Manch einer mag Stefan Kose von Vendetta Records vorwerfen, dass er doch etwas zuviel des Guten veröffentlicht. Fast durchweg Black Metal und selbst beinharte Fans verlieren da gerne mal den Überblick. Nimmt man sich die Zeit, schälen sich dort aber immer wieder Perlen heraus, die bei einem unbedarften „nebenbei“-Hören vielleicht untergegangen wären.
ASARHADDON ist so eine Band, die auf den ersten Blick etwas unscheinbar wirken mag, die Songs sind endlos lang, sehr melodiös und eskalieren eher nicht. Totales Geballer oder krasse Dynamiken sucht man hier eher vergebens. Dafür sind es doch die wunderbaren Melodien und fast schon entspannt wirkenden Atmosphären, mit denen das Duo aus Sachsen-Anhalt und Thüringen hier punktet. Era ist das zweite Full-Length, vier EPs gab es noch dazu. Die kenne ich alle gar nicht, würde es mir aber rückwirkend anhören, denn Era ist gut, richtig gut.
Auch wenn die Songs nur aus wenigen Riffs bestehen kommt hier keine Langeweile auf. Era hat eher hypnotischen Charakter. Aufgelockert durch Akustikpassagen halten sich die Songs im Midtempo und bauen auf Stimmung. Vielleicht wirkt das etwas herausgepresste Geschreie etwas monoton und ohne Dynamik, passt sich aber perfekt in die hymnisch-melancholischen Songs ein.
Eins sollte klar sein, beinharte Traditionalisten dürften mit Era nur bedingt glücklich werden, hier gibt es wenig Garstiges, kaum Geblaste und schon gar keinen Irrsinn. Aber gut, Black Metal hatte auch immer schon eine romantische und mystische Seite die hier absolut im Vordergrund steht. Dazu passen die poetisch wirkenden Texte die durchaus etwas natur-mystisches haben.
Eine Platte für den Herbst und den Winter, für ein Lagerfeuer oder für Zurückgezogenheit.
Muss man sich Zeit für nehmen, lohnt sich dann aber.
Wer jetzt noch einen Vergleich braucht, stellt sich eine atmosphärische Version von Mgla vor, die einen Spaziergang durch die Cascadian Mountains machen.
Anspieltipp: Der Silberne Mond fasst die Atmosphäre der Platte schon sehr gut zusammen.
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