Nach
fünf Jahren Funkstille und reichlich Heckmeck und bösem
Blut zwischen der Band und ihrem alten Label meldeten sich die
Schweizer SAMAEL in diesem Jahr endlich wieder
zurück. Und zwar nicht nur mit ihrer neuen CD Reign
Of Light, sondern auch mit einer gleichnamigen Tour.
Als Vorband hatte man sich die deutschen Gothic Metaller FLOWING
TEARS ausgesucht; eine etwas merkwürdige Kombination,
was, wie sich später herausstellte, auch im Publikum so manch
Anderer dachte.
Zunächst
muss ich aber noch einmal meinem Erstaunen über die absolut
reibungslose und stressfreie An- und Abreise kund tun. Kann mich
nicht erinnern, wann mir so was das letzte Mal passiert ist...
Jedenfalls erreichten Calani und ich ausreichend pünktlich
die KuFa
und tummelten uns zunächst in den Örtlichkeiten und
hielten noch das eine oder andere Pläuschchen mit den Kollegen
der tippenden Zunft. Mit leichter Verspätung ging es dann
schließlich los, so dass wir uns unter die vom Veranstalter
etwas optimistisch geschätzten 250 Zuschauer gesellten, zu
denen übrigens auch u.a. Johan Edlund (Tiamat) gehörte...
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Fotos ::
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FLOWING
TEARS ~ Die vorderen Reihen waren zunächst
eher noch spärlich gefüllt, als die Band mit dem Titeltrack
Razorbliss ihres letzten Albums den Set begann. Es zeigte
sich jedoch schnell, dass man heute Abend einen schweren Stand
haben würde, denn das Publikum war deutlich auf härteren
Stoff aus und zeigt sich somit zwar höflich, aber doch deutlich
reserviert. Ich fand es aber eigentlich gar nicht so schlecht,
denn FLOWING TEARS zeigten musikalisch eine sowohl
kompakte als auch kompetente Vorstellung, was vom guten Sound
noch unterstützt wurde. Besonders erwähnenswert die
ausdrucksvolle, angenehm tiefe Stimme von Helen Vogt (der man
vier Wochen Tour nicht anhörte) und das exakte und powervolle
Drumming von Stefan Gemballa. Das Stageacting empfand ich hingegen
als etwas statisch und vorhersehbar; die beiden Saitenbediener
beschränkten sich meistens darauf, dem natürlichen Charme
ihrer Frontfrau mit möglichst viel evil aus der Wäsche
schauen und die Haare im Ventilator-Wind wehen lassen zu begegnen.
Ebenfalls schade war die Tatsache, dass viele tragende Elemente
der Musik vom Band kamen, was irgendwie einen sterilen Eindruck
hinterließ. Vielleicht sollten FLOWING TEARS
sich einen Keyboarder suchen...
Die Songauswahl lag vom Schwerpunkt her insgesamt auf dem neuen
Album, und Tracks wie das sehr atmosphärische Pitchblack
Water oder die beiden abschließenden Stücke Merlin
und Virago (bei deren Growl-Parts Helen stimmlich Angela
Gossow durchaus Konkurrenz machte) gefielen auch den Zuschauern
ganz gut. Trotz des an sich für dieses Genres recht variablen
Songmaterials sprang allerdings letztendlich nicht mehr als ein
Achtungserfolg für die Band heraus, was aber in diesem Fall
kein Indiz für die durchaus gute Qualität des Auftritts
darstellt.
Tracklist: Razorbliss, Serpentine, Unspoken,
Believe, Pitchblack Water, Undying, Starfish Ride, Merlin, Virago
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SAMAEL ~
Ich war ja doch recht gespannt, was SAMAEL an
diesem Abend veranstalten würden. Früher von mir ordentlich
abgekultet, kann ich nicht behaupten, mit dem neuen Material so
richtig warm geworden zu sein. Nach einem etwas längeren
Intro und viel Nebel ging es dann mit Rain auch gleich
direkt in die Vollen! Und zwar nicht nur, weil eigentlich fast
jeder als Einstieg mit einem Stück des neuen Albums gerechnet
hatte, sondern weil die Lautstärke wirklich jenseits der
Schmerzgrenze lag und auch von meinen (guten) Ohrstöpseln
kaum noch zu stoppen war. Leute, das muss doch echt nicht sein!
Sooo groß ist die KuFa ja nun auch wieder nicht...
Jedenfalls ging es danach direkt mit Shining Kingdom
in alter Manier weiter, bevor mit Insh’Allah das
erste neue Stück gespielt wurde. Aus meiner mehr beobachtenden
Perspektive muss ich sagen, dass da schon ein großer musikalischer
Unterschied zu Tage trat, auch wenn SAMAEL offensichtlich
hoch motiviert zu Werke gingen. Bassist Mas hüpfte über
die Bühne, als hätte man ihm Gummibälle ins Abendessen
getan, Keyboarder/Drummer Xy gab wie üblich den Berserker,
der neue Gitarrist Makro verunstaltete seine Frisur und Frontmann
Vorph hatte sichtlich Spaß am Geschehen.
Mit zunehmender Dauer verwischte aber die Grenze zwischen alten
und neuen Stücken immer mehr, so klang Nautilus &
Zeppelin sehr viel böser als auf CD, während High
Above in meinen Augen einen der absoluten Höhepunkt
des Konzerts darstellte. In dieser Hinsicht allerdings nicht zu
schlagen war die Kombination aus Black Trip und dem frenetisch
abgefeierten Baphomets Throne. Einfach nur geil, diese
Klassiker mal wieder live zu erleben!
Veredelt wurde der Auftritt der vier Eidgenossen zum einen durch
eine an sich simple, aber sehr effektive Lightshow, zum anderen
durch zwei Videowände, auf denen es bei jedem Stück
eine meistens sehr interessante optische Untermalung gab. Und
obwohl man anhand dieser Darstellung gut erkennen konnte, dass
das gesamte Konzert praktisch minutiös geplant war, wirkte
die ganze Angelegenheit doch deutlich lebendiger und spontaner
als noch bei Flowing Tears...
Nach einer fulminant-harten Version von The Ones Who Came
Before war dann auch erst mal Schluss, jedoch ließ
man sich vom schon recht ausgelaugten Auditorium nicht lange bitten
und schmetterte noch drei weitere Tracks in die Menge, von denen
der Abschluss My Saviour besonders dankbar aufgenommen
wurde. Insgesamt ein für mich fast schon verblüffend
gutes Konzert; so stark hätte ich SAMAEL
nicht erwartet. Wer die Band also aufgrund der langen Pause nicht
mehr auf der Rechnung hatte, wird wohl wieder umdenken müssen.
Tracklist: Intro, Rain, Shining Kingdom,
Insh’Allah, On Earth, Jupiterian Vibes, Reign Of Light,
Telepath, Nautilus & Zeppelin, Black Trip, Baphomets Throne,
Year Zero, High Above, Infra Galaxia, The Ones Who Came Before
// Moongate, The Cross, My Saviour