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2005-05-13-16 DE – Leipzig

Seit einigen Jahren ist das WAVE GOTIK TREFFEN für viele Leute eine Pflichtveranstaltung, deckt es doch im Gegensatz zu klassischen Festivals wie etwa M’era Luna musikalisch eine enorme Bandbreite ab und weiß dem Programm durch Lesungen, Filmvorführungen, Mittelaltermarkt etc. einen Rahmen zu geben, der über reine Musikveranstaltungen hinaus geht.
Die Gesamtzahl der auftretenden Bands war dieses Jahr mit 170 über vier Tage verteilt mal wieder schlichtweg erdrückend und stellte den Besucher vor terminkalendertechnische Herausforderungen, da bekannter weise die Veranstaltungsorte quer über das Stadtgebiet verteilt sind. Als kleine zusätzliche Herausforderung erwies sich eine riesige Baustelle um den Hauptbahnhof, so dass der Verkehr inklusive aller Straßenbahnlinien komplett umgeleitet werden musste.
Wettertechnisch wurden die etwa 20.000 Besucher mit einem Mix aus strahlendem Sonnenschein, kräftigen Schauern und kalten Nächten nicht gerade verwöhnt, so dass gemütliches Abhängen zu sehr später Stunde auf dem Campingplatz nur mittels erhitztem Alkohol erreicht werden konnte. Viele Besucher zogen es vor, sich bei den Konzerten/Discoveranstaltungen aufzuwärmen. Ausreichenden Alkoholpegel vorausgesetzt konnte man auf einer Extrabühne die Luftgitarre schwingen und Karaoke trällern.

:: Fotos ::

FREITAG 13.05.2005

Der Freitag ist für das WGT so etwas wie der Aufwärmtag, da noch nicht alle Konzertlocations bespielt werden. Nach einem kurzen Rundgang bei schönem Wetter durchs heidnische Dorf zwecks Nahrungsaufnahme sollte es gestärkt durch Bier und unglaublich süffigen Hanfmet mit dem Auftaktkonzert des Hauptgeländes losgehen.

Die große AGRA Halle hatte sich erst langsam und etwas spärlich gefüllt, als die Slowenen SIDDHARTA ihr kurzes Set begannen. Die mir bislang nur vom Hörensagen bekannte Band konnte mich mit ihren Mix aus Folk und Rock/Metal gepaart mit eingängigen Melodien wirklich überzeugen und erinnerte mich vom Sound her ein wenig an irgendetwas zwischen New Model Army und Amorphis. Die Publikumsreaktionen auf die sich sehr natürlich gebende und spielfreudige Band waren entsprechend positiv obwohl wahrscheinlich nur wenige die Truppe vorher kannten. Ein äußerst gelungener Auftakt!

Mit dem Kommentar, dass doch die nächste Band wie extrem geschminkte Männer in Frauenkleidern aussehe, konnte meine Begleitung mich davon abhalten, wieder zurück zu meinen Getränken auf den Zeltplatz bei sich allmählich abkühlenden Temperaturen zu bewegen. Die Aussage stellte sich glücklicherweise dann doch eher als Halbwahrheit heraus, denn mit den ASTROVAMPS stand wenig später eine lupenreine Deathrockformation US-amerikanischer Prägung auf der Bühne, die outfittechnisch im Gegensatz zu einigen japanischen Gruppen durchaus auf dem Teppich blieb. ASTROVAMPS erfüllten so ziemlich jedes Klischee und ihre rotzig heruntergespielten Songs fanden in den sich immer zahlreicher einfindenden Besuchern ihre Anhänger. Meine musikalische Baustelle war der Gig nicht, aber die Astrovamps lieferten immerhin eine überzeugende Bühnenshow ab.

Vor dem Konzert von APOPTYGMA BERZERK zog es die Besucher in Scharen in die AGRA Halle und es wurde klar, dass es drinnen brechend voll werden würde. Die dicht aneinander gedrängten Massen wurden erst einmal eine dreiviertel Stunde lang auf die Geduldsprobe gestellt, da sich der Beginn des Konzertes wegen Computerproblemen verzögerte. Nach einigen Pfiffen und einer kurzen Ansage, dass es gleich endlich losgehen werde, betrat die Band zu den Klängen von Non-Stop Violence die Bühne und wurde von exstatischem Jubel der ausharrenden Fans empfangen. Mastermind Stephan Groth und seine Mannen lieferten in fast schon Rockbandbesetzung mit Schlagzeug und E-Gitarre ein gewohnt souveränes Konzert ab, bei dem sich ein Electroklassiker an den anderen reihte. Nach etwa einer Stunde wurden die fleißig mitsingenden und -tanzenden Fans mit Until The End Of The World aus der schweißtreibenden Atmosphäre der Konzerthalle in die nächtliche Kälte entlassen.


SAMSTAG 14.05.2005

Im Anker angekommen lag der Auftritt von INNER GLORY bereits in seinen letzten Zügen. Dem Zuschauer bot sich auf der Bühne in der Kombination aus einem mittig postierten und auf hohem Hocker thronenden Sänger und Gitarristen neben mit Rockstargehabe posierendem Kontrabassspieler sowie mit Anzug versehendem Cellisten ungewohntes Bild. Inner Glory ernteten mit ihrem Dark Folk viel Applaus vom Publikum und beendeten ihren Gig mit einem Stück, das nach und nach in einer klanglichen Apokalypse endete, in dem die Musiker einzeln und miteinander ihre klassischen Instrumente malträtierten.

Die Platzverhältnisse im Anker wurden mit fortlaufender Zeit immer beengter und infolgedessen die Luft immer stickiger. Viele Gäste sind wohl angesichts der geringen Kapazität der Location und dem später bevorstehenden Auftritt von Sol Invictus wohlweislich früher gekommen. Als nächste Band standen DARKWOOD auf der Bühne, die einen eher ruhigeren Auftritt ablieferten, dessen Sound im Wesentlichen im Zusammenspiel von Bass, Akkorden kombiniert mit dem Gesang und Gitarrenspiel von Henryk Vogel bestand. Leichte Schlagwerk- und Percussioneinlagen rundeten das Gesamtbild ab und bei zwei Liedern kam eine Gastsängerin zum Einsatz, deren Stimme allerdings meiner Meinung nach etwas dünn war. Gelungene Einlage zum Schluss bildete ein Unisono mit allen Bandmitgliedern an den Trommeln. Insgesamt kam mir der Sound über die Länge des Konzertes trotz des Schlusses etwas zu ruhig und langatmig vor.

Um einiges flotter ging es mit IN MY ROSARY weiter. Zwar passte der wavige Rocksound mit Saxophoneinlagen der Band nicht so recht ins Line-up des Abends, kam beim Publikum aber gut an. IN MY ROSARY boten solide Kost, die ich bei anderen Bands dieses Genres aber schon besser gehört habe. Die Band wirkte auf mich etwas schüchtern und hielt sich vornehmlich im hinteren Bühnenbereich auf, was mich nicht gerade trotz des flotten Tempos der Musik aus der Reserve locken konnte.

Auf SONNE HAGAL war ich am meisten gespannt, haben sie doch mit Helfahrt ein tolles Album zu bieten. Los ging’s mit Midwinter Night als kraftvollen Auftakt, im weiteren Verlauf des Konzerts wurden weitere Stücke des Albums dargeboten. Andreas Ritter von Forseti am Akkordeon konnte mit seinem Spiel Akzente setzen und als er mit Gitarre bewaffnet an’s Mirko trat und Ewigkeit von Forseti anstimmte gab es spontanen Applaus aus dem Publikum. Besondere Highlights des Konzerts waren Eismahd und das mit dämonischem Gesang vorgetragene Futhark. Ausklang des Konzerts bildete das ruhige und etwas verstörende The Runes Are Still Alive. Eine sehr nette Angelegenheit.

SOL INVICTUS habe ich mir schweren Herzens erspart, da ich sie bereits in Krefeld gesehen habe (siehe Livereview), und somit ging es schnell Richtung Straßenbahn, um es noch zu SPETSNAZ aufs AGRA Gelände zu schaffen. Die Fahrpläne der Leipziger Verkehrsbetriebe machten dem Unterfangen aber einen Strich durch die Rechnung, so dass ich es nach kurzer Stärkung gerade noch zu HOCICO schaffte.
Die Halle war glücklicherweise nicht so voll wie am Vorabend, so dass der Meute im hinteren Bereich noch genug Platz zum Tanzen übrig blieb, was auch ausgiebig ausgenutzt wurde. Selbst Ronny und Mojca von Clan Of Xymox ließen sich die Show nicht entgehen. Die Stimmung während des Auftritts war prächtig ausgelassen. HOCICO legten bei ihrer Songauswahl einen deutlichen Schwerpunkt auf ihre letzten beiden regulären Alben, ältere Sachen wurden leider außen vor gelassen. Auf der Bühne bot sich ein relativ unspektakuläres Bild: Die Videoleinwand wurde nur sporadisch genutzt und es gab soweit ich es beobachten konnte keine „skandalösen“ Pornobilder wie bei vergangenen Auftritten. Sänger und Derwisch Erk lieferte eine überzeugende Show ab während Rasco im hinteren Bühnenbereich hinter der Technik blieb und zwischen den Songs ein bisschen Krach machen durfte. Es gibt in der Electroszene wohl kaum einen Sänger, der seine Aggressionen gesanglich so auskotzen kann. Einfach nur geil und mitreißend. Showtechnisch wurde das Abreagieren Erks mit mutwilligem Durch-die-gegend-werfen von Mikrofon und -ständer komplettiert. Insgesamt ein überzeugender Auftritt mit allen ihren bekannten Hits wie Born To Be Hated, Forgotten Tears und so weiter und so fort, aber letzten Endes wirkte die große Bühne schon ein klein wenig verlassen und ich hätte mir gerne das ein oder andere ältere Lied gewünscht.

SONNTAG 15.05.2005

Noch etwas berauscht von den härteren aggressiven Klängen Ende des vergangen Abends stand am Sonntag im Werk II das ultimative Industrialinferno an und ich sollte von 17.00h bis kurz nach 24.00h keine frische Luft mehr zu atmen bekommen geschweige denn das Tageslicht mehr sehen können.

Bereits zu GREYHOUND war die Halle für diese Uhrzeit schon ganz gut gefüllt. Der Hands-Neuzugang konnte mit unspektakulärem aber soliden Rhythm And Noise die hungrige Meute mit ihren Soundbombardements ordentlich aufwärmen. Schade, dass sich die beiden Protagonisten mehr oder weniger hinter ihrer Technik versteckten und gerade mal ihre Finger bewegten bzw. mit dem Kopf im Takt der Musik nickten. Die Stimmung im Publikum konnte dies aber kaum trüben.

Etwas mehr für die Augen und die ein oder andere komische Einlage gab es bei SHNARPH! zu bestaunen. In weißem Hemd und schwarzer Krawatte gekleidet betrat Matthias Ewald mit einer Aktentasche bewaffnet die Bühne und hatte erst einmal nichts besseres zu tun, als eine Banane aus der Tasche zu holen und anschließend zu essen, um daraufhin hinter seinen mit einer Bierflasche dekorierten Gerätschaften verstärkt durch einen Kollegen ordentlich abzugehen. Der Sinn dieser Obstaktion wird mir wohl für immer verborgen bleiben, aber immerhin eine deutliche showtechnische Steigerung zur vorherigen Band (nur zur Vervollständigung: später wurde noch ein Apfel hervorgekramt). Musikalisch wurde wie zu erwarten extrem partytauglicher aber wenig aufregender und simpel strukturierter Industrial geboten, wobei natürlich der allseits bekannte Florfiller Ihr redet und atmet begeistert aufgenommen wurde.

Laut Ablaufplan wurden MONO NO AWARE im Anschluss an MS GENTUR angekündigt und kundigen Krachenthusiasten lag die Vermutung nahe, dass die beiden Projekte wie schon auf dem Forms Of Hands letzen Jahres einen fließenden Übergang auf der Bühne hinlegen würden. Meine Annahme sollte sich glücklicherweise bestätigen, gehörte damaliger Gig zu den konzerttechnischen Highlights des Festivals schlechthin. Manche Besucher scheinen das aber nicht so richtig mitbekommen zu haben und waren dementsprechend verwirrt und warteten auf eine Umbaupause.
Wie zu erwarten zogen MS GENTUR die Härteschraube noch einmal deutlich an, so dass wohliger Krach getreu der Parole „Das Mischpult reagiert einwandfrei – alle Schaltungen sind gesund“ das Hirn zu zerschreddern drohte und nun wirklich jeder im rappelvollen Werk II zum Tanzen gezwungen wurde. Nach etlichen „Songs“ kam Leif von MONO NO AWARE mit auf die Bühne und die beiden zockten zusammen schnell noch eine Runde MS MONO, bevor Leif das Ruder übernahm und mit harten Klängen gepaart mit auffordernden Gesten von Seiten der Bühne die letzten Reserven des Publikums mobilisierte, bis sein Schweiß aufs Mischpult zu laufen drohte. Toller Gig, der sicherlich bei so manchem aufgrund seiner schieren Länge die Ohren zum Klingeln und den Kopf zum Dröhnen brachte, aber wer braucht schon Umbaupausen...

Kurze Umbaupause und es wurde Zeit für XOTOX, dem wohl heimlichen Headliner des Abends. Stilistisch in die gleiche musikalische Kerbe wie SHNARPH! schlagend ging die Party in Werk II ihrem Höhepunkt entgegen. Die XOTOX Mannen platzierten sich hinter massiven beleuchteten Keyboardständern und boten eine energiegeladene Show, in die einige Schmankerl eingebaut waren. Zu Beginn des Konzerts wurden Leuchtstäbe in die Menge geworfen und sogar teilweise die Musiker selbst leuchteten an den Schuhen und waren mit Leuchtfarbe bemalt. Das passte zum technoiden Geballer mit hoher Schlagzahl inklusive Bauchmassage durch Tiefbasseinsatz. Die Mayday ließ grüßen, aber das Publikum ließ sich davon nicht beirren und tanzte bis in die hinteren Reihen ausgelassen. Erstmals an diesem Abend kam die Videoleinwand zum Einsatz. Die gezeigten Kollagen aus alten Horrorfilmen wollten aber nicht so recht zur Musik passen. Weitere bewusst verstörende Elemente waren der Auftritt eines blassen Mädels in einem weißen Kleid deren Rolle sich darauf beschränkte, ab und an nach vorne zu kommen und die restliche Zeit vor der Videowand herumzulungern. Die üblichen, aus den Discotheken bekannten Dauerbrenner wie etwa Eisenkiller durften natürlich nicht fehlen und das Set wurde mit einem neuen Song beschlossen. Nette Einlage am Rande bildete das Herumhantieren mit einer Flex und dementsprechend verbundenem Funkenflug im Takt der Musik.

Nach XOTOX lichteten sich die Reihen etwas und ich erhoffte mir von AH CAMA-SOTZ eine kleine Atempause, die ich aber nicht so ganz bekommen sollte. Herman Klapholz garnierte seine atmosphärischen Soundscapes mit einigermaßen tanzbaren Beats und bot verbunden mit einer tollen Videoinstallation im Hintergrund den idealen Kontrast zur Raserei von XOTOX. Endlich ein stimmiges audiovisuelles Gesamtkonzept, dass den Zuschauer in andere Welten entführte.

Und weiter ging’s im bunten Kontrastprogramm dieses Abends, denn anschließend lud Thedi von KIEW zur Gruppentherapie. Wie üblich bei einigen Liedern verstärkt durch Bass und Gitarre wurde auf der Bühne eine herrlich kranke Show der Kiewschen Version von Electro/Industrial geboten, die die Zeit wie im Fluge vergehen ließ. Der bereits schon ungewöhnliche Gesamtsound wurde hinsichtlich Therapiebedürftigkeit der Musiker durch etliche „Bühnenchoreographien“ noch weiter verfeinert. Bereits nach ein paar Liedern verschwanden Thedis Kumpanen jeweils hinter einer Schattenwand um erst einmal Arztkleidung anzulegen und dem Sänger eine Zwangsjacke zu verpassen. Doch damit nicht genug, denn schließlich mussten alle drei im weiteren Verlauf des Konzertes durch Anschließen eines Kopfhörers ans Mischpult eingehend einer Audiotherapie des gleichnamigen aktuellen Albums unterzogen werden. Die Therapieversuche konnte man allerdings nicht als erfolgreich bewerten, denn Thedi ließ es sich nicht nehmen, einen Ausflug durch das Werk II zu unternehmen. Es hat allerdings dann doch den Weg zurück auf die Bühne gefunden. Ach so, Musik wurde natürlich auch zum Besten gegeben. Die am Auftritt sichtlich Spaß habenden Musiker ließen mit Graograman, Zimmer 72, dcdisk und natürlich dem Klassiker Feierabend in Kiew in einer leider etwas kraftlosen Version keinen Hit außen vor.

Nachdem die Therapieutensilien Kiews von der Bühne geräumt wurden, bot sich während der Umbauphase ein interessantes Bild: Industriallegende Dirk Ivens betrat lediglich mit einer kleinen Tasche und Plastiktüte des Lebensmitteldiscounters Plus bewaffnet die Bühne, holte sein DAT-Gerät aus der Tasche sowie sein Megaphon aus der Plastiktüte, rückte ein paar Stroboskoplampen zurecht, drückte auf „Play“ und es konnte losgehen! Im Vergleich zu manch anderer Band des Abends Minimalismus pur. Aber wer den Herren schon mal live gesehen hat, weiß was einen erwartet. Unter den fast kontinuierlich zuckenden weißen Strobos lieferte DIVE eine gewohnt professionelle und hochgradig energiegeladene One-Man-Show ab. Die Gesten und Bewegungsabläufe sind zwar seit Jahren immer wieder die gleichen aber wen interessiert’s. Der Mann ist einfach Kult und pfefferte dem noch verbliebenen und mittlerweile vom Alterdurchschnitt her deutlich älteren Publikum seinen dreckigen knarzigen Electro um die Ohren. Das Konzert konnte ich leider nicht mehr mit zu Ende erleben, denn irgendwann baute dann doch meine Kondition nach diesem facettenreichen Krachmarathon ab und ich wäre fast auf allen vieren zum Hotel gekrochen.

MONTAG 16.05.2005

Im Vergleich zum Vortag standen mit NEBELHEXE, HEKATE und dem Akustikkonzert von 18 SUMMERS ein geradezu beschaulicher Abschlusstag an.

Bei strahlendem Sonnenschein betraten Andrea „NEBELHEXE“ Haugen und ihre drei restlichen Bandmitglieder die Parkbühne. Alle Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf die barfuss auftretende, charismatische Sängerin, die mit eindrucksvoller und unverwechselbarer Stimme einige Stücke ihres aktuellen und bisher einzigen Albums Laguz – Within The Lake vortrug. Die Trommel im hinteren Teil der Bühne ließ erahnen, dass noch das ein oder andere Stück ihres Neofolkprojektes Hagalaz’ Runedance gespielt werden würde, aber nur für When The Trees Were Silenced wurde der Gitarrist an die Trommel berufen und das Publikum spendete spontan Applaus. Aber auch ihre aktuellen Stücke kamen trotz der nicht gerade nebligen Atmosphäre gut an. Das verträumte My Own Visual World oder das rockige Celtic Crows luden die Besucher der Parkbühne zu einer Reise in die spirituelle Welt NEBELHEXE’s ein. Auch die Coverversion des Bird Songs von Lene Lovich durfte nicht fehlen. Insgesamt hätte der Sound bei den etwas härteren Stücken ruhig ein wenig druckvoller sein können, es war aber trotz des hellen Lichtes ein gelungenes Konzert.

Im Anker angekommen boten die Österreicher GRAUMAHD mit gleich drei Gitarren druckvollen, klassischen Neofolk, bei dem auch die ruhigeren Momente nicht fehlten. Absolut kurzweiliger Auftritt. Die Band lohnt es sicher im Auge zu behalten.

Nach GRAUMAHD wurde die Bühne nicht leerer, sondern sogar noch voller, denn HEKATE boten eine ganze Armada an Schlaginstrumenten auf, selbst ein Schlagzeug reichte nicht aus, es mussten derer gleich zwei sein. Das ließ eine wahre Schlagwerkorgie erwarten und man wurde nach einem etwas ominösen Beginn in Form eines kurzen Intermezzos in weißer Robe mit dem Opener nicht enttäuscht. HEKATE, die sich musikalisch in keine Schublade stecken lassen, stellten zwei neue Bandmitglieder vor, von denen die neue Sängerin herausstach, wusste sie mit ihrer schönen und kraftvollen Stimme der Musik einen besonderen Glanz zu verleihen, was besonders bei Songs wie Fatherland zum tragen kam. Alles in allem ein abwechslungsreicher Auftritt zwischen poppigen Phasen und percussiver Dominanz, der in Moritori Te Salutant seinen Höhepunkt und mit Don't Break The Silence einen besinnlichen Ausklang fand, wobei das Publikum zum Ende zusätzlich noch mit roten Rosen beglückt wurde.

In den vergangenen Jahren bildete das letzte Konzert merkwürdigerweise für mich fast immer den musikalischen Höhepunkt. 18 SUMMERS sollten mit ihrem exklusiven Akustikkonzert diesen Part übernehmen und ich war gespannt, ob sich diese Serie fortsetzen würde, lag mir doch deren letztes Konzert auf dem WGT, das von technischen Problemen gebeutelt war, noch unangenehm in Erinnerung.
Doch zuerst galt es das Geyserhaus als neue Location im Rahmen des WGT’s erst einmal ohne Stadtplan zu finden. Nach einigem Umherirren im Stadtteil waren wir auf der richtigen Fährte, denn justamente nachdem wir geparkt hatten, hielt neben uns ein Großraumtaxi, aus dem 18 SUMMERS mit einem Gitarrenkoffer bewaffnet ausstiegen.
Das Geyserhaus stellte sich als sehr schöne kleine aber sehr abseits gelegene Freilichtbühne mit Sitzgelegenheiten heraus, die einen gemütlichen und fast persönlichen Rahmen für das Konzert geben sollte.
Zunächst spielte jedoch noch ANNE CLARK. Unterstützt von hochklassigen Musikern (Stagepiano, Cello, Gitarre und Schlagzeug) bekam ihr Sound ein ganz neues Gewand und Klassiker wie Our Darkness und natürlich Sleeper In Metropolis sorgten für ordentliche Stimmung im Publikum. Am Ende des Konzertes gab es gar Standing Ovations.
Alle Sitzplätze waren zwar besetzt aber die Bühne hätte schon noch ein paar mehr Zuschauer vertragen können als Felix Flaucher mit Frank Schwer an der Akustikgitarre aka 18 SUMMERS ihr Konzert begannen. Die folgende Stunde sollte wie im Fluge vergehen. Der mehr als eindrucksvolle eindringliche Gesang Felix’ rückte durch die absolute Minimalbesetzung im Sound noch mehr in den Vordergrund, so dass die Songs auf ihr Grundgerüst reduziert noch intensiver als auf „normalen“ Konzerten der Band herüberkamen. Felix Flaucher hatte offensichtlich einen guten Tag, denn seine Stimme kam noch klarer als bei den letzten beiden Auftritten der Band rüber. Einfach phänomenal! Im Publikum war es während des Auftritts verständlicherweise fast mucksmäuschenstill. Die beiden Musiker gaben sich locker und scherzten sogar noch herum („Seid ihr noch nicht eingeschlafen?“). Im Wesentlichen wurde der Schwerpunkt bei der Songauswahl auf die Alben Phoenix From The Flames und Virgin Mary gelegt aber es kamen mit Hold Me (mit Felix an der zweiten Gitarre), Frank, The Letter auch ein paar ältere Stücke zum Zuge, sowie mit So Lonely von The Police eine ungewöhnliche Coverversion.

Fazit: Für mich eindeutiger musikalischer Höhepunkte des WGT’s und wie es so schön heißt: Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören. Von daher bildete das Konzert einen würdevollen Abschluss des Festivals und wir konnten noch berauscht vom Auftritt die nächtliche Heimfahrt antreten.

 

story & pics © Daniel