2001
kam ich das erste mal zum Summerbreeze und seitdem hat es sich
mit seiner breiten Bandauswahl und seinem etwas intimeren Charakter
zu einer echten Alternative zu den Stammfestivals wie BYH oder
Wacken entwickelt.
Dieses Jahr hat man hart an sich gearbeitet und einige Mängel
des letzten Jahres behoben. So gibt es keine Shuttlebusse mehr
und auch die Sicherheit auf dem Zeltplatz ist durch Feuergassen
verbessert worden. Leider hatte ich den Eindruck von weniger Qualität
bei den Toiletten, auch wenn es dieses Jahr ein Duschcamp gab
(welches aber auch mal nicht funktionierte).
Und man muss sagen, dass das Gelände etwas zu klein wird,
vor allem auch, weil die Nadelöhre neben der Hauptbühne
und dem Turm das Laufen zur Qual machen.
Trotzdem hieß es auch 2003 bei bestem Wetter 3 Tage Spaß
haben und Metal Bands aller Sparten zu lauschen.
Hier sind meine persönlichen Impressionen.
Donnerstag
Meine
erste Band beim Summerbreeze 2003 waren die Schweden PSYCHOPUNCH
(Pain Stage 17:00 – 17:40), welche den Reigen für mich
eröffnen sollten. Der trend- und fremdkörperfreie Rock’n’Roll
war dann zwar ganz nett, aber zu Begeisterungsstürmen konnten
sie mich nicht hinreißen. Für solch’ ein großes
Open Mind Festival aber eine sehr willkommene Abwechslung.
Von
NAPALM DEATH (Main Stage 17:45 – 18:30) hatte ich
immer gehört, dass sie eine riesen Live Band sein sollen,
wovon ich mich ja jetzt überzeugen konnte. Zwar war die Mucke
über weite Strecken nicht meins, da mir der Knüppel-Anteil
zu hoch war, doch in Sachen Stage-Acting sind die Engländer
verdammt gut. Wildes gemoshe des Sängers und intensives bangen
der Instrumentalfraktion zeichnen ein positives Bild einer der
absoluten Kultbands im extremen Metalbereich.
Mit
SYMPHORCE (Pain Stage 18:35 – 19:15) ging
dann auch mal eine Power Metal Band an den Start und zwar auch
gleich eine richtig gute. Andy B. Frank (Sänger) ist vor
allem durch seine Arbeit mit Brainstorm als sehr guter Shouter
bekannt geworden, was er jetzt auch wieder mit seiner 1. Band
unter Beweis stellt. Durch sehr dezent modernere Elemente konnten
SYMPHORCE auf der kleinen Bühne überzeugen
und Appetit auf die neue CD im Januar machen.
RAGE
(Main Stage 19:20 – 20:20) zockten dasselbe Set wie in Wacken
mit Hits wie Solitary Man, Don’t Fear The Winter
oder Down. Dazu kam dann noch das neue Stück War Of Worlds.
Durch das kleinere Publikum gefielen sie mir hier sogar besser
als in Wacken, auch wenn es zu kleineren technischen Problemen
kam. Fetter Auftritt eines der Urgesteine im dt. Power Metal.
SUBWAY
TO SALLY (Main Stage 23:10 – 00:40) waren früher
einer meiner absoluten Lieblingsbands, doch mit dem neuen Zeug
kann ich mich einfach nicht anfreunden. Live kommen die neuen
Stücke zwar einen Tick besser rüber und vor allem Falscher
Heiland ist echt ein Kracher, doch insgesamt sind sie einfach
schwächer als die Klassiker. Bei den alten Stücken kam
man (bis auf Julia...) nicht über Bannkreis
hinaus, wobei vor allem Mephisto und Das Opfer
(mit äußerst coolen Rammstein-Flammenwerfer-Einlagen)
begeistern konnten. Das Killermaterial von Hochzeit
ist eh über jeden Zweifel erhaben und auch von Herzblut
hat man sich die richtigen Stücke wie Veitstanz
oder Die Schlacht rausgesucht. Man merkt einfach bei
dieser Band, dass sie ihr halbes Leben auf der Bühne verbracht
haben und damit eine unglaubliche Energie ausstrahlt, welche sich
manchmal aber nur etwas mäßig aufs Publikum übertrug.
Dennoch Daumen hoch für einen (unerwartet) geilen Gig.
THE
KOVENANT (Pain Stage 00:45 – 01:30) waren für
mich dann eher enttäuschend, da weder fette Riffs noch kalte
Elektronik / Industrial Parts zu hören waren. Es gab vielmehr
Schonkost, welche stark an Atrocity neueren Datums erinnerte.
Damit war Tag 1 auch schon beendet und der lange Fußmarsch
zum Zelt wurde alsbald angetreten.
Freitag
Die
Tschechen HYPNOS (Pain Stage 14:25 – 14:55)
hatten einige Landsleute zur Verstärkung dabei, welche den
stampfig, groovigen Death Metal des Trios auch standesgemäß
abfeierten. Zwar hatten die Jungs nicht so viel Pfeffer im Arsch
wie Napalm Death tags zuvor, aber dafür war die Mucke einfach
besser und interessanter für mich. Denen könnte hoffentlich
bald mal ein großer Wurf gelingen.
Die
alternativ Rocker FARMER BOYS (Main Stage 16:15
– 16:55) hatten ein echtes Heimspiel im Schwabenländle.
Mit Minimaldrumset legten sie ein Best Of Set mit einige Stücken
des in bälde erscheinenden Albums hin, wobei die Schwächen
die alten geblieben sind. Von den Instrumenten her klingen die
Jungs echt fett, doch sobald der Gesang einsetzt geht der komplette
Song den Bach runter. Da konnte auch das sehr engagierte Stageacting
nicht für mich nicht mehr viel reißen.
DISBELIEF
(Pain Stage 17:00 – 17:35) sind eine echt geile Death Metal
Band, doch war ihr Problem beim Summerbreeze der schwache Sound
und die etwas fehlende Einzigartigkeit. Sie haben gute Songs und
tragen sie auch gut vor, doch lief das Set etwas an mir vorbei.
Sehr schade für die Jungs, da sie auf CD und in einer kleinen
Location echt gut rüberkommen.
Dann
war es Zeit für die Götter! AMON AMARTH
(Main Stage 17:40 – 18:25) können glaube ich gar keinen
schlechten Gig spielen, auch wenn sie so Kracher wie Masters
Of War im Koffer lassen konnten. Mit ihrem genialen Mid Tempo
Death Metal haben sie ein großes Publikum wie beim Summerbreeze
jederzeit im Griff und das synchrone bangen der 4 Jungs da vorne
ist immer wieder schön anzusehen. Nach dem Publikumszuspruch
zu urteilen, gehört den Jungs definitiv die Zukunft.
NAGLFAR
(Pain Stage 18:30 – 19:10) spielten mal wieder einen ihrer
seltenen Gigs in unseren Breiten und dementsprechend groß
war auch der Andrang vor der kleinen Bühne. Leider war der
Sound dort wieder einmal sehr schlecht, weswegen meist nur die
sehr schnellen Parts gut rüberkamen. Dafür legten sich
die Jungs umso mehr ins Zeug machten den matschigen Sound mit
viel Action wieder wett.
DIE
APOKALYPTISCHEN REITER (Pain Stage 20:15 – 21:00)
waren fast genau das Gegenteil von Disbelief. Mit ihrem charismatischen
Sänger, welcher einfach einen rieseigen Wiedererkennungswert
hat, machten die Jungs von Anfang bis Ende Party, die man so schnell
nicht mehr vergessen mag. Selbst die vielen Wechsel von ruhigen
zu schnellen Sachen lassen die Action niemals abfallen. Auch wenn
sie mich auf CD nie so richtig überzeugen konnten, sind sie
live einfach eine Macht und das zeigten sie dieses Jahr beim Summerebreeze
einmal mehr (Gruß an Flauschi welcher die Reiter dieses
wie letztes Jahr verschlafen hat!!! Sollst doch keinen Tee trinken
*ggg*)
CHILDREN
OF BODOM (Main Stage 21:05 – 22:20) hatten starke
technische Probleme, weswegen ihr Gig etwas später beginnen
musste. Dafür legten sich die Jungs (mit neuem Mann an der
2. Klampfe) mächtig angepisst ins Zeug. Mit einem guten Querschnitt
aller 4 Alben brachten die Finnen die Vielzahl der Festivalbesucher
zum Toben. Die Band hatte bisher an beiden Tagen den meisten Publikumszuspruch
(was bis In Flames so bleiben sollte) weswegen es doppelt tragisch
war, das die Jungs wegen der Probleme zu Beginn ein kürzeres
Set spielen mussten. Trotzdem sind CHILDREN OF BODOM
mit Sicherheit zusammen mit Amon Amarth die Band, welche in Zukunft
ganz groß rauskommen wird.
AMORPHIS
(Pain Stage 22:25 – 23:10) müssen 2003 viel eher mit
Rock als mit Old School Death Metal in Verbindung gebracht werden
und dies sogar noch konsequenter als bei ihrem Gig am SB vor 2
Jahren. Zum Glück spielten sie dennoch 2 Klassiker (Black
Winter Day !!!) und konnten ansonsten wohl eher neuere Fans
zufrieden stellen. Aber mit ihrer langjährigen Live Erfahrung
konnten sie auch ohne viel Action das Publikum in ihren Bann ziehen
und Lust aufs neue Album verbreiten.
Geniale
Liveband. Originelle Instrumentierung und sympathischer Frontmann.
Klar dass es sich bei dieser Umschreibung nur um IN EXTREMO
(Main Stage 23:15 – 00:40) handeln kann. Mit einem genialen
neuen Backdrop und neuem Outfit des Sängers präsentierten
sie ein Best Of Programm mit einer kleinen Ausschau auf das neue
Album. Da es aber noch niemand kannte, blieb dieser Vorausblick
auf 2 Songs beschränkt. Altbewährt mit Feuer- und Dudelsackeinlagen
konnten IN EXTREMO mit Hits wie Vollmond
oder Der Spielmannsfluch voll überzeugen. Zwar hatten
Children Of Bodom die Nase in der Publikumsgunst etwas vorne,
aber dafür boten IN EXTREMO mehr fürs
Auge.
FINNTROLL
(Pain Stage 0045 – 01:30) litten wohl unter dem schlechtesten
Sound des Tages, wobei Keyboards und Gitarren teilweise so gut
wie gar nicht zu hören waren. Da dies auch durch eine gute
Show einfach nicht zu retten war und man unter dem Bassmantel
die Melodien, um welche es ja hauptsächlich bei FINNTROLL
geht, nur erahnen konnte, war mal wieder ein längerer Fußmarsch
angesagt.
Samstag
Mit
den deutschen Gothic Metallern DARKSEED (Main
Stage 13:55 – 14:25) began für mich der Samstag nachdem
PRIMORDIAL kurzfristig abgesagt haben. Die sehr
eingängigen Songs der Band wurden aber nur von wenigen Leuten
gewürdigt, obwohl auch Knaller der Marke I Deny You
dabei waren. War wohl doch etwas zu hell um die dunklen Töne
der Gothic Metaller richtig entfalten zu können.
Danach
folgte gleich 4 x absolute Vollbedienung. Gleich hinternander
waren DESASTER (Black / Thrash ; Pain Stage 14:30
– 15:00), DEW-SCENTED (Thrash ; Main Stage
15:05 – 15:35), CALLENISH CIRCLE (Mel.Death
; Pain Stage 15:40 – 16:10) und GOD DETHRONED
(Death ; Main Stage 16:15 – 16:55) an der Reihe und wirklich
eine Band nach der anderen gab absolut Vollgas und konnte in ihrer
speziellen Sparte überzeugen. Auch wenn der Posing Faktor
bei DESASTER sehr hoch war, wurde dort genausoviel
Herzblut in den Auftritt gelegt, wie bei den wahnsinnig aufspielenden
CALLENISH CIRCLE. An dieser Stelle mal ein dickes
Lob an den Typ, welcher die Running Order gestaltet hat, da diese
4 Bands hervorragend zusammengepasst haben und als Ganzes ein
absolutes Highlight des Festivals waren.
Nach
einer kleinen Pause war ich mal auf die Liveumsetzung des HOLLENTHON
(Pain Stage 20:15 – 21:00) Materials gespannt, welche sich
besser als befürchtet, aber nicht ganz so gut wie erhofft
darstellte. Der mit vielen Samples durchzogenen äußerst
eigenwillige Metal der Pungent Stench Leute ist einfach eher dafür
geeignet, daheim in Ruhe gehört zu werden. Um in Dimensionen
von Therion auch Live vorzustoßen braucht es noch etwas,
aber der Weg ist auf jeden Fall mit der Musik geebnet.
J.B.O.
(Main Stage 21:05 – 22:20) auf einem solchen Festivals teilt
die Massen. Die einen finden es genial, die anderen unnötig.
Ich reihe mich in der ersten Gruppe ein, da die Band (mit Aushilfsgitarrist)
einfach gut Party macht und das typische Bild einer Festivalband
(raufgehen – bangen – spielen – runtergehen)
durchbricht und einem was völlig anderes bietet. Die viele
Laberei gehört da einfach dazu auch wenn ich mir noch ein
paar Songs mehr gewünscht hätte. Trotzdem Daumen nach
oben für eine coole und kurzweilige Performance.
THE
CROWN (Pain Stage 22:25 – 23:10) waren einer meiner
Höhepunkte in Wacken, daher freute ich mich um so mehr, sie
so bald wiedersehen zu können. Leider waren sie etwas schlechter
als im hohen Norden, was wohl an meiner gestiegenen Erwartungshaltung
und der viel kleineren Zuschauermenge zutun haben mag. Nichtsdestoweniger
freue ich mich jetzt schon mal auf das bald erscheinende neue
Album.
Danach
kam der absolute Hammer beim Summerbreeze. Über eine Stunde
lang konnten IN FLAMES (Main Stage 23:15 –
00:40) die Massen absolut am Siedepunkt halten und mit einem gesunden
Mix aus alten und neuen Sachen (sogar noch einige alte Sachen
mehr als in Wacken) richtig überzeugen. Ihren Headlinerstatus
des Festivals leuteten sie zwar mit einer kleinen Verspätung
ein, aber dafür legte sich die komplette Band, allen voran
der Sänger, richtig ins Zeug. Die Frage, warum man die alten
Songs auch einen Touch moderner spielte, stellte sich zwar ein
wenig, aber das hat mit der natürlichen Entwicklung der Band
zu tun. Wenn man so nach etwas wie dem kleinsten gemeinsamen Nenner
der Festivalbesucher sucht, wird man entweder bei CHILDREN
OF BODOM oder aber auf IN FLAMES kommen.
Das
war es dieses Jahr wieder mit dem Summerbreeze, bleibt zu sagen,
dass es wieder Spaß gemacht hat und ich hoffe, dass das
Festival nächstes Jahr ein größeres Gelände
findet, da das alte für die vielen Menschen einfach zu groß
geworden ist.
Also dann bis nächstes Jahr. |