Das
Michael Sadler seinen SAGA-Ausstieg verkündet
hat, dürfte sich ja mittlerweile rumgesprochen haben. Zum
Abschied gab’s mit 10,000 Days ein weitgehend
gelungenes Album und eine ausgeprägte Abschiedstournee mit
zahlreichen Terminen in Deutschland, die die Band am 15.11. nach
Hiltrup in die Stadthalle führte, und die am 05.12. in München
ihren Abschluss findet. Bevor es noch einen kleinen Abstecher
nach Puerto Rico geben wird – darüber mehr im Interview
mit Jim Gilmour.
Die Stadthalle
in Hiltrup ist nicht gerade ein El Dorado für Klangfanatiker,
aber was SAGA und ihr Mann am Mischpult aus den akustischen Bedingungen
herausholten, konnte sich hören lassen. So war das Konzert
zwar laut, aber nie jenseits der Schmerzgrenze und auch die einzelnen
Instrumente waren sauber abgemischt; Respekt für eine klasse
Leistung.
Die man der
Vorgruppe :: THE
URGE :: nicht konstatieren kann. Die Band
um den Gitarristen John Miles Jr. – genau, der Sohn von
John „Music“ Miles – bot partytauglichen Pub-Rock’n
Roll gepaart mit einem Schuss AC/DC für Arme. Zum Einheizen
Okay, aber insgesamt wenig bemerkens- und erinnerungswert. Die
Songs knallten zwar ordentlich, klangen aber wie schon hundertmal
woanders gehört. Da waren Mir, die Saga letztes Jahr im Jovel
begleiteten schon ein anderes Kaliber. Das Beste war noch der
Schluss, als Sänger Jonnie Boyle einsichtig verkündete:
„Wir gehen ja schon, ihr wollt eh lieber mit Michael Sadler
singen!“ Wie Recht er damit hatte…
Es dauerte
allerdings noch eine gute halbe Stunde, ehe Frontmann Michael
Sadler die Bühne betrat, und die Band nach einer kleinen
– deutsch gesprochenen – Einleitung mit The Interview
sofort recht heftig loslegte. Keine Hall Of The Mountain King
Ouverture, gar kein orchestraler Einstieg, sondern gleich
die volle Ladung Rock und Entertainment. Denn beim ersten Stück
zeigte sich bereits, was sich das ganze Konzert hindurchziehen
sollte: :: SAGA
:: gaben ordentlich Gas. Die Stücke kamen
vielfach härter rüber als auf dem letztjährigen
Event, dafür war die Jovel Show noch eine Spur emotionaler
und enthusiastischer, was aber auch an der heimeligeren Atmosphäre
des Jovel liegen kann.
Sadler ist ein hervorragender Entertainer, der sein Publikum mitreißen
kann, seine Ansagen, mal launig mal melancholisch („keine
Fragen nach meiner Zukunft“), die Zwiesprachen mit dem Publikum
kommen ungekünstelt rüber, sein Gesangsvortrag ist eh
über jeden Zweifel erhaben und auch seine Mitmusiker, die
Crichton Brüder (Jim an Moog und Bass, Ian an der Gitarre),
sowie Jim Gilmour an den Keyboards zogen mit und vermittelten
zu keinem Zeitpunkt lediglich ein Routineprogramm abzuliefern.
Ein ganz besonders Lob geht an den Drummer Chris Sutherland, der
den krankheitsbedingt ausgefallenen Brian Doermer gekonnt ersetzte.
So eignete er sich in kürzester Zeit das SAGA
Repertoire an und legte zudem ein fantastisches, funkiges - inklusive
eigenwilliger, meisterlicher James Brown Hommage - Solo hin.
Der Mitsingmodus
sprang diesmal bereits sehr früh mit You’re Not
Alone als drittem Stück an, gefolgt von I’m
Okay vom Trust-Album, das sich
bereits zur choralen Hymne gemausert hat. Drei Stücke rang
Sadler dem gar nicht mal unwilligen Publikum vom aktuellen Album
ab, darunter die von mir bereits als Live-Ereignis prognostizierte
Titelballade 10,000 Days, die zwar ordentlich gespielt
und gesungen wurde, aber leider mit einem Chorus aus der Konserve
aufwartete. Da wäre mehr drin gewesen!
Ansonsten gab es die Klassiker wie The Flyer, On The Loose
und zum Ende des offiziellen Sets, das Lied, das nicht fehlen
darf: Wind Him Up. Zwischendurch ein paar leichte Hänger,
wenn’s zu akademisch und gedrechselt wurde; als Ausgleich
eine anrührende A Cappella Session Michael Sadlers mit Security
Of Illusion und Time’s Up, sowie ein famoses
Jim Gilmour Solo an Keyboards und Gesang.
Der Zugabenteil bot dann (natürlich) eine ausladende Humble
Stance Version, jenes Stück, das Gänsehautatmosphäre
verspricht und auch diesmal hielt, und vom abschließenden
Don’t Be Late zwar nicht getoppt, aber auch nicht
unterboten wurde.
So endete nach zweieinhalb Stunden ein fabelhafter Auftritt, der
nur in wenigen Augenblicken jene Wehmut verspüren ließ,
die man von solch einer Abschiedstournee eigentlich erwartet.
Hier rockte eine erfahrene Band und hatte offensichtlich Spaß
dabei. Ich denke, wie auch immer dieses Jahr endet, von SAGA
und Michael Sadler werden wir noch hören. Und sehen. 2008.