SADUS
– ein Synonym für Kult, musikalische Genialität,
alte Thrash-Tage und Fanfreundlichkeit. Wenn ich nicht aus Prinzip
niemanden vergöttern würde, kämen mir noch ganz
andere Vokabeln in den Sinn. Davor die Schweden DARKANE,
die mich zwar auf CD nur teilweise begeistern können, live
aber voll fahren und GORY BLISTER – ein
bisher unbeschriebenes Blatt für mich. Schade nur, dass die
genialen The Legion, die einen Teil der Tour mitmachten, in Wien
nicht dabei waren. Meine Spannung und Vorfreude war trotzdem nicht
gerade gering…
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Fotos ::
…und
sollte sich als mehr als berechtigt erweisen. Ich muss es gleich
am Anfang sagen: ABSOLUTES HAMMER-KONZERT! Umso bedauerlicher,
dass sich nur knapp 70 Personen (darunter u.a. die komplette Pungent
Stench - Mannschaft, Tommy von Demolition und Kollege Robert Pöpperl
vom Rock Hard) dazu einfanden, aber von denen hat sicher niemand
sein Kommen bereut. Im Monastery
können 70 Personen außerdem eh ordentlich Stimmung
machen. Der Anteil der über 30-jährigen war aber jedenfalls
deutlich höher als gewohnt
GORY
BLISTER hatten noch nicht die ungeteilte Aufmerksamkeit
des Publikums, konnten aber diejenigen, die bei der Sache waren,
vollends überzeugen. Vor der Bühne wurde jedenfalls
schon brav gebangt, als die Italiener eine Deaththrash-Rakete
nach der anderen abschossen. Sowohl technisch als auch rhythmisch
1a, was da unter Auflockerung durch feine Solos und einige melodischere
Passagen geboten wurde. Und die 4 können nicht nur musikalisch
was, die Stücke reißen einen auch noch mit. Sänger
Andry, der fast mehr Zeit vor als auf der Bühne verbrachte,
wurde auch nicht müde, die Leute anzufeuern. Idealer Starter
also, dessen Auftritt mich doch glatt gleich zum Kauf der CD Skymorphosis
motiviert hat, nach deren Hören ich sagen kann, dass live
die thrashige Seite der Band deutlich stärker zum Ausdruck
gekommen ist.
Trotzdem war
danach bei DARKANE
ungleich mehr los. Und die machten auch gleich nochmal um ein
Eck mehr Dampf. Schwerpunktmäßig gaben sie natürlich
die Stücke der aktuellen CD Layers Of Lies
zum Besten, wobei Godforsaken Universe und die Titelnummer
die besten Reaktionen ernteten. Aber auch ältere Stücke
wie July 1999 (super!) vom Debüt Rusted
Angel oder Emanation Of Fear (vom Zweitwerk
Insanity) wurden gespielt und ebenso
bejubelt. Die Band war sichtlich motiviert, auf der Bühne
herrschte ebenso viel Bewegung wie davor. Vor allem Bassist Jorgen
Lofberg bangte sich fast den Schädel ab, während Sänger
Anders Sydow die Meute eher mit Grimassen unterhielt – abgesehen
von seinem sehr intensiven Gesang natürlich. Mir ist das
ganze ja eine Spur zu modern, was aber nichts dran ändert,
dass das Energieniveau vieler Anwesender (inklusive mir) langsam
aber sicher in Sadus-würdige Dimensionen angehoben wurde.
Den Schlussstrich unter die 50 Minuten volle Post setzte dann
der Expanded Senses-Kracher Innocence
Gone. Wirklich eine starke Leistung der Schweden, die auch
(ansagetechnisch) die anderen beiden Gruppen würdigten.
SADUS
hatten sich aber auch wirklich würdige Vorgruppen ausgesucht.
Die waren aber dann doch weitgehend vergessen, als die Meister
selbst unter großem Beifall die Bretter betraten. Was sich
die folgenden 80 Minuten abspielte, kann man nur als Thrash-Virtuosität
bezeichnen. Bei dieser Geschwindigkeit auf derartigem Niveau zu
agieren - ich würde sagen, da sind in Valhalla mal die Plätze
neben Chuck Schuldiner vorreserviert. Das Tolle bei dieser Band
ist, dass sie es drauf haben, erstens ihr enormes technisches
Können songdienlich zu verarbeiten, zweitens gleichzeitig
keine Abstriche von ihrem musikalischen Anspruch zu machen müssen
und drittens, dass dabei noch absolut mitreißende und (größtenteils)
bang-kompatible Thrash-Knaller herauskommen. Wohl wissend, dass
die Leute in erster Linie wegen der zahlreichen Klassiker gekommen
waren, schmiss man dennoch zu Beginn mit dem Titelstück,
danach Down und dem völlig genialen Sick
gleich 3 Nummern der aktuellen Scheibe Out For Blood
unters lechzende Volk, bevor mit Crutch und dem Uraltstück
Kill Team (vom 86er Death To Posers
– Demo) an der Reihe waren. Steve DiGiorgio zauberte uns
wie erwartet tolle Dinge auf seinem Bass vor, auf übermäßige
Solo-Eskapaden wurde aber bewusst weitestgehend verzichtet. Daneben
rief er auch noch die Samples ab und klimperte an den wenigen
notwenigen Stellen am Keyboard herum. Offensichtlich waren die
Herren bester Laune, vor allem besagter Herr DiGiorgio, der den
Großteil der Ansagen übernahm, riss Schmähs am
laufenden Band. Darren Travis (v, g) stand dabei aber keineswegs
in der zweiten Reihe, der wurde mindestens genau so abgefeiert,
während Jon Allen im Hintergrund sehens- und hörenswerte
Rhythmusteppiche ausrollte. Die 2 Mal gestellte Frage „do
you want a new or an old one“ wurde immer ziemlich eindeutig
beantwortet. Stücke von sämtlichen Scheiben kamen zum
Zug, auch wenn leider die Klassiker Fuel, Twisted
Face und Power Of One aus der Setlist gestrichen
wurden. Aus der Swallowed In Black –
Phase wurden nacheinander In Your Face und Good Ridnz
gespielt, bevor weitere neue Stücke zum Zug kamen und man
danach mit Mask und Unreality nochmal auf 2
von der Elements Of Anger zurückgriff
(die aber für keinerlei Ärger sorgten). Trotzdem flaute
die lange Zeit sehr hoch gewesene Energie der Fans langsam doch
merklich ab, was sich aber spätestens nach der letzten neuen
Nummer No More ändern sollte, als Herr Travis bei
Sadus Attack mit seiner Gitarre im Publikum herumspazierte
und sich dabei fast schon Angus Young – artig auf einem
Spielzeug austobte. Mit Through The Eyes Of Greed und
Certain Death brachte man die Leute noch einmal richtig
auf Hochtouren, dann war Schluss. Steve und Darren mischten sich
noch ein Weilchen unters Volk.
Beim Kulturverein
Kaltenbach war man danach über die geringe Besucherzahl verständlicher
Weise nicht gerade erfreut. Ansonsten aber waren die Gesichter
durchaus glücklich, war sich doch die Mehrheit bewusst, hier
ein Konzert miterlebt zu haben, das man einfach nur als genial
bezeichnen kann. Mehr fällt mir da echt nicht ein. Muss man
einfach gesehen haben. Wer nicht dort war, kann einem nur Leid
tun.