<< archive
 

 
2005-03-16 DE – Bremen – Tivoli

Nach einer kurzen Minitour im Herbst letzten Jahres waren ZERAPHINE nun doch mit einer etwas ausgedehnteren Tour durch Deutschland unterwegs. Mit im Gepäck das aktuelle Album Blind Camera und die Single Die Macht in Dir, welche es nun sogar auf Platz 61 der deutschen Singlecharts geschafft hat. Man kann wohl geteilter Meinung sein, ob das wirklich so positiv ist.
Am 16. März waren sie nun im Tivoli in Bremen zu Gast und als Unterstützung hatten sie gleich LAB, die finnischen Newcomer, mit dabei. Im Vorfeld war zu hören, dass das Tivoli gewählt wurde, weil die Anlage von ZERAPHINE nicht in kleinere Clubs in Bremen gepasst hätte. Meine Befürchtung, dass es eher übersichtlich im werden würde, erwies sich dann aber doch als unbegründet, um nicht zu sagen, dass es in einem kleinern Club dann doch unangenehm eng geworden wäre.

:: Fotos ::

:. LAB ~ Als Opener waren dieses Mal eine von Sven Friedrichs Lieblingsbands LAB mit dabei, die auch ihre eigenen Anhänger mitgebracht hatten, welche sich zwischendurch auch lautstark zu Wort meldeten. Wenn man die Studioversionen der Stücke wie When Heaven Gets Dirty o.ä. kennt, muss man allerdings sagen, dass Ana mit ihrer Stimme doch, vor allem zum Ende des Auftritts, etwas zu kämpfen hatte. Was allerdings den guten Gesamteindruck der Band nicht schmälerte. Wir sahen einen kraftvollen Auftritt. Ob LAB, wie von vielen Medien behauptet wird, an Erfolge ihrer Landsleute wie HIM oder The 69 Eyes anknüpfen können bleibt abzuwarten.
Das Potential haben sie allemal, nur Anas Stimme ist (zumindest auf der Bühne) ausbaufähig, um es mal positiv auszudrücken. Von einem ordentlichen Live-Auftritt konnte sich dennoch jeder überzeugen.
Setlist: When Heaven Get’s Dirty, Raining Dogs, Danger, Love Like Hell, TV, Machine Girl, Hardcore, Goddess, Insane With Love

:. ZERAPHINE ~ 45 Minuten später hatte dann auch das Warten derjenigen ein Ende, die in erster Linie wegen ZERAPHINE ins Tivoli gekommen sind.
Für mich war es (nach 1996 in Essen) das zweite Mal, dass ich Sven Friedrich mit Band live sah. Damals allerdings noch mit den Dreadful Shadows. Insgesamt bekamen wir ein gut zwei Stunden dauerndes Konzert geboten, das vor allem auch wegen der Lightsshow beeindruckte. Die Setlist war sehr abwechslungsreich und beinhaltete viele deutsche Stücke. Ich selbst habe ja häufig meine Bedenken, ob Stücke mit deutschen Texten auch live glaubwürdig präsentiert werden können. ZERAPHINE gelang es.
Mein Eindruck während des Konzerts war allerdings, dass das Publikum doch eher auf Coverversionen wie New Years Day ansprach, als auf eigene Stücke von ZERAPHINE. Den Hang, Klassiker zu interpretieren zieht sich bei S. Friedrich ja schon seit Jahren durch seine Alben. Damals mit den Dreadful Shadows und heute eben mit ZERAPHINE. Dennoch denke ich, dass es besser wäre, sich mit eigenen Stücken zu beschäftigen, als Klassiker von New Order oder U2, in kaum geänderter Fassung, zum Besten zu geben. Da lässt dann doch die Kreativität etwas zu wünschen übrig. Auf der anderen Seite sieht man aber die Reaktion des Publikums auf eben solche Stücke.
Dies mag wohl die Verkaufszahlen ankurbeln, doch bringt es die Band in ihrer Entwicklung nicht viel weiter.
Setlist: I Never Want To Be Like You, Die Macht in Dir, No More Doubts, In der Tiefe, Sterne sehen, Die Welt kann warten, No Tears, Ohne Dich, United & Lost, Siamesische Einsamkeit, New Years Day, Stop Pretending, Sometimes, I’m Numb, I Feel Your Trace, Licht, Hollow Skies, Die Wirklichkeit, Jede Wahrheit, Kaltes Herz, Be My Rain, When Walls Arise, Wenn Du gehst

Fazit: Abschließend kann man sagen, dass es ein unterhaltsamer Abend war und wir 2 professionelle Auftritte gesehen haben. Ich bin gespannt ob sie dieses Niveau halten oder verbessern können.
Bei ZERAPHINE hört man im Gegensatz zu LAB doch immer noch die persönlichen Lieblingsbands heraus. Es seien nur Sisters Of Mercy und vor allem Fields Of The Nephilim genannt.
Ob ZERAPHINE dann irgendwann doch zu den Großen im Indiebereich aufsteigen werden, hängt wohl auch davon ab, sich von diesen Einflüssen zu lösen. Warten wir es ab.
Eine Entwicklung in diese Richtung gibt es, denn Svens Stimme hat sich seit den Dreadful Sheadows doch deutlich geändert. Denn so variabel hat man ihn früher nicht gehört. Vielleicht weitet sich das ja auch auf andere Bereiche aus.

 

story & pics © Guido Rangnitt @ Ravor Archive