Nocte
Obducta ~ Helrunar ~ Animus ~ Hetaeria ~ Insignium
Nach
der erfolgreichen Erstausgabe des SUPREME
DARKNESS FESTIVALS im vergangenen Jahr gab es im Vorfeld
der zweiten Edition einigen Wirbel, nachdem ein anonymer AntiFa
Forumschreiber den Veranstaltern und den Bands eine rechte Tendenz
vorgeworfen hatte, was zu recht heftigen Reaktionen und Stellungnahmen
führte. Niemand hat sich allerdings von diesem Blödsinn
verschrecken lassen, denn SDF 2 fand so statt,
wie es geplant war, es gab keine besonderen oder zusätzlichen
Restriktionen. Die auf 200 limitierte Anzahl der Tickets war an
diesem Abend weg und das Festival damit ausverkauft!
Kurz
nach 19 Uhr strömten die bereits zahlreich anwesenden Fans
ins Bistro der Alten Druckerei, nachdem sie sich vor der Türe
schon mal kräftig warmgetrunken hatten, was dazu führte,
das keine 10 Minuten später die ersten ihre Köpfe auf
den Tischen zu liegen hatten, um dann auf dem Weg zum Klo die anderen
gepflegt voll zukotzen. Kurz darauf lief mir jemand mit einem T-Shirt
über den Weg auf dem stand: „Wo saufen eine Ehre ist,
kann Kotzen keine Schande sein“ Na wenn das kein perfekter
Start für ein Underground Black Metal Festival ist ... ;)
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Fotos ::
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INSIGNIUM
~ eröffneten gegen 20.30 Uhr den Reigen und brachten
das Publikum umgehend von 0 auf 100. Kein Ding für die Hagener
Lokalhelden ... Brutal, wahnsinnig schnell und mit fiesem Gekreische
gab’s sofort was auf die 12. Drummer Nemesis schien während
des Sets zwischen Genialität und Wahnsinn zu schweben, mit
deutlicher Tendenz zum letzteren ;) Das Quintett spielte sich den
Arsch ab, blieb aber dennoch routiniert und ließ sich nicht
von den üblichen Querelen in Sachen Sound und Equipment aus
der Ruhe bringen. Zwischendurch tauchte Gastsänger Premutos
der leider nicht mehr existierenden Band Division Golgota auf der
Bühne auf, der selbige Songs auch im Studio eingesungen hat.
Bis auf Insignium, dem einzige Mid-Tempo Kracher (von der
Insignia Risen...) waren alle Songs vom
aktuellen Album In die Abgründe,
welches am 31.01.2005 über Black Attakk erscheinen wird. Natürlich
konnte man auf ein paar Klischees nicht verzichten, so kursierten
jede Menge alkoholischer Flüssigkeiten über die Bühne,
wobei sich die einen an Jack hielten, andere an Korn und der Rest
an Bier. Allerdings wurde immer brüderlich mit dem Publikum
geteilt. Erwähnenswert wäre vielleicht noch, das Svartis
– seines Zeichens Sänger und Gitarist bei Nordafrost
– in INSIGNIUM den Bass schwingt. Natürlich
kamen INSIGNIUM nicht ohne Zugabe davon: gespielt
wurde ein Coversong, einer, der noch zahlungspflichtig wäre
... ihr wisst schon... ;)
Setlist: Moorleiche, Der Brief, Gefistet, Bunkerkrieg,
Emotional Suicide, Der alte Kämpe, Insignium // Coverversion
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HETAERIA ~
hatten von Anfang an einen schweren Stand. Warum, weiß ich
allerdings auch nicht so recht, es schien wohl einfach nicht ihr
Tag gewesen zu sein. HETAERIA quälten sich
durch eine Reihe von Soundproblemen, ließen sich einmal komplett
rausschmeißen und machten auch sonst einen recht unsicheren
Eindruck. Obwohl der Bassist keineswegs ein schmächtiges Kerlchen
ist, schien sich hier doch die Frage zu stellen, wo will der Bass
eigentlich mit dem Mann hin? Davon abgesehen, bescherten ihm seine
angenagelten Füße bestenfalls einige Millimeter Bewegungsfreiraum.
Auch der zweite Gitarist war nicht wirklich ein Ausbund an Energie,
konzentrierte sich vielmehr auf seine Fingerarbeit. Lediglich der
Sänger bot das übliche Entertainment. HETAERIA
kamen daher auch nicht ganz so gut beim Publikum an, nur die Bieraustauschmodalitäten
ließen Stimmung aufkommen.
Wo
nun eigentlich HELRUNAR ihr Zeugs hätten aufbauen
sollen, wirbelten auf einmal ganz andere Leute über die Bühne.
Dem lokal ansässigen Publikum war sofort klar, was die Stunde
geschlagen hatte, während unsereiner auf die spezielle Ankündigung
der SDF Veranstalter warten musste... die zunächst
aber einige Worte über den Eingangs erwähnten Wirbel verloren,
den selten dämlichen Initiatoren ein dickes Fuck You! entsendeten
und sich für die breite Unterstützung und Rückhalt
bedankten.
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ANIMUS ~ waren also der geheimgehaltene Special Guest des
Abends und ist ein Bastard aus nicht ausgelasteten Musikern lokaler
Bands aus dem nördlichen Sauerland (anno ’96 als Projekt
von den Dismal Leuten ins Leben gerufen, mit alter 7" EP namens
Homo Homini Deus) ;) ANIMUS
besteht aus dem Gitaristen von HEL, dem Bassisten
Marc und Drummer Kai von DEPRESSION,
dem INSIGNIUM Sänger und Gitaristen Apollyon
und dem NORDAFROST
Sänger und Gitaristen Svartis (hier ausschließlich Gesang).
Black Metal trifft auf Grindcore und genauso klingt es dann auch.
Höllisch schnell, ultra brutal, kurz und knackig, mit der sägenden
Gitarrenfront einer Black Metal Band. Die Fans flippten komplett
aus. Während an der Vorderfront heftig gebangt wurde, bildeten
sich im hinteren Teil ausgelassene Mosh- und Pog Zirkel, was das
Klima in diesen Räumlichkeiten auf subtropisches Niveau anhob.
Es ging tierisch drunter und drüber ;) Das große Motto
neben der Musik war einmal mehr das Saufgelage, es wurde alles geteilt,
dem man irgendwie habhaft werden konnte, bis eben nichts mehr da
war. 4 neue Stücke wurden gespielt, die – inkl. des Bathory
Covers – in der nächsten Woche aufgenommen und –
sofern man ein Label findet – im nächsten Jahr als 7“
EP veröffentlicht werden sollen. Band und Fans hatten jedenfalls
irre viel Spaß. Geile Show!
Setlist: Intro, Martyrs Of The Night, Land
Of Shadows, Weakness Shall Be Nevermore, Dies Irae, Darkness Is
My Castle, Of Heaven’s Fall, Call From The Grave (Bathory)
// Weakness Shall Be Nevermore
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HELRUNAR
~ starteten dann nachfolgend mit dem Intro Der Fährtensucher
und stiegen perfekt mit Raune mit der Tiefe ein. Und hier
beweißt sich, welche magischen Wiederkennungswert Melodien,
Riffs und Texte von Grátr haben.
Neben 6 Tracks vom bis dato einzigen HELRUNAR Album
Grátr gab es auch einen ganz neuen
Song, nämlich Hauch wird Sturm, welcher exklusiv auf
einer 7“ Vinyl Split CD im nächsten Jahr erscheinen wird.
Die Münsteraner lieferten eine beeindruckende ausdrucksstarke
Show, was nicht zuletzt an Skald Draugirs emotionsgeladener Gestik
und Mimik gelegen haben mag. HELRUNAR ist für
mich wirklich eine der vielversprechendsten Bands in diesem Jahr!
Nur dem Gitaristen Dionysos wäre es durchaus gestattet gewesen,
sich ein klein wenig mehr zu bewegen ... ;)
Setlist: Der Fährtensucher, Raune mit
der Tiefe, Ich bin die Leere, Seelenwinter, Grátr, Mørket
under verden, Hauch wird Sturm, Das heilige Feuer
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NOCTE OBDUCTA
~ eröffneten ihren Set mit Im bizarren Theater,
einem Song vom 98er Debüt Lethe – Gottverreckte
Finsternis, gefolgt von Prinzessin der Nachtschatten
von 2000er Taverne Album. Damit war klar,
das NOCTE OBDUCTA eher ein Best Of Set spielen
würden, als sich nur auf das aktuelle Album Nektar
I und dem anstehenden Album Nektar II
(02.02.2005) zu konzentrieren. Auch hier verlor man zunächst
ein paar Worte zu den vorangegangenen Querelen, da die Band im Besonderen
angegriffen worden war. Man ließ sich davon aber keineswegs
die Laune verderben, sondern schleuderte den Fans brachiale und
doch melodische, manchmal zerbrechlich wirkende black-metallische
Kunst entgegen, die dankbar aufgesogen wurde. Obwohl auf der Bühne
auch für die 6 Musiker ausreichend Platz war, versteckte sich
lustigerweise der Bassist fortlaufend im Schatten von Gitarist Marcel.
Immer im Winkel von 45° und einem Meter Abstand ... Was hatte
der Mann zu verbergen? ;) Sänger Torsten hingegen hatte keinerlei
Hemmungen seinen Freiraum für seine dramatische Performance
auszunutzen, während es für „neu“ Keyborder
Flange ans Eingemachte ging, da er so was wie sein Livedebüt
gab und bei einem Song den kompletten Gesang beisteuerte. Mit Anis
gab es einen nigelnagelneuen Track, der irgendwann mal - neben anderen
- im nächsten Jahr auf Silikon gefräst werden soll. Yep,
1A Show!
Setlist: Im bizarren Theater, Prinzessin der
Nachtschatten, Eins mit der Essenz der Nacht, In einem Mittsommernachtsschatten,
November/Vorbei/Hexer, Der Regen, Taverne, Anis, Glückliche
Kinder, Es fließe Blut, Solange euer Fleisch noch warm ist
// Eine Teichoskopie
Nachts
um halb 3 (obwohl das Stock mitten in der Innenstadt in einer Einkaufsstraße
liegt!) ging dann ein unglaublich intensives Black Metal Gewitter
zu Ende und den ersten Reaktionen zu Folge, dürfte das SUPREME
DARKNESS FESTIVAL 2 sogar die Erstausgabe noch getoppt
haben. Bei einem Bierpreis von 1 € wusste sich das werte Auditorium
durchaus zu unterhalten. Es gab zwar bei allen Bands kleinere und
größere Soundprobleme und die Bassboxen gaben zwischendrin
immer wieder mal den Geist auf, aber wirklich gestört hat das
keinen. Im Nebengelass mit der Theke lief ein Trailer auf der Videoleinwand,
den das SDF Team in frostig weißer Winterlandschaft
gedreht hat und wohl noch vom SDF 1 stammen dürfte.
Meine Wenigkeit hatte anschließend noch eine recht interessante
Diskussion mit dem INSIGNIUM Sänger/Gitaristen
Apollyon, der sich unter anderem darüber beklagte, das die
meisten Print-, Fan- und Online Zines den Underground nicht genug
unterstützen und in Interviews die falschen Fragen stellen.
So seien viele Metal Fans selbst Musiker und würden gerne mehr
Details über Equipment, Studios, Studioaufnahmen, Entbehrungen,
Blut, Tränen und Schweiß selbiger und deren Finanzierungsmöglichkeiten
erfahren wollen... und hier bekam ich eine Mission! Die herkömmlichen
metallischen Blätterwaldgewohnheiten zu ändern... Ein
großes, hehres Ziel, dessen Realisierung wohl eher was fürs
Reich der Fabelwesen ist. Aber man kann ja mal den Anfang machen!
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