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The Mercury Arc - Silent Decay

 
2009-11-01 AT – Graz - Orpheum

Endlich wieder einmal ein Metal-Konzert im Grazer Orpheum! Die Location garantiert nämlich einen perfekten Blick auf die Bühne sowie einen hervorragenden Sound. Dieses Konzert bildete den Abschluss der Tour, bei der sich die drei teilnehmenden Bands anscheinend sehr gut untereinander verstanden haben, was die freundschaftlichen Ansagen und die gespielten Streiche im Verlauf des Konzerts unter Beweis stellten… so war die Laune der Musiker auch bestens, obwohl sich das Zuschauerinteresse in Grenzen hielt.

SILENT DECAY – öffentliche Bandprobe mit enormer Spielfreude

Mit einer Menge Enthusiasmus und einer „Ist egal wenn uns nur eine Handvoll Leute sehen wollen“- Attitüde legten :: SILENT DECAY :: schon vor 20 Uhr los. Die Jungs machten einen sympathischen Eindruck und ließen Gott sei Dank kein aggressives Metalcore-Image durchscheinen. Auch die Musik lieferte nicht unbedingt typischen Sound, denn die Stimme etwa färbte sich mehr melodisch denn kreischend; auch die Genre-immanenten Breakdowns ließen meist auf sich warten. So schien auch der erste Versuch einer Wall Of Death eher amüsant als wutentbrannt und auch von Circle Pits war nichts zu sehen. Im Herumposen waren die Musiker allerdings eine Klasse für sich und legten sich ordentlich ins Zeug. Schade nur, dass der Sound nicht wirklich klar aus den Boxen dröhnte und das Licht auch alles andere als Außergewöhnliches fürs Auge bot. So blieb nur ein solider Eindruck am Ende der halben Stunde Programm.

THE MERCURY ARC – wir mischen alles und kennen keine Grenzen

Zügig ging’s dann schon nach ein paar Minuten weiter :: THE MERCURY ARC :: enterten wohlbetucht die Bühne und wilderten im gesamten Pool an Genres, eine progressive Note war bisweilen zu spüren, moderne Elemente trafen auf abwechslungsreiche Vocals und so manch schwer zu fassendes Element belebte den Sound. Wirklich sauer stieß mir allerdings der Rap-Einfluss auf, doch diese Schrecksekunde war schnell vorbei. Gegen Ende des Auftritts spielten dann ein paar Leutchen Schabernack auf der Bühne, da wurde etwa das Schlagzeug während des letzten Songs abgebaut, oder der Sänger mit Klebeband eingewickelt. Der Spaß stand auf alle Fälle im Vordergrund und tröstete über das eine oder andere missglückte Integrieren von metal-unorthodoxen Elementen hinweg. Mich überraschte die Variabilität von Sänger Dennis, der sogar eine balladeske Einlage bravourös meisterte und somit dazu beitrug, den Auftritt schlussendlich noch positiv im Gedächtnis zu behalten.

THE SORROW – stellten die Vorbands in den Schatten

Mit enorm lautem Sound zeigten uns :: THE SORROW :: wer der Herr im Hause ist. Die Lokalmatadore haben auch sehr viele zwingende Teile in ihre Songs integriert, wobei der Metal zumeist im Vordergrund steht und den Core-Anteil eindeutig in die Schranken verweist. Die zuvor müde wirkenden Fans standen wie ein Mann hinter der Band und feierten lautstark Killer-Songs wie das epische Saviour, Welcome Home ab. Nun gab es auch genug Bewegung im Publikum, doch von extrem ausgelassener Party war die Meute noch weit entfernt. Mir gefiel das abwechslungsreiche Numbers Of Failure sehr gut. Aber erst die bärenstarken Zugaben Knights Of Doom und Death From A Lover’s Hand brachten die Grundfesten des Orpheums ins Wanken. Klarerweise gab’s auch den einen oder anderen Lacher zu bestaunen, als die Jungs der Vorbands in Unterwäsche die Bühne stürmten und THE SORROW sowie das Publikum mit dem Jahresbedarf an Klopapier bewarfen bzw. die Künstler einwickelten. Besonders gelungen wirkte die Verpackungsaktion bei Drummer Dominik, der aber trotzdem seelenruhig präzise weiterhämmerte. Ein bisschen angeschlagen wirkte hingegen die Stimme von Mätze, was aber auch an seinem blauen Auge gelegen haben dürfte, das er sich am Vortag von ein paar Nazi-Schlägern in Klagenfurt eingefangen hatte. Deshalb folgte auch prompt die eindeutige Ansage gegen das braune Pack. Fazit: gute Einstellung, gute Musik, gute Band – so soll es sein!

 

story & pics © Leo