2019-09-13 DE – Balve - Balver Höhle
 

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Samstag

 

Strid - Alcest - Disillusion - Katla. - Farsot+ColdWorld - Sun Of The Sleepless - A Forest Of Stars

:: Fotos ::

 

Der Einlass gestaltete sich zunächst etwas zäh, aber, sobald die erste Menschentraube abgearbeitet war, ging’s. Zum Glück hatte es aufgehört zu regnen. Sofort begegnete man bekannten Gesichtern, ein Hallo hier und da, ein Blick in die Höhle und dann ging es auch schon los.

Der Britische Post Black Metal Gentlemen Club oder besser gesagt, das Ensemble – ist ja auch eine Frau dabei, :: A FOREST OF STARS ::, war für viele sicherlich direkt das erste Highlight zur Eröffnung des Festivals. Kaum dass die ersten Töne erklangen, strömten die Fans zahlreich in die total vernebelte Höhle. A FOREST OF STARS waren, was Anreise und Aufbau betrifft, etwas hektisch unterwegs und hatten zunächst mit einigen Soundproblemen zu kämpfen, die aber mit jedem Song weniger wurden. Außerdem schien Mister Curse reichlich nervös zu sein und versuchte diesem Zustand mit Bier zu begegnen. Hat funktioniert, denn die Show war ein intensives Wechselbad der Gefühle, von getragenen Melodien über blackmetallische Raserei, von mystischen Geschichten und menschlichen Abgründen, perfekt in Szene gesetzt von Mr. Curse, der immer nahe am Wahnsinn agierte. Man stelle sich ein Duett oder Kollaboration mit Onielar vor... Wow! Was für ein Start!

Und das nächste Highlight folgte direkt auf dem Fuße. Tatsächlich ist beim PROPHECY FEST aber jede Show ein Highlight! Da gibt es kein Mittelmaß. Es ist lediglich eine Frage des persönlichen Geschmacks, welche Band man ein kleines bisschen lieber mag ;)
Ok, dann :: SUN OF THE SLEEPLESS ::, das Soloprojekt von Schwadorf. Das Stage-Setting war dieses Mal sehr spartanisch, keine Fackeln, kein Gestrüpp, hat die Atmosphäre aber kein bisschen geschmälert. Allein die blackmetallische Raserei mit den poetisch-düsteren Texten und den erhaben schönen Melodiebögen in dieser vernebelten Höhle mit dem großartigen Klangvolumen ziehen im Handumdrehen in den Bann.
Setlist: Motions, The Owl, Romanze zur Nacht, Where In My Childhood Lived A Witch, In The Realm Of The Bark, Phoenix Rise

Danach gab es gewissermaßen ein Doppelfeature mit :: FARSOT & COLDWORLD ::. Beide Bands haben sich zusammengetan und 2018 die Split Toteninsel veröffentlicht.
Tatsächlich ist COLDWORLD das Soloprojekt von Georg Börner, der seine Musik hier beim PROPHECY FEST zum allerersten Mal überhaupt live auf die Bühne brachte. Mit Hilfe von FARSOT.
Los ging es zunächst mit einem klassischen FARSOT Set. Einmal mehr gab es nun rasenden Black Metal, nun jedoch avantgardistisch, progressiv und technisch höchst anspruchsvoll. Dabei aber immer finster, harsch und ungemein intensiv. Verdammt, hab ich auch schon länger nicht mehr gehört.
Setlist: Antagonist, With Obsidian Hands, Thematik: Trauer, Erde I (Toteninsel)
Danach entschwand Sänger 10.XIXt, die restliche Band plus Georg Börner zogen sich Kapuzen über und präsentierten in blau-weißes flirrendes Licht gehüllt, drei COLDWORLD Songs. Und tatsächlich hat mir der mystische, Ambient-lastige Black Metal noch besser gefallen! Großartig! Und beinahe verpasst ;) Tststs… Meine Empfehlung: Unbedingt reinhören!
Setlist: Seaghouls (Toteninsel), Horizons (Toteninsel), Red Snow

Auf :: KATLA. :: hatte ich mich ganz besonders gefreut. Nach all dem Scheiß mit seiner vorherigen Band, hat sich Drummer Guðmundur Óli Pálmason ein neues musikalisches Zuhause geformt und mit Móðurástin 2017 ein tolles Debüt veröffentlicht. Zwei Jahre später wagt die Band den nächsten Schritt und spielte nun die ersten Livekonzerte überhaupt. Das PROPHECY FEST markiert zwar nicht das Livedebüt der Band, wohl aber das Livedebüt in Deutschland und insgesamt das erst dritte Konzert von KATLA.
Und wie es scheint, wollten KATLA. (isländischer aktiver Vulkan) ihrem Namen alle Ehre machen. Schon beim Soundcheck wurde klar, dass die Double Bass Drums und Bassgitarre mit ungemeiner Wucht auf die Fans niedergehen würden. Becher und Kameras auf den Boxen fingen an zu tanzen und wie sich später vernehmen ließ, gab es auch Beschwerden von Anwohnern über den mörderischen Bass-Sound ;)
Wie dem auch sei, die Show war einfach nur der Knaller, wenn auch sehr vernebelt. Es war nicht gerade einfach, die einzelnen Akteure auch immer auszumachen. Ich hoffe doch sehr, KATLA. in nicht allzu ferner Zukunft wieder live sehen zu dürfen :) ♥
Band: Einar Thorberg Guðmunsson (Vox, Gitarre), Guðmundur Óli Pálmason (Drums), Hörður „Höddi“ Ólafsson (Bassist), Ingvar Sæmundsson (Gitarre)
Setlist: Hyldýpi remix (intro), Hyldýpi, Nátthagi, Kaldidalur, Hvíla, Dómadalur, Dulsmál

Und auch auf :: DISILLUSION :: hatte ich mich sehr gefreut. Lange waren die Leipziger in der Versenkung verschwunden. Das letzte Album, Gloria (das ich immer noch sehr gerne mag) datiert zurück auf das Jahr 2006. 2009 wurde die Ruhephase offiziell gemacht, 2015 gab es wieder ein erstes Lebenszeichen mit der Single Alea (und einer Show beim Leafmeal). Und nun wurde just das dritte Album der Band, The Liberation, veröffentlicht. Einfach ein fantastisches Comeback-Album, welches hier auf dem PROHECY FEST live vorgestellt wurde. Und DISILLUSION haben dabei meine eh schon hohen Erwartungen noch überflügelt! Die Band, und besonders Fronter Andy Schmidt, glänzte mit einer unbändigen Spielfreude. Dazu die wuchtigen, progressiv ausgefeilten und dennoch ungemein groovigen neuen Songs machten die Show zu einem absoluten Highlight. Ist das schön DISILLUSION wieder live auf der Bühne zu sehen :)
Band: Andy Schmidt, Ben Haugg, Josh Saldana, Sebastian Hupfer, Felix Tilemann, Birgit Horn
Setlist: In Waking Hours, Wintertide, Back To Times of Splendor, A Shimmer In The Darkest Sea, Alea, The Mountain

Der Festivalbesucher wurde von einem Highlight zum nächsten getragen, wie auf einer Welle der Euphorie.
Und :: ALCEST :: legten noch einen drauf. Obwohl die Franzosen Perfektionisten sind, gab es dieses Mal keine Verspätung und der Sound war auch gut. Wer allerdings auf einen oder mehrere Tracks vom brandneuen Album Spiritual Instinct gehofft hatte, wurde leider enttäuscht und muss sich bis zum 25. Oktober gedulden. Nicht einmal die bereits veröffentlichte Single, Protection, wurde gespielt. Zu doof, das ALCEST nicht mehr bei Prophecy sind… Dafür zeigte sich Neige ungewohnt gelöst. Er war für seine Verhältnisse geradezu gesprächig, tanzte und bewegte sich viel. ALCEST verzauberten einmal mehr ihre Fans im Handumdrehen. Yay, Was für eine Atmosphäre...
Band: Stéphane „Neige“ Paut, Jean „Winterhalter“ Deflandre, Pierre „Zero“ Corson, Indria Saray
Setlist: Écailles De Lune - Part 1, Oiseaux De Proie, Autre Temps, Percées De Lumière, Kodama, Là Où Naissent Les Couleurs Nouvelles, Délivrance

Natürlich war es für :: STRID :: hernach nicht gerade einfach, zumal sich nun ein paar Minuten Verspätung einschlichen und bei den Fans Ermüdungserscheinungen zum Vorschein kamen. Tatsächlich jedoch passte der düstere Black Metal der Norweger hervorragend als würdiger Abschluß des ersten Festivaltages. Und natürlich war auch diese Performance etwas ganz Besonderes. STRID live sehen zu können ist schon eine Rarität. Die Historie der Band ist geprägt von vielen Veränderungen und noch längeren Ruhephasen (oder Auflösungen?). STRID haben bis dato nie ein Album veröffentlicht, sind wenig bekannt und gelten dennoch als Begründer des depressive Black Metals. Zu Recht. Noch einmal wurde dem geneigten Fan eine Gänsehaut beschert. Man wurde gepackt von einer abgrundtiefen Traurigkeit, Verzweiflung und Verlassenheit, der man sich nicht entziehen konnte.

Somit endete Freitag der 13 beim PROPHECY FEST. Ein Festivaltag ohne Pleiten Pech und Pannen – dafür mit exzellenten Liveshows. Und es war Vollmond. Allerdings hab ich keine Hexen rumschwirren sehen (da hätte ich vielleicht deutlich mehr Cider trinken sollen ;)) Oh, und beim nächsten Mal sollte ich dicke Strümpfe einpacken. Der kalte Höhlenboden hat so seine Tücken…

 

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography