CRIPPLED BLACK PHOENIX – White Light Generator

 
Label: Mascot Records
Release: 14.03.2014
Von: Dajana
Punkte: 8.5/10
Time: 70:55
Stil: Art Rock
URL: Crippled Black Phoenix
 

Das so anders ausgerichtete, experimentelle und ambivalente (Mankind) The Crafty Ape und der darauffolgende Weggang von Joe Volk ließen auf kreative Differenzen innerhalb des Kollektivs schließen. Auf der noch im selben Jahr veröffentlichten EP No Sadness No Farewell vollzog man eine Kehrtwendung, zurück zu den Wurzeln und den famosen Erstwerken der Band. Die logische Konsequenz aus dieser Experimentier- und Findungsphase ist White Light Generator, auf der CRIPPLED BLACK PHOENIX zwar endlich wieder zu fast alter Größe zurückfinden, das aber auch voller Reminiszenzen der eigenen musikalischen Vergangenheit ist, sich experimentell sehr zurückhält und sonst stilistisch nur wenig Neues zu bieten hat.
Darüber kann man sich jetzt echauffieren und Stagnation schreien, muß man aber nicht, denn White Light Generator ist ein großartiges Album, faszinierend, typisch ungewöhnlich, nicht zu kategorisieren, wie die Band selbst, anders und doch vertraut, überraschend und ungezähmt.
Das in zwei Seiten aufgeteilte Doppelalbum beginnt schwarz! Und total verwirrend! Denn CRIPPLED BLACK PHOENIX beginnen seltsam ruhig mit einer akustischen Coverversion, mit Sweeter Than You vom 50iger Jahre Rock’n’Roll Teeniestars Ricky Nelson. Das ist ziemlich schräg. Dafür wird es anschließend laut und ruppig, gibt es mit dem zweiteiligen No! bereits das episch-monumentale Highlight des Albums.
Dieser Song ist eine deutlichen Huldigung an das grandiose We Forgotten Who We Are (I, Vigilante), voll von sich dramatisch auftürmenden Melodien, treibenden Riffs, breitflächigen Gitarrenwänden, emotional und schmerzlich intensiv. Ein absoluter Gänsehautsong! Das nachfolgende martialische Let's Have An Apocalypse Now! steht dem in nichts nach, macht vielmehr seinem Namen alle Ehre und ist noch treibender, stampfender und härter.
Die zweite, weiße Seite ist nicht weniger elegisch, aber weniger ruppig, dafür deutlich Folk- und Country-beeinflußt, wie der Gesang beim fantastischen Northern Comfort, das Western-Banjo in Caring Breeds The Horror oder den Trompeten in We Remember You. Auch die wunderbaren Belinda Kordic steuert wieder Gastgesänge bei und verwandelt Wake Me Up When It's Time To Sleep in einen schaurig schönen und unter die Haut gehenden Song.
Neuzugang Daniel Änghede konnte bereits auf der letztjährigen Tour trotz kleinerer Unsicherheiten überzeugen und glänzt auch auf White Light Generator, auch wenn er, ehrlich, nicht ganz an Joe Volk heranreicht. Beide Gesangslinien sind recht ähnlich, was vermutlich gewollt ist, Daniel  Änghede aber seinen eigenen Charakter nimmt.  Da darf man ihm gerne mehr Freiraum lassen ;)
White Light Generator ist sicherlich nicht perfekt, aber ich liebe dieses Album! Ein großartiges Werk!