Die
aktuelle The Domination Tour 2006 hat mit 6 Bands
schon beinahe Ausmaße der No Mercy Monster-Packages oder eines
1-Tages-Festivals. Gut, wenn man sich vor Konzertantritt den Bauch
vollgeschlagen und bequeme Schuhe an den Füßen hat ;)
... ähm ja ...
CRYPTOPSY hatten sich lange nicht mehr in Europa
blicken lassen und die Konzerte von GRAVE, DEW-SCENTED
oder ABORTED, an denen meine Wenigkeit teilhaben
konnte, sind schon ne Weile her – 2003, 2004, wenn ich mich
nicht irre – während VESANIA und HURTLOCKER
live für mich Neuland sind. Das Billing jedenfalls verspricht
schon mal ein angenehmes high-speed Death/Thrash Metal Massaker
(wenn man VESANIA mal außen vor lässt
;)). Einziger kleiner Wermutstropfen ist allerdings die Tatsache,
das an diesem heutigen Abend allerorten jede Menge geiler Konzerte
stattfinden und man sich eigentlich hätte 10-teilen müssen,
um nix zu verpassen. Wie auch immer, zum Glück wird ja Deutschland
übermäßig gut betourt und die Festivals stehen ja
auch quasi vor der Tür … hehehe.
Mit gut 150 Leuten war das Tor
III angenehm gefüllt und die Stimmung trotz Eiseskälte
bestens. Die Bands versetzten zwar die Anfangszeit mal eben kurz
um eine Stunde nach hinten, schadete aber dem gesamten Zeitrahmen
nicht, sondern hatte nur zur Folge, das der eine oder andere die
Stunde Leerlauf mit Alkohol überbrückte und schon vor
der ersten Band am Ende war. Also auf ins heutige Death/Thrash Metal
Inferno…
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Fotos ::
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HURTLOCKER
~ traten dann pünktlich um sieben rasant, kräftig
und kompromisslos Arsch. Das Quartett aus Chicago ging mit dem ersten
Song sofort in die Vollen und legte einen solide Show aus Metalcore,
Death und Thrash hin. Während Sänger Grant Belcher zwischen
den Songs auf freundliche und auch ... ähm ... nicht so freundliche
Weise versuchte das Publikum zu animieren (allerdings verstand man
kaum seinen Akzent), das trotz der brachialen Gewalt noch recht
verschlafen wirkte, lieferten sich die Manzella-Brüder (Pete
– git; Dan – bass) nette Grimassen- und Poser-Wettbewerbe.
Präsentiert wurde das Debüt Album Fear In
A Handful Of Dust, das im November 2005 über
Napalm Records (keine Ahnung, wie die da gelandet sind) veröffentlicht
wurde und erst seit einem Monat in den USA selbst in den Regalen
steht. Geiler Einstand!
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VESANIA ~ waren
der „bunte“ Farbtupfer in diesem Package. Die polnischen
Black Metaller (die Mitglieder toben sich auch bei Behemoth und
Vader aus) sorgten für ein bisschen Unruhe unter den alten
Death Metal Veteranen, ließen aber die Herzen der Metal Youngsters
höher schlagen. Insgesamt gab es mehrheitlich Mid-Tempo-lastigen
symphonischen Black Metal mit diversen Blast-Parts zur Auflockerung.
Beim Corpse-Paint ließ man ebenfalls ein bisschen mehr Kreativität
walten, als die meisten Panda-Outfits, so dass das stilistische
wie musikalische Gesamtbild einer gewissen Schlachttruppe aus Norwegen
nicht unähnlich war. Pluspunkt war hier aber das Quäntchen
mehr Aggressivität, da sich die Einflüsse der anderen
Bandaktivitäten nicht verleugnen ließen, auch wenn Originalität
und Identität auf der Strecke bleiben. Die Jungs dürften
bei BM Fans kräftig polarisieren... Fronthüne Orion und
seine Mannschaft lieferten zumindest eine beachtliche Show, während
das Publikum eher verhalten reagierte. Nett, aber nicht gerade spektakulär.
VESANIA supporteten ihr aktuelles Album God
The Lux.
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ABORTED
~ sorgten dann erstmals im Publikum für lebhaften
Reaktionen. Doch noch nicht scheintot ... Direkt mit dem Opener
Dead Wreckoning entstanden wüste Moshpits (dumm gelaufen,
falscher Platz zum knipsen und nun geprellte Rippen und Blutergüsse.
Die Kamera hat es knapp überlebt *lol*) und grölten die
Fans die Songs mit bzw. forderten ihre jeweiligen Lieblingstitel
– sehr zur Freude der Band, die im Übrigen ziemlich bunt
zusammengewürfelt ist, da es zum Jahresanfang Line-up Wechsel
gab, die wiederum zur Tour einen Session-Gitaristen notwendig machten.
Für offene Münder (oder besser gesagt, für sabbernde
Testosteron-gesteuerte Existenzen *g*) sorgte derweil Neuzugang
Olivia am Bass, die zwar nach einem Monat Touring etwas geschafft
aussah aber dennoch kräftig rockte und den Herren auf der Bühne
in nix nachstand. Die belgischen Splatter-Gore-Chaoten haben wie
Hölle gerockt und waren definitiv das Highlight des Abends.
Jawoll, genial!
Setlist: Dead Wreckoning, Meticulous Invagination,
Gestated Rabidity, The Holocaust Incarnate, Charted Carnal Effigy,
The Saw & The Carnage Done, Sanguine Verses, The Gangreenous
Epitaph, A Cold Logistic Slaughter, The Sanctification Of Fornication
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DEW-SCENTED
~ gingen es danach nicht weniger heftig aber weit
aus technischer an. Sänger Leif Jensen fühlte sich quasi
wie zu Hause, grüßte bekannte Nasen und richtete Grüße
aus. Es gab neben anderen Songs vom aktuellen Album Issue
IV (Never To Return, etc.), einen, der hier
zum allerersten Mal live gespielt wurde: Bled Dry (na ja,
in Essen wurde der Song auch schon gespielt ;)), dazu den härtesten
DEW-SCENTED Song ever One By One. Trotz
einer souveränen Performance fehlte es meiner Meinung nach
irgendwie ein wenig an Groove, oder kam die Stimmung nicht so gut
rüber? Hmm... zu technisch das Ganze? Nach einer Band wie Aborted
ist es aber auch nicht gerade einfach...
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GRAVE ~
waren eigentlich schon am Nachmittag nicht mehr in dieser Welt und
hatten daher doch das eine oder andere Problem auf der Bühne.
Vor allem in Sachen Kondition... denn GRAVE spielten
als Co-Headliner nur 40 Minuten. Danach ging ihnen die Puste aus,
aber das Bier schien noch immer zu schmecken. Sänger und Gitarist
Ola Lindgren hatte zunächst Probleme mit seiner Gitarre, so
dass Drummer Pelle Ekegren und Bassist Fredrik Isaksson alleine
für den Krach sorgen mussten (wo war eigentlich der zweite
Gitarist?) und die Show recht schleppend anlief. Erst mit Rise
vom 2002 Album Back From The Grave kam
etwas mehr Schwung und Groove in die Angelegenheit. Nach Tracks
wie Soulless, And Here I Die und Back From
The Grave war dann auch schon wieder Schluss. Ok, GRAVE
wurden einigermaßen abgefeiert, aber diesen Kult-Rummel kann
ich nicht verstehen, denn ich hab in den letzten Jahren keine vernünftige
Show der Schweden gesehen. Nun ja, an alte Heldentage wie zu Soulless-Zeiten
werden GRAVE wohl nie mehr herankommen...
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CRYPTOPSY
~ nutzten den etwas weiteren Zeitrahmen für
eine längere Umbaupause und starteten eine halbe Stunde vor
Mitternacht. CRYPTOPSY gaben optisch ein recht
seltsames Bild ab (ok, ist jetzt ziemlich subjektiv), irgendwie
multi-kulti und bunt zusammengewürfelt. Der 2003 zurückgekehrte
Sänger Lord Worm schien sich in komplett anderen Sphären
zu bewegen, hat sich einer... sagen wir mal eigenen Ausdrucksweise
bedient, die keiner Texte bedarf, während Gitarist Alex Auburn
unglaubliche Fingerkunststücke auf dem Griffbrett hinlegte,
optisch aber eher in eine Hard Rock Band passen würde, als
in ein Death-Metal-ICE-Hochgeschwindigkeitsgeschoss. Drummer Flo
Mounier sorgte bei den noch nüchternen Musikern/Interessierten
für offene Münder; Hölle ist der schnell und präzise
wie ein Schweizer Uhrwerk. Unglaublich!!! Die übliche Wurmverköstigung
fiel übrigens aus ...
Auch hier war nach einer halben Stunde Set Schluss, danach gab es
noch 2 Songs als Zugabe, Dankesworte für’s leckere deutsche
Bier (die haben Hansa getrunken ... huuhuuu), an die Fans für
den Support und an alle beteiligten Bands der Tour und aus die Maus.
Setlist (nicht sicher): Lord Of The Rings intro,
In The Kingdom Where Everything Dies, The Sky Is Mortal, Carrionshine,
Adeste Infidelis, The Frantic Pace Of Dying, Keeping The Cadaver
Dogs Busy, Angelskingarden, The Pestilence That Walketh In Darkness,
Endless Cemetary, Abigor Graves Of The Fathers // White Worms, We
Bleed, Phobophile
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Fazit:
Für die beiden Hauptbands GRAVE und CRYPTOPSY
waren die jeweiligen Spielzeiten irgendwie viel zu kurz, auch wenn
der Zeitrahmen als Ganzes bei 6 Bands mit 5 Stunden völlig
ok war. Das Konzert lag von der Besucheranzahl her gut im Tourdurchschnitt,
nur der Band-Zuspruch und der Enthusiasmus hätte meiner Meinung
nach etwas lebhaftiger sein können.
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