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2006-02-25 DE – Georgsmarienhütte - Tor III

Die aktuelle The Domination Tour 2006 hat mit 6 Bands schon beinahe Ausmaße der No Mercy Monster-Packages oder eines 1-Tages-Festivals. Gut, wenn man sich vor Konzertantritt den Bauch vollgeschlagen und bequeme Schuhe an den Füßen hat ;) ... ähm ja ...
CRYPTOPSY hatten sich lange nicht mehr in Europa blicken lassen und die Konzerte von GRAVE, DEW-SCENTED oder ABORTED, an denen meine Wenigkeit teilhaben konnte, sind schon ne Weile her – 2003, 2004, wenn ich mich nicht irre – während VESANIA und HURTLOCKER live für mich Neuland sind. Das Billing jedenfalls verspricht schon mal ein angenehmes high-speed Death/Thrash Metal Massaker (wenn man VESANIA mal außen vor lässt ;)). Einziger kleiner Wermutstropfen ist allerdings die Tatsache, das an diesem heutigen Abend allerorten jede Menge geiler Konzerte stattfinden und man sich eigentlich hätte 10-teilen müssen, um nix zu verpassen. Wie auch immer, zum Glück wird ja Deutschland übermäßig gut betourt und die Festivals stehen ja auch quasi vor der Tür … hehehe.
Mit gut 150 Leuten war das Tor III angenehm gefüllt und die Stimmung trotz Eiseskälte bestens. Die Bands versetzten zwar die Anfangszeit mal eben kurz um eine Stunde nach hinten, schadete aber dem gesamten Zeitrahmen nicht, sondern hatte nur zur Folge, das der eine oder andere die Stunde Leerlauf mit Alkohol überbrückte und schon vor der ersten Band am Ende war. Also auf ins heutige Death/Thrash Metal Inferno…

:: Fotos ::

:. HURTLOCKER ~ traten dann pünktlich um sieben rasant, kräftig und kompromisslos Arsch. Das Quartett aus Chicago ging mit dem ersten Song sofort in die Vollen und legte einen solide Show aus Metalcore, Death und Thrash hin. Während Sänger Grant Belcher zwischen den Songs auf freundliche und auch ... ähm ... nicht so freundliche Weise versuchte das Publikum zu animieren (allerdings verstand man kaum seinen Akzent), das trotz der brachialen Gewalt noch recht verschlafen wirkte, lieferten sich die Manzella-Brüder (Pete – git; Dan – bass) nette Grimassen- und Poser-Wettbewerbe. Präsentiert wurde das Debüt Album Fear In A Handful Of Dust, das im November 2005 über Napalm Records (keine Ahnung, wie die da gelandet sind) veröffentlicht wurde und erst seit einem Monat in den USA selbst in den Regalen steht. Geiler Einstand!

:. VESANIA ~ waren der „bunte“ Farbtupfer in diesem Package. Die polnischen Black Metaller (die Mitglieder toben sich auch bei Behemoth und Vader aus) sorgten für ein bisschen Unruhe unter den alten Death Metal Veteranen, ließen aber die Herzen der Metal Youngsters höher schlagen. Insgesamt gab es mehrheitlich Mid-Tempo-lastigen symphonischen Black Metal mit diversen Blast-Parts zur Auflockerung. Beim Corpse-Paint ließ man ebenfalls ein bisschen mehr Kreativität walten, als die meisten Panda-Outfits, so dass das stilistische wie musikalische Gesamtbild einer gewissen Schlachttruppe aus Norwegen nicht unähnlich war. Pluspunkt war hier aber das Quäntchen mehr Aggressivität, da sich die Einflüsse der anderen Bandaktivitäten nicht verleugnen ließen, auch wenn Originalität und Identität auf der Strecke bleiben. Die Jungs dürften bei BM Fans kräftig polarisieren... Fronthüne Orion und seine Mannschaft lieferten zumindest eine beachtliche Show, während das Publikum eher verhalten reagierte. Nett, aber nicht gerade spektakulär. VESANIA supporteten ihr aktuelles Album God The Lux.

:. ABORTED ~ sorgten dann erstmals im Publikum für lebhaften Reaktionen. Doch noch nicht scheintot ... Direkt mit dem Opener Dead Wreckoning entstanden wüste Moshpits (dumm gelaufen, falscher Platz zum knipsen und nun geprellte Rippen und Blutergüsse. Die Kamera hat es knapp überlebt *lol*) und grölten die Fans die Songs mit bzw. forderten ihre jeweiligen Lieblingstitel – sehr zur Freude der Band, die im Übrigen ziemlich bunt zusammengewürfelt ist, da es zum Jahresanfang Line-up Wechsel gab, die wiederum zur Tour einen Session-Gitaristen notwendig machten. Für offene Münder (oder besser gesagt, für sabbernde Testosteron-gesteuerte Existenzen *g*) sorgte derweil Neuzugang Olivia am Bass, die zwar nach einem Monat Touring etwas geschafft aussah aber dennoch kräftig rockte und den Herren auf der Bühne in nix nachstand. Die belgischen Splatter-Gore-Chaoten haben wie Hölle gerockt und waren definitiv das Highlight des Abends. Jawoll, genial!
Setlist: Dead Wreckoning, Meticulous Invagination, Gestated Rabidity, The Holocaust Incarnate, Charted Carnal Effigy, The Saw & The Carnage Done, Sanguine Verses, The Gangreenous Epitaph, A Cold Logistic Slaughter, The Sanctification Of Fornication

:. DEW-SCENTED ~ gingen es danach nicht weniger heftig aber weit aus technischer an. Sänger Leif Jensen fühlte sich quasi wie zu Hause, grüßte bekannte Nasen und richtete Grüße aus. Es gab neben anderen Songs vom aktuellen Album Issue IV (Never To Return, etc.), einen, der hier zum allerersten Mal live gespielt wurde: Bled Dry (na ja, in Essen wurde der Song auch schon gespielt ;)), dazu den härtesten DEW-SCENTED Song ever One By One. Trotz einer souveränen Performance fehlte es meiner Meinung nach irgendwie ein wenig an Groove, oder kam die Stimmung nicht so gut rüber? Hmm... zu technisch das Ganze? Nach einer Band wie Aborted ist es aber auch nicht gerade einfach...

:. GRAVE ~ waren eigentlich schon am Nachmittag nicht mehr in dieser Welt und hatten daher doch das eine oder andere Problem auf der Bühne. Vor allem in Sachen Kondition... denn GRAVE spielten als Co-Headliner nur 40 Minuten. Danach ging ihnen die Puste aus, aber das Bier schien noch immer zu schmecken. Sänger und Gitarist Ola Lindgren hatte zunächst Probleme mit seiner Gitarre, so dass Drummer Pelle Ekegren und Bassist Fredrik Isaksson alleine für den Krach sorgen mussten (wo war eigentlich der zweite Gitarist?) und die Show recht schleppend anlief. Erst mit Rise vom 2002 Album Back From The Grave kam etwas mehr Schwung und Groove in die Angelegenheit. Nach Tracks wie Soulless, And Here I Die und Back From The Grave war dann auch schon wieder Schluss. Ok, GRAVE wurden einigermaßen abgefeiert, aber diesen Kult-Rummel kann ich nicht verstehen, denn ich hab in den letzten Jahren keine vernünftige Show der Schweden gesehen. Nun ja, an alte Heldentage wie zu Soulless-Zeiten werden GRAVE wohl nie mehr herankommen...

:. CRYPTOPSY ~ nutzten den etwas weiteren Zeitrahmen für eine längere Umbaupause und starteten eine halbe Stunde vor Mitternacht. CRYPTOPSY gaben optisch ein recht seltsames Bild ab (ok, ist jetzt ziemlich subjektiv), irgendwie multi-kulti und bunt zusammengewürfelt. Der 2003 zurückgekehrte Sänger Lord Worm schien sich in komplett anderen Sphären zu bewegen, hat sich einer... sagen wir mal eigenen Ausdrucksweise bedient, die keiner Texte bedarf, während Gitarist Alex Auburn unglaubliche Fingerkunststücke auf dem Griffbrett hinlegte, optisch aber eher in eine Hard Rock Band passen würde, als in ein Death-Metal-ICE-Hochgeschwindigkeitsgeschoss. Drummer Flo Mounier sorgte bei den noch nüchternen Musikern/Interessierten für offene Münder; Hölle ist der schnell und präzise wie ein Schweizer Uhrwerk. Unglaublich!!! Die übliche Wurmverköstigung fiel übrigens aus ...
Auch hier war nach einer halben Stunde Set Schluss, danach gab es noch 2 Songs als Zugabe, Dankesworte für’s leckere deutsche Bier (die haben Hansa getrunken ... huuhuuu), an die Fans für den Support und an alle beteiligten Bands der Tour und aus die Maus.
Setlist (nicht sicher): Lord Of The Rings intro, In The Kingdom Where Everything Dies, The Sky Is Mortal, Carrionshine, Adeste Infidelis, The Frantic Pace Of Dying, Keeping The Cadaver Dogs Busy, Angelskingarden, The Pestilence That Walketh In Darkness, Endless Cemetary, Abigor Graves Of The Fathers // White Worms, We Bleed, Phobophile

Fazit: Für die beiden Hauptbands GRAVE und CRYPTOPSY waren die jeweiligen Spielzeiten irgendwie viel zu kurz, auch wenn der Zeitrahmen als Ganzes bei 6 Bands mit 5 Stunden völlig ok war. Das Konzert lag von der Besucheranzahl her gut im Tourdurchschnitt, nur der Band-Zuspruch und der Enthusiasmus hätte meiner Meinung nach etwas lebhaftiger sein können.

 

story & pics © Dajana