TOOL
sind unbestritten einer der erfolgreichsten, prägendsten
und wichtigsten Rockbands des neuen Jahrtausends. Nach intensivem
Touren zu Lateralus hat man sich sowohl eine
kleine Pause, als auch viel Zeit für ein neues Album gelassen.
Nach 5 Jahren erscheint mit 10,000 Days das nunmehr
vierte Album der Kalifornier und räumt damit wieder alles
ab. So genial und begnadet das Quartett bestehend aus Maynard
James Keenan (Gesang), Adam Jones (Gitarre), Bassist Justin Chancellor
und Drummer Danny Carey in musikalischer Hinsicht auch ist, so
egozentrisch und exaltiert sind diese Musikerseelen auch. Ein
egomanischer Haufen Kontrollfreaks eben...
Das aktuelle
Album wird derzeit in europäischen Landen dem Volke livehaftig
näher gebracht, sei es nun auf den großen Sommerfestivals
wie dem Rock am Ring oder Hallenshows, die natürlich alle
lange vorher ausverkauft waren. Das ich tatsächlich TOOL
(zum ersten Mal) in Düsseldorf live sehen würde, verdanke
ich ausschließlich Sony/BMG, wofür ich mich noch mal
recht herzlich bedanke :)
Gegen 18 Uhr
fand ich mich vor der Düsseldorfer Philipshalle
ein, an der in drei riesigen Schlangen bereits ca. 1500 Leute
bei fantastischem Sonnenschein auf den Einlass warteten. Während
sich die äußerst buntgemischte Ansammlung an Fans stetig
vergrößerte, konnte man bereits die ersten Erlebnisberichte
von den vorangegangenen Shows und Festivals vernehmen. Pünktlich
um halb Sieben wurde dann an 4 Türen das Volk eingelassen,
nicht jedoch ohne jeden einzelnen aufs penibelste zu kontrollieren.
Da wurde sogar in den Schuhen nachgeschaut. Solch enorme Sicherheitsvorkehrungen
sind mir bei einem Konzert noch nicht untergekommen. Man hätte
meinen können, Bush und Merkel treffen sich hier zum Kaffeekranz...
Demzufolge musste ich sogar meine kleine Kamera abgeben; andere
sogar ihre Gürtel, die ansatzweise sowas wie Nieten aufzuweisen
hatten. Aber Stift und Block durfte ich zum Glück behalten,
und meine Nagelfeile auch ;) Diejenigen, die es doch geschafft
hatten, eine Digicam reinzuschmuggeln, wurden dann gnadenlos von
den Ordnern ausfindig gemacht.
Drinnen gab es das übliche Getümmel an den Garderoben,
Getränkeständen und natürlich dem Merchandise-Stand,
an dem man zu horrenden Preisen aus zwei verschieden T-Shirts,
einem Longsleeve (für 40 Euro!), ein Poster und Pants wählen
konnte. Drinnen hab ich mir erst mal einen bequemen Platz auf
den Rängen gesucht, von dem man einen guten Blick auf die
Bühne hatte und harrte mit Getränken ausgestattet der
Dinge, die da kommen würden. Als ich den Rock Hard Fotografen
Axel Jusseit entdecke, keimt für einen Bruchteil einer Sekunde
die leise Hoffnung auf, vielleicht doch ein Livefoto ergattern
zu können, was aber von mehrseitigen Knebelverträgen
mit Klageandrohung sofort zunichte gemacht wird. Schade.
Mit einer
dezenten Verspätung von 10 Minuten ging es kurz nach 20 Uhr
los. TOOL pur, ohne eine Vorband. Nach dem obligatorischen
Intro stieg man mit Rosetta Stoned vom brandneuen Album
auch gleich perfekt ein. Während Adam Jones und Justin Chancellor
vorne standen, befanden sich Keenan und Danny Carey auf einem
Podest dahinter. Im Hintergrund standen vier riesige Screens,
abgeteilt mit Lichtsäulen, auf den diverse Visualisierungen
liefen.
Was auf den ersten Höreindruck etwas matschig klang, entwickelt
sich nach 10 Minuten zu einem grandiosen Soundgemälde, der
so ziemlich jeden in seinen Bann schlägt. TOOL
sind musikalisch über jeden Zweifel erhaben! Nach einem kurzen
„Hello Germans“ wird die Band wird frenetisch gefeiert
und viele Songs mitgesungen. Ein mächtiger Chor aus ca. 7500
Stimmen. Da stellen sich einem unweigerlich die Haare auf. Was
für ein Gefühl! Weiter geht’s mit Stinkfist
und Fourty Six & 2 vom 96iger Album Ænima,
die nun wirklich jeder Anwesende kannte; zurück zu 10,000
Days mit Jambi und Right In Two und
dann Shism von Lateralus (2001).
Danach folgt ein Interlude, welches die erste Stunde des Konzertes
markiert. Keenan verschwindet kurz von der Bühne, nachdem
er die ganze Zeit entweder an einer Flasche hing oder mit einem
Handtuch rumhantierte. Mit nacktem Oberkörper und Cowboy-Hut
trug er im Übrigen ein „altbekanntes Outfit“,
ebenfalls nicht neu sein minimaler Bewegungsradius. Auch die Saiten-Fraktion
tat sich nicht gerade durch Agilität hervor. Während
der Basser immerhin noch ein bisschen rockte, schien der Gitarist
angenagelt zu sein. Und das, obwohl alte wie neue Songs live ungemein
abgingen, ja richtiggehend heavy waren. Krasser Gegensatz. Nach
Sober (vom Debüt Album Undertow)
und Lateralus legte die Band ihre Instrumente beiseite,
setzte sich gemeinsam ... öhm... erschöpft (?) auf’s
Podest und animierte das Publikum. Nach nicht allzu lange skandierten
Rufen gab es mit Vicarious und Ænema bereits
die Zugabe. Nach nur einer Stunde und 40 Minuten verabschiedete
sich Keenan knapp mit „Thank you Germans, see ya next time“
und das Licht wurde wieder angeknipst. Das war’s. Was blieb,
war, ein großartiges leider viel zu kurzes Konzert erlebt
zu haben. Nein ehrlich... so affig und Scheiße ich das Benehmen
der Band und ihre arrogante Einstellung finde, so genial ist ihre
Musik! So ein Konzert muss man erlebt haben ;)
Setlist:
Rosetta Stoned, Stinkfist, Forty-Six & 2, Jambi, Schism, Right
In Two, (Interlude), Sober, Lateralus // Intro, Vicarious, Aenema
Wer nun aber
dachte, dass man vor Mitternacht zu Hause sein könnte, sah
sich getäuscht. Wenn 7500 Leute versuchen vom Parkplatz zu
kommen, gibt es naturgemäß ein Chaos. Zumal die Parkplatzkapazitäten
der Philipshalle lange nicht ausreichen und viele Autos einfach
auf der rechten Spur der „Schnellstrasse“ parkten,
was für zusätzliche Behinderungen und Staus sorgte.
Meine Wenigkeit hatte, da noch nicht mal mehr eine Mikroampere
Strom in der Autobatterie war, alle Zeit der Welt :P Naja, ganz
so schlimm war es nicht, der Pannenhelfer war grad 2 Straßen
weiter unterwegs und somit nach dem Anruf in 20 Minuten da. Ruckzuck
war die Wegfahrsperre ausgetrickst und konnte ich den Motor anlassen,
um wieder ein paar Ampere zu erwirtschaften. Mit dem aktuellen
TOOL Album im Ohr ging es auf die Piste und der
ersten Ausschlafnacht seit langem entgegen...