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2003-02-07 DE Leipzig - Haus Auensee
 
Hallo ... SOULFLY in Leipzig, na wenn das nichts ist!
Voller Freude las ich den Tourplan und sofort reifte in mir der verwegene Plan, diese Band live zu sehen. Als alter Sepulturafan wollte ich sehen, was aus dem guten alten Max nun denn so geworden ist.
Also, das Ränzlein geschnürt und auf nach Leipzig zum Werk 2 in dem das Konzert stattfinden sollte. Aus Erfahrung muss ich sagen, dass das Werk 2 ein absolut geiler Schuppen ist. Mehr als einmal besuchte ich ihn zum Gothiktreffen. Seltsam war nur, dass dieser Schuppen meist von den schwarzen schlurfenden Gothikfans genutzt wird. Nun was soll’s dachte ich mir, wird schon alles seine Richtigkeit haben. Weit gefehlt! Ein paar Tage vor dem Konzert erfuhr ich durch Zufall, dass die Mucke verlegt wurde, und zwar in das weit und breit berüchtigte und gefürchtete Haus Auensee, von dem ich schon oft die eine und andere Gruselmär vernommen hatte. Aber was nimmt man nicht alles für Qualen auf um eine gutes Konzert zu erleben. Seltsam kam mir aber dann vor, dass 19 Uhr schon Einlass war und es pünktlich um 20 Uhr beginnen sollte. Welches Konzert fängt erstens so früh und dann noch so pünktlich an? Ich habe das nur ein mal bei Paradise Lost in Erfurt erlebt, aber das ist eine andere traurige Geschichte aus meinem Leben.
Nun, jedenfalls waren Nadine, ich und ein paar andere Millionen Fans da und warteten geduldig bis der Musiktempel seine Pforten öffnete. Und wirklich: punkt 19 Uhr wurden die heiligen Hallen geöffnet und der Pöbel, also wir, durften voller Ehrfurcht hineinschweben.
21 Uhr ging es dann auch schon los. Ein großer Saal gähnte mir entgegen und ein wirklich geiles Bühnenbild brannte sich in mein Hirn. Fett im Hintergrund stach mir das Soulflylogo in die Augen und überall hingen große, schwere Schiffsketten gelangweilt in der Gegend herum. Eine große Absperrung mit Bauzäunen sollte die kreischende Fangemeinde davon abhalten, Teddys und getragene Slips auf die Bühne zu werfen. Um den Saal herum schlängelte sich stillschweigend eine Empore, deren Treppe von einem finster dreinblickenden Securitytypen bewacht wurde. Auf die Frage ob es möglich wäre Fotos der Band von dort oben zu schießen, brachte er ein Wortgewandes „NEIN!“ heraus, ohne eine weitere Begründung abzuliefern! Ob der Veranstalter Angst hatte, dass man die Kamera auf die Bands werfen würde? Keine Ahnung! Schon mal danke hierfür!!

STRAIGHT, fünf Burschen aus deutschen Landen gaben sich nicht viel mit Vorgeplänkel ab. 20 Uhr stiegen sie in den Ring und drückten sofort auf den Hut, so dass in mir sofort der Wunsch nach rohem, blutigen Fleisch keimte :- )
Melodisch und doch voller Druck spielte diese Band ihre Sachen runter. Durch den starken unterschiedlichen Gesang (einmal aggressiv und rau, ein andermal clean) wurde es zu einem ganz besonderen Hörgefühl. Teilweise erinnerten mich die Stücke der Band an Fear Factory und an SOULFLY, aber trotzdem immer noch innovativ und eigenständig, so dass sie trotz der Ähnlichkeit zu diesen Bands sehr gut rüberkamen. Also keine Coverband, die versucht ihren Vorbildern nachzueifern und auf der Welle dieser Bands mitzutreiben. Ich finde, solchen Bands gebührt schon eine Art Lob!
Das Outfit der Band lässt sich kurz beschreiben. Wie alle, die solche Art von Musik zaubern, waren auch hier Armeehosen und Shirts ein Muss. Ein wenig Lächeln musste ich allerdings schon, als ich sah dass der eine Klampfer ein Darkthrone Shirt trug und der Sänger lange Rastaas! Trotz der geilen Show die die Jungs ablieferten, war das Publikum genauso wie der Sound. Hätte besser sein können! Im Großen und Ganzen war es eine tolle Mischung aus Death / Black Metal und Hardcore. Von üblen Knüppelpassagen bis zu drückenden Gitarren war alles vorhanden. Allem in allem wirklich sehenswert und als Vorband von SOULFLY wirklich geeignet. Nach kurzen 27 min. mussten die Jungs dann aber leider die Bühne verlassen um Platz für den Hauptgang zu machen.

21 Uhr begann dann auch schon SOULFLY.
Ohne einen einzigen von der Band zu sehen, klangen die Instrumente der australischen Ureinwohner durch Mark und Bein. 30 sec. später setzte der Schlagzeuger ein, der sich so gut hinter seinem Instrument versteckt hatte, dass ich ihn gar nicht wahrnahm. Dieser setzte dann sogleich mit ein und dann kam auch der Rest der 4 auf die Bühne.
Was soll ich dazu sagen! Ohne ein Wort zu verlieren ging es los. Und wie das los ging! Der Sound war wie durch Zauberhand zu einem wahren Gedicht geworden. Und auch das Publikum schien aus seinem Wachkoma auferstanden zu sein, denn plötzlich schien der ganze Saal zu leben. Alles sprang und bewegte sich irgendwie zur Musik.
Ein Knaller folgte dem anderen. Selbst ich konnte kaum Block und Stift halten, denn mein ganzer Körper vibrierte und verlangte danach mitzumachen. Unter Anstrengung meines ganzen Willens und dem einen und anderen Biere gelang es mir, mich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Das Problem war jetzt nur, dass nach dem ganzen Bier es ziemlich schwierig wurde zu schreiben und dann das Geschriebene auch noch zu lesen.
Ich kann nur jedem empfehlen sich diese Band einmal live anzusehen. Es ist ein einmaliges Erlebnis.
Wen interessiert schon noch der Karneval in Brasilien, wenn man SOULFLY kennt.
Das Konzert war ein einziger Aufschrei gegen die Armut und das Leid in diesem Lande. Im Publikum erkannte man schließlich die Nationalflagge dieses Landes. Was auch mir eine Gänsehaut über den Körper zog. Plötzlich dachte ich, ich wäre auf dem falschen Gig. War For Territory knallte aus dem Lautsprecher und ich fühlte mich ein paar Jahre in die Sepulturazeit zurückversetzt. Tja, die Wurzeln kann man eben nicht leugnen, denn später folgte dann noch Roots Bloody Roots.
Hm, Max mag wohl unsere deutschen Getränke nicht, weil er sie wieder und wieder unter das deutsche Volk wirft!, dachte ich mir noch so. Dieser Gedanke wurde aber sofort von einem erneuten Maschinengewehrfeuer der Drums zerrissen.
Doch alles hat einmal ein Ende und so auch dies. Pünktlich 23.20 Uhr endete auch dieses Konzert und das Licht flackerte auf. Immer wieder ein Zeichen, dass die Leute sich verpissen sollen.

Und nun noch ein Wort in eigener Sache.
Hey, Auensee, was soll das! Von jeder Band die spielte, durften nur bei den ersten drei Liedern Fotos gemacht werden! Da frage ich mich ehrlich ob die Veranstalter Brei im Hirn haben oder sollte das bloß eine Diskriminierung sein? Und wenn ja warum? Vielleicht hatten sie aber auch Angst vor irgendwas? Vielleicht glaubten sie ja, die Fotographen stehlen der Band ab dem vierten Lied die Seelen oder die Kraft zum weiterspielen. Und wenn ich so etwas schon mache, dann liebe Veranstalter erwarte ich eine Begründung und nicht ein „Das ist eben so!“.
Des weiteren sind 22 Euro schon ein sehr stolzer Preis für zwei Bands! Viele Stimmen hörte ich darüber murren. Und was die absolute Härte ist: ich hörte von einigen Leuten die hier schon öfters auf Konzerten waren, dass nach dem Auftritt meist noch eine Disco ist!!!! Das ist ja wohl der Oberhammer!
Ich kann hier nur jeden dazu aufrufen, den Auensee zu meiden, um solchen Ärschen nicht auch noch Geld in den Rachen zu werfen!
Trotz allem möchte ich mich bei Nadine für die Fotos und bei den Menschen die es ermöglicht haben, dass ich dieses Konzert besuchen konnte, bedanken. Also danke an Nocturnal Hall, dass Leute wie ich für Euch schreiben dürfen!

 
story © Loki