Schandmaul
- The Vision Bleak - Janus - Chamber - Nocte Obducta
Die
vierte Ausgabe des ZWISCHENWELTEN FESTIVALS hat
einen ziemlichen Run an Fans und Presse ausgelöst. Nachdem
die letzten drei Veranstaltungen eher Mittelalter/Gothic-Märkte
unter musikalischer Begleitung einer Band waren, hat man für
das diesjährige Festival enorm aufgestockt! Man hat sich
gleich fünf, dazu noch hochkarätige Bands auf die Festung
Ehrenbreitstein geholt.
Das Wetter war für ein Open Air bombastisch und Koblenz selbst
vollgestopft mit Sehenswürdigkeiten, noch dazu gab es hier
am selbigen Wochenende die lange Nacht der Museum und die ersten
Winzerfeste zur Weinlese.
Das
ZWISCHENWELTEN
FESTIVAL hatte seinen eigenen Shuttle-Bus. Bereits
zum ersten Shuttle um 15.30 Uhr tummelten sich reich reichlich
schwarze Seelen am Hauptbahnhof, was zum einen viele Koblenzer
und Touristen amüsierte und zum anderen die Kinnlade des
Busfahrers runterklappen ließ. Offenbar war ihm nicht bewusst,
worauf er sich eingelassen hatte. „Ein Bus voller Schwarzfahrer“…
hehe. Viel lustiger war allerdings die Reaktionen der sich auf
der Festung befindlichen „Sonntagspaziergänger“,
als sich selbige Ladung genau vor ihrer Nase aus dem Bus ergoss
;) Die Festung Ehrenbreitstein ist riesig, hat viele Gräben,
Höfe und Gewölbe. Ganz oben angekommen bietet sich eine
Atemberaubende Aussicht. Während sich die „Schwarzen“
ihre Tickets holten und in eine scheinbar endlose Schlange zum
Eingang des Hauptgrabens einreihten, beendeten Touristen noch
das Böllerschießen im Nachbargraben und verließ
eine Hochzeitsgesellschaft das Landesmuseum. Während ich
auf der Aussichtsplattform saß und erste Stichpunkte runterschrieb
wurde ich Zeuge eines Gespräches zwischen Sohn und Vater,
der versuchte zu erklären, was wir wohl für eine Art
von Wesen seien und was wir hier tun würden… *lol*
Sehr erheiternd, das kann ich euch sagen… ;)
Ich hatte bereits alle anwesenden Bands das eine oder andere Mal
live gesehen und war von deren Performance ausnahmslos begeistert.
Außerdem ist die Zusammenstellung der Bands nahezu sensationell.
Da kann sich wohl keiner beschweren... Alles in allem beste Vorraussetzungen
für ein super Festival.
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Fotos ::
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NOCTE OBDUCTA
~ brauchten ein bisschen länger mit dem Soundcheck
(war natürlich net deren schuld) und starteten eine halbe
Stunde später bei strahlendem Sonnenschein und blauen Himmel
;) Ist schon lange her, das diese Band als Opener auf der Bühne
stand. NOCTE OBDUCTA nahmen es mit Humor, meinten:
„dann kann mich sich danach wenigstens die Kante geben und
geile Bands sehen“. Das zelebrieren startete bereits vor
dem Set, denn NOCTE OBDUCTA feiern ihr 10 jähriges
Jubiläum. So gab es zwei Songs vom übernächsten
Album, von dem keiner weiss, ob es jemals rauskommt ;) Dazwischen
gab es Erinnerungsstücke aus Desíhra-Zeiten, eine
Retrospektive durch 10 Jahre NO (Prinzessin
der Nachtschatten von Taverne - Im Schatten schäbiger
Spelunken, Der Regen von Stille
– Das nagende Schweigen) und aktuelles von
Nektar II. Zum Abschluss des Set gab’s
die Wahl zwischen Es fließe Blut und Solange
Euer Fleisch noch warm ist – die Fans riefen nach Es
fließe Blut, die Band: „ok, dann spielen wir älteres“…
Ja, nee, alles klar… *lol* Sänger Torsten „Der
Unhold“ war ungemein redselig und die Fans hatten ihren
Spaß. Allerdings mussten NOCTE OBDUCTA
ihren Set doch um einiges kürzen, um wieder in den Zeitplan
zu kommen. Schade. Die Mehrheit des Publikums war zwar eher skeptisch,
schaute sich die Show aber trotzdem genüsslich an.
Setlist: Anis, In einem Mittsommernachtsschatten,
Galgendämmerung, Glückliche Kinder, Der Regen, Taverne,
Prinzessin der Nachtschatten, Operation: Traumreise, Solange euer
Fleisch noch warm ist
Während
der kurzen Umbaupause traf ich zum einem unerwartet eine liebe
Freundin und fand enormen Gefallen an Odins Blut, eine Mischung
aus Met und Kirschsaft und noch was drin. Da ich nicht geschlafen
hatte (Nachtdienst) und der EINZIG VERFÜGBARE Foodstand eine
enorme Schlange und Wartezeiten von bis zu 45 Minuten für
kaltes Fleisch, Reis und verkochtes Gemüse offenbarte, war
mein Magen auch ziemlich leer, sodass oben genanntes Gesöff
außerordentlich schnell Wirkung zeigte… ;)
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CHAMBER
~ starteten eine gute halbe Stunde später,
alle mit Sonnenbrillen verkleidet (bis auf die Cellistin) und
gaben somit ein cooles Bühnenbild ab. Überhaupt waren
die Hessen bester Laune und steckten damit umgehend das Publikum
an, von dem sie enthusiastisch gefeiert wurden. Bei den Songs
ging es quer Beet durch L’Orchestre de Chambre
Noir und Ghost Stories And Fairy-Tales,
die demnächst wiederveröffentlicht werden. Einige Stücken
waren sicher neu, aber da gibt es noch keinerlei Verlautbarungen
über ein neues Album. Ganz groß am Ende Rammstein’s
Coverversion von Engel. Das hat Laune gemacht! ;)
Setlist: Miles Away, Sleep, Sweet Sleep,
Moonchild, In My Garden, Solitude, A Dead Man’s Song, Ceremony
After A Fire-Raid, Torn, I Hate Falling In Love, Hometown, Another
Conversation, Engel
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JANUS
~ kamen zunächst mit grandioser Vorstellung
auf die Bühne: „Hi, ich bin Chris und das sind meine
Blutbengels und wir kommen aus Berlin“, was natürlich
erstmal für einen Lachanfall bei den Fans und so manche verwirrte
Gesichtszüge bei den „Nichtwissenden“ sorgte.
Neu auf der Setliste war Überleben, das zum ersten Mal live
gespielt wurde, was nach kurzen Stolpern auch ganz gut klappte.
Komplett rausgeflogen sind JANUS dann bei Neuroleptiker,
ein Stück vom übernächsten Album *lol* Es wurde
geflachst und hernach die „lange“ Version des Songs
gespielt. Auch JANUS hatten eine mordsmäßig
gute Laune, die sich auf das Publikum übertrug und auch wieder
zurückgegeben wurde. Tolle Show!!! Man sieht sich auf der
Winterreise II in Neuwied.
Setlist: Paula’s Spiel, Seelenschmerz,
Ich will seinen Kopf, Kafka, Saitenspiel, Überleben, Hotel
Eden, Mein krankes Herz, Neuroleptiker, Auferstehung
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THE
VISION BLEAK ~ brauchten einiges länger
für die Backline. Gelegenheit für mich, die Reste von
Odin’s Blut zu vernichten, um dann auf Bier mit Tequila
umzusteigen. Nachdem der Food Stand längst leer gefuttert
und verlassen war, gingen auch die Getränke zur Neige. Da
hat man definitiv zu knapp geplant!
THE VISION BLEAK eröffneten mit opulenten
Intro und Songs vom aktuellen Album Carpathia,
bevor es auf Tracks der Deathship zurückgriff.
Praktisch die Highlights von beiden Alben. Es wurde gerockt was
das Zeug und Nacken hält. Da es inzwischen dunkel war, kam
auch die Lightshow bestens zur Geltung und dank frischer Brise
brauchte man nicht einmal Ventis auf der Bühne. Allen B.
Konstanz hielt sich relativ knapp mit Ansagen, die Zeit drängte
auch, aber die eine oder andere Rezitation kam dann doch. Ebenfalls
eine super Show!
Setlist: Intro, Secrecies In Darkness, Wolfmoon,
Carpathia, Kutulu!, The Grand Devilry, Dreams In The Witch House,
Horror Of Antarctica, The Charm Is Done // The Lone Night Rider
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SCHANDMAUL
~ trumpften als Headliner groß auf und präsentierten
hauptsächlich Material vom Chartstürmer Kunstück
und Wie Pech & Schwefel. Auch hier gab es enthusiastisches
Feedback vom Publikum, das begeistert mitsang. Meine Wenigkeit
hat sich allerdings nach den drei Songs im Fotograben ein wenig
zurückgezogen und die grandiose Show aus der Ferne betrachtet.
Aber auch von dort konnte man die fantastischen Duelle zwischen
den Musikern gut beobachten, die dem Ganzen noch eins draufsetzen
und bei den Fans vielfach für Begeisterung sorgten.
Alles in allem
ein sehr schönes Festival in atemberaubender Umgebung. Alle
Bands haben durch die Bank energiegeladene und gut inszenierte
Shows abgeliefert und hatten ohne Zweifel einen Mordsspaß
auf der Bühne.
Natürlich gab es Mängel, was bei dieser enormen Aufstockung
des Festivals aber auch irgendwie zu erwarten war. Es gab viel
zu wenig zu essen und zuwenig zu trinken, zumal man nichts mit
in die Festung hinein nehmen durfte – und das bei der Hitze
– (also nichtalkoholische Getränke in Plastikflaschen
oder Tretrapack sollte schon erlaubt sein). Die Preise hingegen
waren völlig zivil, da gab es überhaupt nix zu meckern.
Die Dixies waren ausreichend vorhanden und immer sauber, allerdings
hab ich hier eine Wasserstelle vermisst, um sich mal die Hände
zu waschen. Der Shuttle Service funktionierte ausgezeichnet, auch
nach 2 Uhr morgens, wo der Bus nur bei Bedarf kam. Nach dem Konzert
ging’s auf der kleinen Bühne mit der Aftershow Party
und (einem betrunkenen) DJ ASP bis in die frühen
Morgenstunden weiter (die online abgestimmte „Wunschliste“
war aber eher gruselig – aber man konnte ja im Sisha-Zelt
exzellent relaxen). Die Security war sehr freundlich aber bestimmt,
was die Regeln betraf. Das Festival war in jedem Fall gut besucht,
wenn auch nicht ausverkauft. Schwer zu sagen, wie viele Leute
tatsächlich da waren, da das Gelände ja sehr weitläufig
war…
Ich fand das ZWISCHENWELTEN FESTIVAL definiv
sehr gelungen, die Atmosphäre sehr entspannt. Die Mängel
sollten beim nächsten abgestellt sein. Und ich bin 2006 ganz
sicher wieder dabei :)
Respekt und Dank an Steffen, der das Festival in mühseliger
Kleinarbeit allein auf die Beine gestellt hat und fortwährend
wie ein Blitz über das Gelände fegte ;) War zwar sicher
Stress pur, aber ich hoffe, Du konntest Dein eigenes Werk auch
genießen :) Cheers!