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2004-11-27 DE – Lüdenscheid – Stock

Nocte Obducta ~ Helrunar ~ Animus ~ Hetaeria ~ Insignium

Nach der erfolgreichen Erstausgabe des SUPREME DARKNESS FESTIVALS im vergangenen Jahr gab es im Vorfeld der zweiten Edition einigen Wirbel, nachdem ein anonymer AntiFa Forumschreiber den Veranstaltern und den Bands eine rechte Tendenz vorgeworfen hatte, was zu recht heftigen Reaktionen und Stellungnahmen führte. Niemand hat sich allerdings von diesem Blödsinn verschrecken lassen, denn SDF 2 fand so statt, wie es geplant war, es gab keine besonderen oder zusätzlichen Restriktionen. Die auf 200 limitierte Anzahl der Tickets war an diesem Abend weg und das Festival damit ausverkauft!

Kurz nach 19 Uhr strömten die bereits zahlreich anwesenden Fans ins Bistro der Alten Druckerei, nachdem sie sich vor der Türe schon mal kräftig warmgetrunken hatten, was dazu führte, das keine 10 Minuten später die ersten ihre Köpfe auf den Tischen zu liegen hatten, um dann auf dem Weg zum Klo die anderen gepflegt voll zukotzen. Kurz darauf lief mir jemand mit einem T-Shirt über den Weg auf dem stand: „Wo saufen eine Ehre ist, kann Kotzen keine Schande sein“ Na wenn das kein perfekter Start für ein Underground Black Metal Festival ist ... ;)

:: Fotos ::

::. INSIGNIUM ~ eröffneten gegen 20.30 Uhr den Reigen und brachten das Publikum umgehend von 0 auf 100. Kein Ding für die Hagener Lokalhelden ... Brutal, wahnsinnig schnell und mit fiesem Gekreische gab’s sofort was auf die 12. Drummer Nemesis schien während des Sets zwischen Genialität und Wahnsinn zu schweben, mit deutlicher Tendenz zum letzteren ;) Das Quintett spielte sich den Arsch ab, blieb aber dennoch routiniert und ließ sich nicht von den üblichen Querelen in Sachen Sound und Equipment aus der Ruhe bringen. Zwischendurch tauchte Gastsänger Premutos der leider nicht mehr existierenden Band Division Golgota auf der Bühne auf, der selbige Songs auch im Studio eingesungen hat. Bis auf Insignium, dem einzige Mid-Tempo Kracher (von der Insignia Risen...) waren alle Songs vom aktuellen Album In die Abgründe, welches am 31.01.2005 über Black Attakk erscheinen wird. Natürlich konnte man auf ein paar Klischees nicht verzichten, so kursierten jede Menge alkoholischer Flüssigkeiten über die Bühne, wobei sich die einen an Jack hielten, andere an Korn und der Rest an Bier. Allerdings wurde immer brüderlich mit dem Publikum geteilt. Erwähnenswert wäre vielleicht noch, das Svartis – seines Zeichens Sänger und Gitarist bei Nordafrost – in INSIGNIUM den Bass schwingt. Natürlich kamen INSIGNIUM nicht ohne Zugabe davon: gespielt wurde ein Coversong, einer, der noch zahlungspflichtig wäre ... ihr wisst schon... ;)
Setlist: Moorleiche, Der Brief, Gefistet, Bunkerkrieg, Emotional Suicide, Der alte Kämpe, Insignium // Coverversion

::. HETAERIA ~ hatten von Anfang an einen schweren Stand. Warum, weiß ich allerdings auch nicht so recht, es schien wohl einfach nicht ihr Tag gewesen zu sein. HETAERIA quälten sich durch eine Reihe von Soundproblemen, ließen sich einmal komplett rausschmeißen und machten auch sonst einen recht unsicheren Eindruck. Obwohl der Bassist keineswegs ein schmächtiges Kerlchen ist, schien sich hier doch die Frage zu stellen, wo will der Bass eigentlich mit dem Mann hin? Davon abgesehen, bescherten ihm seine angenagelten Füße bestenfalls einige Millimeter Bewegungsfreiraum. Auch der zweite Gitarist war nicht wirklich ein Ausbund an Energie, konzentrierte sich vielmehr auf seine Fingerarbeit. Lediglich der Sänger bot das übliche Entertainment. HETAERIA kamen daher auch nicht ganz so gut beim Publikum an, nur die Bieraustauschmodalitäten ließen Stimmung aufkommen.

Wo nun eigentlich HELRUNAR ihr Zeugs hätten aufbauen sollen, wirbelten auf einmal ganz andere Leute über die Bühne. Dem lokal ansässigen Publikum war sofort klar, was die Stunde geschlagen hatte, während unsereiner auf die spezielle Ankündigung der SDF Veranstalter warten musste... die zunächst aber einige Worte über den Eingangs erwähnten Wirbel verloren, den selten dämlichen Initiatoren ein dickes Fuck You! entsendeten und sich für die breite Unterstützung und Rückhalt bedankten.

::. ANIMUS ~ waren also der geheimgehaltene Special Guest des Abends und ist ein Bastard aus nicht ausgelasteten Musikern lokaler Bands aus dem nördlichen Sauerland (anno ’96 als Projekt von den Dismal Leuten ins Leben gerufen, mit alter 7" EP namens Homo Homini Deus) ;) ANIMUS besteht aus dem Gitaristen von HEL, dem Bassisten Marc und Drummer Kai von DEPRESSION, dem INSIGNIUM Sänger und Gitaristen Apollyon und dem NORDAFROST Sänger und Gitaristen Svartis (hier ausschließlich Gesang). Black Metal trifft auf Grindcore und genauso klingt es dann auch. Höllisch schnell, ultra brutal, kurz und knackig, mit der sägenden Gitarrenfront einer Black Metal Band. Die Fans flippten komplett aus. Während an der Vorderfront heftig gebangt wurde, bildeten sich im hinteren Teil ausgelassene Mosh- und Pog Zirkel, was das Klima in diesen Räumlichkeiten auf subtropisches Niveau anhob. Es ging tierisch drunter und drüber ;) Das große Motto neben der Musik war einmal mehr das Saufgelage, es wurde alles geteilt, dem man irgendwie habhaft werden konnte, bis eben nichts mehr da war. 4 neue Stücke wurden gespielt, die – inkl. des Bathory Covers – in der nächsten Woche aufgenommen und – sofern man ein Label findet – im nächsten Jahr als 7“ EP veröffentlicht werden sollen. Band und Fans hatten jedenfalls irre viel Spaß. Geile Show!
Setlist: Intro, Martyrs Of The Night, Land Of Shadows, Weakness Shall Be Nevermore, Dies Irae, Darkness Is My Castle, Of Heaven’s Fall, Call From The Grave (Bathory) // Weakness Shall Be Nevermore

::. HELRUNAR ~ starteten dann nachfolgend mit dem Intro Der Fährtensucher und stiegen perfekt mit Raune mit der Tiefe ein. Und hier beweißt sich, welche magischen Wiederkennungswert Melodien, Riffs und Texte von Grátr haben. Neben 6 Tracks vom bis dato einzigen HELRUNAR Album Grátr gab es auch einen ganz neuen Song, nämlich Hauch wird Sturm, welcher exklusiv auf einer 7“ Vinyl Split CD im nächsten Jahr erscheinen wird. Die Münsteraner lieferten eine beeindruckende ausdrucksstarke Show, was nicht zuletzt an Skald Draugirs emotionsgeladener Gestik und Mimik gelegen haben mag. HELRUNAR ist für mich wirklich eine der vielversprechendsten Bands in diesem Jahr! Nur dem Gitaristen Dionysos wäre es durchaus gestattet gewesen, sich ein klein wenig mehr zu bewegen ... ;)
Setlist: Der Fährtensucher, Raune mit der Tiefe, Ich bin die Leere, Seelenwinter, Grátr, Mørket under verden, Hauch wird Sturm, Das heilige Feuer

::. NOCTE OBDUCTA ~ eröffneten ihren Set mit Im bizarren Theater, einem Song vom 98er Debüt Lethe – Gottverreckte Finsternis, gefolgt von Prinzessin der Nachtschatten von 2000er Taverne Album. Damit war klar, das NOCTE OBDUCTA eher ein Best Of Set spielen würden, als sich nur auf das aktuelle Album Nektar I und dem anstehenden Album Nektar II (02.02.2005) zu konzentrieren. Auch hier verlor man zunächst ein paar Worte zu den vorangegangenen Querelen, da die Band im Besonderen angegriffen worden war. Man ließ sich davon aber keineswegs die Laune verderben, sondern schleuderte den Fans brachiale und doch melodische, manchmal zerbrechlich wirkende black-metallische Kunst entgegen, die dankbar aufgesogen wurde. Obwohl auf der Bühne auch für die 6 Musiker ausreichend Platz war, versteckte sich lustigerweise der Bassist fortlaufend im Schatten von Gitarist Marcel. Immer im Winkel von 45° und einem Meter Abstand ... Was hatte der Mann zu verbergen? ;) Sänger Torsten hingegen hatte keinerlei Hemmungen seinen Freiraum für seine dramatische Performance auszunutzen, während es für „neu“ Keyborder Flange ans Eingemachte ging, da er so was wie sein Livedebüt gab und bei einem Song den kompletten Gesang beisteuerte. Mit Anis gab es einen nigelnagelneuen Track, der irgendwann mal - neben anderen - im nächsten Jahr auf Silikon gefräst werden soll. Yep, 1A Show!
Setlist: Im bizarren Theater, Prinzessin der Nachtschatten, Eins mit der Essenz der Nacht, In einem Mittsommernachtsschatten, November/Vorbei/Hexer, Der Regen, Taverne, Anis, Glückliche Kinder, Es fließe Blut, Solange euer Fleisch noch warm ist // Eine Teichoskopie

Nachts um halb 3 (obwohl das Stock mitten in der Innenstadt in einer Einkaufsstraße liegt!) ging dann ein unglaublich intensives Black Metal Gewitter zu Ende und den ersten Reaktionen zu Folge, dürfte das SUPREME DARKNESS FESTIVAL 2 sogar die Erstausgabe noch getoppt haben. Bei einem Bierpreis von 1 € wusste sich das werte Auditorium durchaus zu unterhalten. Es gab zwar bei allen Bands kleinere und größere Soundprobleme und die Bassboxen gaben zwischendrin immer wieder mal den Geist auf, aber wirklich gestört hat das keinen. Im Nebengelass mit der Theke lief ein Trailer auf der Videoleinwand, den das SDF Team in frostig weißer Winterlandschaft gedreht hat und wohl noch vom SDF 1 stammen dürfte. Meine Wenigkeit hatte anschließend noch eine recht interessante Diskussion mit dem INSIGNIUM Sänger/Gitaristen Apollyon, der sich unter anderem darüber beklagte, das die meisten Print-, Fan- und Online Zines den Underground nicht genug unterstützen und in Interviews die falschen Fragen stellen. So seien viele Metal Fans selbst Musiker und würden gerne mehr Details über Equipment, Studios, Studioaufnahmen, Entbehrungen, Blut, Tränen und Schweiß selbiger und deren Finanzierungsmöglichkeiten erfahren wollen... und hier bekam ich eine Mission! Die herkömmlichen metallischen Blätterwaldgewohnheiten zu ändern... Ein großes, hehres Ziel, dessen Realisierung wohl eher was fürs Reich der Fabelwesen ist. Aber man kann ja mal den Anfang machen!

 

story & pics © Dajana