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2006-10-21 DE – Zeltingen-Rachtig - Kelterhaus Schorlemer

SUBAUDITION – NEUN WELTEN – DORNENREICH
KLIMT 1918 – DARK SUNS – SECRETS OF THE MOON
THE VISION BLEAK

[Psycho] Besser konnte dieses Wochenende eigentlich kaum anfangen: sowohl Dajana als auch meine Wenigkeit starteten die Anreise mit diversen gesundheitlichen Beschwerden, aber wer lässt sich bei einem solchen Anlass schon von Geburtstagspartykater, Fieber, oder auch äußeren Widrigkeiten wie Unfällen oder nicht fertig gebauten Autobahnen aufhalten? Eben, niemand… Galt es doch das 10-jährige Jubiläum des kleinen, aber feinen Labels Prophecy Productions zu feiern, zu dem sich insgesamt 7 der eigenen Bands live präsentieren wollten.
Also trafen wir doch noch am Freitag kurz vor 22:00 Uhr in dem sehr idyllisch gelegenen Zeltingen-Rachtig ein, schließlich sollte das Festival auch in dem Ort stattfinden, in dem vor 10 Jahren alles begann und sich bis heute das Prophecy-Büro befindet.
In unserem 4-Sterne-Hotel (Hotel Nicolay - was Bescheideneres war aufgrund unserer frühzeitigen Reiseplanung leider nicht mehr zu kriegen) gab man sich interessanter Weise bestens informiert. Wir entdeckten sofort ein Konzertplakat im Eingangsbereich, und man schien an Gästen der etwas „anderen Art“ durchaus seinen Spaß zu haben. Das lag, wie sich später herausstellte, an der Tatsache, dass das Hotel quasi von der Basis aus unterwandert ist, denn die Küche wird hier von einem langjährigen Metal-Fan betrieben, der die notwendigen Hackarbeiten am liebsten bei Slayer-Beschallung durchführt… ;-) (...und auch sonst nur langhaarige Bombenleger in selbige einstellt – Dajana)
Nach einer kurzen Stärkung meinerseits und beiderseitigem Medikamenteneinwurf ging es dann auch schon ins Bett, um noch möglichst fit für einen langen Tag zu werden. Denn am Samstag sollte es bereits um 13:30 losgehen, und das reguläre Ende war erst nach Mitternacht vorgesehen.

:: Fotos ::

[Psycho] Das Festival selber fand in einer umgebauten Kelterei statt, die nun sehr offen, hell und modern wirkte; kein Wunder, wurde das Gebäude doch erst vor zwei Jahren in den jetzigen Zustand versetzt. Im Erdgeschoss befanden sich der Eingang sowie Verkaufs- und Verpflegungsstände, während die einzelnen Konzerte in einer großen Halle im ersten Stock stattfinden sollten. Diese war zwar an sich schön, aber wohl nicht für Rockkonzerte ausgelegt, so dass das hier auferlegte Rauchverbot sicherlich nicht nur aufgrund der geplanten Videomitschnitte Sinn machte, sondern auch, um den Parkettboden so weit wie möglich zu schonen.
Der gesamte Tag war in zwei Abschnitte unterteilt: am Nachmittag sollte es einen akustischen Teil geben (dazu war die Halle komplett bestuhlt worden), während der Abend dem normalen Konzertteil vorbehalten sein würde. Das gesamte Prophecy-Team (und vermutlich jede Menge aktivierter Freunde, Bekannter etc.) hatten sich sichtbar viel Arbeit mit der Organisation gemacht und waren auch während des gesamten Verlaufs immer freundlich und ansprechbar.
[Dajana] Nichtsdestotrotz hatte man nicht mit soviel Andrang am Nachmittag gerechnet und raufte sich dementsprechend die Haare, wo man denn nun die Gäste bei den Akustikkonzerten unterbringen sollte...

[Psycho] Den Anfang machten dann schließlich :: SUBAUDITION :: aus Finnland, mit denen ich bisher nicht vertraut war. Eine gute Gelegenheit also, sich überraschen zu lassen. Optisch wirkten die drei Herren zwar, als würden sie sich vom CVJM einkleiden lassen, aber zum Glück machten sie recht landestypische Musik. Und so fühlte ich mich schon das eine oder andere Mal an die allerersten veröffentlichten Stücke von Tenhi erinnert: ruhige, fließende Melodien, eingebettet in perlende Tonfolgen und eine angenehme Melancholie. Allerdings verzichteten SUBAUDITION auf jedwegige Form von Percussion und wirkten insgesamt doch deutlich straighter und leichter konsumierbar als ihre Landsmänner. Nach vier Stücken vom aktuellen Debüt und einem Track mit anscheinend spontaner Titelbenennung war dann auch schon etwas überraschend Schluss, und die ganzen Nachzügler konnten sich in der Pause endlich einen Sitzplatz suchen, ohne die ganze Zeit vor der Bühne rumzulaufen…

[Psycho] Für :: NEUN WELTEN :: war dieser Auftritt quasi wie eine Release-Party, war ihr Debüt Vergessene Pfade doch erst just einen Tag vorher veröffentlicht worden; durch die Review von Herrn BRT war ich aber bereits in etwa auf das folgende vorbereitet. Live klang die „Musik aus dem Märchenwald“ für mich deutlich dynamischer als wohl auf CD (zumindest wenn ich die ältere EP als Maßstab nehme), so dass die Grenzen zwischen Folk und Metal trotz der rein akustischen Instrumentierung zeitweilig komplett verschwanden. Die sehr guten Instrumentalisten hatten sich für dieses Konzert zudem noch mit zwei weiteren Musikern und einem Sänger (für zwei Stücke) verstärkt, was den sehr vollen und voluminösen Charakter ihrer Stücke ideal rüberbrachte. Kein Wunder also, dass NEUN WELTEN (verdient) reichlich Applaus bekamen, obwohl kaum einer der Anwesenden mit den Stücken vertraut gewesen sein wird.

[Psycho] Nun lag es an :: DORNENREICH ::, in der kleinsten Besetzung des Nachmittags für Gänsehaut zu sorgen, so dass sich nur Eviga und der neue Geiger Thomas Riesner auf der Bühne einfanden. Die beiden boten dann einen sehr emotionalen, von bewegender Musik geprägten Auftritt, wobei ich es schon als ein wenig merkwürdig empfand, dass ca. die Hälfte der Stücke so neu war, dass sie nicht einmal auf dem im November erscheinenden neuen Album vertreten sein werden. Für diese Tracks gab es anscheinend auch noch keine Texte (geschweige denn Titel), so dass weite Teile des Konzerts rein instrumental ausfielen. Hier zeigte sich in meinem Augen vor allem Thomas als meisterlicher Beherrscher seines Instrumentes, dem er scheinbar ohne Anstrengung die sonderlichsten Laute zu entlocken vermochte.
Eviga war neben Gitarre und Fußschellen zur percussiven Unterstützung natürlich auch für den Gesang zuständig, was ihm flüsternd, kreischend, wispernd und rezitierend sehr eindringlich gelang. Zusammen mit seiner sehr präsenten Persönlichkeit hatte er das Publikum so schnell für sich eingenommen und in seinen Bann gezogen; bei Stücken wie Innerwille ist mein Docht oder Mein Publikum - Der Augenblick hingen die Leute förmlich an seinen Lippen. So fiel es während des Konzerts auch kaum jemandem auf, dass DORNENREICH ihren Set um ca. eine halbe Stunde verlängerten, um schließlich mit dem stürmisch bejubelten Reime faucht der Märchensarg und einem weiteren neuen Stück also Zugabe eine beglückte Meute in die Pause (bzw. die Listening-Session zum Best Of-Album von Empyrium) zu entlassen...

[Dajana] ...bei der Herr Schwadorf Poster, einzelne CD’s oder die zum sensationellen Preis erhältliche :: EMPYRIUM :: Box mit allen Alben – inkl. dem neuen – fleißig signierte (inkl. meiner eigenen erworbenen Box *g*) oder sich mit Fans ablichten ließ. Bei der Gelegenheit haben wir dann auch 5 Poster für das NH signieren lassen, die zusammen mit Promo CD’s in Kürze verlost werden ;) - Dajana

Die nun folgende Umbau-Pause nutzten wir dann zum Essenfassen (wirklich lecker – Dajana) und dem einen oder anderen Gespräch. In der Zwischenzeit hatte wohl auf der Terrasse unseres Hotels eine Blaskapelle diverse Jagdlieder zum Besten gegeben, wobei sie von der Strasse aus von einer Horde schwarz gekleideter Gesellen angefeuert wurde. Das hätten wir natürlich auch gerne gesehen, aber man kann halt nicht alles haben…

[Psycho] War man von Seiten des Orga-Teams zunächst noch davon ausgegangen, den Abend im Rahmen des ursprünglichen Zeitplans gestalten zu können, so wurde diese Vorhaben bereits mit der ersten Band :: KLIMT 1918 :: zunichte gemacht, die bereits mit ca. einer halben Stunde Verspätung anfingen. Die vier Italiener hatten sicherlich die schwierigste Aufgabe aller Bands zu bestreiten, passte ihre musikalische Ausrichtung doch am wenigstens zum allgemeinen Geschehen. Dies war übrigens auch optisch unverkennbar, denn das Outfit erinnerte doch stark an diverse Brit-Rock-Bands. Ihr hörbar an alten U2 orientierter, mit weiteren 80er Jahre-Elementen und einigen Dark Rock-Tupfern versehener Sound fand aber durchaus sein Publikum, was vor allem an den starken Songs des letzten Albums wie Snow Of '85 oder They Were Wed By The Sea lag, die man als toleranter Musikfreund halt nur schlecht ignorieren kann. Trotz einiger Schwächen im Gesang also ein gelungener Auftritt, für den sich die weite Anreise sicherlich gelohnt hat.

[Psycho] Den nachfolgenden Auftritt der :: DARK SUNS :: fand ich dann leider nicht ganz so berauschend. Obwohl: keine Frage, alle fünf Akteure auf der Bühne waren hervorragende Musiker, und die Stücke vom Album Existence sind im Prinzip auch ohne Schwächen. Aber aus meiner Sicht war der Auftritt leider viel zu statisch, denn bereits durch das sich sehr auf das im Hintergrund stehende Schlagzeug fokussierende Bühnenbild entsteht quasi eine Art „Bewegungsloch“. Ich habe hohen Respekt vor der Leistung von Niko, der nicht nur einwandfrei Schlagzeug spielt, sondern auch noch eine Super-Gesangsleistung ablieferte, aber einen richtigen Frontmann kann er natürlich nicht ersetzen. Verstärkt wurde dieser Umstand durch die Tatsache, dass außer bei Keyboarder Thomas (der natürlich ebenfalls keinen Aktionsradius haben kann) auch sonst kaum Bewegung zu vernehmen war, zumal die Band mit ihrem derzeitigen Aushilfsbassisten nur fünf der etwas ruhigeren Songs eingeprobt hatte. Meine Hoffnung, nach all den eher „sanfteren“ Acts nun einen kraftvollen und energiereichen, mehr Metal-geprägten Auftritt zu sehen, erfüllte sich somit also nicht. Aber das war wohl nur meine Meinung, denn den Anwesenden gefiel es ausnehmend gut…

[Psycho] Bei :: SECRETS OF THE MOON :: waren jedoch durchaus objektive Gründe auszumachen, warum dieser Auftritt eher in der Rubrik Pleiten, Pech und Pannen zu verbuchen sein wird...
[Dajana] Bevor der Gig mit mehr als einer Stunde Verspätung begann, überraschten zunächst eine hier nicht näher benannte weibliche Prophecy Angestellte nebst Gehilfen mit bündelweise zerkleinerten Blumen, Kräutern, Tannen und sonstigem Grün, welches zur dekorativen Gestaltung am Bühnenrand ausgestreut wurde. Unkenrufe, das diese vom nahegelegenen Friedhof geklaut sein müssten, stellte sich dann auch tatsächlich als Wahrheit heraus... Natürlich nicht geklaut, sondern dem Grünzeugabfallcontainer entliehen... ;) Spassige Sache das... hehehe
[Psycho] Immerhin spielte die Band während des langen Soundchecks das eine oder andere Celtic Frost-Riff an, was ja gut zum Gesamteindruck des neuen Albums Antithesis passte. Das Publikum war auch bereits jetzt schon heiß auf die Band, so dass wir eigentlich dachten, dass da gar nichts schief gehen konnte. Tja, aber dann riss Basser Daevas quasi permanent der Gurt (keine Ahnung, warum man hier anscheinend über keinen Ersatz-Bass bzw. Gurt verfügte), während der wohl recht miese Bühnensound bei allen Saitenquälern für nicht unerhebliche Spielfehler sorgte, ja bei Gitarrist AD sogar teilweise zu regelrecht hilflosen, auch optisch sichtbaren Suchorgien auf dem Griffbrett führte. Alles andere als optimale Umstände also, wobei man den Ärger darüber auch deutlich in den Gesichtern der Band erkennen konnte.
Aber SECRETS OF THE MOON hatten wirklich Glück, denn obwohl eigentlich niemandem das bisher beschriebene Geschehen verborgen blieb, behielt das Publikum (welches wohl zu einem nicht unerheblichen Teil gerade wegen dieser Band erschienen war) seine gute Stimmung bei und feierte geniale Songs wie Ordinance oder Cosmogenesis entsprechend ab. In der zweiten Hälfte des Sets lief es dann auch auf der Bühne etwas besser; allerdings ließ man es sich nicht nehmen, noch mitten im letzten Stück Lucifer Speaks bereits wieder die Saalbeleuchtung einzuschalten – was halt irgendwie symptomatisch für den gesamten Auftritt war…
[Dajana] Vielleicht auch noch eine kleine Anekdote am Rande, denn genau bei Lucifer Speaks betraten wohl Leute des Gemeinderates den Konzertsaal, um sich einen Eindruck zu verschaffen, was hier so vor sich ging. Der Lucifer Speaks Chor der anwesenden Fanschar hat bestimmt einen bleibenden Eindruck hinterlassen... *lol*

[Psycho] Als :: THE VISION BLEAK :: dann endlich loslegen konnten, sollte das Festival ja eigentlich schon beendet sein… aber wer kümmert sich schon um Zeitpläne. Die Deutsche Bahn jedenfalls nicht, so dass Background-Sänger Helm trotz des weit im Minus liegenden Zeitplans erst zu den letzten vier Stücken die Halle erreichte.
Davon ließ sich die um ein kleines klassisches Ensemble und eine weitere Background-Sängerin erweiterte Band aber nicht abhalten, der Menge eine wild rockende Show mit einem knackigen Best Of-Programm zu präsentieren. Zwar kamen noch einige Chöre und klassische Passagen vom Band, aber wir sind es z.B. auch von Janus gewohnt, dass die Zeit halt nur selten ausreicht, alles richtig zusammen einzuproben. Ansonsten gab es aber absolut nichts zu meckern; alle Beteiligten spielten sich regelrecht den Arsch ab, während Tracks wie z.B. der Opener Kutulu!, Wolfmoon, Secrecies In Darkness oder The Curse Of Arabia für mächtig Stimmung sorgten. Unglaublich, zu welchen Energieleistungen die Leute nach einem so langen Tag (und so viel Bier…) noch fähig waren. THE VISION BLEAK waren folglich durchaus angetan und steigerten sich fast schon in einen Rausch, der dann aber leider mit der letzten Zugabe The Lone Night Rider ein viel zu abruptes Ende fand. Als ob halb drei eine gute Zeit zum Aufhören wäre…

Und dann war es auf einmal auch schon vorbei, das erste Prophecy-Festival. Spaß hat es gemacht, trotz einiger kleinerer Pannen und sonstigen Dinge, die halt einfach passieren, wenn so viele Leute auf einem Haufen zusammen treffen. Schön auch, dass die Anwohner den merkwürdigen Gästen ihrer Heimat so viel Geduld und Freundlichkeit entgegen gebracht haben; das ist man teilweise schon gar nicht mehr gewohnt! Kein Wunder also, dass wir zum Abschluss schon über die Besetzung des nächsten Jubel-Aktes in 10 Jahren spekuliert haben; wie wäre es z.B. mit ELEND in großer Orchester- und Chor-Besetzung? Oder TENHI (- Dajana)?
Von unserer Seite aus jedenfalls ein dickes Dankeschön für diesen tollen Tag! Bis zum nächsten Mal…

 

story © Psycho & Dajana • pics © Dajana