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Limbogott

 
2006-10-19 DE – Krefeld - Kulturfabrik

Mit neuem Album inklusive runderneurtem Sound lockten TERMINAL CHOICE zum Tourauftakt und einzigem Konzert in NRW in die KuFa nach Krefeld. Dem Ruf folgten allerdings nur etwa 200 Besucher, darunter glücklicherweise nicht so viele Klischeefans mit den berühmt-berüchtigten dicken Eddingstrichen im Gesicht wie erwartet. Ob das wohl am neuen gitarrendominierten Sound der Berliner lag? Als Support für den Tourauftakt konnten die hoch gehandelten Newcomer JESUS ON EXTASY gewonnen werden, doch sie sollten nicht die einzige Supportband bleiben...

:: Fotos ::

Irrungen und Wirrungen - der Konzertabend startete überraschenderweise mit :: LIMBOGOTT :: Der Gig war zwar auf deren Homepage angekündigt, anscheinend wusste man vor Ort aber nicht so richtig Bescheid und dementsprechend war ein Großteil der Besucher auf zwei Bands eingestellt. Es hat aber dann doch noch alles geklappt und so konnten LIMBOGOTT das nun auf 3 angewachsene Bandpackage eröffnen. Das Sextett aus Hamburg hatte zwar nur einen statt zwei Gitarristen dabei, machte dafür aber mehr als ordentlich Druck auf der Bühne. Mir nur namentlich in Zusammenhang mit positiven Pressestimmen bekannt, lieferten die Jungs eine herrlich kranke Performance ab, wie ich sie schon länger nicht mehr gesehen habe. Als wären sie gerade einer geschlossenen Anstalt entflohen, duellierten sich die beiden, mit allerlei fiesem Zeug beschmierten und blutigen Verbänden ausstaffierten Shouter Lard Mason und Limbosonic im wüsten Gestikulieren neben Gesang und Gebrüll, untermalt von elektronischen Spielereien und lärmenden Gitarrenriffs in bester Industrial-Metal-Manier, so dass die Bühne vor Wucht erbebte. Das musste eine echte Härteprobe für das auf Terminal Choice eingestellte Publikum sein. Die Reaktionen aus dem Zuschauerraum fielen trotz des wüsten Treibens auf der Bühne aber durchaus aufgeschlossen aus und so wurden die Limbogötter höflich beklatscht. Eine kurzweilig heftige Angelegenheit!
Setlist: Cut Throat, Stash, On All 4s, Slipper, Slaves, Razormuschi, Deep

Weiter ging es mit der eigentlichen Vorband, den Industrialrock-Newcomern von :: JESUS ON EXTASY ::, die Terminal Choice für den Tourstart in Krefeld unterstützten. Der von Limbogott eingeschlagenen Marschroute der etwas härteren Art setzten JESUS ON EXTASY ein schnelles Ende, was die Bandleader Dorian und Chai Deveraux und ihre Bassistin Ivy plus weiblicher Unterstützung an den Keys um einiges kompatibler für das Terminal Choice Publikum machte. Sänger und Frontbeau Dorian lieferte an diesem Abend eine sehr gute stimmliche Leistung ab und brachte in bester Ville-Valo-Manier nicht wenige Mädchenherzen zum Schmelzen und untermauerte seine Rockstaramibitionen mit zweideutig eindeutigen Handbewegungen am Mikroständer und Ansagen wie „You’re so good to me. I wanna fuck you all!“. Dies kam beim Publikum aber durchaus an, denn Songs wie die mit sattem Sound ins Auditorium gepusteten Knaller Assassinate Me oder das Chameleons-Cover Second Skin wurden so manchem Kreischen vor der Bühne nach zu urteilen begeistert aufgenommen – nur der Lichttechniker schien während der ersten Songs nicht anwesend zu sein, denn man konnte die Band im mehr als faden Licht nur schemenhaft in den Nebelschwaden erkennen. Reach Out For You unterstrich die stilistische Bandbreite der Formation und setzte ruhige Akzente in der Setlist, bis schließlich bei Neochrome zum Abschluss des starken Supportgigs noch einmal kräftig die Haare geschüttelt werden durften.
Setlist: Drowning, Second Skin, Alone, Assassinate Me, Puppet, Holy Beauty, Reach Out For You, Neochrome

Man konnte :: TERMINAL CHOICE :: ihre zuvor beteuerte Nervosität vor dem Tourauftakt nicht ansehen. Bandkopf und Sänger Chris Pohl neben seinen Mitstreitern inklusive neuem Livedrummer Friedemann Mattger legten trotz längerer Konzertpause eine bemerkenswerte Sicherheit an den Tag und ließen es sich dennoch nicht nehmen, lockere Sprüche zu reißen. Für die Band lief in Krefeld alles wie am Schnürchen, selbst bei den neuen rockigen, live mehr oder weniger unerprobten Songs vom aktuellen Album New Born Enemies und auch die Videoinstallation im Hintergrund konnte ihren Teil zur Show beitragen. Auf der Bühne ging es im Vergleich zu den Derwischen von Limbogott geradezu gemächlich zu. Im Gegensatz zu früheren Auftritten von TERMINAL CHOICE zeigte sich die Band wesentlich bewegungsfreudiger, auch wenn so manche Pose von Chris Pohl an Auftritte von Blutengel erinnerte und Gordon am Bass wie Louis Manke an der Gitarre häufig für ihre Backing Vocals an den Mikroständern klebten. Letztlich fehlte es aber in weiten Teilen noch etwas an Dynamik auf der Bühne, im Gegensatz zur druckvoll rockig und glasklar aus der PA tönenden Musik, um der Show einen wirklichen Kick-Ass-Charakter zu verpassen. Das Publikum hat sich in der Zeit seit der Albumveröffentlichung anscheinend sehr gut mit den „neuen“ TERMINAL CHOICE angefreundet, denn trotz der mutigen Setlist – fast alle Songs von New Born Enemies wurden berücksichtigt, der alte Gassenhauer Der schwarze Mann hingegen nicht – herrschte schon fast auf Kommando Partystimmung - Songs wie die aktuelle Single Don’t Go wurden spontan beim Erklingen der ersten Töne bejubelt. Zur lockeren Atmosphäre zwischen Band und Publikum trug insbesondere Jens Gärtner als relaxt auf einer Art Zahnarztstuhl liegender Mann hinter den Synthies bei, der in den Pausen zwischen den Songs Stefan-Raab-mäßig Sprachsamples einspielte und vor den Zugabenblöcken den Alleinunterhalter mimte. Mit Rockstar verabschiedete sich die Band nach dem zweiten Zugabenblock – Musiker wie Fans konnten mit diesem Auftaktkonzert mehr als zufrieden sein.
Setlist: Call Me, Like This, Animal, Don’t Go, The Sickness, Injustice, Little 17, Golden Days, Be Like Me, I Want 2 Know, It Doesn’t Matter, Collective Suicide, Death Fuck, Devil Daddy // Pull The Trigger, Armageddon, Crack Up // She’s The Devil, Rockstar

 

story & pics © Daniel