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10.04.2004 DE – Muenster - Jovel Music Hall   (Part 1)
 
Was könnte man an einem Osterwochenende besseres unternehmen als sich zwei der besseren Live-Bands der westlichen Hemisphäre anzuschauen, zumal der Ort des Geschehens praktischer Weise quasi vor der Haustür lag. Nach einigen Schwierigkeiten mit der Gästeliste, die aber von der Subway-Crew sehr freundlich und unkompliziert behoben wurden (noch mal schönen Dank dafür!) gelangten wir dann auch kurz vor 20:00 ins bereits gut gefüllte Jovel.
Ich muss sagen, dass ich ziemlich gespannt auf das Package war, galten WALTARI vor ihrem Split (zu Recht) als Garanten für einen höchst unterhaltsamen Abend, wohingegen mich das neue Album ja nicht so recht vom Hocker gehauen hatte. SUBWAY TO SALLY kultivieren dagegen seit mehreren Jahren mit jeder Tour ihren hohen Status bei den Fans, woran auch die stilistische Neuorientierung auf dem letzten Album nichts geändert hat. Zusammen passen wollten die beiden Bands in meinen Augen aber nicht wirklich...

Trotz vorheriger Ankündigung war von Remember Twilight als weiterer Support nichts zu sehen, so dass es gegen 20:30 direkt mit :: WALTARI :: los ging. Die vier Finnen plus Tour-Keyboarder erwischten leider keinen besonders guten Start und wirkten während der ersten beiden Stücke (One Day und Broken Bizarre) fast ein wenig schüchtern, so dass die Resonanz aus dem Publikum ähnlich zurückhaltend ausfiel. Erst mit dem dritten Track My Pain machte sich vor allem Sänger/Bassist Kärtsy etwas lockerer und gefiel in der Folgezeit als eine charismatische Mischung aus durchgehender Frontsau und augenzwinkerndem Musikclown. Die ersten zarten Reaktionen aus dem Auditorium steigerten sich allerdings erst bei So Fine, wobei anscheinend die Mehrzahl der Zuschauer erst jetzt zu merken schienen, mit wem sie es hier eigentlich zu tun hatten...
Spätestens jetzt war das Eis zumindest angeknackst, und WALTARI konnten auch etwas mehr als reinen Höflichkeitsapplaus einheimsen. Mit einer fulminanten Atmosfear-Version beendeten die Erfinder des skandinavischen Crossovers dann ihre Show, bei der es musikalisch eigentlich nichts zu meckern und zudem Stücke von fast jedem Studioalbum zu hören gab, die aber auf der anderen Seite deutlich zeigte, dass die Band heuer wieder ziemlich von vorne anfängt. Allerdings ist es bestimmt auch nicht einfach, vor einem so auf eine Band eingeschworenen Publikum zu spielen. Meiner Meinung zeigte sich aber auch, dass die neueren Stücke in Punkto Charme und Originalität gegenüber den alten Songs einfach nicht mithalten können...
Setlist: One Day, Broken Bizarre, My Pain, Beginning Song, Life Without Love, Vogue/So Fine, Rap Your Body Beat, Far Away, Atmosfear

Über ein :: SUBWAY TO SALLY :: Konzert zu schreiben ist eigentlich eine sehr undankbare Aufgabe. Erstens sollte es eigentlich keinen unserer Leser geben, der die Brandenburger noch nicht live gesehen hat, zum anderen sind die Auftritte der Band inzwischen quasi Selbstläufer, bei denen sich die intensive Atmosphäre zwischen Musikern und Publikum schon fast von alleine aufbaut.
So sei hier vor allem darauf hingewiesen, dass SUBWAY TO SALLY anscheinend einen sehr spielfreudigen Tag erwischt hatten und somit zu keiner Sekunde Zweifel daran ließen, dass ihnen der Auftritt einen Mordsspaß machte. Fast schon beängstigend, mit wie wenigen Gesten Sänger Fish praktisch das komplette Publikum im Griff hatte und zu dirigieren vermochte. Dazu trägt sicherlich auch der sehr offenen und grundsympathische Umgang mit den Fans bei, der an diesem Abend mit z.T. schon Ärzte-artigen Gesprächen zwischen den Stücken noch untermauert wurde. So tat es der guten Stimmung auch keinen Abbruch, dass der Schrei erst mit dem achten Stück (Veitstanz) etabliert wurde...
Musikalisch konnte so (und mit dem Kaliber der sieben Musikanten) natürlich nichts mehr anbrennen. Bereits der Opener Geist des Kriegers verwandelte die Halle in eine brodelnde Masse, woran sich bis zum Schluss nichts ändern sollte. Das Set selber war mit einigen Überraschungen, sprich älteren Stücken gespickt, während einige andere Songs z.T. deutlich härter gespielt wurden, wie z.B. Sabbat oder Grabrede. Trotzdem wirkte das gesamte Material wie aus einem Guss, die auf der letzten CD von vielen Seiten kritisierte Rücknahme der mittelalterlichen Elemente fiel live kaum auf, so dass auch ältere Stücke wie z.B. Herbstzeit oder Traum vom Tod sich problemlos zwischen die neueren Songs einfügten.
Höhepunkte lassen sich bei diesem konstant hohen Niveau folglich nur schwer nennen. Für mich persönlich waren das Knochenschiff, 2000 Meilen unter dem Meer, die unter die Haut gehende akustische Version von Kleid aus Rosen mitten im regulären Set, Mephisto, Herrin des Feuers sowie Henkersbraut. Das obligatorische Julia und die Räuber folgte am Ende der zweiten Zugabe und wurde wie immer frenetisch vor- und mitgesungen. Mit Abendland wurde dann ein ca. zwei Stunden langes Konzerterlebnis der Extra-Klasse beendet, bei dem garantiert keine Langeweile aufkam. Da macht auch die x-te Wiederholung noch Spaß...
Setlist: Intro, Geist des Kriegers, Knochenschiff, Rose im Wasser, Kruzifix, Traum vom Tod, 2000 Meilen unterm Meer, Die Schlacht, Veitstanz, Kleid aus Rosen (akust.), Haughs Of Cromdale, Herbstzeit, Sabbat, Mephisto, Kleine Schwester, Herrin des Feuers, Unsterblich, Ohne Liebe, Falscher Heiland // Horo, Wenn Engel hassen, Henkersbraut // Grabrede, Julia und die Räuber // Abendland

 
story © Psycho