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2004-11-24 DE – Krefeld - KuFa

Nach fünf Jahren Funkstille und reichlich Heckmeck und bösem Blut zwischen der Band und ihrem alten Label meldeten sich die Schweizer SAMAEL in diesem Jahr endlich wieder zurück. Und zwar nicht nur mit ihrer neuen CD Reign Of Light, sondern auch mit einer gleichnamigen Tour.
Als Vorband hatte man sich die deutschen Gothic Metaller FLOWING TEARS ausgesucht; eine etwas merkwürdige Kombination, was, wie sich später herausstellte, auch im Publikum so manch Anderer dachte.

Zunächst muss ich aber noch einmal meinem Erstaunen über die absolut reibungslose und stressfreie An- und Abreise kund tun. Kann mich nicht erinnern, wann mir so was das letzte Mal passiert ist...
Jedenfalls erreichten Calani und ich ausreichend pünktlich die KuFa und tummelten uns zunächst in den Örtlichkeiten und hielten noch das eine oder andere Pläuschchen mit den Kollegen der tippenden Zunft. Mit leichter Verspätung ging es dann schließlich los, so dass wir uns unter die vom Veranstalter etwas optimistisch geschätzten 250 Zuschauer gesellten, zu denen übrigens auch u.a. Johan Edlund (Tiamat) gehörte...

:: Fotos ::

::. FLOWING TEARS ~ Die vorderen Reihen waren zunächst eher noch spärlich gefüllt, als die Band mit dem Titeltrack Razorbliss ihres letzten Albums den Set begann. Es zeigte sich jedoch schnell, dass man heute Abend einen schweren Stand haben würde, denn das Publikum war deutlich auf härteren Stoff aus und zeigt sich somit zwar höflich, aber doch deutlich reserviert. Ich fand es aber eigentlich gar nicht so schlecht, denn FLOWING TEARS zeigten musikalisch eine sowohl kompakte als auch kompetente Vorstellung, was vom guten Sound noch unterstützt wurde. Besonders erwähnenswert die ausdrucksvolle, angenehm tiefe Stimme von Helen Vogt (der man vier Wochen Tour nicht anhörte) und das exakte und powervolle Drumming von Stefan Gemballa. Das Stageacting empfand ich hingegen als etwas statisch und vorhersehbar; die beiden Saitenbediener beschränkten sich meistens darauf, dem natürlichen Charme ihrer Frontfrau mit möglichst viel evil aus der Wäsche schauen und die Haare im Ventilator-Wind wehen lassen zu begegnen. Ebenfalls schade war die Tatsache, dass viele tragende Elemente der Musik vom Band kamen, was irgendwie einen sterilen Eindruck hinterließ. Vielleicht sollten FLOWING TEARS sich einen Keyboarder suchen...
Die Songauswahl lag vom Schwerpunkt her insgesamt auf dem neuen Album, und Tracks wie das sehr atmosphärische Pitchblack Water oder die beiden abschließenden Stücke Merlin und Virago (bei deren Growl-Parts Helen stimmlich Angela Gossow durchaus Konkurrenz machte) gefielen auch den Zuschauern ganz gut. Trotz des an sich für dieses Genres recht variablen Songmaterials sprang allerdings letztendlich nicht mehr als ein Achtungserfolg für die Band heraus, was aber in diesem Fall kein Indiz für die durchaus gute Qualität des Auftritts darstellt.
Tracklist: Razorbliss, Serpentine, Unspoken, Believe, Pitchblack Water, Undying, Starfish Ride, Merlin, Virago

::. SAMAEL ~ Ich war ja doch recht gespannt, was SAMAEL an diesem Abend veranstalten würden. Früher von mir ordentlich abgekultet, kann ich nicht behaupten, mit dem neuen Material so richtig warm geworden zu sein. Nach einem etwas längeren Intro und viel Nebel ging es dann mit Rain auch gleich direkt in die Vollen! Und zwar nicht nur, weil eigentlich fast jeder als Einstieg mit einem Stück des neuen Albums gerechnet hatte, sondern weil die Lautstärke wirklich jenseits der Schmerzgrenze lag und auch von meinen (guten) Ohrstöpseln kaum noch zu stoppen war. Leute, das muss doch echt nicht sein! Sooo groß ist die KuFa ja nun auch wieder nicht...
Jedenfalls ging es danach direkt mit Shining Kingdom in alter Manier weiter, bevor mit Insh’Allah das erste neue Stück gespielt wurde. Aus meiner mehr beobachtenden Perspektive muss ich sagen, dass da schon ein großer musikalischer Unterschied zu Tage trat, auch wenn SAMAEL offensichtlich hoch motiviert zu Werke gingen. Bassist Mas hüpfte über die Bühne, als hätte man ihm Gummibälle ins Abendessen getan, Keyboarder/Drummer Xy gab wie üblich den Berserker, der neue Gitarrist Makro verunstaltete seine Frisur und Frontmann Vorph hatte sichtlich Spaß am Geschehen.
Mit zunehmender Dauer verwischte aber die Grenze zwischen alten und neuen Stücken immer mehr, so klang Nautilus & Zeppelin sehr viel böser als auf CD, während High Above in meinen Augen einen der absoluten Höhepunkt des Konzerts darstellte. In dieser Hinsicht allerdings nicht zu schlagen war die Kombination aus Black Trip und dem frenetisch abgefeierten Baphomets Throne. Einfach nur geil, diese Klassiker mal wieder live zu erleben!
Veredelt wurde der Auftritt der vier Eidgenossen zum einen durch eine an sich simple, aber sehr effektive Lightshow, zum anderen durch zwei Videowände, auf denen es bei jedem Stück eine meistens sehr interessante optische Untermalung gab. Und obwohl man anhand dieser Darstellung gut erkennen konnte, dass das gesamte Konzert praktisch minutiös geplant war, wirkte die ganze Angelegenheit doch deutlich lebendiger und spontaner als noch bei Flowing Tears...
Nach einer fulminant-harten Version von The Ones Who Came Before war dann auch erst mal Schluss, jedoch ließ man sich vom schon recht ausgelaugten Auditorium nicht lange bitten und schmetterte noch drei weitere Tracks in die Menge, von denen der Abschluss My Saviour besonders dankbar aufgenommen wurde. Insgesamt ein für mich fast schon verblüffend gutes Konzert; so stark hätte ich SAMAEL nicht erwartet. Wer die Band also aufgrund der langen Pause nicht mehr auf der Rechnung hatte, wird wohl wieder umdenken müssen.
Tracklist: Intro, Rain, Shining Kingdom, Insh’Allah, On Earth, Jupiterian Vibes, Reign Of Light, Telepath, Nautilus & Zeppelin, Black Trip, Baphomets Throne, Year Zero, High Above, Infra Galaxia, The Ones Who Came Before // Moongate, The Cross, My Saviour

 

story © Psycho • pics © Dajana