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BOHREN & DER CLUB OF GORE
 
2009-12-19 DE – Dortmund - FZW

Von verblüffenden Momenten in einem ruinierten Leben, Protestsongs gegen Frauen und Trunkenheit an der Orgel

Der Name BOHREN & DER CLUB OF GORE war mir bereits das eine oder andere Mal untergekommen, hauptsächlich im Zusammenhang mit Mike Patton und Ipecac Records. Auf die Mühlheimer wirklich aufmerksam geworden bin ich aber erst auf die Empfehlung eines Musikers hin, der mir die Band während eines Interviews Anfang diesen Jahres wärmstens empfahl. Und damit war es passiert. Seitdem bin ich hin und weg und kann nicht genug bekommen ;)

:: Fotos ::

Ende 2009 sehe ich nun meinem allerersten BOHREN & DER CLUB OF GORE Konzert entgegen und freu mich wie verrückt, auch weil es das letzte Konzert in diesem Jahr sein wird – ein würdiger Ausklang.

Das Wetter ist bombastisch winterlich, minus 10 °C und Schnee und dummerweise muss ich dieses Mal die Deutsche Bundesbahn bemühen, um nach Dortmund zu kommen… Ein absolutes Desaster, komplettes Chaos. Kein Zug ohne Verspätung, und die fangen erst bei 30, 40 Minuten an. Selbst der kleinste Vorortzug kriegt es nicht gebacken. Herrgott, und dafür bezahlt man einen Haufen Geld? Mit anderthalb Stunden trudele ich endlich in Dortmund ein. Egal, das neue FZW befindet sich quasi um die Ecke vom Hauptbahnhof, also in Steinwurfweite. Prima, das macht es einfach. Und dann krieg ich erst mal einen Schreck, als der Laden völlig dunkel zu mir raufstarrt. *phew* Doch nicht, Glück gehabt. Und noch einmal Glück, denn BOHREN & DER CLUB OF GORE waren ebenfalls dem Schneechaos zum Opfer gefallen und hatten sich arg verspätet. Ich hab also nichts verpasst, konnte mich aufwärmen und ein Bier trinken, bevor es losging :)

Um 21 Uhr gingen dann die Lichter aus und :: BOHREN & DER CLUB OF GORE :: in Anzug und Krawatte begannen mit Staub vom quasi noch aktuellen Album Dolores. Wie vorgewarnt, spielen BOHREN & DER CLUB OF GORE in kompletter Finsternis. Nur das Licht von der Bar und dem Notausgang sowie Spots über den Instrumenten erhellten die Szenerie ein klein wenig. Passt natürlich perfekt zur Musik, wenn auch nicht sonderlich gut zu meiner Kamera ;)
Das einer oder andere Mal kündigt Christoph Clöser den nächsten Song an oder erzählt eine kurze Geschichte dazu. Und dies gesetzt, unglaublich trocken und schwarzhumorig. Die Lacher hat er somit auf seiner Seite ;) Er erzählt von Trunkenheit an der Orgel (Orgelblut), von Protestsongs gegen Frauen in zu großen Autos, die ihre doofen Kinder zur Schule oder zum Fußball fahren (Destroying Angels) und verblüffend schönen Momenten in einem ruinierten Leben (Still am Tresen). Überhaupt sind viele Lieder Protestsongs ;)
Der Sound ist am Anfang ein bisschen matschig und bringt dicht zusammenstehende Biergläser zum klingeln. Der kleine Saal des FZW ist mit ca. 150 Leuten gefüllt, vom Alternative-Studenten bis hin zum altehrwürdigen Herr. Was für eine Mischung ;) Manche sitzen oder hocken, andere stehen, aber fast alle lauschen mit geschlossenen Augen und lassen die wuchtigen Bassklänge wohlig durch den Körper klingen. Die Musik ist ein Erlebnis.
Vor dem Kleinen Finger spricht sich Christoph mit dem Publikum ab, wie die Zugabe zu händeln wäre, was dann auch prima klappt *lach* BOHREN & DER CLUB OF GORE bleibt auf der Bühne und spielt zwei weitere Songs. Borussia Dortmund Fans bekommen noch ihr Fett weg, als ihnen Christoph prophezeit, dass sie mittelfristig in der Versenkung verschwinden werden, wünscht ihnen aber viel Glück und flaxt über die fussballerischen Sentiments innerhalb der Band.
Nach anderthalb Stunden verabschieden sich BOHREN & DER CLUB OF GORE dann aber endgültig und entlassen das Publikum in die eiskalte Nacht.
Setlist: Staub, Unkerich, Orgelblut, The Art Of Coffins, Destroying Angels, Still am Tresen, Schwarze Biene (Black Maja), Welten, Constant Fear, Kleiner Finger // Prowler, Midnight Black Earth

Ein fantastisches Konzert :) Definitiv ein Highlight in 2009 und ziemlich einzigartig. Ist schon spannend, was die Musik so an Bildern im Kopf erzeugt, insbesondere in Bezug auf die trockenen Kommentare bei den Ansagen ;)

Danach ging es wieder flink zum Bahnhof und da ging dann erst mal gar nichts mehr. Die Züge hatten noch mehr Verspätung, am Ende wurde mein Zug natürlich ganz gestrichen *grrrrr* Dazu kamen Hunderte betrunkene und randalierende Borussen-Fans, Hooligans und doofe Nazi-Arschlöcher, SEK’s und Polizei und reichlich Tumulte auf dem Bahnhof. Letztendlich landete ich mitten in der Nacht in einer Bummelbahn nach Münster, bis zum Rand vollgestopft mit Fußballfans, mit massig Verspätung, die dann auch noch weiter ausgebaut wurde, weil der Zug zweimal einfach auf der Strecke wegen eingefrorener Türen (?) stehen blieb. Na toll. Nachts um 3 brauchte ich dann erst mal ein heißes Bad um aufzutauen...
Ich verspreche hoch und heilig, ich werde nie wieder zu schnell fahren und gebt mir meinen Lappen wieder, bitte.

 

story & pics © Dajana