Ob
es eine Ehre gewesen ist, das erste Rock-Konzert in Münsters
neuer „Event-Location“ Sinn
& Sünde gegeben zu haben, wird sich noch herausstellen.
Als Einweihung war der Auftritt der deutschen Progrocker von ::
RPWL
:: edenfalls ein ausgezeichneter Gig.
Obwohl Sänger
Yogi Lang und Gitarrist leicht angeschlagen auf die Bühne
stiegen (Lang: „ich singe so lange bis sich nur noch mein
Mund bewegt und keine Töne mehr herauskommen.“ Ganz
so arg wurde es nicht.), reichte es für gut zwei Stunden
äußerst atmosphärischer Musik und deren Visualisierung
durch die Band und die eigens hergestellten, gelungenen Filmeinspielungen.
Die Band hat ein hehres Anliegen, singt und spielt sie doch, ganz
dem Gestus des letzten Albums RPWL Experience folgend,
kritische Songs über und gegen den Krieg, Globalisierung,
mediale Vergewaltigung und Entfremdung von Menschen, die sich
einst nahe standen und dann bis auf’s Blut verfeindet wurden.
Natürlich stammen die ersten Stücke vom neuen Studiowerk,
die hervorragend dargebotenen Silenced und Stranger.
Hier wie im Folgenden zeigt sich, das RPWL live wesentlich
härter zur Sache gehen, als im Studio. Ohne plakativ zu wirken,
bringen sie ihre Songs in ansprechend klingenden und satt vorgetragenen
Versionen vor’s Publikum. Breathe In, Breath Out
bleibt lange Zeit die einzige Ballade, selbst das herbstmilde
Roses klingt wesentlich heftiger als noch auf der letzten
Tournee. Ein Hit ist die launige Performance des Selbstverulkung-Songs
This Is Not A Prog Song – „nach all den trivialen
Themen wie Krieg und Zerstörung“ zuvor, der gegenüber
der putzigen Studioversion mit wesentlich mehr Power punkten kann
und u.a. mit spaßigen Status Quo und Spider Murphy Zitaten
glänzt.
Nach dem medienkritischen
Choose What You Want To Look At geht’s weiter mit
den Klassikern von Hole In The Sky vom Erstling God
Has Failed (allerdings erst in der Zugabensektion) über
Stücke von Trying To Kiss The Sun (Trying
To Kiss The Sun); Stock (The Gentle Art Of
Swimming) und World Through My Eyes (der Rest),
allesamt überzeugend und druckvoll vorgetragen, manchmal
mit kleineren technischen Problemen (Übersteuerung etc.)
kämpfend, die aber nicht wirklich ins Gewicht fallen.
Das Sinn & Sünde war gut zur Hälfte gefüllt,
bleibt also noch Luft nach oben, doch es hätte auch weit
schlimmer kommen können. Auftritte Progressiv-Rock („was
das ist, beschäftigt die Musiker seit langem. Aber inklusive
des „Eclipsed“ Chefs gibt’s bislang keine erschöpfenden
Auskünfte.) naher Bands wie RPWL sind eine Seltenheit in
Münster und Umgebung und von daher interessemäßig
schwer einschätzbar. Aber mit weiteren feinen Auftritten
wie diesem, müssten Begeisterung und Zuspruch eigentlich
wachsen.
Wie fast schon üblich bei RPWL Touren gab es einen
Besetzungswechsel: nicht mehr Manni Müller sitzt an den den
Drums, sondern Mark Zurio, der ein einwandfreies Set hinlegte.
Setlist (o.G.): Silenced, Breathe In Breathe Out, Stranger,
This Is Not A Prog Song, Choose What You Want To Look At Start
The Fire, Wasted Land, The Gentle Art Of Swimming, Trying To Kiss
The Sun, Three Lights, Roses // Hole In The Sky, Sleep