Nora: Ihr seid gerade aus Südamerika zurückgekommen. Wie war das Touren dort?
René:
Es war komisch dort zu spielen, weil die Leute so extrem enthusiastisch sind, aber trotzdem genial. Wir haben dort auch in sehr großen Hallen gespielt, für ca. 1600 Leute. Das ist auch in gewissem Sinne neu für uns, kann man sagen. In Chile zum Beispiel haben wir sogar zweimal hintereinander im selben Gebäude gespielt, sodass sich das lästige Packen und Fahren einmal einen Tag erübrigt hat, was ganz angenehm war. Natürlich war ja Sommer dort. Ich möchte wirklich wieder hinfahrn und vielleicht auch noch mehr Länder bespielen.

Nora: Wie gefällt euch die neue Umsetzung von bestuhlten Konzerten?
René:
Ich mag die Idee sehr gerne, so was ist total neu für uns – denn zum Beispiel in Holland reden die Fans immer während den Liedern, was ein wenig lästig sein kann – aber jetzt müssen sie sozusagen still sein, weil sie ja sitzen – und darum kriegen wir eigentlich die ganze Aufmerksamkeit vom Publikum – und sie hören und sehen Sachen, die sie normalerweise gar nicht mitbekommen würden, weil sie ja reden. Die Leute konzentrieren sich wirklich auf die Musik und das finde ich sehr gut.

Nora: Wie ist es, das erste Mal ohne Hugo auf Tour zu sein? Vermisst ihr ihn?
René:
Naja, eigentlich nicht so, denn schon bei der letzten Tour war Hugos Frau schwanger und er war eher der Meinung, dass er daheim bei ihr sein sollte. Wir haben schon auf der letzten Tour gemerkt, dass er nicht mehr wirklich Gefallen daran gefunden hat, er hatte ein wenig das Gefühl, als ob er zuviel gespielt hätte. Außerdem haben wir ja jetzt Marjolein, sie ist jung und wild, sie hat so was ja noch nicht erlebt und sie ist wirklich davon begeistert. Also vermissen wir Hugo nicht wirklich – was wir vermissen, ist eher, dass wir schließlich 14 Jahre mit ihm zusammen gespielt haben – doch Marjolein bringt auch frischen Wind in die Sache.

Nora: Ich habe gehört, dass ihr als nächstes einen Soundtrack machen wollt – ist euch die Idee gerade erst gekommen, oder wolltet ihr so etwas schon immer mal ausprobieren?
René:
Der Film ist von einem japanischen Studenten, der auf der Filmakademie in Amsterdam studiert – es ist sein letztes Projekt, ein Kurzfilm, der 25 Minuten dauert. Der Film ist japanisch, mit japanischen Schauspielern..aber er wurde in Amsterdam gedreht. Der Student kam zu uns und fragte, ob wir die Musik machen wollen und wir sagten, klar, können wir machen.
Daher werden Frank und ich, wenn wir die Tour beendet haben, mit der Arbeit zum Film beginnen. Es ist außerdem noch gar nicht sicher, ob wir nur die Sounds machen, oder ein ganzes Lied. Vielleicht machen wir am Ende des Films einen Song, der unterlegt ist. Wir müssen es erst mal ausprobieren.

Nora: Auf Sleepy Buildings habt ihr auch ein paar sehr alte Songs – war es komisch für Anneke, Songs zu singen, deren Lyrics nicht ihre eigenen waren? Bzw. hat sie Lyrics neu umgeschrieben?
René:
Nein, sie hat kein Problem damit. Sie hat ja in mehreren Bands mitgespielt und sie hat schon immer auch Covers gesungen.

Nora: Was dürfen wir von der nächsten Platte erwarten?
René:
Naja, jetzt haben wir ja Marjolein, es wird also ein total anderer Zugang von der Bass-Seite her sein. Auch Anneke spielt ja jetzt immer mehr Gitarre, also werden wir wieder mehr zwei Gitarren einsetzen, weil wir das ja jetzt auch live bringen können.

Nora: Eine letzte Frage: Welche Pläne habt ihr für die nächste Zeit, außer den Soundtrack zu machen?
René:
Naja, wir haben die Idee, eine DVD rauszubringen, wir wollen eine Show aufnehmen. Wir müssen aber noch immer mit Century Media zusammenarbeiten, also müssen wir zuerst herausfinden, wie das alles funktionieren wird. Wir wollen eine richtig gute DVD machen, mit vielen Kameras, auch auf der Bühne. Außerdem sollte sie Extras beinhalten, Dinge außerhalb der Shows.
Darum haben wir auch jemanden, der zur Zeit einfach alles filmt, er filmt sogar, wenn ich aufs Klo gehe (lacht). Wir wollen so etwas wie ein Tour Special machen.

Nora: Danke für das Interview.

 

03/2004 © Nora Mayr