2008-05-10 DE – Gelsenkirchen - Amphitheater
<< back

Amorphis - Enslaved - Exiter - Exodus - Helstar - Immortal -
Moonsorrow - The Sorrow

[Psycho] Strahlender Sonnenschein gilt ja nur bedingt als zwingende Voraussetzung für ein gelungenes Metal-Festival, vor allem, wenn sich, wie an diesem Tag, doch einige Bands der dunkleren Couleur die Ehre geben wollten. Trotzdem kann man sich über das gute Wetter nicht wirklich beschweren (wenn's regnet, finden es auch alle doof), und über die gute Organisation des Festivals schon gar nicht. Mir schien allerdings zumindest dieser Tag nicht ganz ausverkauft zu sein, aber bei dem ständigen Kommen und Gehen ist das natürlich schwer zu beurteilen.
Auf jeden Fall erwartete uns ein pralles Programm. Ich hatte mir mit Bedacht den Samstag ausgesucht, da ich nicht das ganze Wochenende über Zeit hatte, und wann erlebt man es schon mal, dass man von 7 Bands gleich 5 unbedingt sehen will? Normaler Weise ist der Schnitt da schlechter… Da Calani und ich tatsächlich superpünktlich vor Ort waren, konnten wir uns auch gleich die erste Band anschauen.
[Seb] Ich war zwar am Freitag ziemlich brav, hatte es aber nicht pünktlich geschafft, da die Gelsenkirchener Verkehrsbetriebe vermutlich etwas überlastet waren. Dabei war es noch nicht einmal die Tatsache, dass Schalke das letzte Saison-Heimspiel hatte, es kamen einfach keine Busse Richtung Nordsternpark/Amphitheater. So teilten wir uns nach einigem erfolglosen Herumstehen am HBF schließlich mit einem anderen Schreiberling und dessen Frau ein Taxi, um wenigstens Moonsorrow in voller Länge genießen zu können.

Fotos :: Samstag ::

[Psycho] Los ging es aber zunächst mit den Österreichern :: THE SORROW ::, von denen ich ehrlich gesagt vorher noch nie etwas gehört hatte. Schnell stellte sich der Vierer als Metalcore-Kapelle heraus, deren Stil mir recht amerikanisch (à la alte Killswitch Engage oder Shadows Fall) vorkam. Immerhin konnte die Band bereits etliche Festival-Besucher motivieren, so dass es schon einige Circle Pits und sonstige gute Reaktionen zu vernehmen gab. Ich fand es solide, konnte allerdings nicht erkennen, was THE SORROW von anderen Bands ähnlicher Ausrichtung unterscheiden sollte. Wie auch immer, neben dem heutigen Headliner blieben sie der einzige Act, der eine Zugabe spielen durfte…
[Cal] Ich fand, die haben tierisch gegroovt, aber stimmt schon, die Songs hörten sich schnell identisch an, trotzdem ne Macht und für die erste Band des Tages haben die echt was gerissen ;)
Setlist: Elegy, Dagger Thrust, Far Beyond The Days Of Grace, From This Life, Saviour Welcome Home, Death From A Lovers Hand, Knights Of Doom, Ghosts

[Psycho] Danach gab es dann schon eines der Highlights des Tages zu bewundern, denn nun enterten :: MOONSORROW :: die Bühne, um dem staunenden Publikum eine gelungene Kombination aus schwarzmetallischer Härte, viel erhabener Viking-Atmosphäre und einigen geschickt integrierten Prog-Elementen zu präsentieren (was bei ihnen übrigens total anders klingt als bei den später folgenden Enslaved, auf die eine solche Beschreibung auch passen könnte). Die Band machte schnell klar, warum sie derzeit im Viking-/Pagan-Sektor unumstritten die Nummer 1 ist, denn als fulminanter Einstieg wurde die erste Hälfte von Tulimyrsky, dem Titeltrack der gerade erschienen EP, in einer schädelspaltenden Version gespielt. Die Finnen zeigten sich dabei als perfekt aufeinander eingespielte Einheit; sogar die Chor-Passagen kriegten die Jungs richtig gut hin. Besonders hervorzuheben war sicherlich Gitarrist Mitja Harvilahti, der abging wie Schmitz's Katze und so neben seiner exquisiten Instrumentbeherrschung auch noch als visueller Blickfang glänzte.
Nach zwei älteren Stücken folgte dann Tulimyrsky Part 2, und dann war leider auch schon Schluss, obwohl die Leute durchaus eine Zugabe sehen wollten. Schade, viel zu kurz! Trotzdem kann es in dieser Form für MOONSORROW nur noch weiter nach oben gehen, auch wenn die meisten Musikhörer in der Regel nicht eine Vorliebe für 30-Minuten-Stücke haben.
[Seb] Etwas ulkig, dass die Band vor dem Auftritt noch immer als die Shooting Stars der Szene angekündigt wurden, denn MOONSORROW kann man meiner Meinung nach inzwischen doch als etablierte Band bezeichnen. Und auch sonst kann ich mich der Ansage, man solle sich auf „böse Musik“ einstellen, nicht ganz anschließen, bööööse kam doch erst ab 21.30 Uhr ;)
Wie auch immer, bei manch anderer Band hätte ich vermutlich gedacht „nicht schon wieder“, da ich innerhalb der letzten knapp zwei Jahre MOONSORROW – Shows im bestimmt zweistelligen Bereich gesehen habe. Die Finnen allerdings werden mir nie langweilig, und auch diese Mal haben sie aus einer lediglich knapp vierzigminütigen Spielzeit wieder einen äußerst gelungenen Auftritt gemacht. Dieses Mal gab es ja sogar was Neues auf die Ohren, und nachdem mir die neue EP „aus der Konserve“ schon fast ein bisschen schwülstig vorkam, bin ich nun wieder mit Tulimyrsky versöhnt, denn die live-Version kam vorbildlich brachial rüber. Hut ab und Hörner hoch!
Setlist: Tulimyrsky - Part 1, Kylän Päässä, Unohduksen Lapsi, Tulimyrsky - Part 2, Matkan Lopussa

[Psycho] Weiter ging es mit meinem heimlichen Headliner :: HELSTAR :: finde ich schon seit meiner Jugend super, und die Remnants Of War Scheibe firmiert bei mir als zeitloser Klassiker, an dem man sich nie satt hören kann. Leider machten die Jungs beim Opener The King Is Dead einen nicht ganz so gut aufeinander eingespielten Eindruck, was sich dann im weiteren Verlauf aber deutlich besserte. Da man die gesamte Show mitgeschnitten hat, bin ich mal gespannt, was die Jungs davon wirklich verwenden werden…
Ansonsten gab es aber eigentlich nichts zu meckern, denn mit begnadeten Songs wie Suicidal Nightmare (jaaaa) oder Baptized In Blood und einem dermaßen erfahrenen und charismatischen Frontmann wie James Rivera kann halt nicht wirklich viel schief gehen. So wurden die Texaner für mich fast schon überraschend frenetisch abgefeiert, anscheinend stehe ich mit meinem Geschmack doch nicht so alleine dar… ;-) (Neiiiiiiin, stehst du nicht :) – Cal) Die Tracklist hätte ich mir insgesamt aber doch etwas anders gewünscht, um mehr Raum für alte Klassiker zu lassen, zumal es ein neues Stück in meinen Augen auch getan hätte. Dieser Umstand fiel allerdings auch dadurch schwerer ins Gewicht, als das mir die Spielzeit von HELSTAR doch arg kurz vorkam und die Security die Backline schneller demontierte, als die Band auf die vielfachen Zugabe-Rufe reagieren konnte.
[Seb] Es ist nicht immer schlecht, wenn es zeitlich nicht mehr für eine Zugabe reicht *g* Naja, ganz ehrlich war das, was HELSTAR ablieferten sicherlich handwerklich solide, aber man muss echt schon hartgesottener Fan oder am besten gleich ein Relikt aus den Achtzigern sein (bin ich beides, aber trotzdem nicht taub! *ggg* - Psycho), um das schrille Geheul des Sängers unbeschadet zu überstehen…
[Cal] Da hör sich doch einer dat Küken an… Musikbanause! Aber so was von… :P
Setlist: The King Is Dead, Caress Of The Dead, Suicidal Nightmare, Tormentor, Harker's Tale, Run With The Pack, Baptized In Blood

[Psycho] Den Anfang von :: ENSLAVED :: habe ich leider verpasst, denn just in diesem Moment erreichte der lange verschollene Andy nebst Freundin nach 75 km Anreise per Fahrrad das Festival-Gelände, und da ich deren Tickets in der Tasche hatte, musste ich die beiden natürlich erstmal suchen und begrüßen. Danach ging es aber schnell wieder rein, und ich konnte u.a. mit Isa, Return To Yggdrasill, Violet Dawning und dem letzten Track Ruun noch einige echte Kracher genießen. ENSLAVED waren sicherlich die progressivste Band des Tages (trotz Helstar), aber sicherlich auch die, die musikalisch die weiteste Entwicklung hinter sich hat. Jedenfalls bewiesen sie eindrucksvoll, dass sich Härte und Progressivität nicht ausschließen müssen, und man dabei trotzdem zwingende Melodien und in sich stimmige Songs komponieren kann.
Das wurde trotz der immer größer werdenden Hitze auch vom Publikum entsprechend honoriert, so dass man den Norwegern einen wirklich gelungenen Gig attestieren muss.
[Seb] ENSLAVED waren neben Immortal der musikalische Hauptgrund meines Erscheinens beim ROCK HARD 2008, und so war es keine Frage dass ich nach einer Auszeit im Schatten wieder der Sonne trotzte und mir die Band aus der Nähe anschaute. Natürlich war mir klar, dass sich die Norweger vornehmlich auf neues Material konzentrieren würden, obwohl man von mir aus auch nur die schön schraddeligen alten Viking Black Klassiker hätte spielen können, so ein Special Set wär’ doch mal wieder was ;) Aber auch der „neue“ Stil hat ENSLAVED weit weniger geschadet als anderen BM-Kapellen, die, nachdem sie sich selbst für erwachsen hielten, nur noch peinliches Möchtegern-Gefrickel produziert haben. Schön wuchtig und mit Riffs und Melodien, die die Zuschauer trotz der nachmittäglichen Hitze in Bewegung hielten, sorgten die Mannen um Grutle für eine der besten Dreiviertelstunden des Festivals, und zu Recht war Götz vorher sichtlich stolz, die Band als einen besonderen Gast ankündigen zu können. Der einzige Wermutstropfen war, dass der Gig bei angemessener Umgebung, sprich nicht vorhandener Sonne, bestimmt mehr Atmosphäre gehabt hätte. So sah es mitunter eher so aus, als stünde statt der zaghaft vor sich hin pustenden Nebelmaschine passend zur strahlenden Sonne ein Grill in der Ecke der Bühne *g*
Setlist: Path To Vanir, Fusion Of Sense And Earth, Bounded By Allegiance, Violet Dawning, As Fire Swept Clean, Isa, Return To Yggdrasill, Ruun

[Psycho] Anschließend habe ich mir erstmal das Beiprogramm der Veranstaltung gegönnt, und zwar in Form einer der Fressbuden, der vielen Verkaufsstände (interessante Auswahl, aber eine breite Palette an Burzum-Shirts hätte ich auf dem Rock Hard-Festival eigentlich nicht erwartet) und der Karaoke-Show auf der Nebenbühne. Dort war das Niveau sehr unterschiedlich, aber die Seek & Destroy-Version von Sascha (?) war echt geil, wobei das Publikum aber alle Kandidaten recht fair (und lautstark) unterstützte.

[Psycho] Blöd nur, dass an dieser Stelle der Zeitplan nicht so recht eingehalten wurde. So war es eher Zufall, dass ich rechtzeitig zu Beginn des Sets von :: EXCITER :: wieder ins große Rund zurückkehrte, wo mir bereits der Klassiker I Am The Beast entgegen schallte. Ich muss zugeben, dass ich die Band erst in den letzten Wochen so richtig wieder entdeckt habe (obwohl Long Live The Loud einer meiner ersten Speed-Metal-LPs war), was aber auch am sehr Priest-artigen Gesang des zwischenzeitlichen Sängers Jacques Belanger liegt, den ich ziemlich passend fand. Der neue Vocalist Kenny Winter entpuppte sich als deutschen Trinkritualen (Zitat: "Today I learn how to drink…") nicht abgeneigte, ansonsten aber kreischfeste Kampfkugel und machte seine Sache recht ordentlich.
Der mich immer wieder an überdrehte Motörhead erinnernde Sound der Band bot natürlich einen krassen Kontrast zu den davor spielenden, viel komplexeren Enslaved, aber das macht ja gerade den Reiz solcher Festivals aus. Auch klar: die alten Klassiker kamen viel besser an als die Stücke des neuen Albums Thrash Speed Burn, obwohl es ja eigentlich erstaunlich ist, wie viele Leute diese "ollen Kammellen" noch kennen und gut finden. Und obgleich sich EXCITER an einigen Stellen wohl selber nicht so ganz darüber im Klaren waren, was sie da gerade gespielt haben (macht eh nix, da die meisten Sachen sich ziemlich ähneln, was in diesem Fall ausdrücklich keine Kritik darstellt !!!), boten sie doch eine unterhaltsame Show und hinterließen demzufolge einen glücklichen Haufen Heavy Metal Maniacs…
Setlist: I Am The Beast, Thrash Speed Burn, Violator, In Mortal Fear, Rising Of The Dead, Massacre Mountain, Violence & Force, Reign Of Terror, Heavy Metal Maniacs, Long Live The Loud

[Psycho] Mit :: AMORPHIS :: folgte dann die größte Überraschung des Festivals für mich.
[Cal] … und für mich auch… denn DAS hätte ich nicht erwartet ;)
[Psycho] Ich muss ja zugegeben, dass ich mit den letzten Alben der Band so rein gar nicht vertraut bin, und ich hatte eigentlich auch keine besondere Erwartung an diesen Auftritt. Tja, und dann erscheint dieser Haufen verrückter Finnen und rockt das Haus! Unglaublich, wie viel Energie die Band rüberbrachte, selbst ohne Kenntnis der meisten Stücke. Ein guter Teil dieser überzeugenden Leistung ging aber sicherlich auch auf das Konto von Tomi Joutsen, dem mit Abstand besten Sänger des heutigen Tages. Fantastisch, was für ein Stimmvolumen der Mann zeigte, und das auch noch gepaart mit viel Ausstrahlung und einem tollen Stage-Acting!
[Cal] Ich nenne das Charisma! Tonnenweise hat der Mann davon…
[Psycho] Aber auch der Rest der Truppe legte sich ordentlich ins Zeug; man spielte zudem ein gut ausbalanciertes Set, das fast alle Epochen der Bandgeschichte umfasste (u.a. sogar My Kantele und Black Winter Day). Kein Wunder also, dass AMORPHIS einen großen Teil des eigentlich auf härtere Sounds fixierten Publikums für sich gewinnen konnten. Ein absolut starker Auftritt!
[Seb] AMORPHIS… da war doch mal was? Ich glaube, das erste Album fand ich damals gut. Da die Jungs sich aber nicht erst wie Enslaved nach ein paar Alben, sondern direkt nach dem ersten Longplayer vom ursprünglich härteren Stil abgewandt hatten, hatte ich dann nicht mal mehr mitbekommen, dass sich die Band zwischendurch ganz von der Bildfläche verabschiedet hatte. Völlig ohne Kenntnis der Songs schaute ich mir also den Auftritt an, und nach einem eher schwächlichen Beginn mit teilweise etwas nervig orientalisch anmutendem Riffing (kam der Song eigentlich zwei Mal? Klang im letzten Drittel auf einmal wieder genauso…) wurden AMORPHIS dann für meinen Geschmack besser und lieferten druckvollere und gradlinigere Songs ab. Und der Sänger, so muss ich Kollege Psycho beipflichten, kann tatsächlich was!
Setlist: I Of Crimson Blood, Towards and Against, Better Unborn, Drowned Maid, The Smoke, Silent Waters, Vulgar Necrolatry, My Kantele, Alone, The Castaway, House of Sleep, Black Winter Day

[Psycho] Gibt es einen besseren Opener für ein Thrash-Konzert als Bonded By Blood? Wohl kaum…
Danach kann ich mich nicht mehr an so viele Details erinnern, außer dass mir :: EXODUS :: mittels einer Thrash-Attacke par Excellence mit tödlicher Präzision die Rübe abmontiert haben.
[Cal] …ich musste drei Songs lang stillhalten, was nicht wirklich gut klappte, wie man den Fotos entnehmen kann ;) Gott, ich hätt am liebsten die Kamera hingeworfen und wäre in die Meute gesprungen, zum diven…
[Psycho] Zwar hat die Band mit Rob Dukes den schwächsten Sänger ihrer Geschichte am Mikro, aber die hyperaggressive, stets angepisste Frontsau brachte der Mann nahezu perfekt rüber. Dazu kam dann noch das mit Klassikern gespickte Set, bei dem vor allem die alles niederwalzende Version von A Lession In Violence, Deathamphetamine und der Toxic Waltz hervorstachen, ohne dass der Rest weniger heftig gewesen wäre. Gary Holt und Lee Altus dürften zudem eines der mit Abstand besten Thrash-Guitar-Duos der Welt darstellen, und auch die Rhythmus-Sektion ließ ebenfalls nichts anbrennen.
Eigentlich also ein perfekter Auftritt, zumal die Meute vor der Bühne total ausrastete und die Band massiv abfeierte. Leider war das Ende des Gigs dann nicht so gelungen, denn als die Bühnen-Crew (wohl aus Zeitgründen) bereits während des (vermutlich) letzten Songs Strike Of The Beast das Backdrop abhing, pfefferte His Dukeness wutschnaubend das Mikro zu Boden und ließ seine verdutzten Kollegen einfach alleine auf der Bühne zurück, die sichtlich irritiert den Song abbrachen und ebenfalls gingen.
Zwar entschuldigte sich der Sänger kurze Zeit später beim Publikum, aber ein Wermuts-Tropfen auf den an sich geilen Auftritt war das schon. Wäre es so schwer gewesen, den Song zu Ende zu spielen (der Sound wurde durch die Arbeiten nicht beeinträchtig) und sich ggf. dann aufzuregen?
[Seb] Das letzte Mal, als ich EXODUS sah, hatte Rob noch Haare auf dem Kopf, aber sonst ist alles beim Alten (Neuen) geblieben. Wie schon damals, sorgten die Amis dafür, dass ich nach wie vor sehr gerne Thrash Bands auf der Bühne sehe. Und obwohl sie auch keinen optimalen Sound abbekommen hatten, fand ich EXODUS eine ganze Ecke mitreißender und stärker als ihre Kollegen Testament am Vortag. Rob wird zwar wohl nie ein Mann wohlgesetzter Worte werden, sondern eher noch Rekorde für die häufigste Verwendung der Worte „Motherfucker“ und „fuck“ brechen, aber irgendwie passt diese Proleten-Attitüde zum räudigen Old School Thrash. Zumindest brachte er die Meute amtlich zur Raserei, sei es nur indem ein seit 15 Jahren nicht mehr live gebotener Klassiker wie Impaler angesagt oder dass beim anschließenden Song der Befehl zu einer Wall of Death gegeben wurde. Einen Song, War Is My Shepherd, widmete Rob sogar Horgh von den nachfolgenden Immortal, für die EXODUS vor allem nach den Publikumsreaktionen weit mehr als nur eine „Vorband“ waren.
Setlist: Bonded By Blood, Riot Act, Funeral Hymn, A Lession In Violence, Children Of A Worthless God, And Then There Were None, Deathamphetamine, Piranha, Impaler, War Is My Shepherd, The Toxic Waltz, Strike Of The Beast

[Psycho] Würden :: IMMORTAL :: in der Lage sein, nach diesem machtvollen Auftritt noch einen draufzusetzen?
[Cal] Und würde die Sonne bis zum Auftrittsbeginn untergehen? … *lol*
[Psycho] Sie waren, wenn auch sicherlich die Brachialität des Vorgängers nicht übertroffen werden konnte. Dafür lieferte man nach der Begrüßung "We are IMMORTAL, Ladies & Motherfuckers…" zum einen einige sehr nette Pyro-Effekte, ein wildes, sich aber selbst nicht zu ernst nehmendes und daher extrem unterhaltsames BM-Gepose und schließlich ein Set, das wesentlich mehr alte Stücke als von mir erwartet enthielt und daher beim Publikum sehr gut ankam. Überhaupt muss man sagen, dass der Auftritt der kultigen Norweger eine Menge Spaß gemacht hat, sofern man das bei einer Black Metal-Band ungestraft behaupten darf. Die ganze Show war sicherlich in weiten Teilen vorchoreographiert, wirkte aber dadurch, dass vor allem Abbath das vermeintlich böse Image immer wieder durch kleine Showeinlagen kolportierte, teilweise sehr witzig. Mal imitierte er Bela Lugosi, dann hüpfte er im Sidestep (Moonwalk à la IMMORTAL?) über die Bühne, oder freute sich über die Stoff-Pandabären, die im Publikum geschwenkt wurden.
[Seb] Abbath kommentierte das beim entsprechenden Song mit „Are these the pandas of Northern Darkness?” *g* um dann Sekunden später verwundert nach oben in die Ränge zu deuten, und mit entsprechender Geste auszurufen: “look, a guy with a turban over there” … wirklich drollig!
[Psycho] Musik gab es natürlich auch, wobei Horgh den Laden mit seinem präzisen Drumming gut zusammenhielt, so dass sich Abbath und Appollyon ganz auf die Show konzentrieren konnten. Mir persönlich haben Damned In Black und Tyrants am besten gefallen, was konservative BM-Fans aber sicher anders sehen werden. Wobei es für den true Black Metaller sicherlich eine schwierige Angelegenheit war, denn so machten die "Northern Pandas" richtig Spaß!!! Igitt… ;-)
[Seb] Ich war mir schon vor dem Auftritt ziemlich sicher, dass dies der Höhepunkt des gesamten Festivals werden würde, und das war es definitiv auch. Mit Sicherheit hatte sich der eine oder andere eine Setlist gewünscht, die etwas mehr Augenmerk auf das ganz alte Zeux legte, aber ich finde, IMMORTAL haben dennoch eine gute und vor allem eine für ein nicht rein aus Schwarzmetallern bestehendes Publikum passende Auswahl getroffen.
[Psycho] Kann ich bestätigen: Andy hatte noch nie eine BM-Band gesehen und war recht angetan; es geht doch!
[Seb] Vor allem war es aber begrüßenswert, dass bei Abbath und Co. endlich auch eine akzeptable Tageszeit für eine BM-Band herrschte (nicht so wie bei Dark Funeral letztes Jahr *g*). So konnten IMMORTAL showtechnisch wirklich aus dem Vollen schöpfen, die Nebelmaschinen liefen praktisch in einer Tour und erzeugten zusammen mit der Brise vom Kanal her eine ständig schön wabernde Wand aus Schwaden, diverse Pyro-Effekte und selbstverständlich die obligatorische Feuerspuck-Einlage fehlten natürlich ebenfalls nicht. Und vermutlich hatten auch die Männer am Licht endlich das beruhigende Gefühl, dass man mal wirklich was von ihrer Arbeit sieht. So tauchten sie bei Damned In Black die Bühne ganz in bedrohlich rotes Licht und sorgten auch ansonsten eigentlich immer für die passende sinistre Beleuchtung zum jeweiligen Song. Am besten gefallen, weil vor allem sehr gut in Szene gesetzt, haben mir neben den bereits von Psycho erwähnten Songs Sons Of Northern Darkness und One By One und sowieso natürlich der gesamte Zugabenteil. Denn ohne die Battles In The North gehen IMMORTAL garantiert nicht nach Hause, auch wenn Abbath sich schon mit einem trockenen „Thank you“ aus dem Staub gemacht hatte.
Trotz einiger kleiner Verspieler ein einfach geiler, stimmungsvoller und auf typische IMMORTAL-Weise auch irgendwie putziger Auftritt, und ohne jeden Zweifel mein absolutes Highlight auf dem diesjährigen ROCK HARD FEST! Und ganz bestimmt werde ich sie mir auch in ein paar Monaten wieder beim Hellflame reinziehen :)
Setlist: Intro, The Sun No Longer Rises, Withstand The Fall Of Time, Solarfall, Sons Of Northern Darkness, Tyrants, One By One, Damned In Black, Wrath From Above, Unholy Forces Of Evil, Unsilent Storms In The North Abyss, At The Stormy Gates Of Mist // Battles in The North, Blashyrkh (Mighty Ravendark)

[Psycho] Insgesamt also ein rundherum gelungener Festival-Tag, mit vielen überzeugenden Bands und überdurchschnittlich vielen Highlights. Wenn man dazu noch die schöne Location, den zumindest am Samstag durchgehend guten Sound und die tolle Atmosphäre des Festivals hinzurechnet, könnte man es sich kaum besser vorstellen…
[Cal] Dem kann ich nur zustimmen! Und die Tatsache, dass Psycho statt meiner das Auto kutschierte, machte diesen Festivaltag noch ein bisschen besser… ähm… alkoholischer für mich ;) Ich sollte dafür am nächsten Tag büßen… ähm… leiden *lol*
[Psycho] Dafür überkam mich auf dem Fahrradweg nach Hause auf einmal so absolut bleierne Müdigkeit, dass ich beinahe während der Fahrt eingepennt und mich auf's Maul gelegt hätte. Werde anscheinend doch alt…

 

story © Psycho, Seb, Dajana • pics © Dajana