Imperious
Malevolence - Lugubre - Morrigan - Root - Sammath - Saxorior -
Skalder - Tsjuder - Trimonium - Unpure - Urgehal - Watain
Nach
dem in mehrerlei Hinsicht außergewöhnlichen UTBS 2001 wars
von Anfang an klar, daß die heurige Fortsetzung nicht nahtlos
anschließen würde können. Schließlich läßt sich ein Gelände wie
das damalige (ein mit toten Bäumen umrahmtes Sandloch) in atmosphärischer
Hinsicht nicht so leicht ersetzen, und auch die Bandauswahl war
nach Absagen von Kalibern wie Blasphemy oder Falkenbach weit weniger
exklusiv. Rahmenbedingungen und Stimmung entsprachen somit eher
denen eines 'normalen' Metalfestivals unterer Größenordnung -
was sich aber in weiterer Folge als einziger (subjektiver) gröberer
Makel herausstellen sollte.
Eröffnet
wurde der Reigen von SKALDER, die vor kurzem
ihr Debüt auf Folter Records, dem Label von UTBS-Veranstalter
Jörg, veröffentlicht haben und typisch nordischen BM mit deutlichen
Darkthrone-Einflüssen boten - und das auf deutlich höherem Niveau
als die meisten Vertreter dieser Stilistik. Das augenscheinlich
niedrige Durchschnittsalter und die mangelnde Live-Routine der
Protagonisten machte sich zwar durch die etwas steife Bühnenpräsenz
und den einen oder anderen Spielfehler bemerkbar, aber dank der
ausgereift wirkenden Songs tat dies der guten Stimmung keinen
Abbruch und der Gesamteindruck war ein durchaus gediegener.
Nach diesem erfreulichen Einstand lag es nun an LUGUBRE,
die Meute weiter anzuheizen. Und das gelang dem Haufen, dessen
wohlbeleibter Sänger mit seinem sauraren Mütiilation-Shirt
bei einigen Leuten ziemliche Neidreaktionen hervorrief durchaus,
denn das Highspeed-Geknüppel hatte im Gegensatz zu so manch aufgeblähtem
Hype-Act (Hallo Marduk!) Seele und konnte durchwegs überzeugen.
Mit zunehmender Spielzeit wurde die Chose bei allen Qualitäten
allerdings auch etwas ermüdend, und so lag es schließlich an der
wohl misslungensten Feuerspuckeinlage aller Zeiten (1. Versuch
- brennende Haare, 2. Versuch - brennende Fackel fliegt ins Publikum),
für Abwechslung und Unterhaltung zu sorgen...
TRIMONIUM dagegen sparten solche Showeinlagen
aus - hätten sie auch gar nicht nötig gehabt, denn ihr Debüt Of
Warriors And Heroism killt sowieso, und wer sie
schon im Vorjahr gesehen hatte (und das waren offensichtlich einige)
wußte auch um ihre Bühnenqualitäten. Somit konnte man getrost
von einem heimlichen Headliner sprechen, der dieser Rolle auch
souverän gerecht wurde - die Stimmung war schon fast mit Kalibern
wie Desaster oder Deströyer 666 zu vergleichen, auch wenn
TRIMONIUM doch deutlich BM-lastiger sind. Killer
wie Rape My Soul, die geradezu dafür geschaffen sind,
um live für schmerzende Nackenmuskeln zu sorgen, wurden routiniert
und energiegeladen dargebracht und so konnte man den Auftritt
der Norddeutschen getrost als bisherigen Höhepunkt und gewichtige
Vorgabe für alle nachfolgenden Bands abhaken.
Nach
diesem Massaker die Bühne zu betreten war sicherlich kein leichtes
Los, aber UNPURE, die gleich ihren eigenen versoffenen
Fanclub (bestehend aus WATAIN-Mitgliedern und
anderen Asozialen) angeschleppt hatten, schafften es mühelos,
die Leute weiter bei Laune zu halten. Optisch blieben sie zwar
eher unspektakulär (von Patronen und Nieten war weit und breit
nix zu sehen), aber dafür kamen die thrashigen Riffs und der bissige
Gesang von Frontmann Kolgrim umso heftiger rüber und gönnten meinem
mittlerweile schon ziemlich biergeschädigten Kadaver keine Ruhepause.
Als einziger Kritikpunkt bleibt nur anzumerken, daß (wie auch
schon beim Gig in Wien) mit Count Dracula nur eine einzige
Nummer vom genialen zweiten Album Coldland
vertreten war - das verstehe wer will...
Bei
TSJUDER hatte mein Wohlwollen dann endgültig
ein Ende, und so verzog ich mich in den hinteren Teil des Geländes,
um dort weiterzusaufen und mit Phil (blackmetal.at)
über das Dargebrachte zu lästern - mehr Unterhaltungs- oder sonstiger
Wert war dem stupiden Highspeed-Geschrammel auch nicht abzugewinnen.
Daß sogar das Transilvanian Hunger-Cover gerade mal am
Gesang zu erkennen war und ansonsten genau wie alle anderen Songs
klang spricht eigentlich Bände...
Allerdings
hatte dieser Aussetzer auch seine Vorteile, denn während diverse
Luschis rund um mich schon ziemlich in den Seilen hingen war ich
wieder frisch und munter und bereit für die legendären ROOT.
Und das Warten hatte sich definitiv gelohnt, denn die Tschechen
um den steinalten und offensichtlich ziemlch gestörten Frontmann
Big Boss wurden ihrer Headlinerrolle in jeder Hinsicht gerecht.
Düsterer klassicher Metal mit Operngesang schien zwar auf den
ersten Blick so gar nicht zum restlichen Line-Up zu passen, in
Wirklichkeit aber erzeugte er eine Stimmung, die die anderen Bands
in Sachen düsterer Bedrohlichkeit sogar noch übertraf. Einen nicht
unwesentlichen Anteil daran hatte wohl die unglaubliche Bühnenpräsenz
des erwähnten Geisteskranken, der wie in Trance gestikulierte,
scheinbar ziellos über die Bretter irrte und zwischen den Songs
immer wieder seltsame Geräusche ins Mikro kotzte - die Stimmen
in seinem Kopf dürften ziemlich viel zu sagen haben... Musikalisch
wurde in erster Linie das gemäßigtere Material der letzten paar
Alben geboten, um erst gegen Ende auch auf Frühwerke zurückzugreifen.
Zu diesen zählt auch das durch Nargaroth mittlerweile hinreichend
bekannte Pisen Pro Satana, bei dem allerdings aufgrund
polizeilicher Bestimmungen unsanft der Strom abgedreht wurde.
Schade drum, denn diese Band hätte definitiv einen glorreicheren
Abgang verdient gehabt...
Nach
einer alkoholbedingt im Tiefschlaf verbrachten Nacht in der Jugendherberge
und der am nächsten Tag folgenden Nahrungsbeschaffung (die am
Gelände angebotene 50cm-Bratwurst konnte keiner mehr sehen...)
gings mit angemessenem Schleichtempo irgendwann wieder Richtung
Bühne, um sich von IMPERIOUS MALEVOLENCE endgültig
aufwecken zu lassen. Und
niemand war dafür wohl geeigneter als eben jene Brasilianer, die
das für ihr Heimatland mittlerweile typische Geküppel a la Krisiun
oder Raebelliun mit einigen BM-Einflüssen noch verfeinerten. Hyperaktives
Stageacting, viel Gebrüll zwischen den Songs, ein irrer Leadgitarrist
- wirklich alles war so wie man es von jenen Bands kennt und schätzt,
und sogar der Sound kapitulierte nicht vollständig, was ja nicht
unbedingt immer der Fall ist. Allerdings sorgte der einsetzende
Regen mit fortwährender Spieldauer immer wieder für Stromausfälle,
was die Herren auf der Bühne aber nicht weiter aus der Fassung
brachte und den überaus positiven Gesamteindruch nicht weiter
trüben konnte.
Von
SAXORIOR waren mir bereits ihre eigenproduzierten
CDs bekannt, und da diese eher für gepflegte Langeweile sorgten
erwartete ich nicht viel - und genau das bekam ich auch. Hier
zeigte sich, daß jahrzehntelange Banderfahrung (die Mitglieder
sind teilweise schon seit Anfang der 80er aktiv) nicht immer ein
Vorteil sein muß, denn die Black/Death/Heavy-Mischung klang äußerst
altbacken und unspektakulär, während die zwischendurch immer wieder
eingesetzten Dudelkeys sogar äußerst nervig waren. Der Großteil
der Leute schiens ähnlich zu sehen, denn während der mitgereiste
Fanclub naturgemäß vor der Bühne abbangte hatten ansonsten die
Bier- und Merchandise-Stände Hochbetrieb.
Bei SAMMATH besserte sich die Lage dann leider
auch nicht übermäßig. Zwar ist ihr aktuelles Album 'Verwoestung
- Devastation', wie ich mittlerweile festgestellt habe, ein ziemlicher
Killer, aber das nützt leider gar nichts, wenn die 'Band' (die
eigentlich nur aus Sessionmusikern bestand) um Mastermind J. Kruitwagen
nicht dazu in der Lage ist, diese Power live auch nur annähernd
umzusetzen. Vor allem der Chef selbst an der Gitarre fiel mit
jeder Menge Spielfehlern auf und schaffte es sogar, das Kreator
- Cover Tormentor' seiner Qualitäten zu berauben. Dazu
kam noch, daß die P.A. den unmenschlich derben Sound des Albums
erwartungsgemäß nicht reproduzieren konnte, und so blieb von der
Deicide meets BM - Mischung nur ein lauer Schas übrig.
Derlei
Aussetzer waren von den - laut Eigendefinition - 'Devil Worshippers'
WATAIN nicht zu erwarten, denn schließlich hatten
sie ihre Livequalitäten beim Gig in Wien (der alkoholbedingt ziemlich
an mir vorbeiging...) eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Dementsprechend
war vor und auf der Bühne auch einiges los, die ersten Reihen
wurden mit Blut vollgesaut, besoffene Bühnenerklimmer mit Arschtritt
von selbiger befördert, das Publikum mit 'Fuck you!' begrüßt...
ah ja, Musik gabs auch noch, und zwar erwartungsgemäß hauptsächlich
Songs vom Rabid Death's Curse - Album plus das obligatorische
In The Shadow Of The Horns, die zwar nicht so mitreißend
wie bei besagtem Wien-Auftritt, aber dennoch kompetent dargeboten
wurden. Mich hats jedenfalls ziemlich beeindruckt, was aber unter
anderem auch daran liegen könnte, daß die Meßlatte von den beiden
vorherigen Bands nicht allzu hoch gelegt wurde...
MORRIGAN
wurden danach mit gemischten Gefühlen erwartet - mir hatten sie
im Vorjahr recht gut gefallen, Dunja war dagegen eher leicht fadisiert.
Diese Zweifel waren allerdings schon nach wenigen Minuten weggefegt,
denn dank des deutlich verbesserten Gitarrensounds (der bei einer
Band, die live nur aus Drums, Vocals und einer Gitarre besteht,
natürlich enorm wichtig ist) kam das Bathory-lastige Material
diesmal deutlich besser rüber und konnte seine mitreißende Wirkung
voll entfalten - heftiges Bangen in den vorderen Reihen und mitgebrüllte
Texte waren die Folgen. Das galt natürlich vor allem für Songs
aus alten Mayhemic Truth - Zeiten, aber auch das neuere MORRIGAN-Material
wurde recht ekstatisch abgefeiert - mit ein Beweis dafür, daß
sich das Duo in seiner nun fast schon 10-jährigen Geschichte immer
auf konstant hohem songwriterischen Niveau operiert hat und man
sich diesbezüglich wohl auch in Zukunft keine Sorgen machen muß.
Kurzum: Ein durchwegs hervorragender Auftritt von einer Band,
die wenns nach mir ginge in dieser Form ruhig auch die nächsten
paar UTBS uns veredeln dürfte.
URGEHAL
konnten mein Interesse aus Müdigkeits- und persönlichen
Geschmacksgründen dann zwar nicht mehr wirklich wecken, allerdings
muß gesagt werden, daß sie objektiv betrachtet einen würdigen
Festivalabschluß bescherten. Sowohl die Frühwerke typisch nordischer
Prägung als auch deutlich thrashigere Songs von den letzten beiden
Alben wurden mit ungeheurer Vehemenz dargeboten und gingen zudem
nahtlos ineinander über, woran wieder einmal erkennbar war, daß
konsequente Weiterentwickluing nicht zwingend mit harten Stilbrüchen
einher gehen muß. Absoluter Höhepunkt war aus meiner Sicht allerdings
die Wiederbelebung von Sepulturas Antichrist, bei der
sich diverse kaputte Gestalten aus dem Publikum auf der Bühne
herumtrieben und neben dem Refrain auch noch diverse sinnige Parolen
(besonders herausragend: Der fette Schnauzbartprolet, der permanent
'Burzum!' skandierte...) in herumstehende Mikros gröhlten - der
Einsatz der Arschtritt-Methode (siehe WATAIN)
war unvermeidbar und sorgte erneut für Heiterkeit. Unabhängig
davon war der gesamte Gig wie bereits erwähnt für mich eine durchwegs
prositive Überraschung und zudem die Ehrenrettung der norwegischen
Delegation, die am ersten Tag des an Highlights nicht gerade armen
Festivals noch ziemlich enttäuscht hatte... |