Nach
kurzweiliger Fahrt von Linz nach Salzburg staunten wir nicht schlecht,
als wir vor dem Rockhouse
nach einem Parkplatz Ausschau hielten: so eine lange Warteschlange
gab es vor der Konzerthalle wohl noch nie! Es blieb während
des Wartens genug Zeit, das im wahrsten Sinne des Wortes bunt
zusammen gewürfelte Publikum zu bewundern.
Viele Besucher waren in mittelalterlicher Gewandung erschienen,
auch einige Shirts mit Emperor- oder Ensiferum-Motiven wurden
gesichtet. Den illustren „Haufen“ komplettierten Damen
und Herren älteren Semesters, zahlreiche sehr junge Fans
und Jeans tragende Otto Normalverbraucher.
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Fotos ::
Nach einer
halben Stunde hatten wir es bis in die heiligen (und auch ausverkauften)
Hallen geschafft. Der Beginn wurde um 20 Minuten nach hinten verlegt,
dem übermäßigen Besucherandrang Rechnung tragend.
Kurz vor 21
Uhr ging es dann los, :: SCHANDMAUL
:: betraten zu den Klängen eines pompösen
Intros die Bühnenbretter und wurden von einer laut jubelnden
Menge erwartet. Das Salzburger Konzert sollte das Letzte der ausgedehnten
Mit Leib Und Seele Tour sein; ich war darob gespannt ob die Motivation
nach einer Vielzahl von Auftritten wohl noch groß genug
sein würde. Aber SCHANDMAUL-Konzerte können
nicht langweilig sein. An der Musik hat es dann auch nicht gelegen,
dass der heutige Abend nicht zur vollkommenen Zufriedenheit ablief.
Da dürften wohl die mehr als beengten Platzverhältnisse
eine tragende Rolle gespielt haben. Jedermann tat sich schwer,
die Arme zum Applaus zu heben, ohne dem Vorder-, Seiten- oder
Hintermann einen freundschaftlichen Ellbogenhieb zu verpassen...
wie Sardinen in der Dose standen wir also da, kein Platz um zu
tanzen oder auch nur Luft zu holen. Mit der Zeit wurde es dann
auch verdammt heiß...Vorteil: die Raucher fanden keinen
Platz vor, um sich einen Glimmstengel anzuzünden –
sehr fein!
Musikalisch
gab es vieles vom (noch) aktuellen Album Mit Leib
Und Seele zu hören. Mir gefielen indes die
älteren Klassiker vom Format Walpurgisnacht besser;
es ist auch immer wieder schön, wenn Der Spion auf
geheime Mission geschickt wird oder die Besucher mit der Gruppe
das gruselige Seemannsgrab erkunden dürfen. Gesamt
gesehen erklangen die Geige von Anna und der weibliche Gesang
viel zu leise, dagegen Birgits Flöten glasklar und dominierend.
Das lag vielleicht auch an meiner ungünstigen Position –
ich „schwamm“ nämlich am äußerst linken
Rand der Konservenbüchse namens Rockhouse… Schade fand
ich zudem, dass SCHANDMAUL zu wenige ihrer Balladen
auspackten und das Hauptaugenmerk auf rockige Songs legten. Im
Zugabenblock fanden dann aber Gott Sei Dank zwei balladeske Lieder
den Weg ins Programm, nämlich Dein Anblick und das
nur mit akustischer Gitarre begleitete Trinkgeld, bei
dem ich mich wunderte wie schnell Stefan singen kann ohne sich
dabei die Zunge zu verknoten, hehe! Die beiden langsamen Stücke
verfehlten ihre Wirkung weder bei alten, jungen, mittelalterlich
gekleideten oder Black Metal Fans: alle waren wir gerührt!
Am lustigsten
kamen die Zwischendurch-Geschichten von Thomas an, besonders spannend
jene über die Verwandtschaftsverhältnisse von Geigerin
Anna: ihr Großvater betrieb eines Abends, als er den Weg
des Müßiggangs einschlug, ein wenig Ahnenforschung
- und fand heraus, dass ein Vorfahre seiner Göttergattin
dem Gewerbe des Hofnarren nachging. So, dann wäre ja alles
klar in Bezug auf die musikalische Ausrichtung oder?
Mittendrin
gab es bei Gebt Acht ein lustiges Mitsingspielchen, nämlich
Männlein gegen Weiblein – aber nicht etwa die Lautstärke
sollte über den Sieger entscheiden, sondern die Tonhöhe!
Überraschenderweise hatte am Ende der Eunuchenchor knapp
aber verdient die Nase vorne... ein Kompliment für die anwesenden
gestandenen Männer? Ich weiß nicht so recht, aber der
guten Laune war dieses Spielchen sicherlich in hohem Maße
zuträglich. Sehr lustig war auch die Kommunikation der Bandmitglieder
untereinander anzuschauen, so musste Thomas einmal mit Gitarrist
Ducky schimpfen wie ein Rohrspatz, weil dieser ein Solo spielte
während eigentlich eine Ansage an der Reihe sein sollte…
Tragikomisch
war’s als Thomas fragte, was wir wohl davon hielten, wenn
die Band einen Song des neuen Albums schon jetzt fertig hätte...
na was wohl? Laute Beifallsbekundungen hießen wohl eindeutig,
dass wir gerne neues Liedgut vernehmen würden. Tja, Pech
gehabt, nix gab’s, danke conjunctivus irrealis, hahaha!
Aber auch ohne Neuheit im Gepäck gestaltete sich der Abend
als gelungen, die Spielmänner fühlten sich sichtlich
wohl in der Mozartstadt und die knapp zwei Stunden vergingen zügig
wie im Fluge.
Begeistert zeigten sich am Ende alle und ließen die SCHANDMÄULER
fast nicht von der Bühne. Mit der Aussicht auf ein gemeinsames
Bierchen durfte die Band dann aber schweren Herzens „abtreten“.
Die Erfolgsgeschichte
der fahrenden Spielleute ist anscheinend noch lange nicht abgeschlossen.
Was macht die Band denn so sympathisch und als Folge so erfolgreich?
Ich denke es ist ihre Bodenständigkeit und der direkte Kontakt
zu ihren Fans sowie dem Umfeld allgemein. Es war wirklich ein
netter Zug als sich Thomas im Namen der Band bei allen bedankte,
die das „Narrenschiff SCHANDMAUL“
mitsteuern. Angefangen von Licht- und Tontechniker über die
Dame hinter dem Verkaufsstand und die Instrumentenstimmerin, sowie
den Meister des Monitorsounds bis zu den Fans selbst wurden alle
gewürdigt. Zum Schluss durften wir mit einem Applaus den
Busfahrer aufwecken, hehe!
Deswegen dürfte sich auch die übergroße Loyalität
der Fans erklären, die teilweise sehr lange Anfahrtswege
auf sich genommen hatten. Manche erlebten schon das fünfte
Konzert auf dieser Tour – das nenne ich mal Begeisterung!