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2007-05-05 AT – Salzburg - Rockhouse

Nach kurzweiliger Fahrt von Linz nach Salzburg staunten wir nicht schlecht, als wir vor dem Rockhouse nach einem Parkplatz Ausschau hielten: so eine lange Warteschlange gab es vor der Konzerthalle wohl noch nie! Es blieb während des Wartens genug Zeit, das im wahrsten Sinne des Wortes bunt zusammen gewürfelte Publikum zu bewundern.
Viele Besucher waren in mittelalterlicher Gewandung erschienen, auch einige Shirts mit Emperor- oder Ensiferum-Motiven wurden gesichtet. Den illustren „Haufen“ komplettierten Damen und Herren älteren Semesters, zahlreiche sehr junge Fans und Jeans tragende Otto Normalverbraucher.

:: Fotos ::

Nach einer halben Stunde hatten wir es bis in die heiligen (und auch ausverkauften) Hallen geschafft. Der Beginn wurde um 20 Minuten nach hinten verlegt, dem übermäßigen Besucherandrang Rechnung tragend.

Kurz vor 21 Uhr ging es dann los, :: SCHANDMAUL :: betraten zu den Klängen eines pompösen Intros die Bühnenbretter und wurden von einer laut jubelnden Menge erwartet. Das Salzburger Konzert sollte das Letzte der ausgedehnten Mit Leib Und Seele Tour sein; ich war darob gespannt ob die Motivation nach einer Vielzahl von Auftritten wohl noch groß genug sein würde. Aber SCHANDMAUL-Konzerte können nicht langweilig sein. An der Musik hat es dann auch nicht gelegen, dass der heutige Abend nicht zur vollkommenen Zufriedenheit ablief. Da dürften wohl die mehr als beengten Platzverhältnisse eine tragende Rolle gespielt haben. Jedermann tat sich schwer, die Arme zum Applaus zu heben, ohne dem Vorder-, Seiten- oder Hintermann einen freundschaftlichen Ellbogenhieb zu verpassen... wie Sardinen in der Dose standen wir also da, kein Platz um zu tanzen oder auch nur Luft zu holen. Mit der Zeit wurde es dann auch verdammt heiß...Vorteil: die Raucher fanden keinen Platz vor, um sich einen Glimmstengel anzuzünden – sehr fein!

Musikalisch gab es vieles vom (noch) aktuellen Album Mit Leib Und Seele zu hören. Mir gefielen indes die älteren Klassiker vom Format Walpurgisnacht besser; es ist auch immer wieder schön, wenn Der Spion auf geheime Mission geschickt wird oder die Besucher mit der Gruppe das gruselige Seemannsgrab erkunden dürfen. Gesamt gesehen erklangen die Geige von Anna und der weibliche Gesang viel zu leise, dagegen Birgits Flöten glasklar und dominierend. Das lag vielleicht auch an meiner ungünstigen Position – ich „schwamm“ nämlich am äußerst linken Rand der Konservenbüchse namens Rockhouse… Schade fand ich zudem, dass SCHANDMAUL zu wenige ihrer Balladen auspackten und das Hauptaugenmerk auf rockige Songs legten. Im Zugabenblock fanden dann aber Gott Sei Dank zwei balladeske Lieder den Weg ins Programm, nämlich Dein Anblick und das nur mit akustischer Gitarre begleitete Trinkgeld, bei dem ich mich wunderte wie schnell Stefan singen kann ohne sich dabei die Zunge zu verknoten, hehe! Die beiden langsamen Stücke verfehlten ihre Wirkung weder bei alten, jungen, mittelalterlich gekleideten oder Black Metal Fans: alle waren wir gerührt!

Am lustigsten kamen die Zwischendurch-Geschichten von Thomas an, besonders spannend jene über die Verwandtschaftsverhältnisse von Geigerin Anna: ihr Großvater betrieb eines Abends, als er den Weg des Müßiggangs einschlug, ein wenig Ahnenforschung - und fand heraus, dass ein Vorfahre seiner Göttergattin dem Gewerbe des Hofnarren nachging. So, dann wäre ja alles klar in Bezug auf die musikalische Ausrichtung oder?

Mittendrin gab es bei Gebt Acht ein lustiges Mitsingspielchen, nämlich Männlein gegen Weiblein – aber nicht etwa die Lautstärke sollte über den Sieger entscheiden, sondern die Tonhöhe! Überraschenderweise hatte am Ende der Eunuchenchor knapp aber verdient die Nase vorne... ein Kompliment für die anwesenden gestandenen Männer? Ich weiß nicht so recht, aber der guten Laune war dieses Spielchen sicherlich in hohem Maße zuträglich. Sehr lustig war auch die Kommunikation der Bandmitglieder untereinander anzuschauen, so musste Thomas einmal mit Gitarrist Ducky schimpfen wie ein Rohrspatz, weil dieser ein Solo spielte während eigentlich eine Ansage an der Reihe sein sollte…

Tragikomisch war’s als Thomas fragte, was wir wohl davon hielten, wenn die Band einen Song des neuen Albums schon jetzt fertig hätte... na was wohl? Laute Beifallsbekundungen hießen wohl eindeutig, dass wir gerne neues Liedgut vernehmen würden. Tja, Pech gehabt, nix gab’s, danke conjunctivus irrealis, hahaha!
Aber auch ohne Neuheit im Gepäck gestaltete sich der Abend als gelungen, die Spielmänner fühlten sich sichtlich wohl in der Mozartstadt und die knapp zwei Stunden vergingen zügig wie im Fluge.
Begeistert zeigten sich am Ende alle und ließen die SCHANDMÄULER fast nicht von der Bühne. Mit der Aussicht auf ein gemeinsames Bierchen durfte die Band dann aber schweren Herzens „abtreten“.

Die Erfolgsgeschichte der fahrenden Spielleute ist anscheinend noch lange nicht abgeschlossen. Was macht die Band denn so sympathisch und als Folge so erfolgreich?
Ich denke es ist ihre Bodenständigkeit und der direkte Kontakt zu ihren Fans sowie dem Umfeld allgemein. Es war wirklich ein netter Zug als sich Thomas im Namen der Band bei allen bedankte, die das „Narrenschiff SCHANDMAUL“ mitsteuern. Angefangen von Licht- und Tontechniker über die Dame hinter dem Verkaufsstand und die Instrumentenstimmerin, sowie den Meister des Monitorsounds bis zu den Fans selbst wurden alle gewürdigt. Zum Schluss durften wir mit einem Applaus den Busfahrer aufwecken, hehe!
Deswegen dürfte sich auch die übergroße Loyalität der Fans erklären, die teilweise sehr lange Anfahrtswege auf sich genommen hatten. Manche erlebten schon das fünfte Konzert auf dieser Tour – das nenne ich mal Begeisterung!

 

story © Stormlord • pics © Janine