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2011-08-25 DE – Essen - Turock

Das Package VICIOUS RUMORS und HELSTAR sorgte bei mir zunächst mal für leichte Verwunderung, schließlich hat James Rivera ja auch schon mal bei der Truppe um Geoff Thorpe das Mikro geschwungen, und die beiden haben sich seinerzeit bekanntlich nicht gerade als Freunde getrennt… Dann überwog aber schnell die Vorfreude darauf, zwei meiner Lieblingsbands auf einmal sehen zu können. Zu Recht, denn soviel sei bereits gesagt: es wurde ein denkwürdiger Abend!

:: Fotos ::

Einen riesigen Zuschauerzuspruch hatten wir natürlich trotzdem nicht erwartet, dazu ist die Konzertszene momentan einfach zu kaputt. Selber schuld, kann man da nur sagen, denn an diesem Abend sollte jeder echte Metaller die komplette Vollbedienung bekommen. Und das zu fairen Preisen (Eintritt 18,- €, T-Shirts gab es sogar schon ab 15,- €). So waren es immerhin vielleicht 120 – 150 Leute, die bei zugegebenermaßen nicht gerade clubtauglichen Temperaturen den Weg ins Turock fanden.

Zunächst sollte aber der lokale Support :: GLORYFUL :: seine Bühnenpremiere feiern. Für die Herner war es in der Tat wohl der erste Auftritt, und so viele eigene Stücke hat die Band anscheinend auch noch nicht geschrieben. Für diese Umstände war der Gig ganz passabel, zumindest wurde der sehr klassische Metal mit viel Spielfreude gezockt.
Ehrlich gesagt waren mir aber schon die 6 gebotenen Songs etwas zu viel, denn nach einem starken Beginn ließ die Qualität des Songmaterials mit zunehmender Spielzeit doch immer mehr nach. Und ich hoffe doch sehr, dass GLORYFUL bald genug eigene Songs haben, um nicht weiter Gary Moore's Out In The Fields covern zu müssen…
Für die Band war es sicherlich ein tolles Erlebnis, aber als neutraler Zuschauer muss man sich natürlich schon fragen, ob ein solcher Auftritt in diesem Rahmen und zu diesem Zeitpunkt der Bandentwicklung (gibt anscheinend nicht mal 'ne richtige Demo-CD) wirklich Sinn macht, übrigens auch aus Sicht des zahlenden Gastes.

Bei :: HELSTAR :: sah das hingegen ganz anders aus, schließlich haben die Texaner schon reichlich Alben auf dem Buckel und sind mehr oder weniger seit Mitte der 80er aktiv. Alte Hasen also, die es heute aber trotzdem schafften, mich total zu überraschen. Ok, viel Spielfreude und ein Frontmann in Topform und -laune sind bei der Band keine Überraschung, aber dafür hatte es die Setlist diesmal in sich: jedenfalls hätte ich nie gedacht, einen HELSTAR-Gig so geil zu finden, bei dem nur ein Song meiner Lieblingsscheibe Remants Of War gespielt wird!
Zudem war das ganze Set sehr auf Härte ausgelegt, die Grenze zum Thrash Metal wurde jedenfalls mehr als einmal deutlichst überschritten. Das war zwar beim letzten Album Glory Of Chaos auch schon so, aber persönlich hätte ich halt nicht erwartet, dass man auch live den Schwerpunkt so setzen würde. Überhaupt fehlten einige der sicheren Hits (z.B. Abandoned Ship oder Suicidal Nightmare, The King Is Dead wird zwar mit Wortspielen angedeutet, aber dann Monarch Of Bloodshed gespielt – passt ja auch irgendwie), aber Langeweile kam natürlich trotzdem nicht auf. U.a. auch deswegen, weil man so die Gelegenheit bekam, mal eher selten gespieltes Material wie Bitter End oder Dracula's Castle live zu erleben.
Mit Michael Millsap als kurzfristigen Ersatz für den erkrankten Jerry Abarca am Bass machten HELSTAR trotzdem einen gut eingespielten Eindruck und hinterließen so ein hocherfreutes Publikum.
Setlist: Angels Fall To Hell, Pandemonium, Bitter End, Conquest, Monarch Of Bloodshed, Dracula's Castle, Baptized In Blood, Run With The Pack, The King Of Hell, Alma Negra

Eigentlich steht zu vermuten, dass es jede Band nach einem solch guten Auftritt schwer haben sollte, aber bereits nach den ersten Takten des Openers Digital Dictator war klar, dass :: VICIOUS RUMORS :: heute mit der Publikumsresonanz keine Probleme haben würden.
Trotz des nicht voll gefüllten Turocks hatte man von Beginn an das Gefühl, in einer riesigen, euphorischen Menge zu stehen, so wurde da von den Leuten Stimmung gemacht. Und das völlig zu Recht, denn die Band scheint momentan nicht nur ihren zweiten Frühling zu durchleben, sondern befindet sich offensichtlich auf dem Zenith ihres Schaffens. Perfekt eingespielt, ließ sich der Fünfer von der Energie des Publikums mitreißen und lieferte eine dermaßen geile Metal-Show ab, wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt habe. Hatten Öko und ich im Vorfeld noch spekuliert, ob sich die hervorragende Performance vom Rock Hard-Festival (wo die Band eindeutig zu den Gewinnern zählte) noch würde toppen lassen, war diese Frage schon sehr schnell Makulatur: denn es ging noch viel besser!
VICIOUS RUMORS ließen sich im Folgenden nicht lumpen, und der Enthusiasmus sowohl auf als auch vor der Bühne stachelte alle Beteiligten zu immer neuen Höchstleistungen. Die Band ließ keinen Hit der Bandhistorie aus, ob nun Don't Wait For Me, The Lady Took A Chance, You Only Live Twice, Minute To Kill, Hellraiser, Soldiers Of The Night, usw. Bei Let The Garden Burn enterten Teile des Publikums die Bühne, um gemeinsam mit der Band abzufeiern, und Sänger Brian Allen liess sich ein ums andere Mal auf den Händen der Meute durch den Saal tragen. Da störte es auch nicht, dass es dafür eigentlich gar nicht voll genug war; die Leute liefen einfach mit, um diese Momente zu feiern und zu genießen, so dass es jeweils bis nach ganz hinten zum Mischpult ging.
Überhaupt muss ich noch ein extra Wort zum neuen Sänger verlieren: dieser Typ ist wirklich auf sympathische Weise total durchgeknallt und so die kongeniale Verstärkung für die Band. Gute Songs hatten VICIOUS RUMORS schon immer, aber in dieser Besetzung knallt es live wie noch nie.
Ein schöner Tag war es definitiv auch für Drummer Larry Howe, der nämlich just Geburtstag hatte und fix ein amtliches Ständchen vom gesamten Turock vorgetragen bekam. So verging die Zeit wie im Flug, aber nach sage und schreibe 25 Songs und über 2 Stunden Spielzeit war dann leider tatsächlich Schluss, und Band und Publikum zu gleichen Teilen sowohl völlig ausgepumpt als auch ob des gemeinsamen Erleben puren Metals völlig euphorisch. Solche Momente sind wirklich selten im Leben; von daher bin ich mir sicher, dass alle Anwesenden noch lange an diesen Abend zurückdenken werden.
Setlist: Digital Dictator, Minute To Kill, The Crest, Worlds & Machines, Lady Took A Chance, Out Of The Shadows, Only Live Twice, Black, Savior From Anger, Murderball, March Or Die, Razorback Blade, Ship Of Fools, On The Edge, Axe To Grind, Six Stepsisters, Let The Garden Burn, Hellraiser, Soldiers Of The Night, Don't Wait For Me, Down To The Temple, Abandoned, (Pearls Of Wisdom, World Church, Blood Stained Sunday)

Was soll ich als Fazit sagen? Eines der besten Konzerte, die ich je gesehen habe, und für diesen Vergleich muss ich schon weit in die Vergangenheit schweifen. Schande über alle, die dieses Abend lieber anderweitig verbracht oder einfach den Arsch nicht hochbekommen haben; ihr habt wirklich was verpasst!!!

 

story © Psycho • pics © Wolfgang