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2017-06-03 DE – Gelsenkirchen - Amphitheater
 
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Behemoth - D-A-D - Exodus - Asphyx - Skyclad - The Nightflight Opera - Ketzer - Monument

:: Fotos ::

 

[Sui] Nanu, spielen da etwa Maiden ein “Forgotten Jewels”-Set? Nein, aber :: MONUMENT :: sind musikalisch verdammt nah dran. Erneut muss man in Sachen Originalität einige Abstriche machen, denn die Londoner folgen exakt den großen Fußstapfen ihrer NWOBHM-Vorbilder. Vertraute Klänge also, aber mit Power, großem Können und viel Enthusiasmus gespielt – was will man mehr? Dazu noch ein paar etwas willkürlich abgefeuerte Pyros und das Publikum dankt’s! Ein erstes kleines Highlight des Tages.
[Dajana] Jawoll, auch der Samstag startete fulminant. Was die Besetzung der Opener betraf, hatte das RHF-Team wirklich ein perfektes Händchen ;) Die Briten hatten auch sofort die Lacher auf ihrer Seite, als sie mit „good evening“ in ihr Set starteten und mit „last song for tonight“ endeten. Pyros und CO2 Jets sind für mich ja immer ein Hingucker (oder Hinknipser) allerdings war deren Nutzung doch sehr willkürlich, keinesfalls songdienlich. Das war schade.
[Psycho] Im Vergleich zu den gerade noch gesehenen “Originalen” kommen MONUMENT deutlich wuchtiger rüber – Kunststück, da könnten auch die unehelichen Kinder der Eisernen Jungfrauen auf der Bühne stehen. Trotz aller Reminiszenzen muss man aber nicht gleich so unverschämt abkupfern, die Band hat genügend Potential für mehr Eigenständigkeit. Beim bereits sehr zahlreichen Publikum war der Auftritt auf jeden Fall ein voller Erfolg.
[BRT] Starker Auftritt der britischen Jungspunde MONUMENT, die so nah am Maiden-Original sind, dass die alten Herren zumindest vom Stageacting einpacken können. Klar, Originalität ist nicht vorhanden, aber dafür starke Songs und reichlich Spielfreude. Super Opener mit reichlich Sympathie-Bonus!
Setlist: Welcome To The Night, Full Speed Ahead, Maiden Hell, Curse Of The Damned, Ritual, The Chalice, Screams In The Night, On Your Own, Night Demon, Wasted Years

[Sui] :: KETZER :: hatte ich das erste Mal auf dem Party San 2010 gesehen, wo sie noch mit ihrer Black-Thrash-Debütscheibe unterwegs waren. Abgesehen von einigen Schwächen in der Performance fand ich sie damals auf nicht allzu hohem Niveau recht geil, es ging ziemlich kompromisslos zur Sache. Seitdem sind die Herren ihren Kinderschuhen entwachsen und machen einen deutlich differenzierteren Sound, der teilweise sogar rockig klingt, sehr atmosphärisch rüberkommt und auch mit ruhigeren Passagen durchsetzt ist. Die Ansprüche sind gestiegen und das tut der Band zweifellos gut. Leider kann der Sänger da nicht ganz mithalten. Den Vocals fehlt einfach die Tiefe und die Variabilität, sich den vielschichtigen Stimmungen des neuen Songmaterials anzupassen. Insgesamt aber eine beachtliche Show, die entsprechend gefeiert wird.
[Psycho] Ich konnte KETZER in den letzten Jahren öfter sehen, die Erweiterung der stilistischen Bandbreite tut der Band auf jeden Fall gut und wirkt auch organisch und nicht irgendwie zwanghaft gewollt, weil's gerade in ist. Das Problem mit den Vocals sehe ich aber ebenfalls, vor allem live fällt das (zu) stark auf. Das Publikum reagierte dann auch eher zurückhaltend, was aber auch an einer gewissen Überpräsenz der Band gelegen haben könnte.
[BRT] KETZER sind auf deutschen Bühnen im Moment ja nicht zu übersehen, dafür war die Qualität der bisherigen Live-Auftritte (zum aktuellen Album) leider sehr, sehr überschaubar. Leider kam die sehr eigene Atmosphäre des starken Starless-Albums nicht annähernd rüber. Der Sänger kommt da einfach nicht mit, zumindest nicht bei den neuen Songs. Da hilft auch kein Oben-Ohne-Gepose. Aber sie haben sich im Vergleich zu den letzten missglückten Auftritten stark gesteigert, was vermutlich an der guten Mischung aus älteren und neuen Songs lag, welche die Grundlage für einen sehr dynamischen Gig bildeten.
Setlist: Satan's Boundaries Unchained, Starless, The Fevers Tide, When Milk Runs Dry, Godface, Neuer Song, He, Who Stands Behind The Rows, The Fire To Conquer The World

[Sui] BRT hatte mich ja auf :: THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA :: schon vorab aufmerksam gemacht (oder vorgewarnt?). Ich war also gespannt, ob deren lupenreiner 80er AOR auf einem ROCK HARD FESTIVAL funktionieren würde. Antwort: eindeutig ja! Journey oder Toto sind damals fast komplett an mir vorbei gegangen und ich vermisse es nicht. Aber NFO machen hier bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen einfach nur gute Laune. Die Musiker, die u.a. bei Soilwork und Spritual Beggars ihr Handwerk gelernt haben, sind extrem tiefenentspannt und hauen locker einen Hit nach dem anderen raus, unterstützt von zwei Backing-Vocalistinnen im stilechten Stewardessen-Look. Aus dem begeisterten Publikum schallen verdientermaßen die ersten Zugabe-Rufe.
[Dajana] THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA waren für DIE Überraschungsband des Festivals. Ich kannte die Schweden vorher nicht und war sofort hin und weg. Was für ein großartiger Spass. Ich fühlte mich umgehend in die 80iger versetzt und konnte keine Minute mehr stillstehen. Und so erging es nicht nur mir. Es war geradezu unglaublich zu sehen, wie im Rund des Amphitheaters all die hartgesottenen Metaller, ob jung oder alt, anfingen zu tanzen und die Hüften zu schwingen. Einfach nur großartig! ♥
[Psycho] Die Band habe ich verpasst, aber klingt so, als wäre der Auftritt eher was für's Auge gewesen... ;-) 80er Rock habe ich übrigens schon in den 80ern nicht vermisst. Heute kann man dem aber leichter aus dem Weg gehen – gutes Indiz dafür, dass früher nicht alles besser war...
[BRT] THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA, die aktuellste Version des 80er Jahre Melodic-Rocks, AORs oder wie man diese Art Stadionrock auch immer nennen mag, kommen aus Schweden und sind heißer Scheiß, hat nur noch nicht jeder bemerkt. Die Songs der kleinen Supergroup sitzen, gehen ins Ohr ohne zu cheesy zu sein. Es rockt ordentlich, ohne dass man jetzt jede Kante abgeschliffen hätte, und die Band bringt das alles auch mit genügend Spielfreude rüber. Frontmann Björn Strid verkackt zwar hier und da einige der höheren Passagen, hat dafür aber zwei Stewardessen an Bord, die dieses Manko wenig unauffällig beheben. Perfekte Unterhaltung zur Kaffee und Kuchen Zeit und man sieht hier und dort doch einige Ärsche, die zum Takt der Musik geschwungen werden.
Setlist: Midnight Flyer, Gemini, Stiletto, Domino, Living For The Nighttime, Star Of Rio, Something Mysterious, West Ruth Ave

[Sui] Noch ein Name, der gute Erinnerungen und hohe Erwartungen weckt: :: SKYCLAD ::. Die Mischung aus hartem Metall und Folk-Elementen war Anfang der 90er revolutionär. Zwar gab es zuvor auch schon Bands mit einer Mischung aus Heavy und Folk, aber selten so kompromisslos und gleichzeitig auf so hohem Niveau. Das können die Briten auf dem RHF leider nicht ganz halten. Liegt’s am schlechten Sound, der subjektiv gegenüber dem Vorjahres-RHF noch mal nachgelassen hat, oder an der Songauswahl oder am Fehlen der Fiedel? Die ersten Songs klingen wie etwas härtere irische Sauflieder, was zwar unterhaltsam ist aber nicht im entferntesten das repräsentiert, wozu die Band mal fähig war. Zwar steigern sie sich im Lauf des Sets, aber die Cover-Version des Thin Lizzy Klassikers Emerald macht den Unterschied zwischen gutem und erstklassigem Songwriting deutlich. Schade.
[Psycho] Dem muss mich mich leider anschließen, vielleicht war meine Erwartungshaltung da einfach auch nur zu hoch. Ich hatte auf der neuen Platte Forward Into The Past schon Probleme mit dem (gar nicht sooo) neuen Sänger, was sich dann live fortsetzte. Als größerer Knackpunkt stellte sich aber die Beliebigkeit dar, mit der man sich nun präsentiert. SKYCLAD waren in meinen Augen stets eine sehr spezielle Band, was sie früher in vielen Konzerten immer wieder unter Beweis stellen konnten. Davon ist leider nichts übrig geblieben, die Mucke klingt nun wie in einem wahllos ausgewählten Irish Pub irgendwo auf der Welt. Schön zum Biertrinken und für einen lustigen Abend, aber mehr auch nicht. Dabei war die Songauswahl an sich gar nicht schlecht, denn es wurden auch nicht so bekannte/erfolgreiche Platten aus der SKYCLAD-Historie berücksichtigt, aber ich fand's trotzdem enttäuschend. Die Magie ist weg und wird es wohl auch bleiben.
[BRT] Ganz so hohe Erwartungen hatte ich nicht, dafür habe ich mich mit der SKYCLAD-Besetzung um Mark Kevin Ridley zu wenig beschäftigt. Klar, einen Martin Walkyier zu ersetzen ist ne undankbare Aufgabe, die der Herr aber mit ganz eigenem Charisma, sehr viel Sympathie und sehr guten Ansagen wettmachte. Im Vergleich zu früher ist der Metal-Anteil geringer und der Folk-Punk Anteil höher, die Texte aber immer noch tiefgründig und kritisch wie eh und je. The Parliament Of Fools ist, obwohl fast 15 Jahre alt, anscheinend aktueller denn je. Ich fand den Gig richtig knorke, und das Fehlen an der Fiddle von Miss Georgina Biddle machte sich nicht allzu negativ bemerkbar. Life's really a chocolate box -some do without - others have plenty.
Setlist: Spinning Jenny, The Declaration Of Indifference, Change Is Coming, Another Fine Mess, Starstruck?, The Parliament Of Fools, Penny Dreadful, Anotherdrinkingsong, Inequality Street, Emerald, Thinking Allowed?

[Sui] Auch :: ASPHYX :: kannte ich noch vom Party San 2010, allerdings sind meine Erinnerungen daran etwas verregnet und meine Notizen relativ kryptisch. Da tauchen so Schlagwörter auf wie “erster heimlicher Headliner” und “Musik geil” und schließen mit den Worten “für alle die nicht wissen was Death Metal ist: aufhören ficken in Pension gehen”. Die ersten beiden Zitate treffen jedenfalls immer noch zu. Die Death Metal Abrissbirne aus Holland kommt ebenso brachial wie musikalisch einwandfrei rüber. Mit DM-Vocals konnte ich nie viel anfangen, aber das hier gefällt sogar mir. Kein möchtegerntiefes Gegrunze oder Gebelle, sondern echte Aggression und die perfekte Einstimmung auf die nächste Band.
[Dajana] Das ASPHYX eine Macht sind, ist bekannt. Das Sänger Martin van Drunen aber so ein Komiker ist, war mir neu. Ganz im Stile eines Mikael Åkerfeldts ließ er einen Kalauer nach dem anderen vom Stapel, staubtrocken und saukomisch. Seine Aussage: „Sauf mit Weisheit“ ist jetzt schon vielzitierte Legende (in Bezug auf das Wetter, Sonne, Dehydration etc.). Aber auch seine Schlachtschiff-Titten-Vergleiche (MS Bismarck) waren der Knaller *lach* (um nur einige der Sprüche wiederzugeben). Weitere Pluspunkte sammelte er, indem er seiner Crew dankte, den Roadies, Merchandiser, Tourmanager und was da sonst noch so um eine Band drumherumwuselt. Dazu verband Martin die Ansage zu Deathhammer mit einer klaren Ansage in Richtung der (vermeintlichen) Terroristen beim Rock am Ring und verabreichte noch einen Seitenhieb in Richtung Century Media (die 2015 von Sony aufgekauft wurden und wo es nun offensichtlich an die „Leichenfledderei“ geht, wie der gerade abgeschlossene Publishingverkauf zeigt).
[Psycho] Guter Death Metal funktioniert live eigentlich immer, und den bekam man hier mit Prädikat A+++ geboten. ASPHYX kamen, sahen und siegten, was neben der guten Songauswahl am sympathischen Habitus, dem zum Glück diesmal annehmbaren Sound und der „unterkrachten“ Meute vor der Bühne lag, die sich jetzt endlich mal richtig austoben wollte. Hmm, eigentlich sind die Zutaten für ein Festival-Highlight doch gar nicht so kompliziert...
[BRT] ASPHYX waren brachial wie eh und je, und van Drunens Frontmann-Qualitäten erschienen in einem ganz neuen Licht, auch wenn es hier und da mal arg flach war. Machte Laune, auch wenn es nach 6-8 Songs etwas gleichförmig wurde.
Setlist: Vermin, Candiru, Division Brandenburg, Wardroid, Death The Brutal Way, MS Bismarck, Deathhammer, Scorbutics, Der Landser, Forerunners Of The Apocalypse, The Rack, Last One On Earth

[Sui] Mit schlappem Sound (“Dank” an den verschnarchten Mixer) aber brachialer Power knallt dann Bonded By Blood aus der PA: :: EXODUS :: räumen ab! Die Rückkehr von Zetro hat den Bay Area-Veteranen gut getan. Seine gesangliche Leistung ist nicht nur absolut einwandfrei, er kommt auch noch deutlich sympathischer rüber als der Proll Rob Dukes. Und so kann der “good friendly violent fun” starten. Der Mosh Pit inkl. Wall of Death ist brutal, die Mischung aus alten und neuen Songs perfekt. Für mich der eigentliche Headliner des zweiten Tages.
[Pscho] Dem kann ich nur zustimmen: EXODUS verursachten über alle drei Tage resümiert das größte Chaos vor Bühne und brachten die Massen ordentlich in Bewegung. Geiler Mosh Pit, der sowohl Publikum als auch Band richtig Spaß gemacht hat, und nirgendwo rennen die Leute so gerne gegen (menschliche) Wände wie hier. Vor dieser Leistung muss man um so mehr den Hut ziehen, als dass die Band (natürlich nicht mit Gary Holt angereist) den wahrscheinlich schlechtesten Sound des ganzen Wochenendes hatte. Gitarren waren vor der Bühne praktisch gar nicht und auf den Rängen auch nur viel zu leise zu hören. Weiß der Mixer, dass Klampfen im Metal nicht ganz unwichtig sind? Zetro Sousa erwies sich jedenfalls als absoluter Pluspunkt, ein guter Frontmann kann tatsächlich die halbe Miete sein. Natürlich kamen die alten Klassiker besser an als neueres Material, aber so war eben für alle Generationen was dabei... ;-)
[BRT] EXODUS hab ich mir angeguckt, muss ich zugeben… Fand ich auch nicht so langweilig wie sonst immer… Könnte an Zetro gelegen haben. Waren auch ein paar echte Gassenhauer dabei, die dafür sorgten, dass es im Pit ordentlich zur Sache ging.
Setlist: Bonded By Blood, Exodus, And Then There Were None, Blood In - Blood Out, Pleasures Of The Flesh, Fabulous Disaster, Body Harvest, Children Of A Worthless God, Blacklist, The Toxic Waltz, Strike Of The Beast

[Sui] Jedes Mal, wenn :: D-A-D :: mal wieder auf dem RHF spielen, frage ich mich: Warum denn schon wieder? Und jedes Mal geben die Irren aus Dänemark die Antwort: Die Jungs sind pures Hard Rock Entertainment. Diesmal haben sie gleich ihr ganzes Wohnzimmer mitgebracht. Die überdimensionale Couch als Drumriser, auf der dann auch der Bassist rumturnt, ist ein Blickfang, den man so noch nicht auf dem RHF gesehen haben dürfte. Die Songs sind eigentlich nix Besonderes, zünden aber auch diesmal und machen noch mal richtig Laune, bevor es gaaaanz, gaaaaanz finster wird in Gelsenkirchen.
[Psycho] Ja, endlich ging die Sonne unter... Aber D-A-D sind schon ein Phänomen: eigentlich ein Relikt der 90er, schaffen sie sich ihre eigene Legitimation, indem sie einfach nicht den Erwartungen entsprechen. Denn während musikalisch gesehen klassischer Hard Rock irgendwie immer extrem konservativ und konventionell ist, sind die Bühnenshows der Dänen das genaue Gegenteil davon. Daher bleibt es dabei: Es gibt keinen Grund, sich das zu Hause anzuhören, aber live funktioniert es prächtig. Und auch wenn der Truppe die Pole Position in der Kategorie most running Band at RHF bald nicht mehr streitig gemacht werden kann: Wer so gut unterhält, darf gerne wiederkommen.
[BRT] Besseres Entertainment in Sachen Hardrock gibt es einfach nicht! Das dänische Dynamit D.A.D. ist eine unfassbar gute Liveband, die es immer schafft, auch dem letzten Zweifler das Zweifeln aus dem Gesicht zu rocken. Tolle Bühnenshow, mit Jesper Binzer ein erstklassiger Frontmann, der hier und da einfach mega-witzige Ansagen in Deutsch mit Akzent rüberbringt. Von Stig Pedersen, dem Mann mit den 666 Bässen und den 423 Verkleidungen mal ganz zu Schweigen… Großes Kino.
Setlist: Riskin' It All, Written In Water, Monster Philosophy, Girl Nation, Soulbender, A New Age Moving In, Riding With Sue, Everything Glows, Scare Yourself, I Want What She's Got, Bad Craziness, Sleeping My Day Away

[Psycho] Hatten wir nicht über Abwechslung gesprochen? Warum also nicht mal einen richtig extremen Headliner besetzen? Da boten sich die extrem (sic!) erfolgreichen :: BEHEMOTH :: natürlich an. Die Band zog showmäßig einiges auf, aber ob die theatralischen Momente nun peinlich, langweilig oder atmosphärisch waren, ist vermutlich reine Geschmackssache. Gute Musiker sind es allemal, auch wenn man das bei dem totalen Brei kaum raushören konnte. Genau genommen war die Show letztlich aber nur eine Werbeveranstaltung für das letzte Album, denn The Satanist wurde komplett in einem Stück durchgespielt, bevor es wenigstens zum Schluss noch drei alte Klassiker als Zugabe gab. Da hätte man den Fans ruhig etwas mehr Abwechslung bieten können. Außerdem wirkte das Ganze auf mich einfach zu einstudiert: sollte Black Metal nicht u.a. für Lust an Chaos und Erneuerung stehen? Ansonsten ließ sich auch hier beobachten, dass es beim Headliner nicht, wie man erwarten sollte, das größte Zuschauerinteresse gab.
[Sui] Nein, in diesem Leben werde ich kein Black Metal Fan mehr, und daran wird auch der Samstags-Headliner BEHEMOTH aus Polen nichts ändern. Der Sound ist total undifferenziert und ich bin mir nicht sicher, ob das in diesem Fall ein Fluch oder doch eher ein Segen ist. Fand ich die Jungs mit den Panda-Gesichtern in den 90ern noch irgendwie putzig, so ist Black Metal anno 2017 wohl endgültig zur hohlen Pose erstarrt. Musikalisch sind BEHEMOTH eh nix Weltbewegendes, ihre besten Momente haben sie, wenn sie etwas vom Gas gehen und richtig heavy spielen. Aber schon kommt die nächste Blastbeat-Passage, die alles wieder zunichte macht. Wie diese Band zu Headliner-Ehren gelangt ist, ist mir schleierhaft.
[BRT] Leider kam die Wucht von BEHEMOTH nicht rüber, dafür verhunzte der Soundmann gleich die ersten Songs ganz übel. Vor allem Blow Your Trumpets Gabriel litt darunter. Nun ja, ich hab schon einige bessere BEHEMOTH Shows gesehen, was nicht nur Show sondern auch Stageacting betrifft. Vielleicht wird es auch einfach Zeit, mal wieder etwas Neues rauszubringen und damit auch der Liveshow etwas Frischblut einzuimpfen. Trotzdem, schlecht war es nicht, nur zu vorhersehbar. Aber Ov Fire And The Void ist und bleibt ein Kracher vor dem Herrn der Finsternis.
Setlist: Blow Your Trumpets Gabriel, Furor Divinus, Ora Pro Nobis Lucifer, Amen, The Satanist, Ben Sahar, In The Absence Of Light, Ojcze Nasz, Ov Fire And The Void, Conquer All, At The Left Hand Ov God, Chant for Eschaton 2000

[Psycho] Damit ging dann der heißeste Festivaltag zu Ende, und das nicht nur, weil BEHEMOTH mit Abstand die meisten Pyros verfeuerten, deren Hitze bis beinahe auf den oberen Rängen zu spüren war. Die Sonne hatte eigentlich den ganzen Tag gnadenlos runtergeknallt und so den Bierkonsum trotz höherer Preise ordentlich angekurbelt. Auch dieser Tag zeichnete sich durch ein hohes Maß an Vielfalt und einiger Überraschungen aus. Wenn man nicht gerade beinharter Fan von nur genau einer Spielart von Musik ist, kann es kaum besser sein.

 

story • Psycho, Sui, BRT, Dajana • pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography