Wochenlang
freue ich mich schon auf diesen Gig. DIE APOKALYPTISCHEN
REITER legten auf ihrem neuen Album Riders On The Storm
mächtig an Kraft und Energie zu, und für mitreißende
bis abgefahrene Bühnenshow sind die Reiter allemal ein Garant.
Lasset die Spiele beginnen!
Die Österreicher :: LORDS
OF DECADENCE :: legen gleich mal als Local
Support mit viel Energie und positiver Ausstrahlung los. Ein schönes
Melo-Death-Brett wie wir es von ihnen gewohnt sind bestimmt die
kommende gute halbe Stunde. Und nicht nur deren Fans dürfte
der Auftritt an diesem Abend gefallen haben, nein auch solche,
die die LORDS OF DECADENCE noch nicht so gut
kennen.
Nach einem
fulminanten Endspurt, inklusive Zugabe, betreten die Finnen ::
LET ME DREAM
:: die Bühne, um das Klangbild und auch die
Stimmung massivst zu verändern, um nicht zu sagen: zu bedrohen.
Als bekennender Freund der finnischen Musiklandschaft (jeglicher
musikalischer Ausrichtung) muss ich gestehen, dass ich schockiert
bin: Voi vittu! Was zur Hölle ist da los? Zunächst passen
die ungekonnt und somit nicht lasziven Bewegungen sämtlicher
Musiker weder zur Musik noch zum Rhythmus, und weiters haben sie
auch noch Pech mit dem Sound. Und zwar so großes Pech, dass
gut die Hälfte ihrer Spielzeit dabei draufgeht, irgendwelche
Einstellungen (oder was auch immer) vorzunehmen. Von LET
ME DREAM hört man also nicht allzu viel. Sei's drum,
denn mit Verlaub und allem Respekt jedem Musiker gegenüber:
dieser Gig war wohl ohnehin zum Scheitern verurteilt und kam schon
Rufschädigung nahe.
Als dritte
Band des Abends stehen :: TÝR
:: von den Färöer Inseln schon in den
Startlöchern: Kettenhemd, Vikingerbärte, und kühles
aber nicht unfreundliches Flair.
Die Musik bzw. die Ansagen stellen Widersprüche in sich dar:
man fordert zu mächtig Stimmungsmache und Party auf, und
spielt gleichzeitig im Einschlaf-Rhythmus seine Lieder runter:
Letzte Runde, Leute! Wir spielen schon Rausschmeißmusik;
aber ein Bierchen geht noch, oder? Die leidvolle Erinnerung an
den sagenhaft legendären Misserfolg der österreichischen
Fußballmannschaft anno dazumal gegen die Färöer
Inseln muss auch nochmal strapaziert werden... Jaja, schon gut,
lass mal... *grumml*
Trotzdem kann man TÝR keine Boshaftigkeit
unterstellen, zumindest wirken sie absolut freundlich und locker.
Die Musik mag man eben oder nicht.
Nun - endlich
- wird es richtig laut im Publikum: Rufe nach den ::
APOKALYPTISCHEN
REITERN :: werden nicht nur laut, sondern
richtig johlend hervorgebracht. Das ist schon mal ein gutes Zeichen
wenn das Publikum schon heiß läuft bevor noch irgendein
Reiter einen Huf auf die Bühne setzt. Und dann geht's los.
Ja und wie! Eine schöne Mischung aus vielen neuen Stücken
vom aktuellen Album und eine gute Auswahl von etlichen Vorgänger-Alben,
machen den Gig zu einem unvergesslichen Konzerterlebnis. Definitiv
ein Wiener Konzerthighlight 2006!
Das Publikum schafft es sogar die abgebrühten Reiter (und
besonders Dr. Pest) selbst in Staunen zu versetzen: Überall
Moshpit, überall eine extrem enthusiastische Menge, immer
wieder Crowdsurfing und Stagediving auch auf der weiblichen Fanfront!
Dr. Pest scheint heiß begehrt (wünscht sich doch ein
Fan, unbedingt in den Käfig zu DÜRFEN), Fuchs leicht
verstört, der Fanbalkon am Bersten und der Moshpit greift
um sich - Reiter-Mania & Chaos pur! Aber - und das ist das
Erstaunliche und Schöne daran - ohne außer Kontrolle
zu geraten. Die Reiter sind ganz offensichtlich selbst begeistert.
Und weil das Publikum so unverschämt danach fordert, wird
auch bei den Zugaben nicht gespart: Unter Der Asche und mehere
andere Zugaben werden ohne Wenn und Aber durch die Boxen gejagt;
und selbst danach wird noch so lange gepfiffen und geschrien,
bis noch eine weitere Zugabe erfolgt.
Dann ist aber leider wirklich Schluss. Dr. Pest befreit sich peitscheschwingend
aus den Klauen der Fans und alle anderen APOKALYPTISCHEN
REITER müssen sich irgendwann auch losreißen.
Ein grenzgeniales Konzerterlebnis!