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2003-08-21-23 DE Abtsgmünd
2001 kam ich das erste mal zum Summerbreeze und seitdem hat es sich mit seiner breiten Bandauswahl und seinem etwas intimeren Charakter zu einer echten Alternative zu den Stammfestivals wie BYH oder Wacken entwickelt.
Dieses Jahr hat man hart an sich gearbeitet und einige Mängel des letzten Jahres behoben. So gibt es keine Shuttlebusse mehr und auch die Sicherheit auf dem Zeltplatz ist durch Feuergassen verbessert worden. Leider hatte ich den Eindruck von weniger Qualität bei den Toiletten, auch wenn es dieses Jahr ein Duschcamp gab (welches aber auch mal nicht funktionierte).
Und man muss sagen, dass das Gelände etwas zu klein wird, vor allem auch, weil die Nadelöhre neben der Hauptbühne und dem Turm das Laufen zur Qual machen.
Trotzdem hieß es auch 2003 bei bestem Wetter 3 Tage Spaß haben und Metal Bands aller Sparten zu lauschen.
Hier sind meine persönlichen Impressionen.

Donnerstag

Meine erste Band beim Summerbreeze 2003 waren die Schweden PSYCHOPUNCH (Pain Stage 17:00 – 17:40), welche den Reigen für mich eröffnen sollten. Der trend- und fremdkörperfreie Rock’n’Roll war dann zwar ganz nett, aber zu Begeisterungsstürmen konnten sie mich nicht hinreißen. Für solch’ ein großes Open Mind Festival aber eine sehr willkommene Abwechslung.

Von NAPALM DEATH (Main Stage 17:45 – 18:30) hatte ich immer gehört, dass sie eine riesen Live Band sein sollen, wovon ich mich ja jetzt überzeugen konnte. Zwar war die Mucke über weite Strecken nicht meins, da mir der Knüppel-Anteil zu hoch war, doch in Sachen Stage-Acting sind die Engländer verdammt gut. Wildes gemoshe des Sängers und intensives bangen der Instrumentalfraktion zeichnen ein positives Bild einer der absoluten Kultbands im extremen Metalbereich.

Mit SYMPHORCE (Pain Stage 18:35 – 19:15) ging dann auch mal eine Power Metal Band an den Start und zwar auch gleich eine richtig gute. Andy B. Frank (Sänger) ist vor allem durch seine Arbeit mit Brainstorm als sehr guter Shouter bekannt geworden, was er jetzt auch wieder mit seiner 1. Band unter Beweis stellt. Durch sehr dezent modernere Elemente konnten SYMPHORCE auf der kleinen Bühne überzeugen und Appetit auf die neue CD im Januar machen.

RAGE (Main Stage 19:20 – 20:20) zockten dasselbe Set wie in Wacken mit Hits wie Solitary Man, Don’t Fear The Winter oder Down. Dazu kam dann noch das neue Stück War Of Worlds. Durch das kleinere Publikum gefielen sie mir hier sogar besser als in Wacken, auch wenn es zu kleineren technischen Problemen kam. Fetter Auftritt eines der Urgesteine im dt. Power Metal.

SUBWAY TO SALLY (Main Stage 23:10 – 00:40) waren früher einer meiner absoluten Lieblingsbands, doch mit dem neuen Zeug kann ich mich einfach nicht anfreunden. Live kommen die neuen Stücke zwar einen Tick besser rüber und vor allem Falscher Heiland ist echt ein Kracher, doch insgesamt sind sie einfach schwächer als die Klassiker. Bei den alten Stücken kam man (bis auf Julia...) nicht über Bannkreis hinaus, wobei vor allem Mephisto und Das Opfer (mit äußerst coolen Rammstein-Flammenwerfer-Einlagen) begeistern konnten. Das Killermaterial von Hochzeit ist eh über jeden Zweifel erhaben und auch von Herzblut hat man sich die richtigen Stücke wie Veitstanz oder Die Schlacht rausgesucht. Man merkt einfach bei dieser Band, dass sie ihr halbes Leben auf der Bühne verbracht haben und damit eine unglaubliche Energie ausstrahlt, welche sich manchmal aber nur etwas mäßig aufs Publikum übertrug. Dennoch Daumen hoch für einen (unerwartet) geilen Gig.

THE KOVENANT (Pain Stage 00:45 – 01:30) waren für mich dann eher enttäuschend, da weder fette Riffs noch kalte Elektronik / Industrial Parts zu hören waren. Es gab vielmehr Schonkost, welche stark an Atrocity neueren Datums erinnerte. Damit war Tag 1 auch schon beendet und der lange Fußmarsch zum Zelt wurde alsbald angetreten.

Freitag

Die Tschechen HYPNOS (Pain Stage 14:25 – 14:55) hatten einige Landsleute zur Verstärkung dabei, welche den stampfig, groovigen Death Metal des Trios auch standesgemäß abfeierten. Zwar hatten die Jungs nicht so viel Pfeffer im Arsch wie Napalm Death tags zuvor, aber dafür war die Mucke einfach besser und interessanter für mich. Denen könnte hoffentlich bald mal ein großer Wurf gelingen.

Die alternativ Rocker FARMER BOYS (Main Stage 16:15 – 16:55) hatten ein echtes Heimspiel im Schwabenländle. Mit Minimaldrumset legten sie ein Best Of Set mit einige Stücken des in bälde erscheinenden Albums hin, wobei die Schwächen die alten geblieben sind. Von den Instrumenten her klingen die Jungs echt fett, doch sobald der Gesang einsetzt geht der komplette Song den Bach runter. Da konnte auch das sehr engagierte Stageacting nicht für mich nicht mehr viel reißen.

DISBELIEF (Pain Stage 17:00 – 17:35) sind eine echt geile Death Metal Band, doch war ihr Problem beim Summerbreeze der schwache Sound und die etwas fehlende Einzigartigkeit. Sie haben gute Songs und tragen sie auch gut vor, doch lief das Set etwas an mir vorbei. Sehr schade für die Jungs, da sie auf CD und in einer kleinen Location echt gut rüberkommen.

Dann war es Zeit für die Götter! AMON AMARTH (Main Stage 17:40 – 18:25) können glaube ich gar keinen schlechten Gig spielen, auch wenn sie so Kracher wie Masters Of War im Koffer lassen konnten. Mit ihrem genialen Mid Tempo Death Metal haben sie ein großes Publikum wie beim Summerbreeze jederzeit im Griff und das synchrone bangen der 4 Jungs da vorne ist immer wieder schön anzusehen. Nach dem Publikumszuspruch zu urteilen, gehört den Jungs definitiv die Zukunft.

NAGLFAR (Pain Stage 18:30 – 19:10) spielten mal wieder einen ihrer seltenen Gigs in unseren Breiten und dementsprechend groß war auch der Andrang vor der kleinen Bühne. Leider war der Sound dort wieder einmal sehr schlecht, weswegen meist nur die sehr schnellen Parts gut rüberkamen. Dafür legten sich die Jungs umso mehr ins Zeug machten den matschigen Sound mit viel Action wieder wett.

DIE APOKALYPTISCHEN REITER (Pain Stage 20:15 – 21:00) waren fast genau das Gegenteil von Disbelief. Mit ihrem charismatischen Sänger, welcher einfach einen rieseigen Wiedererkennungswert hat, machten die Jungs von Anfang bis Ende Party, die man so schnell nicht mehr vergessen mag. Selbst die vielen Wechsel von ruhigen zu schnellen Sachen lassen die Action niemals abfallen. Auch wenn sie mich auf CD nie so richtig überzeugen konnten, sind sie live einfach eine Macht und das zeigten sie dieses Jahr beim Summerebreeze einmal mehr (Gruß an Flauschi welcher die Reiter dieses wie letztes Jahr verschlafen hat!!! Sollst doch keinen Tee trinken *ggg*)

CHILDREN OF BODOM (Main Stage 21:05 – 22:20) hatten starke technische Probleme, weswegen ihr Gig etwas später beginnen musste. Dafür legten sich die Jungs (mit neuem Mann an der 2. Klampfe) mächtig angepisst ins Zeug. Mit einem guten Querschnitt aller 4 Alben brachten die Finnen die Vielzahl der Festivalbesucher zum Toben. Die Band hatte bisher an beiden Tagen den meisten Publikumszuspruch (was bis In Flames so bleiben sollte) weswegen es doppelt tragisch war, das die Jungs wegen der Probleme zu Beginn ein kürzeres Set spielen mussten. Trotzdem sind CHILDREN OF BODOM mit Sicherheit zusammen mit Amon Amarth die Band, welche in Zukunft ganz groß rauskommen wird.

AMORPHIS (Pain Stage 22:25 – 23:10) müssen 2003 viel eher mit Rock als mit Old School Death Metal in Verbindung gebracht werden und dies sogar noch konsequenter als bei ihrem Gig am SB vor 2 Jahren. Zum Glück spielten sie dennoch 2 Klassiker (Black Winter Day !!!) und konnten ansonsten wohl eher neuere Fans zufrieden stellen. Aber mit ihrer langjährigen Live Erfahrung konnten sie auch ohne viel Action das Publikum in ihren Bann ziehen und Lust aufs neue Album verbreiten.

Geniale Liveband. Originelle Instrumentierung und sympathischer Frontmann. Klar dass es sich bei dieser Umschreibung nur um IN EXTREMO (Main Stage 23:15 – 00:40) handeln kann. Mit einem genialen neuen Backdrop und neuem Outfit des Sängers präsentierten sie ein Best Of Programm mit einer kleinen Ausschau auf das neue Album. Da es aber noch niemand kannte, blieb dieser Vorausblick auf 2 Songs beschränkt. Altbewährt mit Feuer- und Dudelsackeinlagen konnten IN EXTREMO mit Hits wie Vollmond oder Der Spielmannsfluch voll überzeugen. Zwar hatten Children Of Bodom die Nase in der Publikumsgunst etwas vorne, aber dafür boten IN EXTREMO mehr fürs Auge.

FINNTROLL (Pain Stage 0045 – 01:30) litten wohl unter dem schlechtesten Sound des Tages, wobei Keyboards und Gitarren teilweise so gut wie gar nicht zu hören waren. Da dies auch durch eine gute Show einfach nicht zu retten war und man unter dem Bassmantel die Melodien, um welche es ja hauptsächlich bei FINNTROLL geht, nur erahnen konnte, war mal wieder ein längerer Fußmarsch angesagt.


Samstag

Mit den deutschen Gothic Metallern DARKSEED (Main Stage 13:55 – 14:25) began für mich der Samstag nachdem PRIMORDIAL kurzfristig abgesagt haben. Die sehr eingängigen Songs der Band wurden aber nur von wenigen Leuten gewürdigt, obwohl auch Knaller der Marke I Deny You dabei waren. War wohl doch etwas zu hell um die dunklen Töne der Gothic Metaller richtig entfalten zu können.

Danach folgte gleich 4 x absolute Vollbedienung. Gleich hinternander waren DESASTER (Black / Thrash ; Pain Stage 14:30 – 15:00), DEW-SCENTED (Thrash ; Main Stage 15:05 – 15:35), CALLENISH CIRCLE (Mel.Death ; Pain Stage 15:40 – 16:10) und GOD DETHRONED (Death ; Main Stage 16:15 – 16:55) an der Reihe und wirklich eine Band nach der anderen gab absolut Vollgas und konnte in ihrer speziellen Sparte überzeugen. Auch wenn der Posing Faktor bei DESASTER sehr hoch war, wurde dort genausoviel Herzblut in den Auftritt gelegt, wie bei den wahnsinnig aufspielenden CALLENISH CIRCLE. An dieser Stelle mal ein dickes Lob an den Typ, welcher die Running Order gestaltet hat, da diese 4 Bands hervorragend zusammengepasst haben und als Ganzes ein absolutes Highlight des Festivals waren.

Nach einer kleinen Pause war ich mal auf die Liveumsetzung des HOLLENTHON (Pain Stage 20:15 – 21:00) Materials gespannt, welche sich besser als befürchtet, aber nicht ganz so gut wie erhofft darstellte. Der mit vielen Samples durchzogenen äußerst eigenwillige Metal der Pungent Stench Leute ist einfach eher dafür geeignet, daheim in Ruhe gehört zu werden. Um in Dimensionen von Therion auch Live vorzustoßen braucht es noch etwas, aber der Weg ist auf jeden Fall mit der Musik geebnet.

J.B.O. (Main Stage 21:05 – 22:20) auf einem solchen Festivals teilt die Massen. Die einen finden es genial, die anderen unnötig. Ich reihe mich in der ersten Gruppe ein, da die Band (mit Aushilfsgitarrist) einfach gut Party macht und das typische Bild einer Festivalband (raufgehen – bangen – spielen – runtergehen) durchbricht und einem was völlig anderes bietet. Die viele Laberei gehört da einfach dazu auch wenn ich mir noch ein paar Songs mehr gewünscht hätte. Trotzdem Daumen nach oben für eine coole und kurzweilige Performance.

THE CROWN (Pain Stage 22:25 – 23:10) waren einer meiner Höhepunkte in Wacken, daher freute ich mich um so mehr, sie so bald wiedersehen zu können. Leider waren sie etwas schlechter als im hohen Norden, was wohl an meiner gestiegenen Erwartungshaltung und der viel kleineren Zuschauermenge zutun haben mag. Nichtsdestoweniger freue ich mich jetzt schon mal auf das bald erscheinende neue Album.

Danach kam der absolute Hammer beim Summerbreeze. Über eine Stunde lang konnten IN FLAMES (Main Stage 23:15 – 00:40) die Massen absolut am Siedepunkt halten und mit einem gesunden Mix aus alten und neuen Sachen (sogar noch einige alte Sachen mehr als in Wacken) richtig überzeugen. Ihren Headlinerstatus des Festivals leuteten sie zwar mit einer kleinen Verspätung ein, aber dafür legte sich die komplette Band, allen voran der Sänger, richtig ins Zeug. Die Frage, warum man die alten Songs auch einen Touch moderner spielte, stellte sich zwar ein wenig, aber das hat mit der natürlichen Entwicklung der Band zu tun. Wenn man so nach etwas wie dem kleinsten gemeinsamen Nenner der Festivalbesucher sucht, wird man entweder bei CHILDREN OF BODOM oder aber auf IN FLAMES kommen.

Das war es dieses Jahr wieder mit dem Summerbreeze, bleibt zu sagen, dass es wieder Spaß gemacht hat und ich hoffe, dass das Festival nächstes Jahr ein größeres Gelände findet, da das alte für die vielen Menschen einfach zu groß geworden ist.
Also dann bis nächstes Jahr.

 
 2003 © Markus Wedig • all pictures © Katrin Vögeli • Summerbreeze