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2002-07-05-06 DE Basdorf bei Berlin
 

Imperious Malevolence - Lugubre - Morrigan - Root - Sammath - Saxorior -   Skalder - Tsjuder - Trimonium - Unpure - Urgehal - Watain

Nach dem in mehrerlei Hinsicht außergewöhnlichen UTBS 2001 wars von Anfang an klar, daß die heurige Fortsetzung nicht nahtlos anschließen würde können. Schließlich läßt sich ein Gelände wie das damalige (ein mit toten Bäumen umrahmtes Sandloch) in atmosphärischer Hinsicht nicht so leicht ersetzen, und auch die Bandauswahl war nach Absagen von Kalibern wie Blasphemy oder Falkenbach weit weniger exklusiv. Rahmenbedingungen und Stimmung entsprachen somit eher denen eines 'normalen' Metalfestivals unterer Größenordnung - was sich aber in weiterer Folge als einziger (subjektiver) gröberer Makel herausstellen sollte.

Eröffnet wurde der Reigen von SKALDER, die vor kurzem ihr Debüt auf Folter Records, dem Label von UTBS-Veranstalter Jörg, veröffentlicht haben und typisch nordischen BM mit deutlichen Darkthrone-Einflüssen boten - und das auf deutlich höherem Niveau als die meisten Vertreter dieser Stilistik. Das augenscheinlich niedrige Durchschnittsalter und die mangelnde Live-Routine der Protagonisten machte sich zwar durch die etwas steife Bühnenpräsenz und den einen oder anderen Spielfehler bemerkbar, aber dank der ausgereift wirkenden Songs tat dies der guten Stimmung keinen Abbruch und der Gesamteindruck war ein durchaus gediegener.

Nach diesem erfreulichen Einstand lag es nun an LUGUBRE, die Meute weiter anzuheizen. Und das gelang dem Haufen, dessen wohlbeleibter Sänger mit seinem sauraren Mütiilation-Shirt bei einigen Leuten ziemliche Neidreaktionen hervorrief durchaus, denn das Highspeed-Geknüppel hatte im Gegensatz zu so manch aufgeblähtem Hype-Act (Hallo Marduk!) Seele und konnte durchwegs überzeugen. Mit zunehmender Spielzeit wurde die Chose bei allen Qualitäten allerdings auch etwas ermüdend, und so lag es schließlich an der wohl misslungensten Feuerspuckeinlage aller Zeiten (1. Versuch - brennende Haare, 2. Versuch - brennende Fackel fliegt ins Publikum), für Abwechslung und Unterhaltung zu sorgen...

TRIMONIUM dagegen sparten solche Showeinlagen aus - hätten sie auch gar nicht nötig gehabt, denn ihr Debüt Of Warriors And Heroism killt sowieso, und wer sie schon im Vorjahr gesehen hatte (und das waren offensichtlich einige) wußte auch um ihre Bühnenqualitäten. Somit konnte man getrost von einem heimlichen Headliner sprechen, der dieser Rolle auch souverän gerecht wurde - die Stimmung war schon fast mit Kalibern wie Desaster oder Deströyer 666 zu vergleichen, auch wenn TRIMONIUM doch deutlich BM-lastiger sind. Killer wie Rape My Soul, die geradezu dafür geschaffen sind, um live für schmerzende Nackenmuskeln zu sorgen, wurden routiniert und energiegeladen dargebracht und so konnte man den Auftritt der Norddeutschen getrost als bisherigen Höhepunkt und gewichtige Vorgabe für alle nachfolgenden Bands abhaken.

Nach diesem Massaker die Bühne zu betreten war sicherlich kein leichtes Los, aber UNPURE, die gleich ihren eigenen versoffenen Fanclub (bestehend aus WATAIN-Mitgliedern und anderen Asozialen) angeschleppt hatten, schafften es mühelos, die Leute weiter bei Laune zu halten. Optisch blieben sie zwar eher unspektakulär (von Patronen und Nieten war weit und breit nix zu sehen), aber dafür kamen die thrashigen Riffs und der bissige Gesang von Frontmann Kolgrim umso heftiger rüber und gönnten meinem mittlerweile schon ziemlich biergeschädigten Kadaver keine Ruhepause. Als einziger Kritikpunkt bleibt nur anzumerken, daß (wie auch schon beim Gig in Wien) mit Count Dracula nur eine einzige Nummer vom genialen zweiten Album Coldland vertreten war - das verstehe wer will...

Bei TSJUDER hatte mein Wohlwollen dann endgültig ein Ende, und so verzog ich mich in den hinteren Teil des Geländes, um dort weiterzusaufen und mit Phil (blackmetal.at) über das Dargebrachte zu lästern - mehr Unterhaltungs- oder sonstiger Wert war dem stupiden Highspeed-Geschrammel auch nicht abzugewinnen. Daß sogar das Transilvanian Hunger-Cover gerade mal am Gesang zu erkennen war und ansonsten genau wie alle anderen Songs klang spricht eigentlich Bände...

Allerdings hatte dieser Aussetzer auch seine Vorteile, denn während diverse Luschis rund um mich schon ziemlich in den Seilen hingen war ich wieder frisch und munter und bereit für die legendären ROOT. Und das Warten hatte sich definitiv gelohnt, denn die Tschechen um den steinalten und offensichtlich ziemlch gestörten Frontmann Big Boss wurden ihrer Headlinerrolle in jeder Hinsicht gerecht. Düsterer klassicher Metal mit Operngesang schien zwar auf den ersten Blick so gar nicht zum restlichen Line-Up zu passen, in Wirklichkeit aber erzeugte er eine Stimmung, die die anderen Bands in Sachen düsterer Bedrohlichkeit sogar noch übertraf. Einen nicht unwesentlichen Anteil daran hatte wohl die unglaubliche Bühnenpräsenz des erwähnten Geisteskranken, der wie in Trance gestikulierte, scheinbar ziellos über die Bretter irrte und zwischen den Songs immer wieder seltsame Geräusche ins Mikro kotzte - die Stimmen in seinem Kopf dürften ziemlich viel zu sagen haben... Musikalisch wurde in erster Linie das gemäßigtere Material der letzten paar Alben geboten, um erst gegen Ende auch auf Frühwerke zurückzugreifen. Zu diesen zählt auch das durch Nargaroth mittlerweile hinreichend bekannte Pisen Pro Satana, bei dem allerdings aufgrund polizeilicher Bestimmungen unsanft der Strom abgedreht wurde. Schade drum, denn diese Band hätte definitiv einen glorreicheren Abgang verdient gehabt...

Nach einer alkoholbedingt im Tiefschlaf verbrachten Nacht in der Jugendherberge und der am nächsten Tag folgenden Nahrungsbeschaffung (die am Gelände angebotene 50cm-Bratwurst konnte keiner mehr sehen...) gings mit angemessenem Schleichtempo irgendwann wieder Richtung Bühne, um sich von IMPERIOUS MALEVOLENCE endgültig aufwecken zu lassen. Und niemand war dafür wohl geeigneter als eben jene Brasilianer, die das für ihr Heimatland mittlerweile typische Geküppel a la Krisiun oder Raebelliun mit einigen BM-Einflüssen noch verfeinerten. Hyperaktives Stageacting, viel Gebrüll zwischen den Songs, ein irrer Leadgitarrist - wirklich alles war so wie man es von jenen Bands kennt und schätzt, und sogar der Sound kapitulierte nicht vollständig, was ja nicht unbedingt immer der Fall ist. Allerdings sorgte der einsetzende Regen mit fortwährender Spieldauer immer wieder für Stromausfälle, was die Herren auf der Bühne aber nicht weiter aus der Fassung brachte und den überaus positiven Gesamteindruch nicht weiter trüben konnte.

Von SAXORIOR waren mir bereits ihre eigenproduzierten CDs bekannt, und da diese eher für gepflegte Langeweile sorgten erwartete ich nicht viel - und genau das bekam ich auch. Hier zeigte sich, daß jahrzehntelange Banderfahrung (die Mitglieder sind teilweise schon seit Anfang der 80er aktiv) nicht immer ein Vorteil sein muß, denn die Black/Death/Heavy-Mischung klang äußerst altbacken und unspektakulär, während die zwischendurch immer wieder eingesetzten Dudelkeys sogar äußerst nervig waren. Der Großteil der Leute schiens ähnlich zu sehen, denn während der mitgereiste Fanclub naturgemäß vor der Bühne abbangte hatten ansonsten die Bier- und Merchandise-Stände Hochbetrieb.

Bei SAMMATH besserte sich die Lage dann leider auch nicht übermäßig. Zwar ist ihr aktuelles Album 'Verwoestung - Devastation', wie ich mittlerweile festgestellt habe, ein ziemlicher Killer, aber das nützt leider gar nichts, wenn die 'Band' (die eigentlich nur aus Sessionmusikern bestand) um Mastermind J. Kruitwagen nicht dazu in der Lage ist, diese Power live auch nur annähernd umzusetzen. Vor allem der Chef selbst an der Gitarre fiel mit jeder Menge Spielfehlern auf und schaffte es sogar, das Kreator - Cover Tormentor' seiner Qualitäten zu berauben. Dazu kam noch, daß die P.A. den unmenschlich derben Sound des Albums erwartungsgemäß nicht reproduzieren konnte, und so blieb von der Deicide meets BM - Mischung nur ein lauer Schas übrig.

Derlei Aussetzer waren von den - laut Eigendefinition - 'Devil Worshippers' WATAIN nicht zu erwarten, denn schließlich hatten sie ihre Livequalitäten beim Gig in Wien (der alkoholbedingt ziemlich an mir vorbeiging...) eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Dementsprechend war vor und auf der Bühne auch einiges los, die ersten Reihen wurden mit Blut vollgesaut, besoffene Bühnenerklimmer mit Arschtritt von selbiger befördert, das Publikum mit 'Fuck you!' begrüßt... ah ja, Musik gabs auch noch, und zwar erwartungsgemäß hauptsächlich Songs vom Rabid Death's Curse - Album plus das obligatorische In The Shadow Of The Horns, die zwar nicht so mitreißend wie bei besagtem Wien-Auftritt, aber dennoch kompetent dargeboten wurden. Mich hats jedenfalls ziemlich beeindruckt, was aber unter anderem auch daran liegen könnte, daß die Meßlatte von den beiden vorherigen Bands nicht allzu hoch gelegt wurde...

MORRIGAN wurden danach mit gemischten Gefühlen erwartet - mir hatten sie im Vorjahr recht gut gefallen, Dunja war dagegen eher leicht fadisiert. Diese Zweifel waren allerdings schon nach wenigen Minuten weggefegt, denn dank des deutlich verbesserten Gitarrensounds (der bei einer Band, die live nur aus Drums, Vocals und einer Gitarre besteht, natürlich enorm wichtig ist) kam das Bathory-lastige Material diesmal deutlich besser rüber und konnte seine mitreißende Wirkung voll entfalten - heftiges Bangen in den vorderen Reihen und mitgebrüllte Texte waren die Folgen. Das galt natürlich vor allem für Songs aus alten Mayhemic Truth - Zeiten, aber auch das neuere MORRIGAN-Material wurde recht ekstatisch abgefeiert - mit ein Beweis dafür, daß sich das Duo in seiner nun fast schon 10-jährigen Geschichte immer auf konstant hohem songwriterischen Niveau operiert hat und man sich diesbezüglich wohl auch in Zukunft keine Sorgen machen muß. Kurzum: Ein durchwegs hervorragender Auftritt von einer Band, die wenns nach mir ginge in dieser Form ruhig auch die nächsten paar UTBS uns veredeln dürfte.

URGEHAL konnten mein Interesse aus Müdigkeits- und persönlichen Geschmacksgründen dann zwar nicht mehr wirklich wecken, allerdings muß gesagt werden, daß sie objektiv betrachtet einen würdigen Festivalabschluß bescherten. Sowohl die Frühwerke typisch nordischer Prägung als auch deutlich thrashigere Songs von den letzten beiden Alben wurden mit ungeheurer Vehemenz dargeboten und gingen zudem nahtlos ineinander über, woran wieder einmal erkennbar war, daß konsequente Weiterentwickluing nicht zwingend mit harten Stilbrüchen einher gehen muß. Absoluter Höhepunkt war aus meiner Sicht allerdings die Wiederbelebung von Sepulturas Antichrist, bei der sich diverse kaputte Gestalten aus dem Publikum auf der Bühne herumtrieben und neben dem Refrain auch noch diverse sinnige Parolen (besonders herausragend: Der fette Schnauzbartprolet, der permanent 'Burzum!' skandierte...) in herumstehende Mikros gröhlten - der Einsatz der Arschtritt-Methode (siehe WATAIN) war unvermeidbar und sorgte erneut für Heiterkeit. Unabhängig davon war der gesamte Gig wie bereits erwähnt für mich eine durchwegs prositive Überraschung und zudem die Ehrenrettung der norwegischen Delegation, die am ersten Tag des an Highlights nicht gerade armen Festivals noch ziemlich enttäuscht hatte...

 
story © Dunja & EquimanthorN