Den
letzten Auftritt von SATYRICON in Wien vor dreieinhalb
Jahren habe ich noch in eher mittelmäßiger Erinnerung
– schwach besucht, nicht sonderlich toller Sound, durchwachsene
Songauswahl und eine nicht gerade übermotiviert wirkende
Band, die der damaligen Vorgruppe Khold so gerade noch das Wasser
reichen konnte. Noch dazu bin ich vom aktuellen Album Now, Diabolical
mit Ausnahme der ersten 3 Stücke eher wenig begeistert. Aber
irgendwo in der Magengegend hatte ich das Gefühl, dass es
diesmal trotzdem eine lohnende Sache werden könnte, die 22
Euronen zu investieren – u.a. auch wegen der interessanten
Vorgruppen KEEP OF KALESSIN und INSOMNIUM
sowie aufgrund eines sehr lesenswerten Satyr-Interviews im schwedischen
Slavestate – Magazin.
::
Fotos ::
Als meine
Freundin und ich kurz vor Konzertbeginn im Planet
Music eintrudelten, war die Hütte bereits bummvoll
– also gleich einmal ein deutlicher Unterschied zum 2003er
Konzert, wobei etliche aus osteuropäischen Nachbarländern
Angereiste einen nicht unwesentlichen Anteil des Publikums ausmachten.
Gleich darauf legten die Finnen von ::
INSOMNIUM
:: mit ihrem melodischen, sehr stark an die letzten
Veröffentlichungen von Dark Tranquillity erinnernden Gemisch
los und ernteten recht gute Reaktionen. Vor der Bühne konnte
man sich zwar noch problemlos bewegen, aber immerhin war schon
deutlich mehr los als bei anderen Konzerten um diese Zeit. Die
zahlreichen etwas ruhigeren Passagen lösten auch keinerlei
Unmut aus, und fast hatte man das Gefühl, dass da doch tatsächlich
der eine oder andere dezidierte INSOMNIUM-Fan unterwegs war, bei
dem das jüngst erschienene neue Album Above The
Weeping World eingeschlagen hat. Netter Beginn.
Danach begann
ein weiterer arbeitsreicher Abend für Obsidian C., der ja
auch bei Satyricon als Live-Gitarrist werkt. Zunächst war
aber mal sein eigenes Putzi :: KEEP
OF KALESSIN :: an der Reihe und konnte nicht
nur mich voll und ganz überzeugen. Die episch angehauchten,
melodischen Schwarzmetallstücke der Norweger wurden regelrecht
abgefeiert. Die Mischung zwischen melodischem Gesang und Black
Metal – Gekrächz kam live noch um einiges aggressiver
rüber als auf der sehr gelungenen aktuellen CD Armada,
deren Stücke natürlich den Auftritt dominierten (es
gab aber auch 2 ältere Nummern zu hören, die sogar noch
besser zu gefallen wussten, weil noch um ein Eckerl härter
und kompromissloser als das aktuelle Zeugs). Auf der Bühne
war permanentes Propeller-Bangen der ganz in schwarz gewandeten
Band angesagt, und auch vor der Bühne kam zunehmend mehr
Bewegung in den mittlerweile bereits g’steckt vollen Saal.
Umso bedauerlicher, dass der Set bereits 10 Minuten früher
als im Zeitplan vorgesehen beendet wurde. Sehr intensive Sache
jedenfalls, ganz stark! Und so sahen auch einige im Publikum,
die mit der Band nicht so vertraut waren.
Die bei manchem
schwelende Befürchtung, dass ::
SATYRICON
:: sich voll und ganz auf das Material der letzten
Alben konzentrieren würden (immerhin ist der stilistische
Unterschied zu den alten Sachen nicht unbeträchtlich und
die Herren betrachten derzeit das schlichte, rohe Zeugs von Now,
Diabolical und Volcano
als so etwas wie die Essenz des Black Metal) wurde gleich zu Beginn
ausgeräumt, als die Band Punkt halb elf unter tosendem Beifall
zum Intro von Dark Medieval Times auf
die Bühne marschiert kam (der große Meister natürlich
als letzter) und danach tatsächlich mit dem dazugehörigen
Debüt-Klassiker Walk The Path Of Sorrow loslegte.
Eine echte Überraschung. Und weiter ging es gleich mit der
genialen Shadowthrone-Nummer Dominions
Of Satyricon, sodass man als Fan der frühen Sachen echt
erst einmal nichts zu meckern haben konnte, außer vielleicht
über den Sound, der aber immerhin durchschnittlich war. Danach
war aber erst einmal Schluss mit den Klassikern und für den
Rest der regulären Spielzeit gab es mit einer Ausnahme tatsächlich
nur noch Material der letzten beiden Scheiben. Satyr war zum Unterschied
vom letzten Mal sehr redefreudig, sichtlich gut drauf und kein
bisschen abgehoben. Beim dritten Stück Now, Diabolical
verbesserte sich der Sound nochmals um einige Ecken, und im Publikum
ging es noch deutlich heftiger zu als eh schon am Anfang. Stimmungsmäßiger
Höhepunkt des Pflichtteils war zweifellos K.I.N.G.,
von Satyr in bester Hetfield-Manier (Herr Wongraven ist ja bekanntlich
ein Fan des Metallica-Frontviechs) mit einem „ich zähl
bis vier und dann schreien alle K.I.N.G.“ –
Spielchen eingeleitet, bei dem sehr viele willig mittaten. Dann
wurde mitgeteilt, man werde heute Stücke von allen Alben
spielen, und mit Forhekset untermauerte man diese Ankündigung
auch gleich auf äußerst erfreuliche Art. Die Darbietung
der Band kann man nur als souverän bezeichnen, mächtig
und heftig rockend. Satyr hielt immer wieder seinen schlangenförmigen
Mikrofonständer ins Publikum, um die Reaktionen noch besser
einfangen zu können. Er schien auch ehrlich begeistert davon
zu sein. Die Dame am Keyboard glänzte mit ekstatischen Verrenkungen
und wildem Bangen. Laut Frost ernten SATYRICON
auf dieser Tour den größten Jubel ihrer Karriere –
ich glaub’s ihm gern. Bei Repined Bastard Nation,
dem pathetisch angekündigten The Pentagram Burns
und vor allem Fuel For Hatred erreichte die Halle dann
nochmals Siedetemperatur, bevor sich die Band erst einmal zurückzog
und aus sicherer Entfernung den lautstarken Zugabeforderungen
lauschte.
Als die „Zugabe!“-
und „Satyricon!“-Rufe schließlich in immer lauteres
„Mother North“-Gebrüll übergingen,
erschienen die Herrschaften schließlich wieder und machten
mit dem äußerst brachial rüberkommenden Filthgrinder
endgültig den Sack bezüglich „Stücke von
allen Alben spielen“ zu. Dann kam natürlich die bewusst
blöde Frage, ob es denn irgendeine spezielle Nummer gäbe,
die man da jetzt noch zu hören wünsche. Überflüssig,
zu erwähnen, was folgte (mir wär ja das Titelstück
von Nemesis Divina lieber gewesen…).
Und natürlich Begeisterung pur. Eine glückliche Band
verabschiedete sich nachher vom größtenteils glücklichen
Publikum, in dem zwar sicherlich der eine oder andere (z.b. auch
ich) gern noch mehr alte Stücke gehört hätte, aber
niemand ernsthaft unzufrieden sein konnte.
Setlist: Walk The Path Of Sorrow; Dominions
Of Satyricon; Now, Diabolical; Possessed; K.I.N.G.; Forhekset;
Delirium; Repined Bastard Nation; The Pentagram Burns; Fuel For
Hatred // Filthgrinder & Mother North
Fazit:
Das anfangs erwähnte Gefühl in meiner Magengegend hat
mit nicht getäuscht – das Kommen hat sich mehr als
ausgezahlt. SATYRICON in dieser Form –
gern jederzeit wieder. Trotzdem bleibt auch die Hoffnung, dass
die Norweger ihren alten Stil nicht völlig begraben.