Im Januar 2011 war es, als mich eine Band, ein Konzert das letzte Mal so dermaßen umgehauen hat, eines, das zu wortakrobatischen Gigantismen führte. Eines zum niederknien großartig, zum heulen schön. Eines, das Herz und Seele zutiefst berührte und den Blick ins Universum öffnete… 2011 waren das Godspeed You! Black Emperor, in der unglaublichen, altehrwürdigen Holzkirche namens Paradiso in Amsterdam. Knapp 3 Jahre später ist es wieder eine Post Rock Band, mit der sich ein solch einzigartiges Konzerterlebnis wiederholt: SIGUR RÓS! Ein Konzert, welches definitiv DAS Highlight in 2013 ist und sich auch in meine Top 5 der großartigsten Konzerte meines Lebens einreiht. Das schon mal vorweg. Und natürlich wird das wieder ein Livebericht voll wortakrobatischer Gigantismen…

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Die spirituelle Reise beginnt mit dem Schwedischen Duo :: I BREAK HORSES ::, (Maria Lindén und Fredrik Balck), welches aber während des gesamten Konzertes, und auch während der gesamten Tour, hinter einem Rundum-Vorhang versteckt wird, der niemals fällt. Während das Publikum zumindest Schattenumrisse zu sehen bekommt, dürfte die Band dank der rückwärtigen Strahler einfach nur auf eine weiße Wand gucken… Das ist nicht schön! Zumal ein extrem übereifriger Tourmanager permanent unterwegs ist, um auch wirklich jeden Schlitz zuzuklammern… Also nur zuhören. Und dafür bieten - zumindest für mich - I BREAK HORSES die perfekte Musik, eine sehr eigenwillige Mischung aus Shoegaze (Slowdive und Jesus & Mary Chain haben bei Maria Lindén deutlich Eindruck hinterlassen) und fast schon Trance-artigen Electronicas mit leichtem Atari-Flair, die in ihrer Gesamtheit eine schon bizarre und surreale, schwer Twin Peaks-lastige Atmosphäre erschaffen (man erinnere sich an Julee Cruises Falling). Das gilt zumindest für die ersten zwei Songs, die - so vermute ich mal - im Januar auf dem Zweitwerk Chiaroscuro zu finden sein werden. Großartig! Ich bin begeistert. Danach verschiebt sich die Balance der Songs von Debüt zugunsten der Electronicas und ist nicht mehr ganz so faszinierend aber immer noch verdammt ausdrucksstark.
Setlist: Medicine Brush, Weigh True Words, (no title), Hearts, Winter Beats

Die halbstündige Umbaupause läßt die Erwartungen der rund 3000 Fans spürbar steigen, der Vorhang bleibt. :: SIGUR RÓS :: betreten unter aufbrandenden Beifall die Bühne und starten direkt mit dem neuen Album Kveikur und dem faszinierenden Track Yfirborð. Und auch beim folgenden Vaka bleibt die Band hinter dem Vorhang verborgen, der dann endlich bei Brennisteinn fällt. Nach einer hektischen Runde des Fotografierens komme ich dann auch in den Genuß, SIGUR RÓS voll und ganz genießen zu dürfen. Was ich höre und sehe rührt mich zu Tränen, macht mich atemlos vor Begeisterung und Ergriffenheit. Diese Musik, diese Lichtshow, diese Visualisierung… das ist Breitwandkino für die Sinne! Für Ohren, Augen und Seele! Unglaublich. Unbeschreiblich. Man konnte förmlich das Eis, den Schnee und die Gletscher Islands riechen, so intensiv baute sich mit den Soundcollagen der Band die Atmosphäre auf. Sänger Jonsi Birgisson steht mit seiner Falsettstimme und dem Cellobogen, mit dem er Gitarre spielt, im Vordergrund. Er singt auf isländisch und Vonlenska, beides magisch, faszinierend. SIGUR RÓS wurden von einer 8-köpfigen Liveband begleitet (keine Ahnung, ob das Amiina Streichquartet dazugehörte), einer der Geigerinnen hatte jedenfalls Geburtstag und bekam ein Ständchen von Jonsi. Das war im Übrigen so ziemlich die einzige Kommunikation mit dem Publikum. Die anderthalbstündige Show von SIGUR RÓS findet seinen fulminanten Höhepunkt bei Popplagið, einem 12 Minuten Monolithen, der im Grunde all das zusammenfaßt, was SIGUR RÓS ausmacht, von den leisen Tönen bis hin zu dramatischen und heftigen Gitarrenwänden. Ein Song, der am eindringlichsten impliziert, wie großartig es sein könnte, Sólstafir und SIGUR RÓS gemeinsam auf der Bühne zu sehen. SIGUR RÓS live, das ist einfach ein unfaßbar großartiges Konzerterlebnis, das mir für den Rest des Lebens in Erinnerung bleiben wird.
Setlist: Yfirborð, Vaka, Brennisteinn, Glósóli, Stormur, Hrafntinna, Sæglópur, Varúð, Hoppípolla, Rafstraumur, Kveikur, Festival, Popplagið

story & pics © Dajana