Das
Package VICIOUS RUMORS und HELSTAR sorgte bei mir
zunächst mal für leichte Verwunderung, schließlich
hat James Rivera ja auch schon mal bei der Truppe um Geoff Thorpe
das Mikro geschwungen, und die beiden haben sich seinerzeit bekanntlich
nicht gerade als Freunde getrennt… Dann überwog aber
schnell die Vorfreude darauf, zwei meiner Lieblingsbands auf einmal
sehen zu können. Zu Recht, denn soviel sei bereits gesagt:
es wurde ein denkwürdiger Abend!
::
Fotos ::
Einen riesigen
Zuschauerzuspruch hatten wir natürlich trotzdem nicht erwartet,
dazu ist die Konzertszene momentan einfach zu kaputt. Selber schuld,
kann man da nur sagen, denn an diesem Abend sollte jeder echte
Metaller die komplette Vollbedienung bekommen. Und das zu fairen
Preisen (Eintritt 18,- €, T-Shirts gab es sogar schon ab
15,- €). So waren es immerhin vielleicht 120 – 150
Leute, die bei zugegebenermaßen nicht gerade clubtauglichen
Temperaturen den Weg ins Turock
fanden.
Zunächst
sollte aber der lokale Support :: GLORYFUL
:: seine Bühnenpremiere feiern. Für die Herner
war es in der Tat wohl der erste Auftritt, und so viele eigene
Stücke hat die Band anscheinend auch noch nicht geschrieben.
Für diese Umstände war der Gig ganz passabel, zumindest
wurde der sehr klassische Metal mit viel Spielfreude gezockt.
Ehrlich gesagt waren mir aber schon die 6 gebotenen Songs etwas
zu viel, denn nach einem starken Beginn ließ die Qualität
des Songmaterials mit zunehmender Spielzeit doch immer mehr nach.
Und ich hoffe doch sehr, dass GLORYFUL bald genug eigene
Songs haben, um nicht weiter Gary Moore's Out In The Fields
covern zu müssen…
Für die Band war es sicherlich ein tolles Erlebnis, aber
als neutraler Zuschauer muss man sich natürlich schon fragen,
ob ein solcher Auftritt in diesem Rahmen und zu diesem Zeitpunkt
der Bandentwicklung (gibt anscheinend nicht mal 'ne richtige Demo-CD)
wirklich Sinn macht, übrigens auch aus Sicht des zahlenden
Gastes.
Bei ::
HELSTAR
:: sah das hingegen ganz anders aus, schließlich
haben die Texaner schon reichlich Alben auf dem Buckel und sind
mehr oder weniger seit Mitte der 80er aktiv. Alte Hasen also,
die es heute aber trotzdem schafften, mich total zu überraschen.
Ok, viel Spielfreude und ein Frontmann in Topform und -laune sind
bei der Band keine Überraschung, aber dafür hatte es
die Setlist diesmal in sich: jedenfalls hätte ich nie gedacht,
einen HELSTAR-Gig so geil zu finden, bei dem nur ein Song
meiner Lieblingsscheibe Remants Of War gespielt
wird!
Zudem war das ganze Set sehr auf Härte ausgelegt, die Grenze
zum Thrash Metal wurde jedenfalls mehr als einmal deutlichst überschritten.
Das war zwar beim letzten Album Glory Of Chaos auch
schon so, aber persönlich hätte ich halt nicht erwartet,
dass man auch live den Schwerpunkt so setzen würde. Überhaupt
fehlten einige der sicheren Hits (z.B. Abandoned Ship oder
Suicidal Nightmare, The King Is Dead wird zwar mit Wortspielen
angedeutet, aber dann Monarch Of Bloodshed gespielt –
passt ja auch irgendwie), aber Langeweile kam natürlich trotzdem
nicht auf. U.a. auch deswegen, weil man so die Gelegenheit bekam,
mal eher selten gespieltes Material wie Bitter End oder
Dracula's Castle live zu erleben.
Mit Michael Millsap als kurzfristigen Ersatz für den erkrankten
Jerry Abarca am Bass machten HELSTAR trotzdem einen gut
eingespielten Eindruck und hinterließen so ein hocherfreutes
Publikum.
Setlist: Angels Fall To Hell, Pandemonium, Bitter End,
Conquest, Monarch Of Bloodshed, Dracula's Castle, Baptized In
Blood, Run With The Pack, The King Of Hell, Alma Negra
Eigentlich
steht zu vermuten, dass es jede Band nach einem solch guten Auftritt
schwer haben sollte, aber bereits nach den ersten Takten des Openers
Digital Dictator war klar, dass ::
VICIOUS
RUMORS :: heute mit der Publikumsresonanz keine
Probleme haben würden.
Trotz des nicht voll gefüllten Turocks hatte man von Beginn
an das Gefühl, in einer riesigen, euphorischen Menge zu stehen,
so wurde da von den Leuten Stimmung gemacht. Und das völlig
zu Recht, denn die Band scheint momentan nicht nur ihren zweiten
Frühling zu durchleben, sondern befindet sich offensichtlich
auf dem Zenith ihres Schaffens. Perfekt eingespielt, ließ
sich der Fünfer von der Energie des Publikums mitreißen
und lieferte eine dermaßen geile Metal-Show ab, wie ich
sie schon lange nicht mehr erlebt habe. Hatten Öko und ich
im Vorfeld noch spekuliert, ob sich die hervorragende Performance
vom Rock Hard-Festival (wo die Band eindeutig zu den Gewinnern
zählte) noch würde toppen lassen, war diese Frage schon
sehr schnell Makulatur: denn es ging noch viel besser!
VICIOUS RUMORS ließen sich im Folgenden nicht lumpen,
und der Enthusiasmus sowohl auf als auch vor der Bühne stachelte
alle Beteiligten zu immer neuen Höchstleistungen. Die Band
ließ keinen Hit der Bandhistorie aus, ob nun Don't Wait
For Me, The Lady Took A Chance, You Only Live Twice, Minute To
Kill, Hellraiser, Soldiers Of The Night, usw. Bei Let The
Garden Burn enterten Teile des Publikums die Bühne, um
gemeinsam mit der Band abzufeiern, und Sänger Brian Allen
liess sich ein ums andere Mal auf den Händen der Meute durch
den Saal tragen. Da störte es auch nicht, dass es dafür
eigentlich gar nicht voll genug war; die Leute liefen einfach
mit, um diese Momente zu feiern und zu genießen, so dass
es jeweils bis nach ganz hinten zum Mischpult ging.
Überhaupt muss ich noch ein extra Wort zum neuen Sänger
verlieren: dieser Typ ist wirklich auf sympathische Weise total
durchgeknallt und so die kongeniale Verstärkung für
die Band. Gute Songs hatten VICIOUS RUMORS schon immer,
aber in dieser Besetzung knallt es live wie noch nie.
Ein schöner Tag war es definitiv auch für Drummer Larry
Howe, der nämlich just Geburtstag hatte und fix ein amtliches
Ständchen vom gesamten Turock vorgetragen bekam. So verging
die Zeit wie im Flug, aber nach sage und schreibe 25 Songs und
über 2 Stunden Spielzeit war dann leider tatsächlich
Schluss, und Band und Publikum zu gleichen Teilen sowohl völlig
ausgepumpt als auch ob des gemeinsamen Erleben puren Metals völlig
euphorisch. Solche Momente sind wirklich selten im Leben; von
daher bin ich mir sicher, dass alle Anwesenden noch lange an diesen
Abend zurückdenken werden.
Setlist: Digital Dictator, Minute To Kill, The Crest,
Worlds & Machines, Lady Took A Chance, Out Of The Shadows,
Only Live Twice, Black, Savior From Anger, Murderball, March Or
Die, Razorback Blade, Ship Of Fools, On The Edge, Axe To Grind,
Six Stepsisters, Let The Garden Burn, Hellraiser, Soldiers Of
The Night, Don't Wait For Me, Down To The Temple, Abandoned, (Pearls
Of Wisdom, World Church, Blood Stained Sunday)
Was soll ich
als Fazit sagen? Eines der besten Konzerte, die ich je gesehen
habe, und für diesen Vergleich muss ich schon weit in die
Vergangenheit schweifen. Schande über alle, die dieses Abend
lieber anderweitig verbracht oder einfach den Arsch nicht hochbekommen
haben; ihr habt wirklich was verpasst!!!