COCKROACH,
deutsche Thrasher, die jetzt auch schon 14 Jahre lang aktiv
sind, haben wieder zugeschlagen. Bis jetzt waren sie für
hochwertigen Old School –Thrash bekannt - eine Bezeichnung,
die man wohl jetzt nicht mehr so uneingeschränkt auf ihre
Musik anwenden kann. Vergleiche mit Testament, die bisher oft
gezogen wurden, sind auch weiterhin nicht ganz verkehrt. Dazu
kommt aber auf dem neuesten Werk ein unüberhörbarer
Schuss Moderne. Im Plattenfirmeninfo wird gar von leichtem Fear
Factory – Einschlag geschrieben, und auch da kann ich
nicht völlig widersprechen. Allerdings muss man dazu sagen,
dass diese Modernisierung wirklich sehr moderat, behutsam und
überlegt erfolgt ist, wie man schon beim eröffnenden
Unexpected Life und erst recht beim großartigen
Titelstück erkennen kann. So sehr die Floskel von den „nach
wie vor unüberhörbaren Wurzeln“ oft in die Irre
führt und in großen Magazinen sogar wider besseres
Wissen benützt wird, hier trifft sie absolut zu. Das beste
daran: COCKROACH wirken sowohl bei den modernen
als auch bei den traditionellen Passagen gut aufgehoben und
verstehen es auch noch, diese wirklich passend zu kombinieren.
Natürlich schlägt das Pendel bei manchen (z.B. bei
den schon beiden erwähnten oder beim geilen Desireless)
Stücken mehr Richtung Tradition aus, bei anderen dominieren
Elemente aus den 90er Jahren stärker (Perfect World,
Kiss To Eternity). Frank Geues Stimme erreicht dabei eine
Bandbreite, die von einem ganz leichten Hansi Kürsch –
Einschlag (zu sehr frühen Blind Guardian – Zeiten)
bis eben zu Burton C. Bell (Fear Factory) reicht. Man höre
sich nur einmal Eternal Life an, in diesem Stück
(und nicht nur in diesem) sind alle Elemente vereint, die The
Observer ausmachen. Sogar noch interessanter wird
es dann eigentlich bei den letzten paar Nummern, bei denen von
todesmetallischen Einschüben bis zu Stellen, die man fast
schon im Bereich des klassischen Heavy Metal ansiedeln könnte,
alles wie selbstverständlich zusammenspielt. Hut ab, kann
man da nur noch sagen. Ich persönlich könnte natürlich
auch ohne die neuen Einflüsse sehr gut leben. Man sollte
aber doch zumindest so weit scheuklappenfrei sein, dass man
noch erkennt, wann wirklich tolle Kompositionen vorliegen (die
ja noch dazu, wie schon gesagt, zu nicht geringen Teilen eh
noch tief in der Tradition stecken, aus der die Band kommt)
– und genau das ist hier der Fall. Trotzdem hoffe ich
inständig, dass der Modernisierungsprozess bei COCKROACH
hiermit abgeschlossen ist.