THE RASMUS wurde 1995 gegründet und haben schon längst Superstar-Status in Skandinavien erreicht. Dieses Jahr gelang ihnen mit In The Shadows nun endlich auch der verdiente internationale Durchbruch. Grund genug, einmal ein Weilchen mit den Jungs zu plaudern...

Nora: Was bedeutet euch die Musik?
Lauri:
Musik ist im Moment unser Leben. Wir haben schon vor fast 10 Jahren mit der Band angefangen und auch schon vor der Band haben wir Instrumente gespielt – Eero und ich haben eine klassische Musikausbildung – ich habe schon mit fünf Jahren angefangen, Klavier zu spielen, und Eero spielte als Kind die Violine. Musik war also schon immer um uns herum und sie ist so etwas wie ein „Lifestyle“ für uns geworden. Zuerst war es hauptsächlich Hobby für uns, aber jetzt ist es unser Job – und dieser Job ist sehr anders als jede normale Arbeit. Wir können rund um die Welt reisen und Musik machen – wir können uns also wirklich glücklich schätzen.

Nora: Welche Elemente kommen in eurer Musik vor?
Lauri:
Ich denke, wir versuchen teilweise, die finnische Natur herauszukehren. In Finnland gibt es sehr viel Wald und Natur und das ist sehr schön. Viele Menschen leben auch im Wald, verbringen daher auch viel Zeit in der Natur, aber sind auch sehr isoliert von einander. Auf unserem jetzigen Albumcover ist auch ein Foto von den finnischen Wäldern – und wir singen eben auch öfter über das nordische Leben und solche Dinge.

Nora: In Finnland gibt es ja auch viele Metal-Bands, wie zum Beispiel Amorphis oder Sentenced. Mögt ihr die Musik, die diese Bands machen, oder ist Metal nicht die Art von Musik, die ihr in eurer Freizeit hört?
Lauri:
Ja, es gibt viele bekannte Metal-Bands, wie die beiden, die du schon erwähnt hast, auch Nightwish oder Him sind sehr bekannt. Wir spielen sogar mit einigen im selben Probenraum – Amorphis zum Beispiel sind genau auf der anderen Seite der Mauer, wir können also immer wetteifern, wer am lautesten probt.
Eero: Ich denke, die Metal-Szene ist in Finnland die größte. Im Prinzip macht jede andere bekanntere Band Metal – und sie sind alle sehr gut und wir schätzen sie. Ich habe einmal zufällig Sentenced live gesehen – ich war wirklich begeistert, weil sie so gute Musiker sind.

Nora: Euer letztes Album ist ziemlich anders als die Alben davor. Was war der Grund für eine solche Stilveränderung?
Lauri:
Ja, die letzten Alben sind wirklich anders als das jetzige. Als wir begonnen haben, war unsere Musik mehr wie Skate Punk mit Funk Elementen und sogar Rap. Irgendwann hab ich dann mit diesem Stil nicht mehr wohl gefühlt und beschlossen, etwas anderes zu machen. Jetzt ist es mehr straight-forward music geworden und wir setzen sehr auf starke Melodien.
Eero: In unserer Musik waren schon immer starke Melodien vorhanden und sie sind auch sehr wichtig für uns. Die letzten zwei Alben haben wir mit demselben Produzenten gemacht, früher hingegen haben wir unsere Alben noch selbst produziert, was natürlich einen Unterschied im Sound ausmacht. Es läuft jetzt also sehr gut.

Nora: Denkt ihr, dass euer internationaler Erfolg sehr verspätet kommt, oder kommt er genau im richtigen Moment?
Eero:
Ich glaube, für den Erfolg ist jeder Moment gut, aber jetzt haben wir trotzdem schon viel mehr Erfahrung, Songs zu schreiben, Alben aufzunehmen, oder Gigs zu spielen. Daher sind diese Sachen jetzt sehr leicht für uns, wir haben nicht mehr so zu kämpfen, wie eine Band, die gerade mit dem ersten Album angefangen hat. Ich denke, es ist gut, dass wir so lang schon eine Band sind. Und ich glaube auch, dass, wenn wir unseren Breakthrough schon in unserer Teeniezeit gehabt hätten, es sehr schwierig für uns gewesen wäre, mit dem ganzen Druck und den ganzen Emotionen zurechtzukommen.

Nora: Habt ihr schon Zeit gehabt, Songs fürs nächste Album zu schreiben?
Lauri:
Wir spielen zurzeit nicht sehr viel zusammen, außer bei den Soundchecks (und natürlich Konzerten), weil wir einfach nicht die Zeit haben, zu proben. Aber wir haben jeder ein wenig unser eigenes Material aufgenommen, Demos und so Zeug. Nächstes Jahr wollen wir eine kleine Pause machen, wenn es möglich ist, um zurück in den Proberaum zu verschwinden und unsere Ideen zusammenzuführen.
Eero: Eigentlich schreiben wir ständig neue Musik.

Nora: Viele Leute sagen, dass ihr HIM sehr ähnlich seid. Was haltet ihr selbst von diesem ständigen Vergleich?
Eero:
Na ja, sicher haben wir einige ähnliche Elemente – wir haben eigentlich das ziemlich selbe Arrangement von Instrumenten, wir haben Bass, Gitarre, Schlagzeug und Vocals, und wir haben starke Melodien, wie sie sie haben. Aber ich denke, dieses Konzept ist ziemlich normal. Dead Letters ist ein ziemlich trauriges Album, die Lyrics sind sehr düster und melancholisch, aber ich denke trotzdem, dass wir uns noch immer sehr von HIM unterscheiden.

Nora: Lauri, woher nimmst du deine Inspiration fürs Song schreiben?
Lauri:
Na ja, ich höre ziemlich viel Musik, genauso kaufe ich mir eigentlich jeden Tag eine neue CD. Ich bemühe mich einfach, dass ich meine Ohren für fast jede Art von Musik offen halte. Zu den Lyrics: Auf diesem Album habe ich mehr über persönliche Sachen geschrieben, über Beziehungen, die ich hatte, über Dinge, über die ich vorher mit niemanden reden konnte, oder die ich keinem erzählen wollte. Es ist, als hätte ich mich mit diesem Album ein wenig geöffnet.

 

11/2003 © Nora Mayr • The Rasmus