Black
Metal bei strahlendem Sonnenschein versprach der heutige Abend.
Na ja, zumindest bei der Anreise, denn die norwegischen Altmeister
SATYRICON und ihr ostdeutscher Support DARK
FORTRESS spielten natürlich abends in der abgedunkelten
Halle. Um letztere hatte es zunächst einige Verwirrung gegeben,
sollten doch nach den ersten Meldungen einiger Quellen eigentlich
Keep Of Kalessin und Insomnium als Vorgruppen auftreten. Um die
Verwirrung komplett zu machen, waren diese beiden Bands auch noch
auf den CTS Tickets des Vorverkaufs abgedruckt. Dann rückten
stattdessen DARK FORTRESS bei den ersten Deutschland-Gigs
ins Billing, und jetzt ist klar (auch nach der Aussage von Frost
in unserem Interview), dass die beiden anderen Bands erst bei
den ersten Auftritten in Großbritannien dazu stoßen
sollten und die ersten Angaben somit nur Enten waren.
Nach der ungewohnt problemlosen Anreise konnten wir uns noch über
die nette und unkomplizierte Betreuung von Roadrunner-Tourmanagerin
Anna freuen, bevor es nach den ersten Bierchen auch schon pünktlich
um 20:00 losging.
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Fotos ::
[Psycho] Ich
muss ehrlich zugeben, dass ich • DARK
FORTRESS • bisher eigentlich komplett
ignoriert habe. Muss daran gelegen haben, dass ich die Band aus
gar nicht mal näher spezifizierbaren Gründen immer in
die stumpfe Knüppelecke gepackt hatte. Das entpuppte sich
dann natürlich von Beginn an als komplette Fehleinschätzung,
denn es handelt sich nicht nur um sehr kompetente Musiker, sondern
ihre Songs haben auch Struktur, besitzen gute Melodien und sind
trotzdem mit der typischen BM-Härte bzw. -Ausstrahlung versehen.
Dazu hatte man auch noch Glück mit dem Sound, denn bis auf
die in den schnellen Passagen zu leise Snare habe ich selten eine
Vorband mit einer so guten Abmischung gehört. Kein Wunder
also, dass Tracks wie Self-Mutilation, CataWomb oder
der Abschluss Like A Somnabulist In Daylight’s Fire
nicht nur bei mir hervorragend ankamen und daher das zunächst
eher reserviert wirkende Publikum immer mehr auftaute und gegen
Ende hin mehr als ordentlich mitging. Keine Frage, diese Band
werde ich im Auge behalten! Trotz der beengten Platzverhältnisse
eine beeindruckend gute Show, die nur einen Nachteil hatte: nach
ca. einer (viel zu kurzen) halben Stunde und ohne die geforderte
Zugabe war der Spuk auch schon wieder vorbei…
[Seb] Bei mir hatte es auch schon eine ganze Weile gedauert bis
ich mich mit der bereits 1994 gegründeten Band mal eingehender
beschäftigt hatte. Dann jedoch hatten mich vor allem die
letzten beiden Alben durchaus beeindrucken können. Von 2004er
Release Stab Wounds und der aktuellen
Veröffentlichung Seance stammten
dann auch sämtlich gespielten Stücke. Alle waren erfreulich
gut wiedererkennbar, grade live bei Black Metal ja nicht immer
gewährleistet, und kamen sehr schön druckvoll auch weiter
hinten in der Halle an. Ebenfalls fand ich die Songauswahl ziemlich
gelungen, da man schon die abwechslungsreichsten Stücke der
beiden Alben verwendet hat. Im Hinblick auf das folgende, sicherlich
sehr variationsreich werdende Programm des Headliners gut gemacht!
Neben der bereits erwähnten viel zu kurzen Spieldauer kommt
für mich lediglich der Kritikpunkt hinzu, dass das Keyboard,
so man etwas weiter hinten im Saal stand, meist lediglich schön
anzusehen, aber nicht zu hören war. In jedem Fall ein klasse
Start in den Abend!
Setlist: (?), Iconoclasm Omega, Self-Mutilation,
Poltergeist, CataWomb, When 1000 Crypts Awake, Like A Somnabulist
In Daylight’s Fire
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[Psycho] Bei
•
SATYRICON • stellte sich hingegen
eine ganz andere Frage: würde sich die Band eher ihrer BM-Wurzeln
gemäß zeigen, oder doch eher ihre neuere, moderne Seite
präsentieren? Und natürlich: welche Variante es auch
sein würde, wie wird das Publikum darauf reagieren?
Nun, die Norweger machten schnell klar, dass sie solche Probleme
als eher nebensächlich erachten. Satyr hatte schlicht und
ergreifend Bock auf eine „diabolische“ Rock-Show der
härteren Art, und genau das bekamen die ca. 350 – 400
Anwesenden auch geboten. Los ging es direkt mit der aktuellen
Video-Auskopplung aus dem neuen Album, The Pentagram Burns.
Für mich überraschend, dass Satyr ausschließlich
als Sänger agierte und daher gleich zwei Gast-Gitarristen
mit dabei waren. Schade, ich hätte den Mann auch gerne an
der Klampfe gesehen…
[Seb] Stimmt, das hat mich auch etwas überrascht, vor allem
weil Obisdian Claw (SATYRICON's
standardmäßiger Live-Gitarrist von Keep Of Kalessin)
noch gar nicht mit von der Partie war, sondern noch mit Enslaved
unterwegs ist… da hätte der Meister in der Tat auch
selber für die drei Gigs in die Saiten greifen können.
[Psycho] Jedenfalls machte er gleich mit seiner ersten Ansage
klar, dass dieser Abend alle Epochen der Bandgeschichte abdecken
sollte und ließ mit Dominions Of Satyricon vom
zweiten Album Shadowthrone auch gleich
Taten folgen. Dabei profitierte dieses Stück absolut von
dem wirklich hervorragenden Sound, der einen jede Kleinigkeit
hören ließ und trotzdem ordentlich Druck machte. Dazu
kam noch die perfekt auf die Stücke abgestimmte Lightshow,
die zwar nicht besonders aufwändig, aber doch sehr stimmungsvoll
war. Auch die vier Gastmusiker waren mit vollem Einsatz dabei
und praktisch ständig in Bewegung; so soll’s sein!
Mit Now, Diabolical konnte folglich das erste Hightlight
kommen, die Band bolzte das Stück in einer atemberaubend
brutalen Version runter, die zumindest in meinen Augen keine Zweifel
daran ließ, dass SATYRICON sich auch mit
ihren modernen, teilweise ja kontrovers diskutierten Alben immer
noch zurecht als BM-Band sehen.
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Das sah das
Publikum wohl ähnlich, so dass immer mehr Leute auf Satyrs
Ansagen und Anfeuerungen reagierten und ordentlich Stimmung machten,
so auch bei den zwei nun folgenden älteren Stücken.
Dies führte zu der etwas kuriosen Situation, dass sich die
Leute zur Einstimmung von K.I.N.G. sogar zu Mitsingspielchen
animieren ließen; so was hab ich in dieser Form bei BM-Konzerten
auch noch nicht gesehen…
Bei Supersonic Journey konnte man hingegen die Künste
von Frost bewundern, bevor das furiose Fuel For Hatred
einen würdigen Abschluss für den regulären Teil
eines wahrlich geilen Auftritts bildete. Lediglich Satyrs Stimme
schien mir mit der Zeit doch ziemlich abzubauen; bei den Ansagen
war davon zwar nicht so viel zu merken, aber ich bin mir nicht
sicher, ob er so die gesamte Tour durchstehen wird.
Wie auch immer: nach längeren Zugabe-Rufen kam die Band auf
die Bühne zurück. Nach der kurzen Ankündigung,
sich jetzt alten Jugendsünden zu widmen, zockten SATYRICON
nun völlig überraschend Bathorys Raise The Dead
in einer echten Hammerversion! Kein Wunder also, dass die Stimmung
nun mit der Bandhymne Mother North endgültig zum
Höhepunkt kommen konnte. Ebenfalls eine geile Version, die
vom Publikum lauthals mitgesungen und anschließend genauso
abgefeiert wurde.
[Seb] Jawoll, das war mal geil. Die beiden bekanntesten Tracks
vom aktuellen Album waren definitiv nicht meine Favoriten des
Abends, ich hatte mich eher darauf eingestellt, diese als unvermeidlich
hinnehmen zu müssen. Die Songs kamen aber deutlich besser
über, als ich mir das hätte vorstellen können.
Live hatten beide, wenn ich mich nicht irre, auch ein leicht erhöhtes
Tempo und natürlich auch einen raueren und brutaleren Sound.
Eine positive Überraschung.
Dann aber konnte man sich, angefangen mit Supersonic Journey
von der 1999er Rebel Extravaganza, so
allmählich wieder in die guten alten Tage der Band zurückversetzt
sehen und während der folgenden kurzen Pause schon mal fragen,
was wohl neben dem obligatorischen Schlusspunkt der zweite Song
sein mochte, der noch folgen würde. Niemals hätte ich
mit Raise The Dead gerechnet ;) Das war der Hammer und
mir bis dato von SATYRICON noch nicht bekannt.
Das folgende Mother North, das man so schon ziemlich
todgehört hat, gehört live natürlich dazu und ist
auch jedes Mal wieder ein Erlebnis, das verbreitet schon eine
ganz spezielle Stimmung. Vor allem auch weil es normalerweise
sowohl den Höhe- als auch den Schlusspunkt eines Satyricon-Konzertes
markiert und sich sowohl Band als auch Publikum noch einmal besonders
ins Zeug legen. Doch auf dieser Tour sollte es anders werden…
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[Psycho] Danach
gab es wiederum eine Pause, aber die Leute erschrieen sich eine
weitere Cover-Version, nämlich Raining Blood von
Slayer, welches nicht minder perfekt und brutal rübergebracht
wurde. So weit so gut, aber jetzt war auf einmal Schluss, was
mir und allen anderen natürlich überhaupt nicht gefallen
hat. Zumal selbst der schmale Zeitrahmen der Zeche noch wenigstens
eine Viertelstunde mehr erlaubt hätte, und man als eine Band
wie SATYRICON doch nicht mit einem Slayer-Song
die Bühne verlassen kann, wenn man z.B. noch Havoc Vulture
oder Black Lava in der Hinterhand hat, oder?
[Seb] Ein Slayer-Cover ist natürlich nach wie vor, selbst
wenn man es nicht so hochklassig wie SATYRICON
rüberbringt, sogar bei Black Metal Konzerten ein Garant für
überkochende Stimmung. Dennoch finde ich, dass so etwas eher
was für 08/15 Bands ist, die das Publikum sonst nicht auf
Touren kriegen, und das Problem haben SATYRICON
zu keiner Zeit gehabt.
[Psycho] Insofern gab es zum Ende eines eigentlich perfekten Abends
mit zwei absolut hochklassigen Bands dann doch noch einen kleinen
Wermuts-Tropfen zu verdauen. Nichtsdestotrotz eines der besten
Konzerte, die ich seit langer Zeit gesehen habe. Wer noch die
Gelegenheit dazu hat, der sollte sich dieses Package auf keinen
Fall entgehen lassen.
[Seb] SATYRICON haben es nicht verlernt, auch
die alten Songs, die ja immer noch massenweise Fans haben, in
gewohnter Brillanz zu spielen. Live kann man sich aber, selbst
wenn man wie ich von den letzten beiden Alben alles andere als
begeistert war, auch von den neueren Songs beeindrucken lassen.
Von der Bühne herab entwickeln diese deutlich mehr Power
und Aggressivität als ich es von den Studioaufnahmen her
für möglich gehalten hätte.
Ich kann auch nur empfehlen, nach Möglichkeit eins der noch
kommenden Konzerte mitzunehmen, SATYRICON werden
nach dem Abstecher nach Großbritannien noch drei Gigs in
den Niederlanden und vier in Deutschland absolvieren, zwar nicht
mit DARK FORTRESS, dafür aber mit zwei ebenso
hochwertigen skandinavischen Bands.
Setlist: The Pentagram Burns, Dominions Of
Satyricon, Now, Diabolical, Walk The Path Of Sorrows, Forhekset,
K.I.N.G., Delirium, Supersonic Journey, Repined Bastard Nation,
Fuel For Hatred // Raise The Dead, Mother North // Raining Blood
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