2013-05-17 DE – Gelsenkirchen - Amphitheater
 
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U.D.O. - Ashes Of Ares - Audrey Horne - Denial Of God - Fleshcrawl - Hellish Crossfire

[Dajana] Hach, der erste Festivaltag. Um 14 Uhr öffneten sich die Tore für das headbang-wütige Volk, mit einer langen Schlange davor, so daß, obwohl superpünktlich anwesend, die NOCTURNAL HALL Entourage sich doch in die Schlange mogeln mußte, im pünktlich im Rund zu stehen und die erste Band zu fotografieren.
[Psycho] An sich fand ich die Bändchenausgabe dieses Jahr nicht so chaotisch wie im letzten Jahr. Warum man aber nur an einem kleinen Anhängsel daran erkennen sollte, ob der Besitzer über 18 ist oder nicht (wg. Alkoholabgabe etc.), konnte sich wirklich niemand erklären. Das hätte man doch auch mit generell unterschiedlich farbigen Bändchen besser lösen können.
Immerhin wurde das Altersgebot gut kontrolliert. Bei einer Einlaßkontrolle vor mir hat der Ordner sogar am bereits offenen Eistee eines offensichtlich Minderjährigen geschnüffelt, um etwaigen Alkohol zu finden. Hab ich so auch noch nie erlebt…

:: Fotos ::

[Dajana] Und dann ging es los, mit :: HELLISH CROSSFIRE :: aus Nürnberg, die bislang meinen Horizont nur gestreift hatten. Gediegener Thrash Metal, sympathische Bande, mochte ich sehr :)
[Psycho] Ich kannte die Band vorher ebenfalls nicht, aber das ging mir dieses Jahr bei vielen Acts so. Als Opener fand ich sie durchaus ok, aber bleibenden Eindruck haben sie auch nicht hinterlassen.
Setlist: Conquerors Of Black Souls, Into The Old And Evil, Orgasmic Rush, Eternal Tyranny, Claw Of The Reaper, Too Tough To Die, Night Of The Possessed

[Dajana] Mit :: FLESHCRAWL :: stand anschließend deutsches Death Metal Urgestein auf der Bühne.
[Psycho] Die Band tat mir im Vorfeld etwas leid: da ist man solange dabei, und muß dann als zweite Band am Freitag ran. Jedenfalls merkte man den Jungs die langjährige Erfahrung positiv an; ihr Auftritt geriet spürbar souveräner als der erste des Tages. Musikalisch gab es natürlich gut abgehangenen Schwedentod – sehr solide, aber wie üblich eben auch völlig uneigenständig.
Setlist: As Blood Rains From The Sky, Soulskinner, Dark Dimension, Structures Of Death, Damned In Fire, Into The Fire Of Hell, Beneath A Dying Sun, Written In Blood, Flesh Bloody Flesh, Made Of Flesh, Day Man Lost

[Dajana] Erst Thrash-, dann Death- und nun Black Metal, wobei die Dänen :: DENIAL OF GOD :: hier für Nachtmystium einspringen, die sich ja bekanntermaßen spontan eine Pause gönnen (nachdem Gitarist und Producer weg sind…).
[Psycho] Die Band wird ja als eine der aktuellen Underground-Sensationen gefeiert, das letzte Album fand ich aber nicht so spektakulär. Live hat es mir dann aber doch ganz gut gefallen, zumal DENIAL OF GOD den Schwerpunkt eher auf Atmosphäre als auf Geholze setzten, was mir persönlich bei Black Metal einfach generell besser gefällt. Muß mich wohl doch noch mal etwas intensiver mit den Dänen beschäftigen. Leider war das dann auch die letzte Band an diesem Tag, die alle Kriterien für den bisher traditionell als „Hartwurst“-Tag gehaltenen Freitag einhielt, denn die noch folgenden Bands waren allesamt deutlich weniger heftig.
Setlist: Funeral, Behind The Coffin’s Lid, The Book Of Oiufael, The Cursed Chamber, Robbing The Grave Of The Priest, Black Dethe

[Dajana] Okay, nun die Wende zum Hard Rock. Wenn es um :: AUDREY HORNE :: geht, gibt es zumindest bei mir kein Halten mehr ;) Fix die Bilders in den Kasten und dann abrocken!
[Psycho] Ist ja bekannt, daß unsere Chefin bei der Band weiche Knie kriegt… ;-)
Auf Konserve ist das musikalisch nach wie vor nicht mein Ding, aber live haben AUDREY HORNE den Bogen absolut raus. Unterhaltsame Show mit viel Les Paul-Gepose, dazu gut eingegroovt und einem sehr agilen Frontmann, was will man mehr? Die Publikumsreaktionen waren entsprechend gut, nur die nachfolgende Band konnte man so anscheinend nicht motivieren...
Setlist: Redemption Blues, Bridges And Anchors, Youngblood, Show And Tell, There Goes A Lady, Cards With The Devil, Pretty Little Sunshine, Threshold, Blaze Of Ashes, This Ends Here, Straight Into Your Grave

[Dajana] Es brauchte eine Weile, bis ich wußte, wohin mit :: ASHES OF ARES ::, nämlich genau bis zu dem Zeitpunkt, als Matt Barlow die Bühne betrat. Da fiel dann der Groschen. Leider war die Show wirklich enttäuschend und die Band für den Slot des Co-Headliners völlig fehlbesetzt.
[Psycho] Keine Ahnung, wer auf diese Schnapsidee gekommen ist, aber wenn man Audrey Horne vorher und U.D.O. anschließend dazu im Kontrast betrachtet hat, mußte man sich für ASHES OF ARES fast fremdschämen. Mit dieser Leistung einen solchen Slot im Billing zu besetzen, kann man letztendlich nur als peinlich bezeichnen. Da nützte es auch nichts, daß Matt Barlow mehrfach darauf hinwies, daß man jetzt bei Nuclear Blast unter Vertrag wäre, denn anstatt mit einem geilen Gig ordentlich Werbung für sich selbst zu machen, enttäuschte die Band auf ganzer Linie. Das fing beim völlig unmotivierten Auftreten an (kaum Bewegung auf der Bühne), setzte sich bei den nur durchschnittlichen Songs (mit viel zu starkem Iced Earth-Einschlag) fort und endete schließlich in einer mangelhafter musikalischer Leistung (keine einzige Akustik-Passage wurde sauber vorgetragen).
Umso schlimmer wiegt dies, wenn man weiß, wie viele hungrige (und gute!) Newcomer es in der Szene gibt, die zudem auch als Band auftreten und nicht wie 5 Leute, die zufällig auf der gleichen Bühne stehen. Klar: es war der erste Auftritt von ASHES OF ARES überhaupt, aber man kann nicht vorher mit den bekannten Namen hausieren gehen, wenn es dann gerade Mal für Amateur-Niveau reicht. Hoffentlich war dies das letzte Mal, daß man nur aufgrund der beteiligten Personen ein solches „Experiment“ veranstaltet. So jedenfalls wandten sich mit fortlaufender Dauer des Auftritts auch immer mehr hartgesottene Barlow-Fans von diesem Trauerspiel ab.
[Sui] Psychos Beurteilung spiegelt auch meinen Eindruck wider. Die Namen Iced Earth, Nevermore und Malevolent Creation ließen offensichtlich auch beim Veranstalter Großes erwarten. Es ist jedoch nicht die erste „Supergroup“, die eine Bauchlandung hinlegt. Die Band ist dabei keineswegs an den hohen Erwartungen gescheitert, die ja auch durch den Co-Headliner-Slot geschürt worden waren, sondern vielmehr an ihrer eigenen Anspruchslosigkeit. Wobei ich das Wort „Band“ in diesem Zusammenhang im weitesten Sinne gebrauche.
Selbst wenn ich ASHES OF ARES zugute halten will, daß es der erste Gig überhaupt war und sich die Leute als Band noch finden müssen, so haperte es doch an einigen grundsätzlichen Dingen: Das Songmaterial bot belanglose Durchschnitts-Hausmannskost. Hier müßte eigentlich viel mehr Potenzial vorhanden sein. Vor allem aber fehlte der Wille, wirklich mitzureißen. Die spieltechnischen Patzer wären vielleicht noch zu verzeihen gewesen, wenn man dem Publikum wenigstens eine gute Show geboten hätte. Wenn ASHES OF ARES mehr als diesen schalen Eindruck hinterlassen wollen, müssen sie noch hart an sich arbeiten - an den Songs, an der Bühnenpräsenz, besonders aber an ihrer Einstellung.
Setlist: Messenger, Move The Chains, On Warriors Wings, Punishment, This Is My Hell, Dead Mans Plight, Chalice Of Man, The Answer, What I Am, One Eyed King

[Psycho] Wie man es richtig macht, konnte sich der sogenannte Co-Headliner dann beim Urgestein :: U.D.O. :: anschauen. Der deutsche Godfather of Metal hatte eine exquisite Live-Band am Start, die technisch perfekt und enorm tight abrockte. Herr Dirkschneider selbst ist natürlich kein Bewegungswunder mehr (dafür hat er ja seine Jungspunde), dafür aber immer gesanglich ohne Fehl und Tadel, so auch trotz der kühlen Witterung an diesem Abend.
Insofern war die schwache vorherige Darbietung auch schnell vergessen, denn bei so einem gelungenen Auftritt ging die Stimmungskurve aller Anwesenden beinahe automatisch wieder nach oben. Natürlich wurden die alten Accept-Hymnen mal wieder am meisten abgefeiert, aber daran sollte sich Udo allmählich gewöhnt haben. Zwei neue Songs gab‘s auch noch, die sich nahtlos in das übrige Material einreihten. Auch ohne Fast As A Shark (passte wohl zeitlich nicht mehr) eine überzeugende Vorstellung.
[Sui] U.D.O. ist zu Recht immer noch eine Institution. Und auch wenn Accept auf dem RHF 2010 ebenso zu Recht abgefeiert wurden und ein erstaunliches Comeback hingelegt haben, so muß man bei Herrn Dirkschneider einfach sagen, daß er im Gegensatz zu seinen alten Weggefährten nie weg war. Klar wurden auch jetzt die Songs aus der Accept-Ära am meisten abgefeiert, nicht zuletzt weil sie weltweite Klassiker sind. Aber auch das Solomaterial weiß schon seit Jahren und auch auf dem RHF vor allem live zu überzeugen.
Stimmlich war uns Udo absolut auf der Höhe, und wer sich auf eine dermaßen tight eingespielte Band verlassen kann, dem kann eigentlich nichts mehr anbrennen. Der straighte Traditions-Metal, der im wahrsten Sinne des Wortes „true“ ist, riss auch das Publikum noch mal aus der Lethargie, in die es während Ashes Of Ares verfallen war. Einzig die beiden Gitarren-Soli fand ich überflüssig. Da hätte ich dann lieber Fast As A Shark oder einen anderen Klassiker gehört, oder von mir aus auch einen neuen Song. Eine Bitte an alle Metal-Gitarristen generell: Lasst endlich die Finger von Bachs Toccata!
Setlist: Steelhammer, Rev-Raptor, They Want War, Metal Machine, Leatherhead, Screaming For A Love Bite, Vendetta, Head Over Heels, Burning Heat, Man And Machine, 24/7, Thunderball, Animal House, Break The Rules, Timebomb, Metal Heart, Balls To The Wall

[Dajana] Damit neigt sich der erste Festivaltag auch schon wieder seinem Ende zu. Es ist dreckskalt und ich mach mich von Acker. Glücklich, mit AUDREY HORNE im Ohr ;)
[Psycho] Der misslungene ASHES OF ARES-Gig sorgt immer noch für Gesprächsstoff auf den Rängen; gelungene Werbung sieht echt anders aus. Da das Wetter wirklich nicht zum Feiern einlädt, machen wir uns auch auf den Weg.
[Sui] Da es während U.D.O. langsam winterlich wurde, ging’s direkt mit dem letzten Takt von Balls To The Wall ins Hotel, wo der Kellner mit einer Whiskybestellung kurios überfordert war...

 

story © Psycho, Sui, Dajana • pics © Dajana