Die Reunion-Welle
rollt und rollt und scheint sich durch nichts aufhalten zu lassen.
Jüngstes Beispiel sind HOLY MOSES, die etwa
Mitte der 80er bis Anfang der 90er in der deutschen Thrash-Szene
aktiv waren. Dabei genoß die Band ihren relativ hohen Bekanntheitsgrad
weniger aus einer Vielzahl gelungener Veröffentlichungen (außer
dem geilen Finished With The Dogs -
Album war's nämlich eher solider Durchschnitt), sondern mehr
aus dem Umstand, mit Sabina Classen so eine Art Vorzeige-Girlie
der deutschsprachigen Hartwurst-Gemeinde als Frontfrau zu haben.
Indes bezog sich die (im allgemeinen männliche) Bewunderung
nicht mal unbedingt auf die gesanglichen Qualitäten; vielmehr
imponierte anscheinend, dass das nun so gar nicht nach Frau
klang...
Was soll man also nach ca. 7 Jahren Sendepause von Master
Of Disaster (selten bekloppter Titel übrigens...)
halten? Nun, von der Urbesetzung ist neben der Sängerin nur
noch Bassist Jochen Fünders dabei, die restlichen 3 Herren sind
mir leider unbekannt. Geboten wird ziemlich stumpfer Ufta-ufta-Thrash,
der in dieser Form schon lange Out of Order sein dürfte und
allenfalls durch die transparente und druckvolle Produktion
von Andy Classen sowie das technische Können der Musiker etwas
aufgewertet wird. Den Stücken mangelt es generell an interessanten
Ideen und gelungenen Breaks, die Riffs sind zwar durchaus treibend,
aber leider auch ziemlich belanglos und fräsen sich nicht gerade
ins Ohr. Von irgendwelchen Schädelspaltern kann erst recht keine
Rede sein. Zwar versucht man sich hier und da einen technischen
Anstrich zu verpassen, allerdings verpuffen diese Ansätze völlig
wirkungslos und lassen einige Passagen eher ziemlich konfus
klingen.
Über allem "thront" die völlig gequält und überdreht klingende
Stimme von Sabina Classen. Sorry, aber das war kein Kompliment!
Offensichtlich scheinen die Stimmbänder den langen Anstrengungen
nun doch ihren Tribut zu zollen, denn der Gesang bewegt sich
fast komplett in hysterisch hoch gekreischten Gefilden, tiefe
und brutale Growls sucht man hingegen fast vergeblich. Da sich
an den Sangeskünsten von Fräulein Classen ansonsten in den letzten
Jahren nichts geändert hat, geht zumindest mir dieser Gesang
total auf die Eier. Klingt zwar vernichtend, aber er ist wirklich
völlig nervtötend und zerstört alle guten Ansätze, die ansonsten
noch vorhanden sein mögen!
Somit bleibt mir nur noch die Hoffnung, daß die angekündigte
Fulltime-CD in dieser Form nicht (zustande) kommen mag ...