Nach dem vielversprechenden Debüt Schöpfung (2018) präsentieren WELTENBRANDT ihr zweites Werk Transzendenz Schatten Romantik. Der sperrige Titel spiegelt sich allerdings nicht in der Musik wider, denn diese ist leicht zugänglich und melodisch.

Die sanfte Einleitung des Openers Melancholia Urgewalt trägt den Hörer mit einer schwebenden Pianomelodie ins Reich der WELTENBRANDT'schen Klänge. Hysterisches Gekreische verquickt sich fließend mit dem Tastenmotiv. Schwer gezogene Rhythmen stehen im Fokus, nachdenkliche Streicher beschwören eine melancholisch-bittersüße Aura herauf. Ein hervorragender, zurückhaltender Start – dadurch knallt das folgende Apotropaion allerdings noch kräftiger und riffbetonter aus den Boxen. Deutlich temporeicher und bissiger stellt dieses Stück die angriffslustige Seite der Band unter Beweis. Gelungene Leadgitarren und ein sphärischer Ruhepol legen Zeugnis von musikalischer Intuition und Komponiergeschick ab. Glücklicherweise tauchen die wunderbaren Keyboardweisen und Streichermotive immer wieder auf und veredeln ua. den Verlauf von Resilienz, welches etwas epischer angelegt ist und noch breitere Leads auffährt. Eine einsame Melodie schwebt einsam im Raum und nimmt langsam wieder Fahrt auf – alles ist im schwermütigen Fluss, wie Honig gleiten die Kompositionen dahin. Ein paar Taktwechsel fördern die Dynamik.
Kurze Instrumentalzwischenspiele (Ornament und Serenade) lassen die emotionalen Wogen hochgehen und dürften Freunde von Karg oder Ellende eine Träne der Rührung in die Augen treiben. Dezent werden bereichernde Details wie die weibliche Stimme bei Vergängnisdenkmal eingeflochten. Interessant: das gesamte Album wird in Deutsch gesungen, nur ein Vierzeiler bei Broken Crosses erklingt auf englisch.
Der ausladende Abschluss Tiefste Rast vereint noch einmal orchestrales Feingefühl, herzliches Kreischen, rasende Blastbeats, melodische Vielschichtigkeit und elegante Klaviertöne.

WELTENBRANDT verstehen es auf diesem Werk, Schwermut, Tristesse und bittersüße Melodik mit vokaler Aggression zu kombinieren. Filigrane Symphonik addiert eine sanfte Facette und einige Gastmusiker sorgen für den einen oder anderen Überraschungsmoment. So schön kann Weltschmerz klingen...