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Wenn man sich heutzutage umschaut, erblickt man immer mehr Bands, die trotz Mangel an Talent, einen hohen Status erreicht haben. Da fragt man sich, warum fast keiner die mexikanischen DISGORGE kennt, die im Bereich des Grindcore sicherlich zu den Besten gehören. Als die Mexikaner im Laufe ihrer Tour nach Wien kamen, beschlossen wir, sie ein wenig zu unterstützen und sprachen mit Sänger und Bassist Antimo.

Mephisto: Euch gibt's schon seit 1994, also schon ziemlich lange. Andere Bands wurden in dieser Zeit berühmt, während ihr noch immer dem Underground zuzuschreiben seid. Was glaubst du, sind die Gründe dafür?
Antimo:
Die Situation ist für uns nicht so einfach, da die Labels eher an Bands aus bekannteren Ländern interessiert sind, die bereits große Death Metal Bands aufzuweisen haben. Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir auch schon einen größeren Deal und wären nicht mehr im Underground. Darum wollen wir auch unser Label verlassen und eines suchen, das uns mehr unterstützen kann, Promotion macht und uns auf diverse Verteiler bringt. Leider haben Repulse diese Möglichkeiten nicht. Unser erstes Album wurde bei einem mexikanischen Undergroundlabel veröffentlicht, das wird wohl auch ein Grund für unsere Unbekanntheit sein.

Dunja: Welches Label wäre denn Euer Wunschlabel?
Antimo: Relapse wären schon cool.

Mephisto: In Zeiten wie heute, wo bereits der Black Metal durch Bands wie Dimmu Borgir charttauglich geworden ist - glaubst du, dass Grindcore der einzige Stil ist, der noch Underground ist?
Antimo:
Ich glaube, dass auch Grindcore ein Mainstream Genre ist, das die Massen erreichen könnte. Es gibt ja auch schon einige "große" Bands wie in etwa Exhumed oder Nile.

Mephisto: Was würdest du an dem Tag tun, an dem du deinen Fernseher einschaltest, durch die Kanäle zappst und dann auf MTV ein DISGORE Video siehst? Würdest du eher denken "Ohhhhhh nein, wie konnte das passieren? Sind wir nicht mehr brutal genug?" oder "Oh yeah, jetzt können wir endlich eine Welttour machen und ein paar Posern in den Arsch treten"?
Antimo
lachend: Das ist eine schwierige Frage. Ich glaube kaum, dass Sender wie MTV unsere Videos spielen würden, denn die wären ziemlich blutig und mit viel Fleisch und Gedärmen und allem, was mit Zerstörung oder Hass zusammenhängt

Dunja: Vielleicht hätten sie das damals zu den Zeiten von "Headbangers Ball" gemacht..
Antimo:
Auch dort gabs nicht viele Videos der Sorte..

Mephisto: Was würdest du als die Quintessenz von Grindcore bezeichnen? Ist das einzige Motiv der Kampf um Schnelligkeit und Brutalität, oder steckt da mehr dahinter?
Antimo: Ich denke, das Wichtigste ist das Feeling... das Feeling extreme Musik zu spielen. Für viele Bands ist die Hauptmotivation nur mehr, schneller und härter als alle anderen zu spielen und sich wie die brutalsten und gemeinsten in der gesamten Szene zu verhalten. Für mich zählt mehr das Feeling. Exhumed sind auch nicht die schnellsten, aber ich finde, sie sind eine der besten Bands auf der Welt.

Dunja: Könntest du dir auch vorstellen, irgendeinen anderen Stil zu spielen, z.B. in einem Nebenprojekt?
Antimo: Ich habe ein Nebenprojekt und da spielen wir eher Death/Black wie Angel Corpse oder Dark Funeral.

Mephisto: Was hörst du dir privat an?
Antimo: Metal... jegliche Art von Metal!!! Manchmal auch klassische Musik, aber hauptsächlich Metal!! Heavy Metal, Death, Black... alles!

Mephisto: Hast du das neue Album von Paradise Lost gehört?
Antimo: Nein, so was mag ich weniger. Aber ich mag so alte Bands, die eh fast jeder hört, wie zum Beispiel Manowar.

Dunja grinsend: Hammerfall?
Antimo schreiend: NEEEEEEEIN!

Mephisto: Welche Bands haben euch beeinflusst?
Antimo: Wenn ich jetzt alle aufzählen müsste, würden wir sehr lange brauchen. Ich würde mal sagen, generell brutale und extreme Musik.

Dunja: Keine speziellen Bands?
Antimo:
Das erste Carcass Album, Mortician, Slayer, Possessed... all diese wirklich aggressiven Bands.

Dunja: Jede Band nennt Slayer, wenn es um ihre Einflüsse geht
Antimo: Ja!! Slayer sind Kult!

Mephisto: Dann schreiten wir weiter zu einer anderen kranken Frage: Wenn Britney Spears euch fragen würde, ob ihr mit ihr einen Song aufnehmt, würdet ihr mitmachen? Und wie würde sich das dann anhören? Gummienten Grindcore?
Antimo lachend: Mir würden da viele Dinge einfallen, die ich gerne mit ihr machen würde, aber ob diese Dinge etwas mit Musik zu tun haben?... (lacht) Wär aber schon cool, etwas mit ihr zu machen.

Dunja: Kill me baby one more time?
Antimo lacht.

Mephisto: Wo wir gerade von Gummienten reden - Singst du in der Dusche? Und wenn ja, welche Lieder interpretierst du da?
Antimo: Eigentlich singe ich nicht in der Dusche. Ich rauch lieber den einen oder anderen Joint und bade dann. Das ist ein geiles Feeling.

Mephisto: Was kannst du über die mexikanische Metal Szene berichten?
Antimo: Es gibt keine große Szene in Mexiko, obwohl es eine Vielzahl an Bands gibt, die die verschiedenen Metalstile durchaus abdecken. Es gibt aber nur ein paar, die ich euch empfehlen kann, weil sie es wirklich verdient hätten, mehr Ansehen zu bekommen: Domain, Rottness, Anarcus, Cenotaph... Es gibt auch andere Bands, die spielen eher melodischen Scheiß....

Dunja: Scheiß?
Antimo: Ähm... Melodische Sachen. Ich mag so was nicht wirklich

Mephisto: Und wie siehts da mit der Regierung aus? Habt ihr mit der Probleme?
Antimo: Jetzt haben wir keine mehr, aber wir hatten welche... Früher haben wir bei unseren Live Shows viel Blut verwendet, weil wir unser Konzept auch in den Gigs umsetzen wollten und einmal hat irgendwer die Polizei verständigt, die sind dann auf unser Konzert gekommen und haben gemeint, wir könnten für die Sachen, die wir da tun, ins Gefängnis kommen. Das war total beschissen, aber heutzutage haben wir solche Probleme nicht mehr.

Mephisto: Was wollt ihr mit euren Texten aussagen, was bedeuten sie für euch?
Antimo: Unsere Lyrics haben viel pathologischen Inhalt, aber es geht hierbei nicht nur darum, von Krankheiten und Infektionen zu erzählen, dahinter steckt ein persönlicher Standpunkt, meine persönlichen Gedanken über den Tod und alles was damit zu tun hat, gewaltvoller Tod, Sadismus und Grausamkeit. Das sind meine Hauptmotive in den Lyrics.

Mephisto: Du kennst ja die Entwicklung der Metal Szene - sie teilt sich in immer kleinere Genres und die Fans der verschiedenen Stile geraten in Konflikte. Was denkst du darüber? Sollte es nicht eher so sein, dass alle Metaller zusammen gegen den Dancefloor-Scheiß ankämpfen?
Antimo: Ich weiß nicht so recht. Ich finde, dass Metal dafür geschaffen wurde, um Metal zu sein, mit Gitarren, Bass und Drums. Ich mag es daher nicht, wenn eine Band Keyboards verwendet. Da gibt's nur ganz wenige, die wirklich mit dem Instrument umgehen können und wissen, wie sie es korrekt in die Musik einbauen können. Ich mag es nicht, wenn Metal mit Goth oder Techno vermischt wird, denn für mich muss Metal rau, aggressiv und gemein sein.

Mephisto: Was erwartet ihr euch in der Zukunft?
Antimo: Wir wollen weiter touren und CDs veröffentlichen. Wir werden einige Split CDs innerhalb der nächsten Monate veröffentlichen und zu Beginn des nächsten Jahres unser drittes Album aufnehmen. Außerdem hoffe ich, dass wir wieder in Europa und vielleicht auch in den USA touren können.

Dunja: Wie läuft die Tour denn eigentlich?
Antimo:
Wirklich gut! Heute ist unser letzter Tag.

Dunja: Leider sind ja heute nicht besonders viele Leute hier..
Antimo: Es sind nie viele Leute da, aber für uns ist es einfach ein Wahnsinn, hier zu sein.

Dunja: Ihr seid also zum ersten Mal hier?
Antimo: Ja!

Mephisto: Wie kam es eigentlich dazu, dass ihr hier spielt? Hat euer Label das finanziert?
Antimo:
Nein, das ist ein weiterer Grund, warum wir ein wenig enttäuscht sind. Die Idee kam von Martin, dem Bassisten von Sanatorium. Vor einem Jahr hat er uns vorgeschlagen, diese Tour mit ihnen zu machen, aber wir hatten ein paar Probleme mit unseren Papieren, so konnten wir ein Jahr lang nicht kommen, aber nun sind wir hier und er zahlt unsere Tickets und so weiter. Das ist also ein weiterer Grund, warum wir uns nach einem anderen Label umschauen, weil wir eines suchen, dass uns auch unterstützt, wenn wir auf Tour gehen wollen.

Mephisto: Das ist wohl ein generelles Problem, da Grindcore nicht so populär ist.

Dunja: Auch Rebaellium haben sich ihre Tour selber gezahlt.
Antimo:
Das ist ziemlich beschissen. Aber für uns ist es großartig hier zu sein. Martin hat ja alles für uns gezahlt. Selber zu zahlen ist der einzige Weg für uns, in Europa zu spielen. Also wollen wir nächstes Jahr unser Label wechseln und ich hoffe, dass uns Relapse nimmt.

Mephisto: Viel Glück damit!
Antimo: Danke!! Unser zweites Album wird unter Dead Vomit Records lizenziert werden, welches ein Sublabel von Necropolis ist, vielleicht kommen wir ja da unter.. es ist ja bis jetzt nur eine Lizenz, sie werden die US Version im Juni veröffentlichen.

Mephisto: Gibt's noch ein paar letzte große Worte an die NOCTURNAL HALL Leser?
Antimo: Danke für dieses Interview! Keep supporting your scene!

 

2001 © Martin "Mephisto" Grünberger & Dunja Edelman • Disgorge