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Als ich die Chance bekam, keinen geringeren als Juha-Pekka von CHARON zu interviewen, habe ich ein paar Fragen zusammengestellt, die sicher von Interesse sein könnten. Seit ich das aktuelle Album The Dying Daylights rezensiert habe, bin ich schwer begeistert und sicher, das selbiges überall entsprechenden Beifall einheimsen wird. The Dying Daylights wurde in der Presse weitestgehend hochbewertet rezensiert und hat CHARON in die erste Garde finnischer Bands aufrücken lassen. Der letzte Tiefpunkt der Band – der Ausstieg und die Wiederbesetzung von Gitarist Jasse – führte die Band auf neue musikalische Wege. Was das neue Album so einzigartig macht, sind die Gastauftritte von Angry Patrol (zusätzliche backing Vocals bei No Saint), Ex-Tarot Leadsänger und Bassist bei Nightwish/Sinergy Marco Hietala (backing Vocals) und Jenny Heinonen. Jenny und Marco hatten bereits ähnliche Parts auf den CHARON Alben Downhearted und Tearstained. Nun denn, Bahn frei für die vorbereiteten Fragen, damit Juha-Pekka uns einen Einblick geben kann, was CHARON eben zu CHARON macht!

Charon

Jessie: Mit der Veröffentlichung des neuen Materials und Touraktivitäten scheinen CHARON sich auf neuen, anderen Pfaden zu bewegen. Was ist bei den Aufnahmen anders gelaufen, als noch bei den Vorgängeralben?
Juha-Pekka:
Die Live-Erfahrungen haben sich auf unser Spiel niedergeschlagen und ich denke, das ist der wichtigste Faktor, der auch die Aufnahmen beeinflusst hat.

Jessie: Ihr wart mit Nightwish und Sentenced auf Tour und habt zahllose Festivals gerockt. Gibt es aktuelle Tourpläne?
Juha-Pekka:
Nicht im Moment, aber hoffentlich bald. Im Moment haben wir nur ein paar Gigs in Finnland, aber der Frühlings steht ja noch offen ...

Jessie: Seit dem Weggang von Gitarist Jasse, einer der Gründungsmitglieder, war es da schwierig Ersatz für ihn zu finden?
Juha-Pekka:
Nein überhaupt nicht. Wir hatten Lauri schon, bevor Jasse die Band verlies, da wir wussten, was kommen würde. Und um ehrlich zu sein, so ist es nun besser.

Jessie: Wie wird diese Line-up Änderung die Band beeinflussen, nachdem das neue Album raus ist und promotet wurde?
Juha-Pekka:
Die Situation war bereits geklärt, als wir The Dying Daylights aufnahmen. Es hat gar nichts beeinflusst.

Jessie: Gab es Schwierigkeiten, als Du auch noch in Poisonblack aktiv warst?
Juha-Pekka:
Für mich war es schon schwierig, die Dinge zwischen CHARON und PB zu regeln, da beide Bands viel getourt haben und somit keine Zeit für irgend etwas anderes war. Plötzlich befand ich mich in einer Identitätskrise, so dass ich mich entschloss PB zu den Akten zu legen und mich 100%ig auf CHARON zu konzentrieren. Das ist mein ganzes Leben.

Jessie: Was war die Grundidee für das Albumcover? Für mich sieht’s nach einer geisterhaften Frauengestalt aus der Vergangenheit aus. Was inspirierte Euch so an diesem Bild, um es für The Dying Daylights zu verwenden?
Juha-Pekka:
Travis Smith kam mit der Idee an, als wir über die grundsätzlichen Ideen, die ich hatte, diskutierten. Ich gab ihm ein paar der Texte, um diesen Ideen folgen zu können und ich denke mal, er hat darin was ähnliches gefunden, das auch ich verfolgte. Eine geisterhafte, verträumte Atmosphäre und etwas nicht von dieser Welt ...

Jessie: Manche scheinen CHARON in die Gothic Metal Lade zu stopfen, andere nennen es Melodic Metal Rock. Was ist Eure Definition, weil das ja eigentlich gar kein Gothic auf der letzten Veröffentlichung war ...
Juha-Pekka:
Das Wort „Gothic“ klingt noch immer recht seltsam in meinen Ohren. Ich weiß nicht ... es zu schwierig, die eigene Musik zu kategorisieren und manchmal ist es auch besser, das den Leuten zu überlassen, die davon was verstehen. Vielleicht passen wir irgendwo in die Mitte von Goth’N’Roll ...

Goth’N’Roll ist eine bessere Beschreibung für den CHARON Sound. Weiter so Juha-Pekka! Während ich nun zu ein paar ernsthafteren und gezielten Fragen überschwenke, scheint es, das er in seiner Natur schwer zu erfassen ist, genauso wie das Wesen der Band an sich.

Jessie: Was beeinflusst die Musik von CHARON?
Juha-Pekka:
Für mich persönlich sind Bands wie The Doors, The Cult, Nick Cave And The Bad Seeds sehr wichtig, aber die Einflüsse an sich sind eine kompliziertere Sache, weil ich nicht weiß, ob und wie sie sich tatsächlich auf unsere Kompositionen auswirken. Das passiert unbewusst und entzieht sich deshalb kontrollierbar. Darum sind die Einflüsse deine eigene musikalische Geschichte.

Jessie: Jetzt, wo Ihr bei Spinefarm seid, wie läuft es dort, nachdem Ihr DieHard Progress verlassen habt?
Juha-Pekka:
Das hat uns völlig neue Türen geöffnet. Ohne Spinefarm wären CHARON noch immer im Untergrund.

Jessie: Mit wem würdet Ihr gern mal touren?
Juha-Pekka:
Z.B. mit Type O Negative, Moonspell (die beeindruckendsten Jungs, die ich jemals traf, deshalb) und The Cult (natürlich).

2003 hielt es die Band lange in den oberen Rängen der finnischen Charts mit ihren 2 Singleauskopplungen von The Dying Daylights. Religious/Delicious stieg auf #8 ein und In Trust Of No One schaffte es sogar bis auf #1! CHARON übertreffen damit bei weitem andere Bands, die nur auf ihre eigenen Talente zurückschauen können. Das beweist einmal mehr, dass Kreativität und Inhalt innerhalb der Band an sich genauso prächtig gedeihen, wie bei den einzelnen Mitgliedern.

Jessie: Finnland scheint ein Fleckchen zu sein, wo talentierte Bands wie Nightwish, The 69 Eyes, Lullacry, Entwine, Sentenced und andere den Weg für mehr als nur Einflüsse ebenen. Ist das so was wie ein Markenzeichen für Finnland, das solche Bands wie Euch hervorbringt?
Juha-Pekka:
Ich denke, der Hauptgrund für diese Entwicklung sind die Fans, die diese Art von Musik nach wie vor unterstützen, sogar, wenn es die Mainstream Radio Stationen nicht tun würden. Finnische Radiostationen spielen eine Menge Scheiße und es ziemlich geil, einen Nummer eins Hit zu landen, während die den fucking Timberlake spielen.

Jessie: Gibt es andere Projekte neben CHARON, in denen einzelne Bandmitglieder rumwuseln?
Juha-Pekka:
Nope. Ich denke, jeder will sich derzeit nur auf CHARON konzentrieren.

Jessie: Wer schreibt die meisten Texte?
Juha-Pekka:
Ich.

Jessie: Wenn Du nicht in CHARON wärst, was würdest Du dann machen?
Juha-Pekka:
Ich schätze, es hätte irgendwas mit Musik zu tun. Das ist meine ganze Leidenschaft.

Jessie: Was kann Mann oder Frau erwarten, wenn er The Dying Daylights in den CD Player schmeißt?
Juha-Pekka:
Entspannung in einer Welt jenseits unserer Berührungen, seltsame Melodien, die dich berühren, wenn du sie hörst. Zeitlose Metalsongs

Jessie: Abschließende Gedanken?
Juha-Pekka:
From the world you have been but never seen, we bring you the image to touch and to feel... Danke.

 
 

1/2004 ©  Jessie Gough  • Charon