ich reichlich
wenig mit NEUROSONIC anfangen. Man nehme viel
Groove, rotzige Gitarren, HipHop Gesang oder wahlweise HardRock-Sing-along-Refrains
und nen Schuss mainstreamtauglicher Popappeal. Also doch…
Tokio Hotel für die Metal Girlies unter 20…
Ok, abgehakt…
von Waldemar Sorychtas Projekt ::
EYES
OF EDEN :: erhoffte ich mir dann mehr. Das
Ganze war seinerzeit zusammen mit Sandra Schleret (heute Elis
Sängerin) ausgearbeitet worden, die dann aber schwer erkrankte.
Die „Neue“ heißt Franziska Huth und das lang
geplante Debüt Faith fand dieser Tage endlich
den Weg in die CD Regale. Was sich auf der MySpace noch halbwegs
erträglich anhörte, mutierte live zu einer aurikularen
Quälerei. Madame Huth hatte absolut keine Kraft in der Stimme
und verkam mit ihrem Gesang zu einer 0815 Gothic Chanteuse, 1000
Mal erlebt und für schlecht befunden. Darüber hinaus
fehlt es ihr noch deutlich an Bühnenerfahrung. Was wohl als
lasziv erotische Bewegungen gedacht war hatte die Wirkung einer
Valium-Tablette. Von Kommunikation mit dem Publikum mal ganz zu
schweigen. Dachte man sich den unerträglichen Gesang jedoch
weg, dann gab es richtig gute Musik zu hören. Wuchtiger Sound,
geiles Riffing. Das hatte was! Ok, kein Wunder, Waldemar gilt
nicht umsonst als ein begnadeter Musiker und Produzent. Auch Drummer
Tom Diener (einfach nur genial der Mann) und Bassistin Alla Fedynitch
(Männer, hört auf zu sabbern) konnten auf ganzer Linie
überzeugen. Auch hier war die Show fix wieder vorbei und
die Publikumsreaktionen sehr verhalten.
Setlist: Winter Night, When Gods Fall, Star,
Pictures, Dancing Fire, Daylight, From Heaven Sent, Mother’s
Revenge
Nun denn,
dann eben :: PARADISE
LOST ::! Die sollten den Abend wohl rausreißen
können. Ich hatte sie lange nicht mehr live gesehen und das
neue Album versprach – wie bereits erwähnt –
auch in der Liveumsetzung einiges. Los ging es mit The Enemy,
der Single zum neuen Album, aber keineswegs der stärkste
Song auf In Requiem. Der Sound war mies und Nick
Holmes hatte offensichtlich Probleme mit dem Monitoring. Macht
nix, denn gleich danach kam Gothic von selbigen 91iger
Album und das Publikum war hin und weg ;) Die Frauenstimme kam
von Band, was aber völlig ok war. Danach ging es munter quer
Beet, auch wenn nicht alle Alben berücksichtigt wurden. Trotzdem
war zumindest für mich die eine oder andere Perle dabei :)
(Enchantment, As I Die, Pity The Sadness, One Second).
Während sich der Rest der Band zünftig den Arsch abrockte,
stand Holmes wie angenagelt hinter seinem Mikro und hatte einen
Bewegungsradius von einen Millimeter. Probleme mit der Stimme
hatte er auch, ständig hing er daneben oder brach die Stimme
ganz weg, auch wenn nicht immer auszumachen war, ob das nun am
Versagen der Technik oder des Sängers gelegen hat. Immerhin
wurden die alten Songs abgefeiert und Band zur Zugabe zurück
auf die Bühne getrommelt, geschrieen und gepfiffen. 1:0 für
PARADISE LOST ;) Kurz vor 10 war dann aber endgültig
Schluss und der werte Gast mit garstigem Hallenlicht und Absperrband
hinausgetrieben.
Setlist: The Enemy, Gothic, Ash And Debris,
No Celebration, So Much Is Lost, Pity The Sadness, Praise Lamented
Shade, Enchantment, Requiem, Grey, Unreachable, As I Die, One
Second // Never For The Damned, Erased, Over The Madness, Say
Just Words
Fazit:
Ein sehr durchwachsendes und irgendwie seltsames Konzert.
Und wieder einmal bei subtropischen Temperaturen. Eigentlich müsste
die Live Music Hall inzwischen genug Geld verdient haben, um sich
eine vernünftige Belüftungsanlage leisten zu können.
Umgekippt ist diesmal niemand, aber das haben wir ja auch schon
anders erlebt…