Der Infotext zur aktuellen Colours In The Road Tour verspricht vollmundig einen Triumphzug von TARJA TURUNEN und einen Konzertabend im „stilvoll-eleganten Ambiente, in etablierten, mehrheitlich voll- oder teilbestuhlten Edel-Spielstätten“. Gut, ich kann es nicht verhindern, meine Augenbraue zieht sich skeptisch nach oben. Das Düsseldorfer • Stahlwerk • ist toll, aber edel? Eine Philharmonie wäre edel gewesen… Egal. Andererseits ist die ehemalige Nightwish Sängerin für ihre opulenten Shows bekannt. Und die Preise sind deftig, denn je nach Kategorie (Steh- oder Sitzplatz) muß man zwischen 42 und 48 Euro berappen, plus Gebühren versteht sich. Ich erwarte Großes ;)
:: Fotos ::
Trotz stauverseuchten Parcours im Ruhrgebiet, stehe ich pünktlich (und bei einsetzendem Platzregen) vor den Türen des Stahlwerkes. Perfekt! Hier war ich aber schon lange nicht mehr… (2008 das letzte Mal, um genau zu sein). Die Halle ist in der Hälfte abgehangen, der Teil vor dem Mischpult komplett bestuhlt. Die Halle füllt sich zügig, viele der Fans genehmigen sich aber erstmal eine sensationell leckere hausgemachte Pizza und suchen sich dann ihren Sitzplatz. Erwartungsvolle Gesichter allenthalben…
Den Auftakt bestreiten pünktlich :: THE NAME ::, eine noch junge holländische Metal/Rock Band, die sich das Posing bei Samael (Gitarristen) und bei Epica’s Simone Simons (Sängerin Hadassa) abgeschaut haben (letztere Band stand wohl auch musikalisch Pate). Damit gab es jede Menge Action und wehende Haare auf der Bühne, aber auch viel Nebel. THE NAME haben im Januar ihr Debüt Unchained veröffentlicht, von welchem ausnahmslos alle Songs des heutigen Abends stammten. Das Publikum verhielt sich zunächst verhalten, ließ sich aber nach und nach begeistern und entließ die Band stehend nach einer halben Stunde mit enthusiastischem Applaus.
Setlist: Intro, Draw The Line, Radiate, Imperfect, Twisted, Image, Fight, Masquerade
Umbaupause, versteckt hinter dem Colours In The Road Vorhang und fulminantes Intro. Dann hopst auch schon :: TARJA :: auf die Bühne und rockt sich sowas von die Seele aus dem Leib. Unglaublich! Der Willkommensapplaus ist frenetisch und macht die Finnin sprachlos ;) Ja, TARJA TURUNEN hat schon was von einer Grande Dame, wie man das aus der Klassik her kennt, ist aber gleichzeitig sowas von publikumsnah und sympathisch, daß sie die Leute buchstäblich von den Stühlen reißt. Das hätte ich so nicht erwartet. Apropos Bestuhlung… die wurde durch die aufspringenden Fans eigentlich komplett ad absurdum geführt. Auch sonst gab es keine weiteren Details, welche das eingangs erwähnte „stilvoll-eleganten Ambiente“ hätten ausmachen können. Keine Kerzen zum Beispiel, keine erweiterte Band, Chor oder sonstige Extras. Ich behaupte mal, daß sich die heutige Show in nichts von den Shows im Oktober unterschied (sie trägt sogar das gleiche Outfit), außer den Stühlen… Wie dem auch sei, die Show ist jedenfalls großartig! Fantastisches, stimmiges Licht. TARJA steht selbstredend im Vordergrund, läßt ihre Band aber auch nicht am langen Arm verhungern (höchstens beim Licht). Natürlich fällt der zweite Blick auf Schlagzeuger Mike Terrana – was der hinter seinem Drumkit anstellt ist unglaublich, und der dritte auf Cellist Max Lilja. Christian Kretschmar (Keys), Anna Portalupi (Bass) und Alex Scholpp (Gitarre) bleiben weitgehend im Hintergrund. Die Songs spannen den Bogen vom aktuellen Album Colours In The Dark über What Lies Beneath bis zu My Winter Storm. Noch ein Plus- und Sympathiepunkt: alle TARJA Shows sind ausdrücklich “camera friendly”, heißt, jeder darf seine Kamera mitbringen und so viele Fotos machen wie er/sie/es will. Und das funktioniert, ohne Auflauf vor der Bühne und ohne die Pressefotografen in ihrer Arbeit einzuschränken. Das nenn ich mal perfekte Arbeitsbedingungen! Insgesamt ein fantastischer Abend, der zahlreicher hätte besucht werden können, woran die exorbitanten Ticketpreise sicher nicht ganz unschuldig gewesen sein dürften.
Setlist: In For A Kill, 500 Letters, Damned & Divine, Falling Awake, I Walk Alone, Anteroom Of Death, Never Enough, Darkness, Neverlight, Mystique Voyage, Die Alive, Deliverance, Medusa // Victim Of Ritual, Over The Hills And Far Away, Until My Last Breath
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