U.D.O.
- Ashes Of Ares - Audrey Horne - Denial Of God - Fleshcrawl - Hellish
Crossfire
[Dajana]
Hach, der erste Festivaltag. Um 14 Uhr öffneten sich die Tore
für das headbang-wütige Volk, mit einer langen Schlange
davor, so daß, obwohl superpünktlich anwesend, die NOCTURNAL
HALL Entourage sich doch in die Schlange mogeln mußte,
im pünktlich im Rund zu stehen und die erste Band zu fotografieren.
[Psycho] An sich fand ich die Bändchenausgabe dieses
Jahr nicht so chaotisch wie im letzten Jahr. Warum man aber nur
an einem kleinen Anhängsel daran erkennen sollte, ob der Besitzer
über 18 ist oder nicht (wg. Alkoholabgabe etc.), konnte sich
wirklich niemand erklären. Das hätte man doch auch mit
generell unterschiedlich farbigen Bändchen besser lösen
können.
Immerhin wurde das Altersgebot gut kontrolliert. Bei einer Einlaßkontrolle
vor mir hat der Ordner sogar am bereits offenen Eistee eines offensichtlich
Minderjährigen geschnüffelt, um etwaigen Alkohol zu finden.
Hab ich so auch noch nie erlebt…
::
Fotos
::
[Dajana]
Und dann ging es los, mit :: HELLISH
CROSSFIRE :: aus Nürnberg, die bislang meinen
Horizont nur gestreift hatten. Gediegener Thrash Metal, sympathische
Bande, mochte ich sehr :)
[Psycho] Ich kannte die Band vorher ebenfalls nicht, aber
das ging mir dieses Jahr bei vielen Acts so. Als Opener fand ich
sie durchaus ok, aber bleibenden Eindruck haben sie auch nicht hinterlassen.
Setlist: Conquerors Of Black Souls, Into The Old And Evil,
Orgasmic Rush, Eternal Tyranny, Claw Of The Reaper, Too Tough To
Die, Night Of The Possessed
[Dajana]
Mit :: FLESHCRAWL
:: stand anschließend deutsches Death Metal Urgestein
auf der Bühne.
[Psycho] Die Band tat mir im Vorfeld etwas leid: da ist man
solange dabei, und muß dann als zweite Band am Freitag ran.
Jedenfalls merkte man den Jungs die langjährige Erfahrung positiv
an; ihr Auftritt geriet spürbar souveräner als der erste
des Tages. Musikalisch gab es natürlich gut abgehangenen Schwedentod
– sehr solide, aber wie üblich eben auch völlig
uneigenständig.
Setlist: As Blood Rains From The Sky, Soulskinner, Dark
Dimension, Structures Of Death, Damned In Fire, Into The Fire Of
Hell, Beneath A Dying Sun, Written In Blood, Flesh Bloody Flesh,
Made Of Flesh, Day Man Lost
[Dajana]
Erst Thrash-, dann Death- und nun Black Metal, wobei die Dänen
:: DENIAL
OF GOD :: hier für Nachtmystium einspringen,
die sich ja bekanntermaßen spontan eine Pause gönnen
(nachdem Gitarist und Producer weg sind…).
[Psycho] Die Band wird ja als eine der aktuellen Underground-Sensationen
gefeiert, das letzte Album fand ich aber nicht so spektakulär.
Live hat es mir dann aber doch ganz gut gefallen, zumal DENIAL
OF GOD den Schwerpunkt eher auf Atmosphäre als auf Geholze
setzten, was mir persönlich bei Black Metal einfach generell
besser gefällt. Muß mich wohl doch noch mal etwas intensiver
mit den Dänen beschäftigen. Leider war das dann auch die
letzte Band an diesem Tag, die alle Kriterien für den bisher
traditionell als „Hartwurst“-Tag gehaltenen Freitag
einhielt, denn die noch folgenden Bands waren allesamt deutlich
weniger heftig.
Setlist: Funeral, Behind The Coffin’s Lid, The Book
Of Oiufael, The Cursed Chamber, Robbing The Grave Of The Priest,
Black Dethe
[Dajana]
Okay, nun die Wende zum Hard Rock. Wenn es um ::
AUDREY
HORNE :: geht, gibt es zumindest bei mir kein Halten
mehr ;) Fix die Bilders in den Kasten und dann abrocken!
[Psycho] Ist ja bekannt, daß unsere Chefin bei der
Band weiche Knie kriegt… ;-)
Auf Konserve ist das musikalisch nach wie vor nicht mein Ding, aber
live haben AUDREY HORNE den Bogen absolut raus. Unterhaltsame
Show mit viel Les Paul-Gepose, dazu gut eingegroovt und einem sehr
agilen Frontmann, was will man mehr? Die Publikumsreaktionen waren
entsprechend gut, nur die nachfolgende Band konnte man so anscheinend
nicht motivieren...
Setlist: Redemption Blues, Bridges And Anchors, Youngblood,
Show And Tell, There Goes A Lady, Cards With The Devil, Pretty Little
Sunshine, Threshold, Blaze Of Ashes, This Ends Here, Straight Into
Your Grave
[Dajana]
Es brauchte eine Weile, bis ich wußte, wohin mit ::
ASHES
OF ARES ::, nämlich genau bis zu dem Zeitpunkt,
als Matt Barlow die Bühne betrat. Da fiel dann der Groschen.
Leider war die Show wirklich enttäuschend und die Band für
den Slot des Co-Headliners völlig fehlbesetzt.
[Psycho] Keine Ahnung, wer auf diese Schnapsidee gekommen
ist, aber wenn man Audrey Horne vorher und U.D.O. anschließend
dazu im Kontrast betrachtet hat, mußte man sich für ASHES
OF ARES fast fremdschämen. Mit dieser Leistung einen solchen
Slot im Billing zu besetzen, kann man letztendlich nur als peinlich
bezeichnen. Da nützte es auch nichts, daß Matt Barlow
mehrfach darauf hinwies, daß man jetzt bei Nuclear Blast unter
Vertrag wäre, denn anstatt mit einem geilen Gig ordentlich
Werbung für sich selbst zu machen, enttäuschte die Band
auf ganzer Linie. Das fing beim völlig unmotivierten Auftreten
an (kaum Bewegung auf der Bühne), setzte sich bei den nur durchschnittlichen
Songs (mit viel zu starkem Iced Earth-Einschlag) fort und endete
schließlich in einer mangelhafter musikalischer Leistung (keine
einzige Akustik-Passage wurde sauber vorgetragen).
Umso schlimmer wiegt dies, wenn man weiß, wie viele hungrige
(und gute!) Newcomer es in der Szene gibt, die zudem auch als Band
auftreten und nicht wie 5 Leute, die zufällig auf der gleichen
Bühne stehen. Klar: es war der erste Auftritt von ASHES
OF ARES überhaupt, aber man kann nicht vorher mit den bekannten
Namen hausieren gehen, wenn es dann gerade Mal für Amateur-Niveau
reicht. Hoffentlich war dies das letzte Mal, daß man nur aufgrund
der beteiligten Personen ein solches „Experiment“ veranstaltet.
So jedenfalls wandten sich mit fortlaufender Dauer des Auftritts
auch immer mehr hartgesottene Barlow-Fans von diesem Trauerspiel
ab.
[Sui] Psychos Beurteilung spiegelt auch meinen Eindruck wider.
Die Namen Iced Earth, Nevermore und Malevolent Creation ließen
offensichtlich auch beim Veranstalter Großes erwarten. Es
ist jedoch nicht die erste „Supergroup“, die eine Bauchlandung
hinlegt. Die Band ist dabei keineswegs an den hohen Erwartungen
gescheitert, die ja auch durch den Co-Headliner-Slot geschürt
worden waren, sondern vielmehr an ihrer eigenen Anspruchslosigkeit.
Wobei ich das Wort „Band“ in diesem Zusammenhang im
weitesten Sinne gebrauche.
Selbst wenn ich ASHES OF ARES zugute halten will, daß
es der erste Gig überhaupt war und sich die Leute als Band
noch finden müssen, so haperte es doch an einigen grundsätzlichen
Dingen: Das Songmaterial bot belanglose Durchschnitts-Hausmannskost.
Hier müßte eigentlich viel mehr Potenzial vorhanden sein.
Vor allem aber fehlte der Wille, wirklich mitzureißen. Die
spieltechnischen Patzer wären vielleicht noch zu verzeihen
gewesen, wenn man dem Publikum wenigstens eine gute Show geboten
hätte. Wenn ASHES OF ARES mehr als diesen schalen Eindruck
hinterlassen wollen, müssen sie noch hart an sich arbeiten
- an den Songs, an der Bühnenpräsenz, besonders aber an
ihrer Einstellung.
Setlist: Messenger, Move The Chains, On Warriors Wings,
Punishment, This Is My Hell, Dead Mans Plight, Chalice Of Man, The
Answer, What I Am, One Eyed King
[Psycho]
Wie man es richtig macht, konnte sich der sogenannte Co-Headliner
dann beim Urgestein :: U.D.O.
:: anschauen. Der deutsche Godfather of Metal hatte eine
exquisite Live-Band am Start, die technisch perfekt und enorm tight
abrockte. Herr Dirkschneider selbst ist natürlich kein Bewegungswunder
mehr (dafür hat er ja seine Jungspunde), dafür aber immer
gesanglich ohne Fehl und Tadel, so auch trotz der kühlen Witterung
an diesem Abend.
Insofern war die schwache vorherige Darbietung auch schnell vergessen,
denn bei so einem gelungenen Auftritt ging die Stimmungskurve aller
Anwesenden beinahe automatisch wieder nach oben. Natürlich
wurden die alten Accept-Hymnen mal wieder am meisten abgefeiert,
aber daran sollte sich Udo allmählich gewöhnt haben. Zwei
neue Songs gab‘s auch noch, die sich nahtlos in das übrige
Material einreihten. Auch ohne Fast As A Shark (passte wohl
zeitlich nicht mehr) eine überzeugende Vorstellung.
[Sui] U.D.O. ist zu Recht immer noch eine Institution. Und
auch wenn Accept auf dem RHF 2010 ebenso zu Recht abgefeiert
wurden und ein erstaunliches Comeback hingelegt haben, so muß
man bei Herrn Dirkschneider einfach sagen, daß er im Gegensatz
zu seinen alten Weggefährten nie weg war. Klar wurden auch
jetzt die Songs aus der Accept-Ära am meisten abgefeiert, nicht
zuletzt weil sie weltweite Klassiker sind. Aber auch das Solomaterial
weiß schon seit Jahren und auch auf dem RHF vor allem
live zu überzeugen.
Stimmlich war uns Udo absolut auf der Höhe, und wer sich auf
eine dermaßen tight eingespielte Band verlassen kann, dem
kann eigentlich nichts mehr anbrennen. Der straighte Traditions-Metal,
der im wahrsten Sinne des Wortes „true“ ist, riss auch
das Publikum noch mal aus der Lethargie, in die es während
Ashes Of Ares verfallen war. Einzig die beiden Gitarren-Soli fand
ich überflüssig. Da hätte ich dann lieber Fast
As A Shark oder einen anderen Klassiker gehört, oder von
mir aus auch einen neuen Song. Eine Bitte an alle Metal-Gitarristen
generell: Lasst endlich die Finger von Bachs Toccata!
Setlist: Steelhammer, Rev-Raptor, They Want War, Metal
Machine, Leatherhead, Screaming For A Love Bite, Vendetta, Head
Over Heels, Burning Heat, Man And Machine, 24/7, Thunderball, Animal
House, Break The Rules, Timebomb, Metal Heart, Balls To The Wall
[Dajana]
Damit neigt sich der erste Festivaltag auch schon wieder seinem
Ende zu. Es ist dreckskalt und ich mach mich von Acker. Glücklich,
mit AUDREY HORNE im Ohr ;)
[Psycho] Der misslungene ASHES OF ARES-Gig sorgt immer
noch für Gesprächsstoff auf den Rängen; gelungene
Werbung sieht echt anders aus. Da das Wetter wirklich nicht zum
Feiern einlädt, machen wir uns auch auf den Weg.
[Sui] Da es während U.D.O. langsam winterlich
wurde, ging’s direkt mit dem letzten Takt von Balls To
The Wall ins Hotel, wo der Kellner mit einer Whiskybestellung
kurios überfordert war... |