2009-05-31 DE – Gelsenkirchen - Amphitheater
 

Saxon - Karaoke - Sacred Reich - UFO - Heathen - D-A-D - Bullet - Firewind - Tracedawn

[Psycho] Nichts gegen Campen, aber im eigenen Bett schläft es sich halt immer noch am besten. Dazu gibt es ’ne vernünftige Dusche und Toilette, etwas mehr Ruhe, saubere Sachen, und beim Brötchenholen wird man fast von einem Pulk Radrennsportler über den Haufen gefahren… Das war knapp; selbst ungedopt sind die Jungs ganz schön gefährlich!

Die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gestaltete sich hingegen recht stressfrei, auch wenn andere Fahrgäste mit Metallern voll gestopften Bussen nur wenig abgewinnen konnten und auf meiner Tour sogar ein Mädel vorzeitig zum Kotzen das Gefährt verlassen musste. Tja, so eine Busfahrt ist eben nur für die Härtesten unter der Sonne zu überstehen… ;-)

[Dajana] Die Sonne meinte es überhaupt verdammt gut mit dem Festivalvolk. Angekündigte Schauer blieben aus und die Temperaturen blieben bei moderaten 22 °C plus steifer Brise, die alles und jeden einheitlich in Staubgrau verwandelte, inklusive Make-up und Haarfestiger, und alles auf lau ;)

:: Fotos ::

[Dajana] Los ging es schon um 12 Uhr Mittags mit :: TRACEDAWN :: aus Finnland. Waren die überhaupt schon volljährig? Das hätten ja unsere Kinder sein können! So rein theoretisch *lol* Melodischer Death Metal, unaufdringliche Keys, hammergeiles Riffing und eine unglaubliche Spielfreude. Einfach WOW! Mit jedem neuen Song zog es mehr und mehr Leute ins Amphi Theater, verstärkten sich Applaus und Feedback, was wiederum die 6 Jungs animierte wirklich alles zu geben. DAS hat Laune gemacht. Davon hätten sich COB mal ne Scheibe abschneiden können. Hoffentlich enden TRACEDAWN in ein paar Jahren nicht so wie die Kinder vom See. Arschgeile Show! Wirklich! Da kommt noch was auf uns zu. Runtergezockt wurde übrigens das selbstbetitelte Debüt der Finnen. Oh nein, nicht nur, sondern es gab sogar schon zwei brandneue neue Songs. Und am Ende dürften TRACEDAWN einen Haufen neuer Fans gehabt haben ;) Die Shirts gingen jedenfalls weg wie warme Semmeln ;)
Setlist: Justice For None, Test Of Faith, Art Of Violence, In Your Name, In Love With Insanity, Scum, Without Walls

[Dajana] Nach soviel Enthusiasmus war das Volk wach und die Griechen von :: FIREWIND :: versuchten das Level aufrecht zu erhalten. Klappte nicht so ganz, da fehlte es den Jungs ein bisschen an Pepp in der Musik, hatte man es hier doch wieder mit traditionellem Metal zu tun. Oh, und Scheiße, die haben doch glatt die 80iger Klamotte Maniac gecovert???!!! Hääääh? Ich hör wohl nicht richtig. Gruselig.

[Psycho] Gegen Mittag erreichte ich dann das Festivalgelände und kriegte gerade noch den letzten Song von :: BULLET :: mit… zu wenig, um mir darüber noch ein Urteil erlauben zu können. Zumindest optisch kam die Band aber sehr true und old school-like rüber.
[Dajana] Gegen Mittag??? *lach* Das war da dann schon gegen 3 Uhr ;)
[Psycho] passt doch, wenn man erst gegen 10:00 aufsteht…
[Dajana] BULLET… sind die neuen AC/DC mit Dirkschneiders Stimme ;) Hätte ich so nicht erwartet, auch nicht, dass die Schweden so verdammt rocken und Spaß machen könnten. Yep, mehr davon! Was ich allerdings als sehr unhöflich empfand war die Tatsache, dass bereits während der BULLET Show die Backline zu D-A-D hinter dem Rücken des Schlagzeugers aufgebaut wurde, der dann auch mehrfach Gefahr lief, irgendwas von dem Zeugs auf den Kopf oder ins Kreuz zu bekommen. Das hätte man doch sicher irgendwie anders lösen können, oder?
Setlist: Pay The Price, Rock Us Tonight, Dusk Til Dawn, Heading For The Top, One Deal With The Devil, Rambling Man, Turn It Up Loud, Bite The Bullet, Roadking, Bang Your Head

[Psycho] Mein erster richtiger Auftritt war somit der Gig von :: D-A-D :: Die verrückten Dänen, die Mitte der 90er als Garant für Party-Stimmung große Erfolge feiern konnten, gaben sich auch diesmal wirklich alle Mühe. So gab es lustige Kostüme und eine zuvor aufwändig zusammenmontierte Deko zu bestaunen, dazu jede Menge Bühnenakrobatik, skurrile Bassgitarren, eine Pyro-Show und sogar eine Publikumspolonaise, eingebettet in ein Best-Of-Programm mit gutem Sound.
Allein: bei mir wollte das ganze Spektakel nicht zünden. Zu sehr erinnerte mich die Musik an glattgebügelte Aerosmith mit leichter Sleaze-Schlagseite, auch wenn ich das gar nicht so extrem in Erinnerung hatte. Immerhin hat es vielen Leute doch recht gut gefallen, aber um auch zukünftig erfolgreich zu sein, müssen aus meiner Sicht dringend ein paar neue Ideen her.
[Dajana] Die Bässe von Stig Pedersen waren echt schon der Hit. Für jeden Song der richtige Bass. Naja fast ;) Allerdings hatte ich bei seinem Kostüm schon Angst, dass das in Flammen aufgehen könnte. Und ja… die Show ist schon zu sehr inszeniert, durchgestylt und routiniert, um wirklich richtig was reißen zu können.
Setlist: Riskin’ It All, Beautiful Together, Jihad, Rim Of Hell, Everything Glows, Reconstrucdead, Bad Craziness, Sleeping My Day Away, Monster Philosophy

[Psycho] Thrash-Klassiker zum Zweiten: Nach Forbidden am Vortag war es nun an :: HEATHEN :: der Meute eine deftige Portion Metal zu verabreichen.
[Dajana] Ja, ja, jaaaa… „Death by hanging, death from the gallows, death by hanging around…” *singt* Sorry, ist 'n Klassiker! HEATHEN, für mich der zweite Höhepunkt des Festivals!
[Psycho] Leider erwischte die Band den schlechtesten Sound des Tages, vor allem die sowohl hochmelodische und doch brettharte Gitarrenarbeit war im Klangbrei nur schwer auszumachen. Immerhin hatte Sänger David White mit seiner für Thrash-Verhältnisse eher ungewöhnlichen klaren Stimme einen wirklich guten Tag erwischt, auch wenn er mich optisch ein wenig an Puck die Stubenfliege erinnerte. Mit Dying Season gab es bereits ein Stück vom demnächst erscheinenden neuen Album The Evolution Of Chaos (20.07. um genau zu sein ;) - Dajana) welches die Erwartungshaltung daran durchaus nach oben schraubte und in dem ansonsten nur aus Klassikern bestehenden Set bestens bestehen konnte. Bedingt durch die HEATHEN-typische Überlänge war dann nach sieben Tracks auch schon wieder alles vorbei: (zu) kurz aber gut!
Setlist: Mercy Is No Virtue, Goblins Blade, Dying Season, Hypnotized, Opiate Of The Masses, Open The Grave, Death By Hanging

[Psycho] Im Gegensatz zu D-A-D verfolgten :: U.F.O. :: einen wesentlich schnörkelloseren Ansatz für ihren seit Jahrzehnten kultivierten Hard Rock, was mir persönlich unter dem Strich deutlich besser gefiel. Die Band klang dabei alles andere als altbacken und mischte geschickt neuere Stücke und alte Gassenhauer, was vom Publikum ganz gut aufgenommen wurde. Leider übertrieb man es zum Schluss mit der Zelebrierung ausufernder Instrumental- und Leadpassagen, aber das gehört halt irgendwie zu dieser Art von Musik dazu. Immerhin hatte man mit Vinnie Moore einen Gitarristen in seinen Reihen, bei dem solche Solo-Exzesse nicht zu purer (und langweiliger) Griffbrettwichserei verkommen.
[Dajana] Ich fand UFO ziemlich hüftsteif, insbesondere, wenn man 2 Bands weiter Saxon vor der Nase hatte, die wesentlich agiler über die Bühne tobten. Ok, UFO sind seit knapp 40 Jahren immer noch im Geschäft. Meinen tiefsten Respekt dafür, umgehauen hat es mich aber nicht.
Auch hier gab es ein Best-Of-Set mit nur einem Song vom brandneuen Album The Visitor.
Setlist: Mother Mary, Long Gone, Daylight Goes To Town, Saving Me, Ain’t No Baby, Too Hot To Handle, Cherry, Only You Can Rock Me, Love To Love, Lights Out, Rock Bottom

[Psycho] Den vorläufigen Höhepunkt des Festivals lieferten aber ganz klar :: SACRED REICH :: ab. Vom ersten Ton von Independent an ging es vor der Bühne mächtig ab, und man konnte von der Tribüne aus die größten Mosh-Pits des gesamten Wochenendes bewundern. Fronter Phil Rind entpuppte sich als super-sympathische Labertasche, der aus seiner Begeisterung keinen Hehl machte und gleich noch diverse Zuschauerbefragungen durchführte. Da hätte sich die RH-Crew ihre Umfrage-Aktion glatt sparen können… ;-)
Musikalisch blieben wohl keine Wünsche offen; die Band spielte alle bekannten Klassiker (u.a. Who’s To Blame, The American Way, Ignorance, Victim Of Demise oder das Black Sabbath-Cover War Pigs) und spornte damit die Leute zu immer neuen Höchstleistungen an. Da störte es auch nicht, dass sich bei SACRED REICH die schnellen Passagen schon immer irgendwie alle gleich anhören: wenn man das Zeug so fix und dabei so supertight runterprügelt, macht das einfach Spaß.
Nach Death Squad war dann erst mal Schluss, aber natürlich erbrüllte sich die Menge eine Zugabe, denn ohne Surf Nicaragua kann die Band einfach nicht von der Bühne gehen. Dann war aber auch Feierabend, und die vier ließen ein ausgepumptes und glückliches Publikum zurück. Wenn man das gesehen hat, wundert man sich nicht mehr darüber, warum der Thrash Metal derzeit eine solche Renaissance erlebt. Geil!
Setlist: One Nation, Independent, Administrative Decisions, Love...Hate, Sacred Reich, Crimes Against Humanity, Who’s To Blame, Ignorance, Victim Of Demise, War Pigs, The American Way, Death Squad // Surf Nicaragua

[Psycho] Zum Glück hatte das RH mit Saxon aber einen amtlichen Headliner verpflichtet, den man auch nach solchen Highlights bedenkenlos spielen lassen kann. Zunächst hatten aber die Gewinner des Karaoke-Wettbewerbs ihren Auftritt. Man kann ja darüber geteilter Meinung sein, aber die drei legten aus meiner Sicht gute bis sehr gute Auftritte hin und konnten den Originalen z.T. durchaus das Wasser reichen. Und immerhin hatte man so eine sinnvolle Überbrückung für die lange Umbaupause bis zum letzten Auftritt des Tages…
[Dajana] Nicht schlecht, auch wenn ich der Meinung bin, das die 3 Gewinner nicht an die Vorjahresgewinner herankamen. Ich hab da insbesondere immer noch das Mädel mit Holy Diver im Ohr…

[Psycho] Für :: SAXON :: wurde ja im Vorfeld ein Special-Classic-Set mit Adler angekündigt. Insofern war ich doch etwas erstaunt, dass das Konzert mit Battalions Of Steel vom aktuellen Album Into The Labyrinth eröffnet wurde. Endlich konnten und wurden die Platzverhältnisse sowie die Licht- und Soundmöglichkeiten des Amphi-Theaters voll ausgenutzt, so dass die Show optisch ein echter Genuss war.
Richtig spektakulär war dann aber zum Glück nicht der aufgehängte Adler, sondern die wie entfesselt aufspielende Band, die von einem Biff Byford in stimmlicher Topform souverän zu immer neuen Höchstleistungen geführt wurde. Ok, die Beweglichkeit hat im Laufe der Jahre vielleicht etwas nachgelassen (mit Ausnahme von Basser Nibbs, der ständig in Bewegung war und bangte wie ein Tier), aber wenn man Granaten wie Heavy Metal Thunder, Power And The Glory oder Wheels Of Steel im Gepäck hat, fällt dieser Umstand nicht weiter ins Gewicht. SAXON spielten in der Tat ein Special Set, denn zwar wurde mit vier Songs das neue Album vorgestellt (so gab Biff als Begründung, warum man jetzt was Neues spielen würde, ein lapidarisches „because you bought it“ an), ansonsten gab es aber ausschließlich Klassiker der Alben zwei bis fünf. Besonders geil waren dabei das episch dargebotene The Eagle Has Landed und mein Lieblingsstück Dallas 1 PM, aber auch sehr schnell gespielter Stoff wie 20.000 Ft. oder Motorcycle Man kam natürlich bestens an. Das gesamte Rund sang die Refrains lauthals mit und dankte den Briten immer wieder mit Sprechchören für diese energiegeladene Performance. Muss echt ein tolles Gefühl auf der Bühne gewesen sein…
Nach dem schwächsten Stück des Sets (der ersten Zugabe Live To Rock), beschwor Biff mit seiner Ansage zu Denim And Leather noch mal eine echte Gänsehaut herauf, wodurch der Song selber dann natürlich zu dem Höhepunkt des Konzertes avancierte. Und das abschließende Princess Of The Night war sozusagen das Tüpfelchen auf dem I…
Einziger Wermutstropfen: laut ursprünglich geplanter Setlist wollte die Band eigentlich auch noch Crusader (neben 2 weiteren aktuellen Stücken und dem überflüssigen Ride Like The Wind) spielen. Das wäre natürlich echt geil gewesen! Aber der Zeitplan ließ das wohl leider nicht zu…
Setlist: Battalions Of Steel, Heavy Metal Thunder, Demon Sweeney Todd, Strong Arm Of The Law, Motorcycle Man, Power And The Glory, Dallas 1 PM, The Letter, Valley Of The Kings, 20,000 Ft., The Eagle Has Landed, And The Bands Played On, Wheels Of Steel // Live To Rock, Denim And Leather, Princess Of The Night

[Psycho] Pünktlich um 23:00 war dann auch Feierabend, der strengen Auflagen sei Dank. Immerhin kündigte Götz Kühnemund in seiner Dankesrede an das Publikum (vor dem Saxon-Auftritt) diesmal nicht an, im nächsten Jahr noch mehr regulären Metal und Hard Rock präsentieren zu wollen. Insofern kann man davon ausgehen, dass dieses Festival seine Mischung gefunden zu haben scheint. Die finde ich insgesamt betrachtet auch ok, auch wenn ich es persönlich gerne etwas härter mag. Allen kann man es nicht recht machen, und es gibt in allen Bereichen Bands, die der eine oder andere nicht mögen wird (selbst wenn man die Stilrichtung sonst gerne hört).
Organisatorische Mängel gab es diesmal kaum, und an Professionalität und Verhalten der Crew können sich andere Festivals/Konzerte durchaus eine Scheibe abschneiden. Da der Wettergott auch mitgespielt hat, kann man tatsächlich von einem rundherum gelungenen Event sprechen! Da freuen wir uns doch schon mal auf’s nächste Jahr…

[Dajana] *SEUFZ* Und schon isses wieder vorbei *heul* Ja, schön war’s. Wieder einmal. Natürlich wird es immer Bands geben, die der eine oder andere nicht mag, aber meinetwegen darf das ROCK HARD FESTIVAL gerne wieder eine etwas härte Gangart einlegen. Ich weiß… es heißt „Rock Hard“ und nicht „Metal Hard“… *gnah*… trotzdem… Wie auch immer… ich freu mich auf’s nächste Jahr :)

 

story Psycho & Dajana • pics © Dajana