Heathen
Crusade 2006
Mit den Landsmännern
MOURNING BELOVETH und den finnischen Vikingmetallern
MOONSORROW, die mit ihren Alben bei uns Höchstnoten
abstauben, haben sich die Iren von PRIMORDIAL
ein grandioses Line-up für die Heathen Crusade Tour 2006
zusammengestellt. Als deutscher Support fungierten GARDENS
OF GEHENNA, die nach längerer Abstinenz endlich
mal wieder ein Lebenszeichen von sich geben. Klarer Favorit des
Abends waren ohne Zweifel MOONSORROW, aber ich
war auch sehr gespannt auf die Doomster von MOURNING BELOVETH,die
mit ihrem letzten Werk A Murderous Circus
auf ganzer Linie überzeugen konnten…
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Fotos ::
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GARDENS
OF GEHENNA ~ starteten viertel nach Acht vor
rund 80 Leuten und offenbarten gleich mal eine neues altes Gesicht:
Bastian Rosner, der zwischen 2002 und 2003 schon mal die Axt geschwungen
hat, ist nun zurückgekehrt, nachdem Andreas Opel die Band
im letzten Jahr verlassen hatte. Das erklärt dann auch das
nagende Schweigen rund um die Band und das Ausbleiben des neuen
Albums The Admirals Of The Narrow Seas.
Obwohl nur als Trio unterwegs, hatten GARDENS OF GEHENNA
dennoch reichlich Power auf der Bühne und boten die bekannte
Mischung aus Doom und Gothic Metal, wobei Sänger/Gitarist
Bastian mit seinen Growls den Schönen gab und Bassistin Birgit
mit ihrer rauen Stimme das Biest manifestierte. Die Lacher auf
ihrer Seite hatten sie, als Birgit den zweiten Song mit: „Die
Vergewaltigung mit dem Presslufthammer – Prelude To
Agony“ ankündigte, ein Track für ne Type
O Negative Tribute Scheibe (vom Slow, Deep And Hard Album). GARDENS
OF GEHENNA passten stilistisch gut zum Billing, die Resonanz
war ebenfalls gut, wenn auch nicht überschwänglich,
letzten Endes fehlte dann aber der vielgerühmte Funke, der
spezielle Kick, um die 30 Minuten zu einem Highlight zu machen.
Sicherlich wäre in kompletter Besetzung mit zweiter Gitarre
und dem Keyboard nicht nur von der Konserve mehr drin gewesen,
andererseits kann man sich die Leute ja auch nicht aus den Rippen
schneiden ;) Solide Show, nicht mehr und auch nicht weniger.
Setlist: Requiem, Prelude To Agony, Tod &
Teufel, Gethsemane, Rabennutte, Whore Devine
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MOURNING
BELOVETH ~ hatten es danach nicht wesentlich
einfacher, was aber in der Natur der Musik liegt. Richtig guter
Doom Metal ist zwar zum Hören zu Hause eine grandiose Sache,
aber auf der Bühne nicht immer einfach zu transportieren,
wenn man damit das Publikum anheizen und zum ausflippen bringen
will. MOURNING BELOVETH ließen sich aber
gar nicht erst beirren, rockten munter drauf los und brachten
umgehend richtig Schwung in den Laden. Und das trotz bleischwerer
melancholischer Riffs und Melodiebögen. Besonders schön
fand ich den Wechselgesang von Sänger Darren (Growls) und
Gitarist Frank (clean), kam super rüber :) Unerwartet rockige
Show und viel Bewegung auf der Bühne. Hatte was!
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MOONSORROW
~ überraschten zunächst mit deutscher
Begrüßung und sorgten so im Handumdrehen für eine
ausgelassene Stimmung. Was danach kam, war ein wahres Feuerwerk
an geilen Riffs, eingängigen Melodien und ungebändigter
Spielfreude. Was für eine Show! MOONSORROW
halten jedes Fünkchen Versprechen, das sie mit ihren Alben
suggerieren. Und trotz ständig umlaufender (Korn?)Pulle spielten
die Jungs arsch-tight, bangten und rockten das Tor III in Grund
und Boden. Darüber hinaus waren MOONSORROW
ungemein sympathisch, bedankten sich haufenweise, meistens auf
Deutsch, scherzten und flaxten rum, und das nicht nur auf der
Bühne, sondern auch schon vor und nach der Show. Einfach
nur grandios!!! Eine MOONSORROW muss man einfach
erlebt haben. Da will ich definitiv mehr von!!! Also Kehrtwende
Jungs, zu Hause rumhocken könnt ihr später… ;)
(Cal)
Sehr positiv fiel auch auf, dass die Finnen, obwohl sie nur die
vorletzte Band waren, knapp 70 Minuten Spielzeit zugestanden bekamen,
bei einigen der letzten Konzerte an dieser „Position“
war es ja leider arg früh vorbei. Bei der Stimmung die auf
der Bühne verbreitet wurde, wäre es aber auch wirklich
gemein gewesen, eher abzubrechen… (Seb)
Setlist: Sankarihauta, Kylän Päässä,
Ukkosenjumalan Poika, Kivenkantaja, Pimeä, Unohduksen Lapsi,
Sankaritarina, Pakanajuhla // Tulkaapa Äijät!
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PRIMORDIAL
~ sind sicherlich eine ambivalente Angelegenheit.
Die Musik der Iren ist das eine, die Liveperformance – insbesondere
von Mastermind Nemtheanga – eine andere Sache. Wer PRIMORDIAL
einmal gesehen hat, weiß, was ich meine. Entweder man liebt
oder man hasst es, dazwischen gibt es nicht besonders viel Spielraum.
Während die Band eher versunken in die eigene Musik vor sich
hin spielte und nur gelegentlich mit Bang- und Bewegungsausbrüchen
agierte, steckte Nemtheanga dermaßen voller Energie, dass
er wie ein Derwisch mit keltischem Warpaint und dramatischen Gesten
über die Bühne hetzte und die Fans aggressiv zum mitmachen
aufforderte. Dazwischen genehmigte er sich den einen oder anderen
Becher Coke/Jim Beam und boxte seinen Bassisten (scheint hip zu
sein, Bassisten als „Prügelknaben“ zu missbrauchen,
siehe Shining *g*). Das wirkte natürlich alles sehr plakativ,
auch wenn Nemtheanga zugegebenermaßen enormes Charisma besitzt
und Fans schnell in seinen Bann ziehen konnte. Der Mann hat unheimlich
intensive Augen... und suchte auch den Augenkontakt zu jedem,
den er vom Bühnenrand aus erreichen konnte (so dass man beinahe
schon ein schlechtes Gewissen hatte, wenn man seiner Aufforderung,
die Fäuste gen Himmel zu recken, nicht nachkam...). Musikalisch
gab’s natürlich rein gar nix auszusetzen. Schon mit
dem eröffnenden Doppelpack The Golden Spiral und
The Gathering Wilderness gab’s das Beste vom aktuellen
Album The Gathering Wilderness und die
Meute wusste dies natürlich zu schätzen ;) Neben The
Song Of The Tomb und The Coffin Chips ging’s
mit Autumn’s Ablaze bis ins Jahr 98 und zu A
Journey's End zurück, bei dem die Fans lautstark
mitsangen. Zu 2 Zugaben wurden PRIMORDIAL zurück
auf die Bühne geholt, dann war aber wirklich Schluss und
das Publikum sichtlich ausgepowert. Geniale, energiegeladene Show,
Allen und seine Performance muss man allerdings mögen, sonst
bleibt nur: Augen zu oder zu Hause die Platten hören.
Setlist: The Golden Spiral, The Gathering
Wilderness, Autumn’s Ablaze, The Soul Must Sleep, The Song
Of The Tomb, The Coffin Chips, Sons Of The Morrigan, Gods To The
Godless // The Burning Season, To Enter Pagan // Fallen
To Ruin
Fazit
Dajana: MOONSORROW waren definitiv das absolute Highlight
des Abends, schon für die Finnen alleine hat sich der Abend
gelohnt. Meine Empfehlung an alle, die diese Tour verpasst haben:
Petition schreiben für ne Headlinertour und sich dazwischen
die Alben reinziehen! Mich würde nur interessieren, ob der
Busfahrer sein Gefährt, an dem er während des ganzen
Konzerts herumschraubte, wieder ans Laufen gebracht hat und der
Treck zum letzten Gig der Tour in Leipzig auch ankommt…
Cheers!
Fazit
Seb: Ich fand ebenso MOONSORROW extrem
gelungen, nachdem die ersten beiden Bands musikalisch nicht ganz
meinen Geschmack bedienten, ging’s ab da dann deutlich besser
ab. Die Jungs aus Finnland haben es echt drauf dem Publikum noch
über ihre Musik hinaus stimmungsmäßig einzuheizen,
den Forderungen nach einer Headlinertour mag ich mich gleich anschließen
:)
Zuvor waren mir vor allem MOURNING BELOVETH schon
nach recht kurzer Zeit durch das immer gleiche Songschema und
ewig lange Leadgitarren-Dudelei ein bisschen zu eintönig.
Das soll den Auftritt nicht runtermachen, aber recht zu begeistern
bin ich von so etwas eben nicht, man kann eben nicht alles mögen
;)
Was PRIMORDIAL angeht, die ich noch nicht live
gesehen hatte und dementsprechend gespannt war, so stellten die
doch eher eine Enttäuschung für mich dar. Ich kam schlicht
mit dem arg übertriebenen Stageacting des Sängers nicht
klar. Für mich hat das einiges versaut und mir doch einen
guten Teil Spaß an der ansonsten ganz guten Vorstellung
genommen.