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Amorphis - Eluveitie - Dark Tranquillity - Nailed To Obscurity
2022-12-16 DE – Oberhausen - Turbinenhalle

| Einlass: 17 Uhr | Beginn: 18 Uhr | Tickets: 38 Euro + Gebühren |

Das Jahr 2022 neigt sich nun langsam dem Ende zu, die letzten Tourpackages sehen ihren letzten Shows vor den Feiertagen entgegen und statt auf Konzerten zu rocken, hetzen die Leute nunmehr für ihre Weihnachtseinkäufe gestresst durch die Märkte.
Nach dem Konzert ist vor dem Konzert, diese Saison endet bekanntlich nie, auch nicht zu Weihnachten/Neujahr, dennoch gibt es zumindest (für die meisten) eine wohlverdiente Ruhepause.
Das letzte Quartal des Jahres hatte noch einmal ordentlich bei hochkarätigen Bands und Konzerten zugelegt – viele der verschobenen Touren wurden nun nachgeholt und konnten von uns in Wort und Bild begleitet werden. Um 2022 nun den letzten Tusch zu verpassen, genehmigt sich die NOCTURNAL HALL MAGAZIN Crew einmal mehr die allseits beliebten AMORPHIS zum Jahresabschluss. Ist ja irgendwie schon Tradition, denn die Finnen touren ja immer um die Jahreswende. Der Trek ist inzwischen am Ende der Tour angelangt, das ist heute die vorletzte Show. Morgen noch Hamburg und dann dürfen die Bands wohlverdient nach Hause fliegen.
Tatsächlich war bis zuletzt nicht ganz klar, wer heute Abend eigentlich der Headliner sein würde. Wenn wir das richtig verfolgt haben, dann wechselte der Slot täglich.

Nun denn, bei knackigen Minusgraden ging es nach Oberhausen, in die :: Turbinenhalle ::. Der Abend begann zeitig und tatsächlich passte sogar das Zeitmanagement. Sowohl, was Verkehr und Anreise betraf, aber auch Einlasszeiten und Showbeginn. Passiert ja nicht selten in der Tubse, dass die erste Band auf die Bühne muss, bevor die Türen überhaupt aufgemacht haben. Siehe die letzte AMORPHIS Show hier an diesem Ort in 2019…

:: Fotos :: NAILED TO OBSCURITY ::

Vor dem bösen C, also 2019, waren AMORPHIS bereits im Viererpack zu Gast in der Turbinenhalle, dieses Mal nur eben die große Halle. Damals wie heute ebenfalls mit :: NAILED TO OBSCURITY :: im Vorprogramm, verheizt auf 30 Minuten.
Das aktuelle Album ist noch immer dasselbe, Black Frost, mit dessen Titeltrack das Set auch wieder eröffnet und wie schon 2019 mit Desolate Ruin geschlossen wurde. Nur die drei Songs dazwischen haben sich geändert. Neben den beiden brandneuen (noch) Stand-Alone-Singles Liquid Mourning und Clouded Frame gab es noch Protean vom dritten Werk King Delusion.
Weitgehend in düsteres, meist blaues Licht getaucht, gab es feinsten melodischen Death/Doom und dieses Mal auch weitaus selbstbewusster und technisch versierter, als noch 2019. Und die Turbinenhalle war jetzt schon bis hinten vollgepackt, so dass NAILED TO OBSCURITY auch die wohlverdiente Begeisterung für viel zu kurzes Set einheimsen konnten :)
Meine Wenigkeit hat sich daraufhin dann noch schnell eines der letzten wunderschönen Girlie-Shirts geangelt ;)

Band: Raimund Ennenga (vox), Volker Dieken (git), Jan-Ole Lamberti (git), Carsten Schorn (bass), Jann Hillrichs (drums)
Setlist: Black Frost, Protean, Liquid Mourning, Clouded Frame, Desolate Ruin

:: Fotos :: DARK TRANQUILLITY ::

Aaahhh, yeah! Auf :: DARK TRANQUILLITY :: hab ich mich wirklich sehr gefreut. Ich hab die Schweden lange nicht mehr live gesehen. Vor 5 Jahren zum letzten Mal, als Support für Amon Amarth meine ich.
Statt sich auf das noch immer aktuelle Album Moment zu konzentrieren, ließen DARK TRANQUILLITY auf dieser Tour viele alte Tracks einfließen, ohne ein Best-Of-Set zu sein. Besonderes Augenmerk wurde auf Damage Done und Fiction gelegt, beides Jubiläumsalben (20 und 15 Jahre). Kann man so machen ;)
Viel augenfälliger war aber das neue Line-Up der Band, zumindest für jene, die DARK TRANQUILLITY im Sommer nicht live gesehen haben. Die Gründungsmitglieder Niklas Sundin und Anders Jivarp waren ja 2020 ausgestiegen, Bassist Anders Iwers folgte im Jahr darauf. Dafür kamen Christopher Amott und Johan Reinholdz, die beide wirklich ein Gewinn für die Band sind.
Die Band sah müde aus, dass lange Touren sah man den Jungs durchaus an. Der Performance tat das allerdings keinen Abbruch. Gerade Sänger Mikael Stanne ist noch immer ein Energiebündel auf der Bühne, steht keine Minute still und singt und growlt sich die Stimme aus dem Leib. Dazu gab es höchst emotionale Ansagen – da war man fast schon den Tränen nah. Tolle Show!

Band: Mikael Stanne (vox), Martin Brändström (keys), Christopher Amott (git), Johan Reinholdz (git), Christian Jansson (bass), Joakim Strandberg-Nilsson (drums)
Setlist: Identical To None, Terminus (Where Death Is Most Alive), What Only You Know, Atoma, Nothing To No One, Cathode Ray Sunshine, Hours Passed In Exile, Phantom Days, Misery's Crown

:: Fotos :: ELUVEITIE ::

Beim Umbau wurde dann schnell klar, wer Headliner und wer Co-Headliner an diesem Abend sein würde. An die Show von :: ELUVEITIE :: hatte ich wenig Erwartungen. Ich habe die Schweizer seit vielen Jahren aus den Augen verloren, da mich das Genre Folk/Viking/Humppa Metal schon lange nicht mehr interessiert. Beim Line-Up hat sich enorm was geändert, also für mich zumindest, verglichen mit dem letzten Live-Date, dass ich mit den Schweizern hatte (2009 oder so?). Da stehen mittlerweile acht oder neun Musiker auf der Bühne, die übrigens schön hergerichtet war, auch wenn ich davon nicht viel fotografisch einfangen konnte. Denn ELUVEITIE starteten die ersten drei Songs mit minimaler roter oder pinker Beleuchtung. Musikalisch gingen ELUVEITIE quer durch die eigene Historie bis zurück zum Zweitwerk Slania.

Band: Christian "Chrigel" Glanzmann (vox), Fabienne Erni (vox), Kay Brem (bass), Rafael Salzmann (git), Jonas Wolf (git), Matteo Sisti (Whistles, Dudelsack), Nicole Ansperger (violin), Annie Hurdy Gurdy (Annika Maria Riediger - Drehleier), Alain Ackermann (drums)
Setlist: Exile Of The Gods, Nil, Deathwalker, Epona, Anu, A Rose For Epona, Thousandfold, Ambiramus, King, Breathe, The Call Of The Mountains // Aidus, Ategnatos, Inis Mona

:: Fotos :: AMORPHIS ::

Am Ende des Abends war es letztendlich egal, wer vorneweg spielte, denn die Fans waren hauptsächlich wegen einer Band hier: :: AMORPHIS ::.
Endlich gab es ordentlich was zum Popo wackeln und Beine bewegen, denn die Turbinenhalle war eiskalt und besonders vom Boden her zog einem die Kälte in die Beine.
AMORPHIS
wiederum konzentrierten sich mehrheitlich auf ihr neues Album Halo, welches im Februar veröffentlicht worden war, und neueres Material mit vielen Klassikern dazwischen. Das Debütalbum The Karelian Isthmus feiert 30-jähriges Jubiläum (November 1992), da hätte man sicher was machen können, aber die Band blieb bei bewährtem Material und Publikumslieblingen.
Nun, ich will mich nicht beschweren ;) AMORPHIS passen irgendwie immer und enttäuschen nie. Auch hier ein schönes Stage-Setting und vor allem eine große Bühne, auf der sich Band austoben konnte. Oder hätte austoben können. Die Finnen gehen da je eher verhalten zu werke. Das sah im Publikum anders aus. Da wurde ordentlich gerockt und die Stage-Security hatte ordentlich zu tun die Crowdsurfer rauszusammeln. Ja, das hat wirklich Spass gemacht! Für mich ein würdiger Abschluss des Konzertjahres 2022. Jetzt gibt es ein paar Tage Ruhe und danach geht es im Januar 2023 direkt weiter :)

Band: Tomi Joutsen (vox), Tomi Koivusaari (git, vox), Esa Holopainen (git), Olli-Pekka „Oppu“ Laine (bass), Santeri Kallio (keys), Jan „Snoopy“ Rechberger (drums)
Setlist: Northwards, On The Dark Waters, Death Of A King, Silver Bride, Into Hiding, Wrong Direction, The Moon, Seven Roads Come Together, Black Winter Day, My Kantele, The Bee, House Of Sleep

Rückblickend lässt sich sagen, dass sich die Konzertbranche und die Musikindustrie generell durch Corona grundlegend verändert hat. Ich denke, das konnte man gerade dieses Jahr gut spüren, nachdem der Virus durch ist und nun Krieg, Inflation und Krisen das Zeitgeschehen regieren. Daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Ich schätze, man wird vielerorten komplett umdenken und neue Konzepte, Strategien entwickeln müssen, um das Business aufrecht zu erhalten und kommerziell erfolgreich halten zu können. Gleiches gilt für die Bands, die nach der Digitalisierung erneut umdenken müssen, da nun auch mit dem Livesektor so ziemlich das letzte Standbein an Einnahmen weggebrochen ist. Ich hab keine Ahnung bzw. ist es schwer abzuschätzen, wo die Reise hingehen und wie sich die Szene entwickeln wird. Ich bin gespannt aber auch voller Sorge. Andererseits, ein Leben ohne Musik bzw. Metal ist undenkbar! Es wird also ganz sicher irgendwie weitergehen ;) In diesem Sinne, habt ein paar erholsame Feiertage, bleibt gesund und kommt gut rüber. Wir sehen uns 2023! :)

Sincerely yours – Dajana of NOCTURNAL HALL

Vielen Dank an ConcertteamNRW für die Presse-Akkreditierung :)

Story & Pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography