Nachdem
mein Fahrer und ich, noch entzückt darüber, wie gut
wir in der Zeit lagen, zuerst eine falsche Kirche angesteuert
hatten, erreichten wir dennoch planmäßig Bochums Christuskirche
und fanden sogar wunderbarerweise einen Parkplatz in der Nähe.
Eine lange Schlange hatte sich bereits vor dem Eingang der Kirche
gebildet, das Konzert war also außerordentlich gut besucht
und die Bänke bis auf den letzten Platz besetzt. Glückliche
Umstände bescherten uns, nachdem ich ein wirklich äußerst
vergnügliches Interview mit Michael Popp von QNTAL
geführt hatte, Plätze an exponierter Stelle auf der
Empore, sodass wir das Konzert mich uneingeschränkter Sicht
auf die Bühne in vollen Zügen genießen konnten.
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Fotos ::
Als Vorband
trat die 1997 gegründete New Yorker Formation .::
UNTO ASHES
::. (Michael Laird, Natalia Lincoln, Mariko) vor
die vollbesetzten Bänke der Kirche. Und auch schon bei deren
Auftritt wie später dann in vollem Umfang bei QNTAL
waren die farbigen Lichteffekte einfach nur grandios und sorgten
für die rechte Stimmung.
Los ging es mit einem Stück für Klavier solo, hernach
folgte ein dreistimmiger a capella-Gesang. Beim dritten Stück,
Ein Fluch, auf deutsch vorgetragen, war es dann vorbei
mit der eher meditativen Ruhe. Zuerst in orangerotes, später
in blaues Licht war die Bühne getaucht, als Leadsängerin
Mariko sowohl stimmlich als auch auf der Geige überzeugte.
Bei Spider Song wurde das Trio von Michael Popp an der
Trommel unterstützt. Nach dem ruhigeren a capella vorgetragenen
irischen Volkslied Four Loom Weaver (bei dem es anfänglich
ein paar ganz kleine Intonationsprobleme gab) folgte vom 2003er
Album Empty Into White I Cover You
With Blood, untermalt von streckenweise relativ harten Beats,
was die Vielseitigkeit der musikalischen Ausdrucksfähigkeit
von UNTO ASHES einmal mehr unterstrich.
Emptiness, vom Album Grave Blessings
(2005) hingegen war wieder ruhiger Vokalgesang, vom selben Album
folgte Tortured By Rose Thorns, an dessen Ende sehr präzise
Percussion neben flächigen Synthie-Sounds und Hackbrett-Akzenten
einen Kontrast zum Gesang bildete.
Beim sehr ruhigen Occupying Force vom neuen Album Songs
For A Widow (diesen Song kann man übrigens
auf der Hompage als MP3 herunterladen) dominierte Frauengesang,
akzentuiert von männlichen Backing Vocals und begleitet von
Gitarrenklängen war die Bühne in blaugrünes Licht
getaucht und die anfängliche Stimmung kehrte zurück.
Das letzte Stück vom Set war schließlich ein QNTAL-Cover,
Frühling. Schließlich gab es noch als Zugabe
eine weitere Covernummer, Don’t Fear The Reaper
(ursprünglich von Blue Oyster Cult).
Setlist: Sojourner, Quid Vides, Ein Fluch,
Intacta Sum, Spider Song, Four Loom Weaver, I Cover You With Blood,
Emptiness, Tortured By Rose Thorns, Occupying Force, Frühling
// Don’t Fear The Reaper
Nach kurzer
Umbaupause betraten Michael Popp, Syrah und Fil Groth von .::
QNTAL ::.
nun die Bühne. Anfänglich blieb alles sehr dunkel und
im Hintergrund mit dem Beamer an die Wand projiziert wurde der
dazugehörige Videoclip von Brian Froud (auf der HP anzusehen),
als Syrah mit dem sehr sphärischen Stück Von Den
Elben (vom neuen Album Silver Swan)
einsetzte. Der Einsatz der live-Drums machte den Instrumentalteil
druckvoller.
„Wir wollen euch einladen in Spiegelwelten und zu einer
Reise in eure eigene Phantasie.“ kommentierte Syrah
das Intro zu Dulcis Amor. Die Bühne war erst in
grünes, dann in pink-blaues Licht getaucht. Zum zweiten Mal
erst spielten QNTAL in einer Kirche.
Das Palästinalied von Walther von der Vogelweide
offenbarte ein beeindruckendes Zusammenspiel von Lichteffekten
und Musik. Die Bühne war nun in rot und weiß beleuchtet.
Beim folgenden Monsieurs Departure (M. Popp: „Das
schönste Lied, das es derzeit von QNTAL
gibt!“) kamen die drei Musiker von UNTO ASHES
mit auf die Bühne, um QNTAL als „Mini-Orchester“
zu unterstützen. Multiinstrumentalist Michael Popp dozierte
ein wenig über das indische Instrument, das er nun spielen
würde, die Dilruba, einer Mischung aus Esraj und Sitar, und
betonte, dass das heutzutage kaum noch jemand beherrsche außer
einem indischen Großmeister, von dem es ein Video zur Einführung
gäbe. Darauf Syrah scherzhaft: „Danke, Herr Dr. Popp!“
und er entgegnete „Ich will ja, dass Ihr was lernt!“
Gesanglich unterstützt wurde Syrah von den beiden Damen von
UNTO ASHES, eine von beiden spielte zusätzlich
noch Geige, während Michael Laird die Drehleier bediente.
Die Bühne war in blaues Licht getaucht und an die Wand wurden
Wolkenformationen projiziert. Auch beim folgenden tänzerischen
The Whyle wurde QNTAL mit Geige und
Drehleier von den UNTO ASHES-Musikern unterstützt.
Michel Popp spielte Gitarre. Die Bühne war in warmen orange/gelb/rot-Tönen
gehalten und im Hintergrund zu sehen waren sich windende Kreise,
die den beschwingten Charakter des Songs kongenial untermalten.
Das folgende Levis, wiederum vom Album Silver
Swan, wurde ebenfalls musikalisch von UNTO
ASHES unterstützt (Hackbrett, Geige), mystisch-schön,
aber durchsetzt mit nachdrücklich vorantreibenden Percussions,
nun von blau/violettem Licht bestrahlt. Ein einzelner mutiger
Ausdruckstänzer aus dem Publikum schlängelte sich dazu
durch den Gang zwischen den Sitzreihen.
Bei Amor Volat herrschte ein eher moderner Sound vor.
Die E-Gambe, von M. Popp zuvor gestrichen, nun gezupft, das dominante
Schlagwerk, flächige Keyboard-Sounds und die etwas hektischeren
Lichteffekte mit weißen wabernden Kreisen, während
die Bühne allgemein in blau und grün gehalten war, all
dies verstärkte diesen Eindruck.
Starker Kontrast dazu das folgende sehr ruhige Falling Star.
Die Bühne war sehr dunkel in blaues und lila Licht getaucht,
die Gastmusiker waren wieder mit Geige und Drehleier vertreten
und auch die indische Dilruba kam wieder zum Einsatz. Das Schlagzeug
setzte auch leise Akzente. Ein stilisierter Sternenhimmel wurde
an die Wand projiziert. Es war kaum Bewegung auf der Bühne
und in der ganzen Kirche ansonsten kein Mucks zu hören. Eine
wundervolle Stimmung, die visuellen Effekte passten wirklich hervorragend
zur Musik.
Zum nächsten Stück, Entre Moi, bekannte Syrah,
es sei ihr Lieblingslied. Nun herrschte wieder Bewegung auf der
Bühne, kräftige, fast stampfende Beats dominierten,
über die sich Syrahs Gesang erhob und um die er sich herumschlängelte.
Beim folgenden Veni war nun die Ruhe vollends verflogen
und die Kirche wurde erfüllt von diesem bisher lautesten
und aggressivsten Stück des Abends. „Veni“ und
andere Textteile wurden akzentuierend an die Wand projiziert.
Die Bühne war in blau, grün und weiß beleuchtet.
Beim altfranzösischen Amis Raynaut, wieder vom neuen
Album, konnte man sich von dem vorangegangenen Soundgewitter erholen,
Wolkentunnel waren an der Wand zu sehen und das Licht war blau/grün.
Lingua
Mendax wurde wieder von den Gastmusikern unterstützt
und der fröhliche Rhythmus wird von bunten Lichtern in rosa,
blau, grün und weiß untermalt. Syrah spielte Schellentrommel
und lud zum Tanzen ein.
Beim letzten Stück, Ecce Gratum, bevor die Zugaben
kamen, wurde den Mitwirkenden Dank ausgesprochen, allen voran
den Ton- und Lichttechnikern, die wirklich ausgezeichnete Arbeit
geleistet hatten. Dann war die Bühne in Nebel und grünes
und blaues Licht gehüllt. Der lateinische Text wurde von
Syrah im stakkato, fast schon wie Sprechgesang, vorgetragen, gegen
Ende spielte sie Flöte. Zwischenzeitlich wurde der Raum passend
zum kräftigen Rhythmus, von stroboskopartigen Lichteffekten
erhellt. Zum Schluss sprachen alle den Text und es entstand eine
äußerst mitreißende Performance.
Nach ausgiebigem Beifall gab es als erste Zugabe Unter Den
Linden. Michael Popp spielte auf einer Glasharmonika (das
sind einige Gläser auf einem kleinen Tisch, die jeweils unterschiedlich
mit Wasser gefüllt sind und über deren Rand man mit
den Fingern streicht, wobei ein ziemlich ätherischer Ton
entsteht). Das Bild einer Linde wurde im Hintergrund an die Wand
projiziert und durch das dominierende blau-grüne Licht drangen
malerisch einzelne weiße Scheinwerfer wie die Sonne durch
ein Blätterdach.
Die zweite Zugabe Ad Mortem Festiamus stand an Lautstärke
und Wucht dem früheren Veni in nichts nach. Ein
brennender Ring war an der Wand zu sehen, dazwischen Wellen. Die
ganze Kirche bebte von den lauten Beats und dem scharf akzentuierten
Sprechgesang. Die flackernden Scheinwerfer in blau, rot und weiß
taten ihr übriges, es war das brachialgewaltigste Stück
des Abends, das QNTAL schließlich stehende
Ovationen bescherte. Grandios.
Zuletzt gab es nach den harten Rhythmen das ruhige Flow My
Tears von John Dowland zu hören, welches das erschütterte
Kirchengemäuer mit sakralen Klängen wohl wieder zu versöhnen
trachtete. Das Keyboard klang dazu wie ein Cembalo und das Schlagzeug
mit den hallenden Akzenten machte das Lied fast etwas kitschig,
aber nur fast. ;-)
Zuletzt bleibt mir zu sagen, dass ich dieses Konzert vor allem
wegen der kongenialen Lichteffekte und dem wirklich ausgezeichneten
Sound in der Bochumer Christuskirche wohl nicht so schnell vergessen
werde. Beeindruckend auch das gekonnte Zusammenspiel der beiden
Bands. ;-)
Setlist: Von Den Elben, Dulcis Amor, Palästinalied,
Monsieurs Departure, The Whyle, Levis, Amor Volat, Falling Star,
Entre Moi, Veni, Amiy Raynaut, Lingua Mendax, Ecce Gratum // Unter
Den Linden, Ad Mortem Festiamus, Flow My Tears