2015-05-24 DE – Gelsenkirchen - Amphitheater
 
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Black Star Riders - Overkill - Michael Schenker Group/Temple Of Rock - Refuge - Channel Zero - Sinner - Spiders - Air Raid

:: Fotos ::

[BRT] Den Anfang am Sonntag machen :: AIR RAID ::. Die schwedischen Jungspunde, die natürlich klassichen Metal to the max abfeiern, lassen sich nicht von den noch spärlich besetzten Rängen abschrecken und geben eine richtig geile Performance zum Besten. So ganz verschleiern können sie nicht, das Maiden eines der großen Vorbilder ist. Aber egal, kam richtig gut, um wach zu werden!
Setlist: Treason, Wildfire, Bound To Destroy, When The Sky Turns Red, Victim Of The Night, Flying Fortress, Madness, Midnight Burner, A Blade In The Dark

[BRT] Nochmal Schweden, dieses Mal Hardrock. Die :: SPIDERS :: rockten straight und ein wenig garagig, haben aber wenig mit dem sonstigen Retro-Rock am Hut. Also kein Black Sabbath und Led Zeppelin Worship. Gitarrenmäßig nicht ganz so spektakulär, aber die Sängerin Ann-Sofie Hoyles ist mit einer richtig tollen Stimme gesegnet. Muss ich mir mal auf Platte anhören.
Setlist: Hang Man, High Society, Mad Dog, Control, Hard Times, Only Your Skin, Give Up The Fight, Rules Of The Game, Shake Electric, Fraction, War Of The World

[Dajana] Die restlichen Trümmerfrauen und –männer machten sich am Sonntag erst zu späterer Stunde auf, um Gelsenkirchen wieder aufzubauen. Am Ende umsonst, wie sich zeigen wird ;) Zunächst hieß es erstmal, :: SINNER :: willkommen zu heißen. Obwohl das schon die dritte Band war, blieb das Rund deutlich leerer im Vergleich zu den Vortagen. Insgesamt war das vom Billing her auch der schwächste Tag.
[Psycho] Das habe ich auch so empfunden, also lag es wohl nicht an dem Letzter-Tag-Erschöpfungs-Syndrom. Es gibt ja Situationen, bei denen ich diesen klassischen Metal mit Hard Rock-Einflüssen mag, aber diesmal hatte diese Mucke bei mir einen schweren Stand. SINNER fuhren zwar drei Gitarristen auf und hatten einen wirklich fetten Sound, die Songauswahl fand ich aber nur in Teilen gelungen. Da wäre also mehr drin gewesen.
[Sui] Alles Luschen außer Mutti. AIR RAID und SPIDERS hätte ich schon gern gesehen, aber bei so viel Retro auf diesem Festival (sei es 70er oder 80er) kann ich verstehen, dass es meine Kolleginnen und Kollegen erst später zum letzten Tag nach Gelsenkirchen zog. Und nach dem Gig von SINNER muss ich sagen, von mir aus hätten wir noch später eintreffen können. Es war beileibe nicht schlecht, was das deutsche Metal-Urgestein bot. Spiellaune und Sound stimmten. Aber irgendwie blieb nicht viel hängen, das Material ist eindeutig in die Jahre gekommen. Zum Mitgröhlen gab’s dann noch eine gelungene Version von Billy Idols Megahit Rebel Yell.
Setlist: Crash & Burn, Cummin‘ Out Fighting, Bad Girl, Born To Rock, Concrete Jungle, Knife In My Heart, Danger Zone, Rebel Yell (Billy Idol cover), Germany Rocks

[Psycho] Ich bin ja überhaupt kein Freund von Dicke Hose-Metal, aber leider hatten :: CHANNEL ZERO :: nichts anderes im Gepäck. Und das ging nicht nur mir so, sondern gefühlt war es der Gig mit der schwächsten Publikumsresonanz aller Festival-Acts. Daran konnten auch der berserkerhafte neue Schlagzeuger (das Tier?) und der wirklich sehr gute Frontmann nichts ändern, der sich das Elend bei einem kleinen Ausflug auch noch von den Rängen aus angeschaut hat. Ist übrigens irgendwie auch Fanverarsche, keinen Song vom ersten Album zu spielen, obwohl das alle hören wollen…
[Sui] Bei den ersten Takten von CHANNEL ZERO habe ich mich gefragt, woher die große Skepsis im Vorfeld kam. Es ging gut los, der Sound passte und der Sänger ist erstklassig. Doch bereits beim 2. Song stellte sich das Gefühl ein, alles schon mal irgendwo anders besser gehört zu haben. Es ist schade, dass diese offensichtlich guten Musiker nicht mehr als so banales Songmaterial zustande bringen. Wenn es tatsächlich mal einen Tempowechsel gab, der aus dem Midtempo-Einerlei ausbrach, dann wurde es meist noch langsamer, ohne aber dadurch heavier zu werden. Und so blieb von den Belgiern nicht mehr hängen als der Ausflug des Sängers auf die Ränge.
[BRT] Hab ich nur die letzten zwei Songs von gesehen. Machten schon ordentlich Action die Jungs. Musikalisch geht das aber mal gar nicht. Aber ich mochte eh nur die erste Platte und die wurde ja sträflicher Weise ignoriert.
Setlist: Dark Passenger, Ammunition, Unsafe, Bad To The Bone, Kill All Kings, Electronic Cocaine, Duisternis, Suck My Energy, Black Fuel

[Psycho] Klassiker en Masse gab es dann eben anschließend bei :: REFUGE ::, die ja bekanntlich die ganzen alten Rage-Gassenhauer neu aufwärmen. Im Vorfeld habe ich mich schon gefragt, wie sinnvoll diese Band wohl ist, aber die Songs sind es einfach wert, live gespielt zu werden. Trotz einiger technischer Probleme gelang den alten Hasen ein runder Gig vor deutlich mehr Publikum; mal schauen, was die Zukunft bringt.
[Dajana] Nun ja, man wird sehen, denke ich. Mit Rage soll es ja weitergehen und bis dahin spielt man eben diese Songs live mit REFUGE ;) Großer Dank geht an Peavy Wagner, der ebenfalls Jörg Litges gedachte und seinen Bierbecher auf ihn erhob.
[Sui] Der Unterschied zwischen Sinner und REFUGE liegt nicht nur in der Härte der Songs. Vor allem ist das alte Rage-Zeugs deutlich besser gealtert. Die Klassiker kamen jedenfalls gut an, was auch daran lag, dass die Chemie zwischen Peavy und Gitarrero Manni Schmidt wieder stimmte.
[BRT] Von REGUGE hab ich auch nur ein paar Minuten gesehen. Peavy ist jetzt kein sonderlich charismatischer Frontman (Häh??? - Psycho), seine Ansagen wirken auch eher ungelenk. Ein paar der alten Songs kamen ganz gut, aber irgendwie kann mich datt nicht hinter dem Ofen hervorlocken.
Setlist: Firestorm, Solitary Man, Nevermore, Death In The Afternoon, Enough Is Enough, Invisible Horizons, Certain Days, Light Into The Darkness, Shame On You, Baby, I'm Your Nightmare, Don't Fear The Winter, Refuge

[Psycho] Wer hätte gedacht, dass es Michael Schenker noch mal in guter Form auf die Bühne schafft? Geglaubt habe ich es auch erst, nachdem ich dem Beweis leibhaftig beim Solieren zusehen konnte. Songtechnisch lag der Schwerpunkt von :: TEMPLE OF ROCK :: auf Klassikern von U.F.O. und den Scorpions – da kann man einfach nichts falsch machen. Die Band selber war exquisit besetzt und hatte reichlich Spaß, da störte mich lediglich der zu lange Solo-Part bei Rock Bottom, aber das ist natürlich Meckern auf höchstem Niveau.
[Dajana] Yep! Nix gegen gekonnte Solis, aber irgendwann ist es des Gniedelns genug. Darüber hinaus war ich schon einigermaßen überrascht. Also positiv, denn ich hatte hier absolut nix erwartet.
[Sui] Ok, das Solo war etwas lang. Aber das war auch der einzige Moment (zugegeben ein recht langer Moment), bei dem ich etwas ungeduldig wurde. Ansonsten war es ein rundum geiler Gig mit Tonnen von Klassikern, die von der ersten Note an im Publikum gefeiert wurden. Mit den Musikern, die Gitarrengott Michael Schenker um sich geschart hatte, konnte nichts schieflaufen: Da standen mit Herman Rarebell und Francis Buchholz fast mehr Scorpions auf der Bühne als bei den Scorpions. Erstaunlich war Multitalent Wayne Findley, der für Gitarre, Keyboards und Backing-Vocals zuständig war, und das teilweise sogar gleichzeitig.
[BRT] Respekt, das war ja mal richtig geil. Herr Schenker war super drauf, Doogie White als Sänger ist eh über jeden Zweifel erhaben und die Backing-Band mit zwei alten Scorpions-Recken super eingespielt. Mit Doctor Doctor ging's los und danach gab es ein Feuerwerk an alten Krachern und überraschend starken neuen Songs, mit ein bisschen Scorpions und UFO dazwischen, alles mit viel Spielfreude vorgetragen. Das hat richtig Spaß gemacht.
Setlist: Doctor Doctor (UFO), Live And Let Live, Lights Out (UFO), Where The Wild Winds Blow, Natural Thing (UFO), Victim Of Illusion (MSG), Lovedrive (Scorpions), Coast To Coast (Scorpions), Vigilante Man, Before The Devil Knows You're Dead, Lord Of The Lost And Lonely, Rock You Like A Hurricane (Scorpions), Rock Bottom (UFO)

[Psycho] Und wieder mal :: OVERKILL ::, die sind inzwischen aus dem Bauch gesagt auch jedes zweite Jahr dabei. Solange die New York-Boys dabei aber so gut ankommen (noch mehr Crowd-Surfer als bei Kreator), ist es eher lächerlich, dass sie immer noch nicht als Headliner spielen durften. Immerhin gab es diesmal ein paar Überraschungen in der Setlist (z.B. Horrorscope oder das Judas Priest-Cover Take On The World während der „Verpiss Dich“-Zugabe), aber die Band leidet wie schon seit ein paar Jahren darunter, dass sie bei fast sämtlichen Songs neue Geschwindigkeitsrekorde aufstellen will – selbst wenn das nicht mehr wirklich geht – und sich bei dem Versuch gerne selber überholt. Mehr gibt es objektiv aber nicht zu beanstanden.
[Dajana] Im Gegensatz zu Kreator sehe ich OVERKILL immer wieder gerne und hab auch immer wieder gerne viel Spass dabei :) Ich hab mir zwar zwischendurch ein wenig Sorgen gemacht, da Bobby Blitz immer wieder nach hinten lief, um… ja was eigentlich? Luft zu schnappen? Sagte er ja auch, dass er ein alter Mann ist mit 57, aber: grandpa’s fucking kick your asses! Hell yeah!
[Sui] OVERKILL können bei mir eigentlich nix falsch machen und sie haben mich erneut nicht enttäuscht. Bobby Blitz ist nicht nur ein Klasse-Shouter sondern auch ein obersympathischer Frontmann, der bis zur totalen Erschöpfung alles gibt. Eigentlich haben sie es bei den Tonnen an Klassikern in ihrem eigenen Repertoire gar nicht nötig, mit einem Judas Priest Cover abzuschließen, aber irgendwie passte es auch.
[BRT] Ja, OVERKILL, solide Show, geile Songs, Publikum im Griff. Kommt im Club trotzdem besser. Aber vielleicht bin ich da, ähnlich wie bei Kreator, etwas übersättigt, bzw. waren die letzten Shows die ich gesehen hatte einfach zu gut im Vergleich zur Sonntags-Co-Headliner Show. Aber nicht falsch verstehen, war schon geil...
Setlist: Armorist, Hammerhead, Electric Rattlesnake, Powersurge, In Union We Stand, Rotten To The Core, Bring Me The Night, End Of The Line, Horrorscope, Hello From The Gutter, Overkill, Ironbound // Bitter Pill, Elimination, Fuck You, (The Subhumans cover), Take On The World (Priest cover)

[Psycho] Als die :: BLACK STAR RIDERS :: noch Thin Lizzy hießen, haben sie mich als Support beim legendären Judas Priest-Gig in der Halle Münsterland enorm positiv überrascht. Nach der Umbenennung und einigen Besetzungswechseln ist davon leider nicht viel übrig geblieben. Zu mehr als einer soliden Show reichte es nicht, für einen Headliner war das eindeutig zu wenig. Und wenn die alten Songs von Phil Lynott immer noch am besten ankommen, hätte man auch gleich den Bandnamen behalten können. So war es nicht mehr als ein gemütlicher Ausklang des RHF 2015.
[Dajana] Sehe ich im Grunde genauso. Ich fand’s strunz-langweilig. Nur die alten Thin Lizzy Klassiker konnten mich noch ein bisschen zum Bewegen animieren. Das Amphitheater leerte sich auch zusehends, viele nutzten den eher lahmen Headliner, um sich bereits gen Heimat aufzumachen.
[Sui] Ja, das Rund leerte sich leider zusehends. Zum einen waren viele wohl endgültig verausgabt, zum anderen gab es da doch ein deutliches Gefälle an musikalischer Härte. Die BLACK STAR RIDERS sind nun mal kein Metal und auch Thin Lizzy waren es nie. Nach Overkill auf die Bühne zu gehen, ist immer ein etwas undankbarer Job. Ich kann mich jedoch nicht der Meinung anschließen, dass BLS bloß solide oder gar strunz-langweilig waren. Die Mischung aus neuen Songs und alten Thin Lizzy Klassikern hat für mich zweierlei gezeigt: 1) Thin Lizzy werden endlich wieder angemessen gewürdigt. 2) Die neuen Songs brauchen sich hinter den Klassikern nicht zu verstecken. Ich fand den Gig vom ersten bis zum letzten Ton hammergeil, und Scott Gorham noch mal live zu sehen, war ein Erlebnis, das ich wohl so schnell nicht vergessen werde. Und wer bei Whiskey In The Jar keine Gänsehaut bekommen hat, war entweder schon weg oder tot.
[BRT] Ich mag neben den Thin Lizzy Krachern auch beide BLACK STAR RIDERS Platten, da sind richtig starke Songs drauf, dementsprechend war ich sehr, sehr gespannt. Die Band hatte richtig Bock, hat mit Ricky Warwick auch einen richtig starken Frontmann an Bord und so gab es einen tollen Mix aus alten Thin Lizzy Hits (The Boys Are Back In Town, Emerald, Jailbreak usw.) und jede Menge Kracher von ihren beiden Alben (u.a. Killer Instinct, Bound For Glory, All Hell Breaks Loose usw.) Ein richtig tolles Finale.
Setlist: Bound For Glory, Jailbreak (TL), Kingdom Of The Lost, Are You Ready (TL), Bloodshot, Charlie I Gotta Go, Bad Reputation (TL), Soldierstown, Suicide (TL), All Hell Breaks Loose, Through The Motions, The Boys Are Back In Town (TL), Finest Hour, Emerald (TL), The Killer Instinct, Rosalie (Bob Seger cover), Whiskey In The Jar (TL)

 

Fazit:
[Psycho] Tja, und da war es auch schon wieder vorbei, das Rock Hard Festival – mit zwei starken Tagen zu Beginn und einem eher durchschnittlichen letzten Tag. Highlights waren klar VOIVOD, KREATOR, DORO und FLOTSAM & JETSAM, aber die Jungspunde DESERTED FEAR und SPACE CHASER fielen ebenfalls positiv auf. Die Mischung war insgesamt wie immer gelungen, da ist für jeden was dabei. Zum Glück gab es dieses Jahr auch keine Soundunfälle (an dieser Stelle ein Lob an die Mixing Crew), und das Wetter spielte auch mit. Solange nicht irgendwann mal die Onkelz eingeladen werden, bin ich gerne weiter dabei. Eine Frage brennt mir allerdings noch auf der Seele: Warum rennen dort jedes Jahr Männer in Bademänteln im Publikum rum?
[Dajana] Vermutlich in Anlehnung an den Towel-Day, der ja eigentlich erst am Montag gewesen wäre…
[Sui] Für mich war es eines der musikalisch geilsten ROCK HARD FESTIVALS der letzten Jahre. Kaum Enttäuschungen, viele Highlights: Meine persönlichen Favoriten waren dieses Jahr FLOTSAM & JETSAM, VOIVOD, DORO, OVERKILL und BLACK STAR RIDERS. Vielen Dank auch an die Crew, dass sie mit dem Umbau jeweils erst dann begonnen hat, wenn die betreffende Band auch wirklich fertig war.
[BRT] Tolles Festival, geile Bands und noch mehr tolle Menschen getroffen. Sound größtenteils gut, Ausfälle gab es auch kaum. Publikum sehr angenehm. Ach watt schön, da komme ich doch gern wieder!!!
[Dajana] Da schließe ich mich doch an ;) Natürlich sind wir nächstes Jahr wieder dabei! Ich freue mich auf die ersten Bandbestätigungen. In diesem Sinne… Rockt hart!

 

story © Psycho, BRT, Sui, Dajana • pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography