Iced
Earth - Amorphis - Morgoth - Bullet - Epica - Disbelief - In Solitude
- Dreamshade
[Psycho]
Andy wollte mir am Vorabend zwar nachdrücklich den Teppichboden
seines Hotelzimmers schmackhaft machen, aber zu Hause schläft
es sich halt doch immer noch besten. Und weit hatte ich es ja
zum Glück auch nicht, was den Samstag folglich sehr entspannt
beginnen ließ. Was zunächst im krassen Gegensatz zum
gestrigen Weltuntergang stand, sich aber natürlich noch ändern
sollten…
[Dajana] Unsereiner hatte es sogar noch komfortabler, da
selbiges Hotel wie Andy, zwei Zimmer weiter (dazwischen Enslaved
*lach*) und nicht so ne luxuriöse Suite, aber nu. Wiebke
und ich haben daher Freitag Nacht die Puppen tanzen lassen, was
zu einigen Anlaufschwierigkeiten am Samstag Mittag führte.
ABER: wir standen pünktlich zur ersten Band im Fotograben,
auch wenn wir vermutlich reichlich derangiert wirkten ;)
::
Fotos
::
[Dajana]
So, und der Opener am Samstag hiess ::
DREAMSHADE
:: und stammte aus der italienischsprachigen Schweiz.
Das Amphitheater war nur recht spärlich besucht, immerhin
lockte (oder trieb) die Sonne den einen oder anderen vor die Bühne,
nebst einer kleinen Schar Kiddies, die wohl zu einem Fanclub gehörten
oder so ;) Musikalisch gab es melodischen Death Metal der schwedischen
Sorte, Soilwork liessen grüssen. Die Band war ohne Keyboarder
angereist, was dem Sound zugute kam, denn er fiel so um einiges
aggressiver aus, als auf dem kürzlich erschienen Debüt
What Silence Hide, wo die Keys doch recht prägnant
im Vordergrund stehen. Ok Jungs, danke, wir sind wach!
[Wiebke] Der Kaffe hatte leider seine Wirkung noch nicht
voll entfaltet, als DREAMSHADE die Bühne enterten.
Auch wenn die Schweizer so ihre Momente hatten, bleib ich doch
lieber bei den Originalen.
[Zwiebel] Anscheinend bin ich noch nicht zu alt für
den Scheiss. Ich habe keinen Kater und selbst der spanische Kohltopf
aus der Dose mundet noch. Großartig, also Bier reingepfiffen
und ab zur ersten Band des Tages. DREAMSHADE, die neue
Melotot Entdeckung aus der Schweiz. Ich hatte ja etwas Hoffnung,
aber die Mischung aus Göteborg und Core geht mir irgendwie
nicht rein. Technisch sauber ist es zwar, aber die Bühnenshow
ist eher mau und der Sänger kommt sehr, sehr unsympatisch
rüber.
[Psycho]
:: IN
SOLUTUDE :: gehören mit zu der inzwischen
anscheinend endlosen Masse junger Bands, die sich mit Hingabe
dem Erbe des 80er-Metals widmet. Wenn man mir das vor 10 Jahren
prophezeit hätte, hätte ich ihr/ihm kein Wort geglaubt…
Jedenfalls wirkten auch IN SOLITUDE so, als hätten
sie sowohl Platten- als auch Klamottenschrank ihrer Eltern geplündert
und sich danach für Mercyful Fate entschieden. Geschmackvolle
Wahl, aber so richtig zwingend war das leider noch nicht, was
es da zu sehen oder zu hören gab. Solide Show von einer Band,
die ihr an sich großes Potential noch nicht vollständig
umzusetzen vermag. Und der Gesang ist sicherlich noch verbesserungsbedürftig.
[Dajana] Das mit dem Gesang lag vielleicht auch am „Zustand“
des Sängers. Ich bin mir nicht sicher, ob er nun betrunken
oder stoned war, vielleicht auch beides… und vielleicht
ein bisschen zu aufgesetzt aggro ;)
[Psycho] Es fiel aber auf, dass bereits zu diesem Zeitpunkt
der Publikumsandrang größer war als auch im späteren
Verlauf des Vorabends.
[Wiebke] „Putzige Jungs“ - mein erster Gedanke.
Aber die Mucke macht richtig Laune. Schade, dass es so hell ist…
[Zwiebel] Eine Mischung aus Maiden und Merciful Fate, die
zum mitwippen einlädt. Schade das der Sänger sich immer
hinter seinen Haaren versteckt. Ansonsten eine (der vielen) Hommagen
an die gute, alte Zeit. Da wird man doch schon eher warm mit dem
Tag. Apropos, die Sonne brennt heute doch ziemlich, ein guter
Tag um zu feiern.
[Psycho]
Mit :: DISBELIEF
:: scheint es irgendwie nie richtig voran zu gehen,
trotz permanent starker Alben und einem völlig eigenen Stil.
Neben vielen, vielen Umbesetzungen und den dadurch entstehenden
Brüchen bzw. Neustarts hat die Band einfach auch immer wieder
eine Menge Pech gehabt. Danach sah es zunächst erneut aus,
denn nachdem schon das von CD eingespielte Intro nicht so recht
wollte, lief beim ersten Song nur die Backline, nicht aber die
PA. Das war natürlich Gift für den DISBELIEF-Sound,
der nicht zuletzt auch von seiner enormen Wucht lebt. Zum Glück
konnte das Problem aber dann schnell behoben werden. Sänger
Jagger war als langjähriger Rock Hard-Fan sichtlich bewegt,
jetzt auf dem Festival spielen zu können, und beeindruckte
wie eigentlich immer mit seinem unglaublich brutalen und emotionalen
Gesang. Beim Publikum erarbeitete man sich so zusammen mit dem
engagierten Stage-Acting einen Achtungserfolg, allerdings habe
ich die Band auch schon deutlich stärker gesehen.
[Dajana] War natürlich ein bisschen schade, aber ich
finde, DISBELIEF haben’s dann doch wieder rausgerissen.
Schlagzeuger Corny hatte scheinbar einen Höllenspass hinter
dem Kit, auch Neugitarrero Wolfgang Rothbauer machte eine gute
Figur. Lediglich Alex könnte noch ein bisschen mehr aus sich
rausgehen ;)
[Wiebke] Bewegungsarm? Der Gute war doch die ganze Zeit
am Moshen…
[Zwiebel] Gut, die Show ist nicht ausgelassen, aber das
passt auch nicht zu dem Brett was die Jungs da abfeuern. Ganz
im Zeichen von EHEC frag Jagger auch ob wir alle echt krank werden
wollen. Ausserdem fällt jetzt auf, dass der Sound heute deutlich
besser ist als gestern, da macht so eine Dampfwalze natürlich
doppelt Spaß. Die Meute geht auch gut mit, besonders als
Last Force Attack! dem Rock Hard gewidmet wird. Wenn ich
meinen Nebenmann kurz zitieren darf:“Geht richtig gut rein“.
Setlist: A Place To Hide, Sick, Rewind It All, The Last
Force: Attack!, Misery, Hate/Aggression Schedule, Navigator, Room
309
[Psycho]
Bei :: EPICA
:: war ich dann erstmal einen Happen essen; ist halt
nicht so mein Ding, wenn natürlich rein technisch über
jeden Zweifel erhaben. Hab dann später aber noch reingeschaut
und fand es… äh… also… tja, niedlich trifft
es wohl am besten. Darf man das sagen, ohne dass da sexistische
Hintergedanken unterstellt werden? Nein? Ok, dann sage ich lieber
nichts…
[Dajana] Female fronted Zeugs liegt mir genauso wenig.
Immerhin ist Simone Simons aus photographischer Sicht ein Hingucker,
singen kann sie ja - rein objektiv betrachtet - auch. Aber die
Mucke kommt eigentlich noch besser ohne Gesang ;) Apropos niedlich…
es gab lautstarke „Ausziehen“-Rufe, die Frau Simons
dann pikiert und spitz mit einem „Nein, Danke“ quittierte
*lol* War ja Rockpalast-Tag und die Fernseh-Kameras liefen mit…
[Wiebke] *zustimm* Es machte viel mehr Spass Coen dabei
zuzuschauen, in welche Richtungen man einen Keyboardhalter überall
hinschwenken kann ohne dabei vom Podest zu fallen.
[Psycho]
Ach, was waren die 80er schön! Da konnte man abrocken wie
AC/DC, posen wie Accept und dabei eine Menge Spaß haben.
Und wer damals (altersbedingt) nicht dabei sein konnte, für
den liefern :: BULLET
:: 1A-Anschauungsmaterial mit unbedingter Party-Garantie!
Prompt wurde es das erste Mal richtig voll vor der Bühne,
und die Menge feierte die 5 Schweden einfach nur gnadenlos ab.
Zu Recht, denn bei dieser Show blieb definitiv kein Kopf unbewegt.
BULLET explodierten förmlich vor Spielfreude, lieferten
eine fast perfekte Songauswahl und waren einfach nur mitreißend.
Zudem hatte die Band auch noch Glück mit dem Sound; war dieser
bis dato immer etwas schwammig gewesen, so klang es nun glasklar
und druckvoll aus den Boxen. War es daher ein Wunder, dass die
Menge die Band gar nicht wieder gehen lassen wollte? Keine Frage,
die Messlatte für die noch folgenden Bands war nun verdammt
hoch gelegt.
Setlist: Highway Pirates, Back On The Road, Turn It
Up Loud, Stay Wild, Rambling Man, Roadking, Dusk Til Dawn, Pay
The Price, Bite The Bullet
[Psycho]
Zum Glück sind :: MORGOTH
:: in einem ganz anderen musikalischem Metier beheimatet,
so dass man nicht gezwungen war, direkte Vergleiche anzustellen.
Die offiziell nur für die Jubiläumsfeierlichkeiten zum
Erscheinen der Cursed LP vor 20 Jahren und für
diese Festival-Saison reformierten Sauerländer boten nun
feinsten Death Metal, der wirklich verdammt tight runtergezockt
wurde. Die Songauswahl war wirklich perfekt aus den ersten vier
Veröffentlichungen zusammengestellt; was man an Hits in der
knappen Zeit unterbringen konnte, wurde auch gespielt. Auffällig
war zum einen, dass man bei einigen Songs minimale Korrekturen
vorgenommen hat, und dass Marc Grewe inzwischen viel höher
singt als früher. Sehr vernünftig, denn so klang es
immer noch schön räudig, aber für seine Stimme
war das sicherlich sehr viel gesünder als das Gegrunze in
den 90ern. Und weil es gerade so schön war, fing es beim
letzten Song endlich mal wieder so richtig zu regnen an…
[Wiebke] Wow, endlich habe ich die Sachen, die ich damals
aus dem Radio (ja, es gab mal Metal auf öffentlichen Radiosendern!)
aufgenommen hatte, live zu sehen/hören bekommen.
Setlist: Body Count, Exit To Temptation, Unreal Imagination,
Travel, Resistance, Suffer Life, Pits Of Utumno, Burnt Identity,
Sold Baptism, Under The Surface, Isolated, White Gallery
[Psycho]
…nur das der Wasserfall diesmal nicht nach wenigen Minuten
wieder aufhörte, sondern es sehr munter eine ganze Weile
weiter plätscherte. Bei Temperaturen deutlich unter 20 Grad
und böigem Wind alles andere als ein Vergnügen. Auch
auf dem Zeltplatz ging es wohl drunter und drüber, so manches
Zelt blieb leider nicht stehen oder aber lief voll Wasser. Was
bedeutet, das :: AMORPHIS
::, zunächst vor einem fast leeren Rund begannen,
obwohl es klar war, dass viele Anwesende die Band zu ihren Favoriten
zählte.
[Wiebke] Zugegeben, ich bin klatschnass und meine Laune
ist sowas von im Keller. Was habe ich denn nun schon wieder angestellt,
dass es ausgerechnet vor AMORPHIS so gallern muss???!!!
Egal, die neuen Backdrops sind riesig und sehen absolut klasse
aus. Das Intro geht los, die Herren entern unter Gejohle die Bühne.
Mir steigen ein paar Tränchen in die Augen, als die Finnen
mit Battle Of Light, dem Opener des neuen Werks The
Beginning Of Times loslegen. Live wird er ein bisschen
härter gezockt und schon ist man im richtigen AMORPHIS-Gefühl.
Das Sextett hat sich auf eine Hitlist geeinigt - gewürzt
mit ein paar neuen Stücken - und kann damit gar nichts falsch
machen. Passend zur guten Stimmung kommt dann auch schnell die
Sonne wieder heraus. Tomi fegt wie gewohnt über die Bühne
und lässt seine Dreads wirbeln, während die anderen
es wie gewohnt langsamer angehen lassen. Begeisterung kommt traditionell
bei den älteren Stücken auf, so dass gerade Cast
Away gebührend abgefeiert wird. (Gell, Terry?!) Bei House
Of Sleep bittet Tomi dann um Gesangshilfe beim Publikum. Das
Unternehmen great anfangs ein wenig ins Stocken, aber am Ende
grölen dann doch ein paar Kehlen den Refrain mit. Allerdings
habe ich das schon deutlich massiver erlebt. Egal, das Set ist
viel zu schnell zu Ende! AMORPHIS werden mit herzlichem
Applaus verabschiedet und meinetwegen hätten sie noch mindestens
eine halbe Stunde weiter spielen können, denn ich war immer
noch in Herumtobelaune ;) Ach ja, ich hätte die Band auch
gerne angesagt… *lach*
[Dajana] Also ich muss ja sagen, ich find das neue Album
The Beginning Of Times todlangweilig und viel zu
schnulzig. Aber live rocken die Finnen wie Sau und es macht immer
wieder Spass die Jungs auf der Bühne zu sehen, auch wenn
solche Schmachtfetzen wie You I Need schon arg an den Zähnen
ziehen. Nix gegen Romantik, ich mag’s halt nur anders romantisch
;)
Setlist: Battle For Light, My Enemy, Smoke, Sky Is Mine,
You I Need, Towards & Against, Heaven Of My Heart, Three Words,
Silver Bride, Against Widows, Crack In The Stone, Cast Away, House
Of Sleep
[Dajana]
Headliner-Zeit! Mit viel Regen drin… Als wir das Hotel verliessen,
waren :: ICED
EARTH :: gerade angekommen, also immerhin schon
alle da. Matt Barlow wurde natürlich umgehend belagert. Kein
Wunder, dies ist nun seine Festival-Abschiedstour. Nach dem WOA
wird einer der grandiosesten Sänger das Feld räumen.
Es ist zum Heulen. Genau deswegen hat wohl auch der Himmel nochmal
die Schleusen geöffnet, insbesondere zu Jack und The
Hunter goß es in Strömen, wo ich mich dann auch
kurz untergestellt habe, nur um bei Melancholy (Holy Martyr)
wieder (mit regenfreien Bier) vor der Bühne zu stehen. Matt
wurde abgefeiert bis zum geht nicht mehr, sein Name allenthalben
lautstark skandiert. Verdammt noch mal, was soll der Scheiß
eigentlich, von wegen aufhören?
[Terry] Zunächst noch mit Kumpel Maddin auf den Rängen
am abgehen, musste ich dann auch irgendwann näher ran und
traf prompt Dajana. Die Show war einfach mitreißend und
denkwürdig, auch dank des differenzierten und druckvollen
Sounds. Man schaue sich nur die Hammersetlist inklusive der Something
Wicked This Way Comes Abschlusstrilogie an! Habe jetzt
noch die Lead-Melodie von Birth Of The Wicked im Kopf…
Tja, das Sängerhickhack ist natürlich etwas peinlich
und schade. Wusste Matt vor drei, vier Jahren doch auch schon,
dass das Tourleben wenig Platz für Familie lässt. Aber
er ist nun mal der einzig Wahre (zumindest für ICED EARTH).
[Wiebke]
Das ich Melancholy mit Matt doch noch einmal live erleben
würde, hätte ich auch nicht gedacht. Wahnsinn und zum
zweiten Mal Gänsehaut…
Setlist: 1776, Burning Times, Declaration Day, Vengeance
Is Mine, Violate, Watching Over Me, Last December, Travel In Stygian,
I Died For You, Jack, The Hunter, Melancholy, Prophecy, Birth
Of The Wicked, The Coming Curse, Colors, My Own Savior, Iced Earth
[Dajana]
Und wieder neigt sich ein Festivaltag seinem Ende entgegen. Das
Wetter meint es nicht sonderlich gut mit uns, nach dem Regen kommt
die Kälte aber mit ein paar wohlverdienten Cocktails und
Bier lässt sich das prima ertragen ;)