SUBAUDITION
– NEUN WELTEN – DORNENREICH
KLIMT 1918 – DARK SUNS – SECRETS OF THE MOON
THE VISION BLEAK
[Psycho]
Besser konnte dieses Wochenende eigentlich kaum anfangen: sowohl
Dajana als auch meine Wenigkeit starteten die Anreise mit diversen
gesundheitlichen Beschwerden, aber wer lässt sich bei einem
solchen Anlass schon von Geburtstagspartykater, Fieber, oder auch
äußeren Widrigkeiten wie Unfällen oder nicht fertig
gebauten Autobahnen aufhalten? Eben, niemand… Galt es doch
das 10-jährige Jubiläum des kleinen, aber feinen Labels
Prophecy
Productions zu feiern, zu dem sich insgesamt 7 der
eigenen Bands live präsentieren wollten.
Also trafen wir doch noch am Freitag kurz vor 22:00 Uhr in dem
sehr idyllisch gelegenen Zeltingen-Rachtig ein, schließlich
sollte das Festival auch in dem Ort stattfinden, in dem vor 10
Jahren alles begann und sich bis heute das Prophecy-Büro
befindet.
In unserem 4-Sterne-Hotel (Hotel
Nicolay - was Bescheideneres war aufgrund unserer
frühzeitigen Reiseplanung leider nicht mehr zu kriegen) gab
man sich interessanter Weise bestens informiert. Wir entdeckten
sofort ein Konzertplakat im Eingangsbereich, und man schien an
Gästen der etwas „anderen Art“ durchaus seinen
Spaß zu haben. Das lag, wie sich später herausstellte,
an der Tatsache, dass das Hotel quasi von der Basis aus unterwandert
ist, denn die Küche wird hier von einem langjährigen
Metal-Fan betrieben, der die notwendigen Hackarbeiten am liebsten
bei Slayer-Beschallung durchführt… ;-) (...und auch
sonst nur langhaarige Bombenleger in selbige einstellt –
Dajana)
Nach einer kurzen Stärkung meinerseits und beiderseitigem
Medikamenteneinwurf ging es dann auch schon ins Bett, um noch
möglichst fit für einen langen Tag zu werden. Denn am
Samstag sollte es bereits um 13:30 losgehen, und das reguläre
Ende war erst nach Mitternacht vorgesehen.
::
Fotos ::
[Psycho]
Das Festival selber fand in einer umgebauten Kelterei statt, die
nun sehr offen, hell und modern wirkte; kein Wunder, wurde das
Gebäude doch erst vor zwei Jahren in den jetzigen Zustand
versetzt. Im Erdgeschoss befanden sich der Eingang sowie Verkaufs-
und Verpflegungsstände, während die einzelnen Konzerte
in einer großen Halle im ersten Stock stattfinden sollten.
Diese war zwar an sich schön, aber wohl nicht für Rockkonzerte
ausgelegt, so dass das hier auferlegte Rauchverbot sicherlich
nicht nur aufgrund der geplanten Videomitschnitte Sinn machte,
sondern auch, um den Parkettboden so weit wie möglich zu
schonen.
Der gesamte Tag war in zwei Abschnitte unterteilt: am Nachmittag
sollte es einen akustischen Teil geben (dazu war die Halle komplett
bestuhlt worden), während der Abend dem normalen Konzertteil
vorbehalten sein würde. Das gesamte Prophecy-Team (und vermutlich
jede Menge aktivierter Freunde, Bekannter etc.) hatten sich sichtbar
viel Arbeit mit der Organisation gemacht und waren auch während
des gesamten Verlaufs immer freundlich und ansprechbar.
[Dajana] Nichtsdestotrotz hatte man nicht mit soviel Andrang
am Nachmittag gerechnet und raufte sich dementsprechend die Haare,
wo man denn nun die Gäste bei den Akustikkonzerten unterbringen
sollte...
[Psycho]
Den Anfang machten dann schließlich ::
SUBAUDITION
:: aus Finnland, mit denen ich bisher nicht vertraut
war. Eine gute Gelegenheit also, sich überraschen zu lassen.
Optisch wirkten die drei Herren zwar, als würden sie sich
vom CVJM einkleiden lassen, aber zum Glück machten sie recht
landestypische Musik. Und so fühlte ich mich schon das eine
oder andere Mal an die allerersten veröffentlichten Stücke
von Tenhi erinnert: ruhige, fließende Melodien, eingebettet
in perlende Tonfolgen und eine angenehme Melancholie. Allerdings
verzichteten SUBAUDITION auf jedwegige Form von
Percussion und wirkten insgesamt doch deutlich straighter und
leichter konsumierbar als ihre Landsmänner. Nach vier Stücken
vom aktuellen Debüt und einem Track mit anscheinend spontaner
Titelbenennung war dann auch schon etwas überraschend Schluss,
und die ganzen Nachzügler konnten sich in der Pause endlich
einen Sitzplatz suchen, ohne die ganze Zeit vor der Bühne
rumzulaufen…
[Psycho]
Für :: NEUN
WELTEN :: war dieser Auftritt quasi wie eine
Release-Party, war ihr Debüt Vergessene Pfade
doch erst just einen Tag vorher veröffentlicht worden; durch
die Review von Herrn BRT war ich aber bereits in etwa auf das
folgende vorbereitet. Live klang die „Musik aus dem Märchenwald“
für mich deutlich dynamischer als wohl auf CD (zumindest
wenn ich die ältere EP als Maßstab nehme), so dass
die Grenzen zwischen Folk und Metal trotz der rein akustischen
Instrumentierung zeitweilig komplett verschwanden. Die sehr guten
Instrumentalisten hatten sich für dieses Konzert zudem noch
mit zwei weiteren Musikern und einem Sänger (für zwei
Stücke) verstärkt, was den sehr vollen und voluminösen
Charakter ihrer Stücke ideal rüberbrachte. Kein Wunder
also, dass NEUN WELTEN (verdient) reichlich Applaus
bekamen, obwohl kaum einer der Anwesenden mit den Stücken
vertraut gewesen sein wird.
[Psycho]
Nun lag es an :: DORNENREICH
::, in der kleinsten Besetzung des Nachmittags
für Gänsehaut zu sorgen, so dass sich nur Eviga und
der neue Geiger Thomas Riesner auf der Bühne einfanden. Die
beiden boten dann einen sehr emotionalen, von bewegender Musik
geprägten Auftritt, wobei ich es schon als ein wenig merkwürdig
empfand, dass ca. die Hälfte der Stücke so neu war,
dass sie nicht einmal auf dem im November erscheinenden neuen
Album vertreten sein werden. Für diese Tracks gab es anscheinend
auch noch keine Texte (geschweige denn Titel), so dass weite Teile
des Konzerts rein instrumental ausfielen. Hier zeigte sich in
meinem Augen vor allem Thomas als meisterlicher Beherrscher seines
Instrumentes, dem er scheinbar ohne Anstrengung die sonderlichsten
Laute zu entlocken vermochte.
Eviga war neben Gitarre und Fußschellen zur percussiven
Unterstützung natürlich auch für den Gesang zuständig,
was ihm flüsternd, kreischend, wispernd und rezitierend sehr
eindringlich gelang. Zusammen mit seiner sehr präsenten Persönlichkeit
hatte er das Publikum so schnell für sich eingenommen und
in seinen Bann gezogen; bei Stücken wie Innerwille ist
mein Docht oder Mein Publikum - Der Augenblick hingen
die Leute förmlich an seinen Lippen. So fiel es während
des Konzerts auch kaum jemandem auf, dass DORNENREICH
ihren Set um ca. eine halbe Stunde verlängerten, um schließlich
mit dem stürmisch bejubelten Reime faucht der Märchensarg
und einem weiteren neuen Stück also Zugabe eine beglückte
Meute in die Pause (bzw. die Listening-Session zum Best Of-Album
von Empyrium) zu entlassen...
[Dajana]
...bei der Herr Schwadorf Poster, einzelne CD’s oder die
zum sensationellen Preis erhältliche ::
EMPYRIUM
:: Box mit allen Alben – inkl. dem neuen
– fleißig signierte (inkl. meiner eigenen erworbenen
Box *g*) oder sich mit Fans ablichten ließ. Bei der Gelegenheit
haben wir dann auch 5 Poster für das NH signieren lassen,
die zusammen mit Promo CD’s in Kürze verlost werden
;) - Dajana
Die nun
folgende Umbau-Pause nutzten wir dann zum Essenfassen (wirklich
lecker – Dajana) und dem einen oder anderen Gespräch.
In der Zwischenzeit hatte wohl auf der Terrasse unseres Hotels
eine Blaskapelle diverse Jagdlieder zum Besten gegeben, wobei
sie von der Strasse aus von einer Horde schwarz gekleideter Gesellen
angefeuert wurde. Das hätten wir natürlich auch gerne
gesehen, aber man kann halt nicht alles haben…
[Psycho]
War man von Seiten des Orga-Teams zunächst noch davon ausgegangen,
den Abend im Rahmen des ursprünglichen Zeitplans gestalten
zu können, so wurde diese Vorhaben bereits mit der ersten
Band :: KLIMT
1918 :: zunichte gemacht, die bereits mit
ca. einer halben Stunde Verspätung anfingen. Die vier Italiener
hatten sicherlich die schwierigste Aufgabe aller Bands zu bestreiten,
passte ihre musikalische Ausrichtung doch am wenigstens zum allgemeinen
Geschehen. Dies war übrigens auch optisch unverkennbar, denn
das Outfit erinnerte doch stark an diverse Brit-Rock-Bands. Ihr
hörbar an alten U2 orientierter, mit weiteren 80er Jahre-Elementen
und einigen Dark Rock-Tupfern versehener Sound fand aber durchaus
sein Publikum, was vor allem an den starken Songs des letzten
Albums wie Snow Of '85 oder They Were Wed By The
Sea lag, die man als toleranter Musikfreund halt nur schlecht
ignorieren kann. Trotz einiger Schwächen im Gesang also ein
gelungener Auftritt, für den sich die weite Anreise sicherlich
gelohnt hat.
[Psycho]
Den nachfolgenden Auftritt der ::
DARK SUNS
:: fand ich dann leider nicht ganz so berauschend.
Obwohl: keine Frage, alle fünf Akteure auf der Bühne
waren hervorragende Musiker, und die Stücke vom Album Existence
sind im Prinzip auch ohne Schwächen. Aber aus meiner Sicht
war der Auftritt leider viel zu statisch, denn bereits durch das
sich sehr auf das im Hintergrund stehende Schlagzeug fokussierende
Bühnenbild entsteht quasi eine Art „Bewegungsloch“.
Ich habe hohen Respekt vor der Leistung von Niko, der nicht nur
einwandfrei Schlagzeug spielt, sondern auch noch eine Super-Gesangsleistung
ablieferte, aber einen richtigen Frontmann kann er natürlich
nicht ersetzen. Verstärkt wurde dieser Umstand durch die
Tatsache, dass außer bei Keyboarder Thomas (der natürlich
ebenfalls keinen Aktionsradius haben kann) auch sonst kaum Bewegung
zu vernehmen war, zumal die Band mit ihrem derzeitigen Aushilfsbassisten
nur fünf der etwas ruhigeren Songs eingeprobt hatte. Meine
Hoffnung, nach all den eher „sanfteren“ Acts nun einen
kraftvollen und energiereichen, mehr Metal-geprägten Auftritt
zu sehen, erfüllte sich somit also nicht. Aber das war wohl
nur meine Meinung, denn den Anwesenden gefiel es ausnehmend gut…
[Psycho]
Bei :: SECRETS
OF THE MOON :: waren jedoch durchaus objektive
Gründe auszumachen, warum dieser Auftritt eher in der Rubrik
Pleiten, Pech und Pannen zu verbuchen sein wird...
[Dajana] Bevor der Gig mit mehr als einer Stunde Verspätung
begann, überraschten zunächst eine hier nicht näher
benannte weibliche Prophecy Angestellte nebst Gehilfen mit bündelweise
zerkleinerten Blumen, Kräutern, Tannen und sonstigem Grün,
welches zur dekorativen Gestaltung am Bühnenrand ausgestreut
wurde. Unkenrufe, das diese vom nahegelegenen Friedhof geklaut
sein müssten, stellte sich dann auch tatsächlich als
Wahrheit heraus... Natürlich nicht geklaut, sondern dem Grünzeugabfallcontainer
entliehen... ;) Spassige Sache das... hehehe
[Psycho] Immerhin spielte die Band während des langen
Soundchecks das eine oder andere Celtic Frost-Riff an, was ja
gut zum Gesamteindruck des neuen Albums Antithesis
passte. Das Publikum war auch bereits jetzt schon heiß auf
die Band, so dass wir eigentlich dachten, dass da gar nichts schief
gehen konnte. Tja, aber dann riss Basser Daevas quasi permanent
der Gurt (keine Ahnung, warum man hier anscheinend über keinen
Ersatz-Bass bzw. Gurt verfügte), während der wohl recht
miese Bühnensound bei allen Saitenquälern für nicht
unerhebliche Spielfehler sorgte, ja bei Gitarrist AD sogar teilweise
zu regelrecht hilflosen, auch optisch sichtbaren Suchorgien auf
dem Griffbrett führte. Alles andere als optimale Umstände
also, wobei man den Ärger darüber auch deutlich in den
Gesichtern der Band erkennen konnte.
Aber SECRETS OF THE MOON hatten wirklich Glück,
denn obwohl eigentlich niemandem das bisher beschriebene Geschehen
verborgen blieb, behielt das Publikum (welches wohl zu einem nicht
unerheblichen Teil gerade wegen dieser Band erschienen war) seine
gute Stimmung bei und feierte geniale Songs wie Ordinance
oder Cosmogenesis entsprechend ab. In der zweiten Hälfte
des Sets lief es dann auch auf der Bühne etwas besser; allerdings
ließ man es sich nicht nehmen, noch mitten im letzten Stück
Lucifer Speaks bereits wieder die Saalbeleuchtung einzuschalten
– was halt irgendwie symptomatisch für den gesamten
Auftritt war…
[Dajana] Vielleicht auch noch eine kleine Anekdote am Rande,
denn genau bei Lucifer Speaks betraten wohl Leute des
Gemeinderates den Konzertsaal, um sich einen Eindruck zu verschaffen,
was hier so vor sich ging. Der Lucifer Speaks Chor der
anwesenden Fanschar hat bestimmt einen bleibenden Eindruck hinterlassen...
*lol*
[Psycho]
Als :: THE
VISION BLEAK :: dann endlich loslegen konnten,
sollte das Festival ja eigentlich schon beendet sein… aber
wer kümmert sich schon um Zeitpläne. Die Deutsche Bahn
jedenfalls nicht, so dass Background-Sänger Helm trotz des
weit im Minus liegenden Zeitplans erst zu den letzten vier Stücken
die Halle erreichte.
Davon ließ sich die um ein kleines klassisches Ensemble
und eine weitere Background-Sängerin erweiterte Band aber
nicht abhalten, der Menge eine wild rockende Show mit einem knackigen
Best Of-Programm zu präsentieren. Zwar kamen noch einige
Chöre und klassische Passagen vom Band, aber wir sind es
z.B. auch von Janus gewohnt, dass die Zeit halt nur selten ausreicht,
alles richtig zusammen einzuproben. Ansonsten gab es aber absolut
nichts zu meckern; alle Beteiligten spielten sich regelrecht den
Arsch ab, während Tracks wie z.B. der Opener Kutulu!,
Wolfmoon, Secrecies In Darkness oder The
Curse Of Arabia für mächtig Stimmung sorgten.
Unglaublich, zu welchen Energieleistungen die Leute nach einem
so langen Tag (und so viel Bier…) noch fähig waren.
THE VISION BLEAK waren folglich durchaus angetan
und steigerten sich fast schon in einen Rausch, der dann aber
leider mit der letzten Zugabe The Lone Night Rider ein
viel zu abruptes Ende fand. Als ob halb drei eine gute Zeit zum
Aufhören wäre…
Und dann war
es auf einmal auch schon vorbei, das erste Prophecy-Festival.
Spaß hat es gemacht, trotz einiger kleinerer Pannen und
sonstigen Dinge, die halt einfach passieren, wenn so viele Leute
auf einem Haufen zusammen treffen. Schön auch, dass die Anwohner
den merkwürdigen Gästen ihrer Heimat so viel Geduld
und Freundlichkeit entgegen gebracht haben; das ist man teilweise
schon gar nicht mehr gewohnt! Kein Wunder also, dass wir zum Abschluss
schon über die Besetzung des nächsten Jubel-Aktes in
10 Jahren spekuliert haben; wie wäre es z.B. mit ELEND
in großer Orchester- und Chor-Besetzung? Oder TENHI
(- Dajana)?
Von unserer Seite aus jedenfalls ein dickes Dankeschön für
diesen tollen Tag! Bis zum nächsten Mal…