« archive
Wardruna
 
2024-11-26 DE - Düsseldorf - Tonhalle
| Einlass: 19 Uhr | Beginn: 20 Uhr | Tickets: 47 Euro + Gebühren |

Im Sommer 2022 durfte die NH-Crew einen unvergleichlichen Abend erleben – Die Nordic Night At Amphitheater Gelsenkirchen. A Night To Remember. Buchstäblich (Livebericht hier). WARDRUNA zelebrierten damals ein nachgeholtes 10-jähriges Jubiläum des Debüts Runaljod - gap var Ginnunga bzw. die Veröffentlichung des bis dahin erfolgreichsten Albums der Band: Kvitravn.

Zwei Jahre später begeben sich WARDRUNA mit ihrem nunmehr sechsten und gleichermaßen wunderbaren Album Birna auf ausgedehnte Welttournee, wobei nach einem Kurzbesuch in den Vereinigten Staaten erst einmal Europa auf dem Reiseplan stand. Aber auch hier nur für eine Handvoll Shows. Ich wette, es wird im nächsten Jahr weitere Konzerte geben.

Und da sind wir nun, am letzten europäischen Tourtag der jetzt schon weitgehend ausverkauften globalen Rundreise von WARDRUNA. Natürlich ist auch die :: Tonhalle :: zu Düsseldorf restlos ausverkauft.

Ich bin zum ersten Mal in diesem Konzerthaus. Ein faszinierendes Kuppelbauwerk, architektonisch wie historisch, innen wie außen. Ich fand das Begegnungsrondell unter der großen Halle einfach toll, weil sich hier Leute wirklich begegnen und nicht wie in üblichen Foyers nur rumstehen oder sich an der Theke eindecken. Sowas habe ich vorher noch nie gesehen. Ich hätte gern noch das grüne Gewölbe gesehen, aber das war VIP und/oder Backstage Area? Man durfte jedenfalls nicht rein. Ich hätte gern mehr Fotos gemacht, aber draußen war es nass, kalt und dunkel und drinnen durfte man noch nicht in den großen Saal. Egal…
Die Anreise war eher… naja: Autobahn nach DDorf in der Rush-hour… Dafür war das Parken kein Problem. Da ich mich hin- und wieder um die Ecke in den Ausstellungen des NRW-Forums und des Kunstpalastes rumtreibe, wußte ich, wo ich laufnah mein Auto lassen konnte ;)

Wie schon vor zwei Jahren, war auch in der Tonhalle das Publikum buntgemischt: Von Wikingern über mittelalterlich gewandete Fans bis hin zum Standard-Metalfan und dem Normalo war optisch alles dabei. Vom Alter her lag das Publikum eher über dem Durchschnitt.
Das Merchandise war happig teuer: ein T-Shirt 40 Euro, das Longsleeve 50 Euro. Bei den nordischen Pullovern, Hoodies etc. hab ich gar nicht erst auf den Preis geschaut.

Sehr putzig war eine ältere Dame, eine Garderobiere, die mich ansprach und fragte, ob es denn hier in der Nähe ein Event gäbe, von welchem all die Wikinger herbeiströmten. Sie war einerseits beunruhigt ob der vielen „wilden“ Typen aber auch zutiefst gerührt, wie nett, höflich und zuvorkommend doch all diese komisch gewandeten Fans hier doch wären ;) Üblicherweise finden in der Tonhalle Symphonie- oder klassische Konzerte bzw. „gehobene“ Kunst statt.

:: Fotos :: WARDRUNA ::

Superpünktlich um 20 Uhr gingen die Lichter aus und :: WARDRUNA :: betraten die Bühne, um den Abend mit Kvitravn zu eröffnen. Sofort stellte sich Gänsehaut ein und wich auch in den folgenden 2 Stunden nicht. Der Sound war fantastisch, Licht und Bühnenausstattung eher puristisch, aber sehr effektiv. Nichts sollte von der Musik ablenken. Nach meinem Job (3snf) sass ich dann auch meist mit geschlossenen Augen auf meinem Platz und saugte die Musik förmlich in mich auf. Bei WARDRUNA geht man schnell in einen meditativen Zustand über und wird von der Musik magisch mitgezogen. Ich war einmal mehr im Handumdrehen hin und weg.

Einar Selvik hatte eine etwas kratzige Stimme, wundert um diese Jahreszeit aber nicht wirklich und beeinträchtigte auch kein bisschen seinen Gesang oder gar die Show. Er hat ja nun ein paar Tage Pause, um sich zu schonen und zu erholen.
Sehr alte und historische Instrumente wie Moraharpa, Talharpa (Geigen alter Bauart), und Kraviklyra (eine Art Harfe) sowie Blasinstrumente wie Luren und Ziegenhörner bestimmten den Klang, elektronisch dezent verstärkt. Amplified history sozusagen. Buchstäblich. Das Ensemble wirkte wie aus einer fernen Zeit in die Tonhalle teleportiert oder Vikings von der Leinwand entsprungen.
Das Ensemble auf der Bühne war durchgehend schwarz gekleidet, teils barfuss, die einzelnen Musiker oft tief in den Schatten versteckt, gaben jedoch alles, egal, ob im Dunklen oder im Spotlight, zumindest, wenn Instrument und Performance Bewegungsfreiräume zuliessen.

Ansagen gab es keine, nur eine kleine Rede vor Helvegen, der ersten Zugabe, bei der sich Einar Selvik dann auch noch als Komiker entpuppte und für diverse Lacher sorgte, trotz der bitter ernsten Themen über die er sprach (das Miteinander, Traditionen, Kulturen, die heilende Wirkung des Singens etc.).Es gab auch eine kurze Einleitung zum Song Helvegen selbst, bei dem es um das Sterben, den Tod und die Erinnerung an die Verstorbenen geht. Ein Song, der mich jedesmal zu Tränen rührt…

Musikalisch ging die Reise gut gemischt durch fast alle Alben – nur das Debüt wurde aussen vor gelassen. Ein sehr stimmiges Set. Und doch hätte ich mir persönlich mehr neues Material von Birna gewünscht.
Natürlich ist das 90-Minuten-Set viel, viel zu schnell vorüber. Man wünscht sich eine 2 oder 3 Stunden-Show und selbst das würde man vermutlich noch als zu kurz empfinden ;) Ich fühlte mich wie herausgerissen, als die großen Lichter angingen und das Publikum nach draußen strömte.
WARDRUNA wurden frenetisch gefeiert. Standing Ovations nach Fehu, dem letzten Song im regulären Set, nach Helvegen und auch nach dem Ragnarr Loðbrók Death Song. Dafür wiederum bedankte sich die Band aufs Herzlichste, verneigte sich tief und konnten den Applaus kaum fassen.
WARDRUNA sind (immer wieder) magisch, einzigartig, und sehr inspirierend. Was für ein großartiger Abend!

Band: Einar „Kvitrafn“ Selvik, Lindy Fay Hella, Arne Sandvol, Eilif Gundersen, HC Dalgaard, John Stenersen,

Setlist: Kvitravn, Hertan, Skugge, Solringen, Kvit hjort, Runaljod, Lyfjaberg, Voluspá (Skaldic Version), Tyr, Isa, Grá, Himinndotter, Rotlaust tre fell, Fehu // Helvegen // Snake Pit Poetry (Skaldic Version)

Vielen Dank an :: Concertteam NRW :: für die Presse-Akkreditierung :)

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography