So langsam kommt der Konzertfrühling in Schwung. Nach den gewohnt ruhigen Monaten Januar und Februar, machen sich nun endlich viele Bands auf die Socken, um bis zur Festivalsaison das Salär mittels Konzerten und Merchandise reinzuholen und aktuelle Veröffentlichungen zu promoten.
Gut, das (noch immer) neue Album der brasilianischen Metal-Legende SEPULTURA hat schon ein paar Tage auf dem Rücken (Januar 2017), aber SEPULTURA live geht ja immer. Die Brasilianer sind ein Garant für lebhafte und energiegeladene Shows. Zumal das „Beiwerk“ ja auch nicht zu verachten ist. Allen voran die gnadenlos geilen Black/Death Metaller von GOATWHORE, und natürlich auch OBSCURA und FIT FOR AN AUTOPSY. Das wird ein schweißtreibender Abend… ;)
:: Fotos :: FIT FOR AN AUTOPSY ::
Dafür ging es in die :: Zeche Bochum :: - wie üblich zu besonders frühen Zeiten. Trotz des Qualitätspackages war die Zeche nicht ausverkauft, der Balkon geschlossen aber der Rest brechendvoll.
:: FIT FOR AN AUTOPSY :: hatten allerdings nichts davon. Das Deathcore-Kommando startete ein bißchen vor der Zeit vor nur spärlich gefüllter Halle. Beirren ließen sich die Jungs davon nicht. Auch nicht von den extrem beengten Verhältnissen auf der Bühne. Die Band stand quasi wie angenagelt. Fronter Joe Badolato versuchte noch ein bißchen am Bühnenrand entlang zu navigieren, ließ es dann aber, da auch die Lichtverhältnisse eher suboptimal waren. Ein gebrochenes Bein pro Tour Trek reicht… Dennoch kredenzten uns FIT FOR AN AUTOPSY eine hochenergetische Liveperformance mit einem wuchtigen und klaren Sound. Das war schon cool. Das Publikum war allerdings nicht so recht motivierbar. War wohl noch zu früh am Abend. Die 30 Minuten Spielzeit waren auch eher knapp bemessen. Da reichte es gerade mal für vier Tracks von The Great Collapse und je einen von den letzten beiden Vorgängern.
Setlist: Hydra, Heads Will Hang, Still We Destroy, Saltwound, Iron Moon, Black Mammoth
:: Fotos :: GOATWHORE ::
Auf :: GOATWHORE :: hatte ich mich besonders gefreut, die Jungs verzaubern mich seit dem PSOA 2016. Der knappe Raum auf der Bühne blieb, schlimmer noch, Ben (Louis Benjamin Falgoust II) hat sich das Bein gebrochen und humpelte mit Gips und Krücken zwischen den Kabeln herum und saß ansonsten während der Show auf einem Road Case: „When you end up in a cast on tour in Europe and forgot to bring your Dave Grohl Stage Chair, you make due with a road case“. Selbst ist der Mann ;)
Der lebhaften Performance hat das aber keineswegs geschadet. Ben ist ne Rampensau, egal ob er nun gut zu Fuß ist oder nicht. Es bleibt aber auch hier nicht zu verhehlen, daß die Fans eher lahm dabei waren. Die Begeisterungsspanne war bei allen Bands sehr kurz, Animationsversuche und Circle-Pits verpufften schnell wieder.
GOATWHORE hielten es umgekehrt, starteten old school mit Alchemy Of The Black Sun Cult und gingen dann durch die letzten drei Alben mit Hauptaugenmerk auf das letztjährige Vengeful Ascension (Juni 2017). Den ersten vielversprechenden Circlepit gab es dann erst beim Schlußwort FBS.
Setlist: Alchemy Of The Black Sun Cult, Under The Flesh - Into The Soul, Baring Teeth For Revolt, Vengeful Ascension, Collapse In Eternal Worth, Mankind Will Have No Mercy, Chaos Arcane, In Deathless Tradition, Apocalyptic Havoc, FBS
:: Fotos :: OBSCURA ::
Mit der Wildheit war es anschließend vorbei, denn technischer Death Metal auf höchstem Niveau verlangt nach Konzentration. Platz auf der Bühne war ja eh nicht und so verpuffte auch die Wirkung der CO2 Jets. Schade. Generell waren :: OBSCURA :: so zwischen Goatwhore und Sepultura ein ziemliches Kontrastprogramm. Das ist erstmal nicht schlecht, unterbrach hier aber den Energiefluß. Und OBSCURA spielten ein unerwartet kurzes Set von gerade mal 30 Minuten. Ist als Co-Headliner ein bißchen wenig, wie ich finde. Dafür waren viele Fans anwesend - die ersten Reihen waren voll mit Akroasis Shirts. Die Landshuter sind trotz des High-End-Gefrickels wirklich sehr sympathisch, wirkten zwar irgendwie steril aber keineswegs abgehoben. Musikalisches gab es ein „Best-Of“, da Akroasis schon zwei Jahre zurückliegt und das neue Album Diluvium erst im Sommer veröffentlicht werden wird.
Setlist: Ocean Gateways, Akróasis, The Anticosmic Overload, Centric Flow
:: Fotos :: SEPULTURA ::
Aber letzten Endes waren die Fans nur wegen einer Band hier, nämlich :: SEPULTURA ::. Jetzt wurde die Zeche auch wirklich berstend voll, alles rückte nach vorn an die Bühne. Und auf selbiger gab es endlich Platz. So ein Hüne wir Derrick Green braucht den aber auch, um sich auszutoben. Das Energielevel wurde nun natürlich wieder exponentiell angehoben. SEPULTURA machten von Anfang an keine Gefangenen und donnerten direkt mit neuen Songs der Machine Messiah Scheibe los.
Die Setlist war buntgemischt, neben 6 der 10 neuen Tracks gab es auch viele Klassiker. Da Derrick Green sein 20. Jubiläum als Sänger der Band feiern darf, gab es ihm zu Ehren ein Song-Triple vom 1998 Album Against, seine erste Langrille mit SEPULTURA.
Aber auch bei SEPULTURA gab es nur kurzlebige Begeisterungsausbrüche, nämlich immer dann, wenn ein Klassiker gespielt wurde. Dann ging allerdings regelrecht die Post ab.
Bei der direkten Gegenüberstellung von alten und neuen Songs fiel auf, das SEPULTURA schon das eine oder andere Mal ihre eigenen klassischen Riffs/Hooks in neueren Songs leicht verändert wieder eingebaut und sich quasi selbst kopiert haben. Und das insbesondere bei den ganz neuen Songs, trotz des wuchtigen Sounds, irgendwie der Biß fehlte.
Darüber hinaus muß ich gestehen, ging mir nach ungefähr der Hälfte des Sets das ewige Solo-Gegniedel und Rockstar-Gehabe von Andreas Kisser mächtig auf die Nerven. Er mag ja ein guter Gitarrist sein und ich will auch gar nicht seine Meriten schmälern, aber man muß sein Ego auch nicht so dermaßen zur Schau stellen.
Bleibt als Randnotiz zu erwähnen, daß ich zum ersten Mal reine Frauenpower im Photopit erlebt habe. Sonst sind die Damen ja immer in der Unterzahl ;)
Insgesamt ein toller Konzertabend, trotz der beengten Bühne für die Vorbands, kleineren technischen Problemen und der Lichtarmut. SEPULTURA haben die Zeche gerockt und das hat richtig Spaß gemacht!
Setlist: Intro, I Am The Enemy, Phantom Self, Kairos, Territory, Desperate Cry, Sworn Oath, Resistant Parasites, Against, Choke, Boycott, Machine Messiah, Iceberg Dances, Inner Self, Refuse/Resist, Arise // Slave New World, Ratamahatta, Roots Bloody Roots
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