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2006-07-01 DE – Muenster - Hawerkamp

Bullet For My Valentine - Caliban - Boy Sets Fire - Danko Jones - Darkest Hour - Backyard Babies - Waterdown - Crosscut - Neaera - Fall Of Serenity - Fire In The Attic - kju:

Frisch hervorgegangen aus der Vainstream - The Scarlet Letter Of Style Fashion und Streetwear Linie legt es das VAINSTREAM MUSIC Magazin darauf an, im gleichem Atemzug in die Annalen der Münsteraner Geschichte einzugehen. Kaum, das man die Datenbank mit den ersten hundert Artikeln gefüllt hat, wartet das Magazin mit einem Festival der Extraklasse auf, indem man einige der momentan interessantesten und erfolgreichsten Bands aus den Bereichen Metal, Emo und Hardcore in Münster versammelt. Da am gleichen Tage die MTV Campus Invasion mit ein paar großen Namen in der Stadt halt macht, dachte ich mir noch... ob das wohl gut geht? Tatsächlich präsentiert sich das 1. VAINSTREAM ROCK FEST mit 5000 Leuten als „ausverkauft“! Ich war natürlich mehr als neugierig, wie sich so ein Event – erstmalig für Münster – machen würde. Und das Billing verspricht eh einen heißen Tag...

:: Fotos ::

Nach absolviertem Nachtdienst um 6 Uhr morgens und 2 Stunden Ruhephase auf dem Sofa, quälte ich mich um 9 wieder in die Senkrechte, um pünktlich um 11 auf der Matte des Hawerkamp Geländes zu stehen, denn ich wollte unbedingt den Opener :: KJU :: zu sehen. Aber bereits am Einlass machte sich das kommende Organisationschaos bemerkbar. Ein Grossteil der Fans war natürlich schon da und begehrte bei knallender Hitze über 30°C Einlass. Es gab aber nur 2 Schalter, an denen man die Tickets gegen Bändchen umtauschen musste. Dummerweise mussten sich dann die glücklichen Bändchenbesitzer durch den zur Kasse vordrängenden Pulk kämpfen, um sich erneut in eine endlose Schlange zu stellen. Die Security filzte bis auf die Knochen und so mussten nicht nur Getränke (Wasser, Eistee) und diverse Nieten-Accessoires abgegeben werden, sondern auch jede noch seine kleine Sonnencreme-Tube. Außerdem schienen die Securities Analphabeten zu sein, denn trotz Presseband und Fotopass wollte man mir meine Kamera wegnehmen, und das nicht nur einmal… So hab ich dann KJU: verpasst, die wohl nur vor einer Handvoll Leuten spielten. Dumm gelaufen…

Bei :: FALL OF SERENITY :: stand ich dann geradeso vor der Bühne. Die Thüringer zockten als einzige „wirkliche“ Metalband des Billings munter drauf los und ließen sich weder von der Sonne, noch von der dünnen Audienz abschrecken, die sich immerhin zu ein bisschen Bewegung animieren ließ. Der Sound war gut – und sollte das den Rest des Tages auch bleiben.

Danach hab ich mich auf dem weitläufigen Gelände (Parkplatz der Halle Münsterland) umgesehen. Es gab ein Eisstand, Crepes, Thai Food und die obligatorische Pommesbude (an der ich eine tiefgefrorene Frikadelle verspeisen durfte), diverse Stände vom Vainstream und Visions und – sage und schreibe – 1 (einen) Getränkestand mit 4 Leuten Besetzung. Ohne Zapfanlage! Jede Flasche wurde einzeln aus dem Kasten geholt und in Gläser umgeschüttet. In der Regel dauerte es 1 geschlagene Stunde, um an was Flüssiges zu gelangen! Also liebe Orga – das ging mal gar nicht. Der Grossteil der Fans stand noch immer draußen vor der Tür und übte sich in bösen Pfeifkonzerten, während es die ersten Unmutsbekundungen am Getränkestand gab. Die Becher hatten 1 Euro Pfand – vermutlich das Geschäft des Jahres, da niemand eine weitere Stunde anstehen wollte, um die Becher zurückzugeben. Anstatt mal zu helfen, hatte der Chef der Getränkeanlage *lach* dann auch nichts besseres zu tun, als pausenlos das Geld zu zählen. Vor aller Augen natürlich, während uns die Zunge schon zu den Knien hing…

:: WATERDOWN :: präsentierten sich ebenfalls putzmunter und sprangen wild auf der Bühne umher. Nur der „Sonnencreme-Spruch“ sorgte für Unmut. Ansonsten gab’s hier klassischen Metalcore mit 2 Sängern und den ersten Circle Pit. Mit dem Refused Cover Rather Be Dead verabschiedeten sich die Osnabrücker und hinterließen einen bleibenden Eindruck, zumindest bei mir ;)

Während draußen noch immer Massen fluchten, gab’s drinnen zur allgemeinen Erbauung die Münchener Freiheit als Pausenmusik und ich durfte mir das eine oder andere modische Gimmick der Damenwelt betrachten. Respekt an die Mädels, die trotz 32°C noch in schwarzen Strumpfhosen (Wollmützen, Kuschelstrickjacken) rumliefen…

:: CROSSCUT :: schafften es dann sogar das Publikum noch einmal richtig anzuheizen. Für die Münsteraner war das natürlich ein Heimspiel und so tobten nicht nur muntere Circle Pits, sondern wurde auch die erste Wall Of Death ins Leben gerufen. Die Fans hatten irre Spaß dabei und passiert ist hoffentlich auch niemanden etwas. Geile Show!

Die nachfolgenden :: FIRE IN THE ATTIC :: hab ich dann verpasst, als ich mir was zu trinken organisieren wollte. Will meinen, hab die Jungs nur gehört. Hier gab’s Emocore vom Feinsten und die Fans wussten das zu würdigen. Trotz noch immer steigender Temperaturen waren die Fans bereit sich auf alles einzulassen, dass von der Bühne aus animiert wurde. Großartig!

Und weiter ging es mit :: NEAERA :: nochmal ein Heimspiel einer Münsteraner Band, die sich derzeit auf der Überholspur befindet und allerorten kräftig abräumt. Die Jungs rockten sich den Arsch ab und wurden von kreischenden Teenies zur Höchstleistung animiert. (hatte ich schon erwähnt, das ich mich bei diesem Festival furchtbar alt gefühlt habe? Viele der Kiddies hätten meine Kinder sein können… pffff).

Und nochmal richtig auf die Mütze gab es mit :: DARKEST HOUR :: der zweiten amtlichen Metalband. Die Sonne brannte noch immer erbarmungslos und forderte auch von den Bands und der Technik ihren Tribut. Obwohl immer noch was im Publikum ging, machten sich erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Dankenswerterweise holte die Security nen Wasserschlauch raus und verschaffte den ersten Reihen Erfrischung. DARKEST HOUR haben trotzdem ihr Bestes gegeben und eine amtliche Show abgeliefert.

Gegen 17 Uhr wurde ich dann dank der Fotografen der Münsterischen Zeitung zum Pressezelt gelotst, das sich als wahres Mekka erwies, da dort überhaupt nix los war und die gezapften Getränke eiskalt waren. DANKE. Diese Info hab ich dann auch gleich umgehend an die Leute vom Terrorverlag weitergegeben, die wie ich bereits arg verbrutzelt und vertrocknet waren… ;)

Halbwegs erholt von ein bisschen Schatten und kalten Getränken war es dann an der Zeit für Rock’n’Roll! Die :: BACKYARD BABIES :: kamen nun zwar etwas ruhiger daher, aber auch das wurde von den Fans hervorragend angenommen. Die Resonanz war überwältigend und die Band davon sichtlich überrascht. Gitarist Dregen kam vermummt mit nen Halstuch bis über die Nase auf die Bühne, hatte aber ne Deutschlandfahne in der hinteren Hosentasche zu stecken. Und das, wo wir die Schweden mal eben aus der WM gekegelt haben… Respekt! Für meinen Geschmack würde ich sagen: die BACKYARD BABIES waren eins der Highlights haben das Festival gerockt!

Die Jungs von :: BOYSETSFIRE :: hab ich dann schnöderweise nach den obligatorischen 3 Songs im Fotograben verlassen, um meine finanzielle Ressourcen aufzufüllen und so was wie ein erfrischendes Bad an den Springbrunnen vor der Halle Münsterland zu nehmen. Was ich während der 3 Songs mitbekam, war glatter Emocore, dem meiner Meinung nach ein paar raue Kanten und Ecken fehlten. Vor der Bühne war es dennoch rappelvoll und viele Diver machten sich auf, auf dem Publikum zu schwimmen. Die Amis hatten das Publikum gut im Griff, waren selber agil wie verrückt und wurden dafür mal so richtig abgefeiert.

Von :: DANKO JONES :: hab ich schon viel gehört, aber noch nie was gesehen. Und was soll ich sagen? Die Kanadier rocken wie Hölle. Und ist musikalisch mal was ganz anderes ;) Main Man Danko Jones hatte kürzlich ne Augenoperation, weshalb er mit cooler Augenklappe auftrat. Übrigens zum zweiten Mal an diesen Tage, den zuvor hatte er seinen Slot bei der MTV Campus Invasion. Seine Augenklappe erklärte er damit, das er ein schwuler Pirat sei und durch übermäßigen… ähm… masturbieren auf den rechten Auge erblindet sei. Damit hatte er die Lacher auf seiner Seite. Die Mädels auf seiner Seite hatte aber ohne Zweifel Bassist John Calabrese. Alle seine Bewegungen wurden auf’s genaueste studiert und jedes Augenzwinkern und Lächeln mit kreischen beantwortet. Danko redete auch sonst viel zwischen den Tracks und streichelte das Ego der Fans, als er erklärte, dass er vor Siegern spiele (nachdem er sich selbst zum Sieger deklariert hatte und die Backyard Babies – deren Vorband er mal war – zu seinen Brüdern). Musikalisch nicht unbedingt überzeugend, hat aber Laune gemacht!

:: CALIBAN :: hatte ich noch auf dem Rock Hard Festival gesehen, so wusste ich was kommen würde. Selbst Bühnenoutfit und die Setliste waren nahezu identisch. Die Jungs treten Arsch wie Hölle, das ist nicht neu, und so machte Deutschlands erfolgreichste Metalcoreband ihrem Ruf alle Ehre, einmal mehr mit einer energischen aber routinierten Show. Auch hier gab es wieder eine Wall Of Death, größer und kraftvoller als die erste. Und danach jede Menge Circle Pits. Das Publikum war echt nicht totzukriegen…

Die britischen Headliner :: BULLETS FOR MY VALENTINE :: erfreuen sich ja dieser Tage eines unglaublichen Hypes. Und das war bereits während des gesamten Tages zu merken, zumindest dann, wenn einer der Musiker mal seine Nase aus dem VIP-Bereich steckte. Jetzt machte auch so langsam das Bühnenlicht Sinn und tauchte alles in weiß und rot, ganz dem Cover der Poison CD nachgestaltet. Das Intro ging zwar in die Hosen, aber die meisten der Fans haben das nicht mal bemerkt. Basser Jason fehlte, da er grad Vaterfreuden entgegensieht. Der Ersatz passte zwar optisch nicht ins Bild, machte aber sein Ding ausgezeichnet und wurde entsprechend gelobt. Sänger und Gitarist verloren sich fast auf der großen Bühne und konzentrierten sich mehr auf das Spielen denn auf das Stageacting. Am Ende spielten sie als Headliner nicht mal eine ganze Stunde. Den Fans hat es trotzdem gefallen, denn das Feedback war enorm. Die Jungs wird es gefreut haben ;)

Fazit: Ein erfolgreiches Festival mit einem trendigen Billing! Es gab organisatorisch einige schwerwiegende Mängel aber dazu gibt es bereits Statements und Entschuldigungen seitens der Veranstalter. Sie werden hoffentlich daraus lernen. Nichtsdestotrotz bleibt ein positiver Eindruck (trotz des Sonnenbrandes) und die Gewissheit, dass auch so was in Münster funktioniert. Oh, und ich hab noch nie so viele Unterhosenkollektionen gesehen, wie an diesem Samstag ;) Daumen hoch und auf ein Neues im nächsten Jahr!

 

story & pics © Dajana